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Berliner Biographien

Gabriel, Karl Eduard
* 30. Juli 1809 in Jüterbog
† 22. April 1841 in Berlin
Pädagoge

Nach einer Ausbildung am Lehrerseminar in Neuzelle und einem Studium der Naturwissenschaften an der Berliner Universität erhielt er 1832 eine Anstellung an der Berliner Stadtschule, die er bis zu seinem Tode wahrnahm. Der Anhänger Pestalozzis publizierte eine Vielzahl pädagogischer Schriften, so eine »Anthropologie« für Lehrer.

Gallitzin, Adelheid Amalie
* 28. August 1748 in Berlin
† 27. April 1806 in Angelmodde b. Münster
Salonnière

Die Tochter des preußischen Feldmarschalls Samuel von Schmettau heiratete 1768 den russischen Fürsten und Diplomaten Dimitri Gallitzin (1738-1803), von dem sie sich jedoch bald wieder trennte. Danach lebte sie in Münster, wo sie in einem Kreis vorwiegend religiös gesinnter Künstler und Wissenschaftler wirkte, zu dem u. a. auch Goethe Kontakt hatte. Sie trug die Tradition des Berlinischen Salons in die Provinz.

(G)

Gary, Max
* 15. August 1859 in Erfurt
† 9. April 1923 in Berlin
Ingenieur

Nach dem Studium an der Berliner Technischen Hochschule fand der Spezialist für Baustoffkunde eine Anstellung im Lichterfelder Materialprüfungsamt. Als einer der frühesten Ansiedler der Villenkolonie Dahlem, die 1901 entstand, war er erster Vorsitzender der Freien Vereinigung Dahlemer Villenbesitzer und Mitglied der Gutsvertretung der Domäne Dahlem. Seit 1927 trägt in Dahlem (Zehlendorf) eine Straße seinen Namen.

Gebhardt, Willibald
* 17. Januar 1861 in Berlin
† 30. April 1921 in Berlin
Chemiker, Begründer der deutschen olympischen Bewegung

Der Sohn eines Berliner Buchbindermeisters promovierte nach einem Chemiestudium 1885 an der Berliner Universität, leitete zeitweise den väterlichen Betrieb und versuchte sich seit 1890 als Unternehmer in New York. 1895 nach Berlin zurückgekehrt, engagierte sich G. für die olympische Bewegung in Deutschland. Als Geschäftsführer verschiedener Komitees, die sich für die Olympischen Spiele einsetzten, wirkte er entscheidend auf die Teilnahme deutscher Sportler an den Olympischen Spielen 1896, 1900 und 1904 ein. 1896 wurde er als erster Deutscher in das 1894 gegründete Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgenommen. Querelen auf nationaler und internationaler Ebene führten zwischen 1906 und 1909 zum Rückzug aus all seinen Ämtern in Sportgremien. Bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, wurde G. in Halensee beigesetzt.

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Gerhard, Adele
* 8. Juni 1868 in Köln
† 10. Mai 1956 in Köln
Schriftstellerin

Die aus der Kölner Kaufmannsfamilie de Jong stammende G. übersiedelte nach ihrer Heirat mit dem Rechtsanwalt Stephan Gerhard 1889 nach Berlin, wo sie in der Mohrenstraße bzw. in der Wilhelmstraße wohnte. Einige der aus ihrer Berliner Zeit stammenden Arbeiten spielen im Hauptstadtmilieu, so »Die Familie Vanderhouten« (1909) und »Am Alten Graben« (1917), ein Roman, der als Vorabdruck in der »Vossischen Zeitung« erschien. 1933 ging G. ins Exil in die USA, von wo aus sie erst 1955 nach Deutschland zurückkehrte. 1948 erschien ihre Autobiographie »Das Bild meines Lebens«.

Gerhard, Friedrich Wilhelm Eduard
* 29. November 1795 in Posen
† 12. Mai 1867 in Berlin
Archäologe

Nach dem Studium und der Promotion in Berlin versuchte der aus einer Juristenfamilie stammende G. als Privatdozent und Gymnasiallehrer sein Glück, mußte diese Pläne jedoch aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. 1820 zum erstenmal in Italien, wurde Rom seine zweite Heimat. Dort lebte er - mit Unterbrechungen - bis 1837. 1829 gründete er gemeinsam mit Bunsen in Rom ein Institut für archäologische Korrespondenz. 1833 in Berlin als Archäologe angestellt, siedelte er in der Folgezeit ganz nach Berlin über. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1835), lehrte als Professor an der Universität (1844) und leitete seit 1855 als Direktor die Skulpturenabteilung des Berliner Museums. Er gehörte zu den Begründern der archäologischen Gesellschaft.

Gerstenberg, Adolf
* 3. Januar 1826 in Magdeburg
† 22. Januar 1896 in Berlin
Architekt

Nachdem der gelernte Architekt von 1851 an zehn Jahre als erster Berliner Brandinspektor der neu eingerichteten Feuerwehr vorgestanden hatte, bewarb er sich 1861 erfolgreich für den Posten des Berliner Stadtbaurates. Unter seiner Leitung wurden seit 1864 eine Vielzahl von Schulbauten realisiert, so in der assertorstraße (1865), am Lausitzer Platz (1871) und in der Muskauer Straße (1873). G. zählte 1865 zu den Mitbegründern des Vereins für die Geschichte Berlins.

Gleditsch, Johann Gottlieb
* 5. Februar 1714 in Leipzig
† 5. Oktober 1786 in Berlin
Botaniker

Seit 1746 Professor für Botanik am »Collegium medicochirurgicum«, dem Berliner militärärztlichen Institut, war G. gleichzeitig auch Direktor des Botanischen Gartens. Als 1770 in Berlin die erste wissenschaftliche Forstlehranstalt eingerichtet wurde, war G. ihr erster Lehrer für Forstwissenschaft.

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Gniffke, Erich Walter
* 14. Februar 1895 in Elbing
† 4. September 1964 in Bad Kissingen
sozialdemokratischer Politiker

Seit 1913 Sozialdemokrat, führte G. zwischen 1933 und 1945 eine Berliner Firma und stellte sich sofort nach der Befreiung Berlins in den Dienst der sozialdemokratischen Partei. Als einer der Vorsitzenden des Berliner Zentralausschusses der SPD setzte er sich für die »Ostorientierung« der Partei ein und trat trotz einiger Bedenken für eine Vereinigung mit der KPD ein. Auf dem Vereinigungsparteitag 1946 ins Zentralsekretariat der SED gewählt, kam es bald zu Querelen. 1948 wechselte er in die Westzonen. Seine Erinnerungen »Jahre mit Ulbricht« erschienen erst nach seinem Tod 1966.

Goldschmidt, Levin
* 30. Mai 1829 in Danzig
† 16. Juli 1897 in Wilhelmshöhe
Jurist

Der aus einer Danziger Kaufmannsfamilie stammende G. trat nach dem Studium in Berlin, Bonn und Heidelberg 1870 in das neue oberste Gericht des Norddeutschen Bundes ein. 1875 folgte er einem Ruf der Berliner Universität und wirkte hier vor allem auf dem Gebiet des Handelsrechts, auf dem er als ein hervorragender Kenner galt.

Göring, Bernhard
* 21. November 1897 in Berlin
† 1. Dezember 1949 in Dresden
Gewerkschaftsfunktionär

Der langjährige Sozialdemokrat, viele Jahre Vorsitzender des Bundes religiöser Sozialisten und Sekretär des Allgemeinen Freien Angestelltenbundes, wurde wegen seiner antifaschistischen Aktivitäten zwischen 1937 und 1940 mehrfach verhaftet. Nach Kriegsende engagierte er sich für die Wiederbelebung der SPD und der Berliner Gewerkschaften. Im Februar 1946 wurde er zum 2. Vorsitzenden des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) gewählt. Als Befürworter der Vereinigung von SPD und KPD kam er im April 1946 auch in den Parteivorstand der SED.

Gontard, Friedrich Carl Ludwig von
* 30. Juli 1764 in Bayreuth
† 1. März 1839 in Berlin
Militär

Der Sohn des Architekten Carl Gontard (1731-1791) wurde 1779 Kadett und durchlief eine unauffällige militärische Karriere, bis er 1806 als Platzmajor von Berlin eingesetzt wurde. In dieser Funktion, bei der die Regelung des täglichen Truppendienstes im Mittelpunkt stand, diente er bis 1839. Zu seinem 50. Dienstjubiläum 1829 verlieh ihm Berlin die Ehrenbürgerschaft. Beigesetzt wurde G. auf dem Garnisonsfriedhof.

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Gotter, Gustav Adolf von
* 26. März 1692 in Altenburg
† 28. Mai 1762 in Berlin
Diplomat

Nach dem Studium in Jena und Halle diente G. anfänglich seinem Herzogtum in Gotha, bevor er 1729 nach Berlin ging, 1732 preußischer Gesandter in Wien wurde und unter Friedrich II. eine Reihe unterschiedlicher Aufgaben übertragen bekam.
     1740 zum Oberhofmarschall berufen, war er 1743 als Generaldirektor der Königlichen Oper und ab 1744 als Kurator der Akademie der Wissenschaften tätig. 1752 wurde er preußischer Generalpostmeister. Trotz dieser Ämter verbrachte der gesundheitlich angeschlagene G. viel Zeit auf seinem Gut Molsdorf bei Gotha.

Gurk, Paul
* 26. April 1880 in Frankfurt/O.
† 12. August 1953 in Berlin
Schriftsteller, Maler, Musiker

Als fünfjährige Waise nach Berlin gekommen, wohnte G. über 30 Jahre in der Melchiorstraße, bevor ihn 1936 der Abriß des Mietshauses zwang, in die Afrikanische Straße 144 b umzuziehen, wo heute eine Gedenktafel an den vergessenen Künstler erinnert. G. arbeitete bis 1934 als Magistratsangestellter in einem Standesamt, schrieb jedoch unzählige Romane, Theaterstücke, malte und komponierte. 1921 erhielt er für seine Tragödie »Thomas Münzer« den Kleistpreis. Zu seinen im Berliner Milieu spielenden - heute wieder aufgelegten - Arbeiten gehören das autobiographische Buch »Berlin« (1934) und der Roman »Laubenkolonie Schwanensee« (1949).

Gutzmann, Hermann Carl Albert
* 29. Januar 1865 in Bütow (Pommern)
† 4. November 1922 in Berlin
Mediziner

Nach dem Medizinstudium an der Berliner Universität und der Promotion (1887) zu Problemen des Stotterns befaßte sich G. vor allem mit medizinischen Fragen des Sprechens. Seit 1896 Leiter einer Privatklinik, kam er 1912 als Leiter der Hals- und Nasenklinik an die Charité. 1929 erhielt eine Straße in Zehlendorf seinen Namen.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 8/1996
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