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Straßenbelag unternommen. Dabei zeigten sich auch dessen Nachteile: Weil die Straßenbauer die neue Technologie des Straßenbaus noch nicht beherrschten, wiesen die asphaltierten Straßen bald Risse, Spurrinnen und tiefe Schlaglöcher auf. Bei Regen glichen sie riesigen Pfützen, da das Wasser nicht absickern konnte und Berlin noch keine Kanalisation besaß. Erst im Verlaufe vieler Jahre lernten es die Berliner Straßenbauer, diese Probleme besser zu beherrschen.
     Ein gewisser - und zugleich sensationeller - Durchbruch wurde 1886 erzielt, als »The Barber Asphalt Paving Company« aus Washington die Landsberger Straße zwischen Alexanderplatz und Katharinenstraße (sie verlief bis 1970 von der Georgenkirchbis zur Landwehrstr.) asphaltierte. Darüber schrieb die »Illustrirte Zeitung« am 4. Dezember 1886: »Nach echt amerikanischer Eigenart erschien die Company nicht ohne wirksame Reclame auf der Bildfläche; sie hatte fünf echte Neger mitgebracht. Während sonst die schwarzen Menschenbrüder zwischen Affen und bunten Papageien als Ausrufer in der Hasenheide vor Tierbuden, Seiltänzerplätzen oder verheißungsvollen, aber etwas mystischen >Cabinets< von der Volksmenge angestaunt wurden, sah man die Farbigen plötzlich als Straßenarbeiter. Hunderte von Neugierigen umstanden von früh bis
Heinz Menge
16. August 1873 Asphalt auf der
Landsberger Straße

Die Berliner Straßenverhältnisse zählten seit jeher zu den größten Ärgernissen sowohl der Bewohner als auch der Besucher der Stadt. Das wog um so schwerer, da Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts - in den Gründerjahren - die Wirtschaft, das Baugeschehen, der Handel und damit auch der Straßenverkehr gewaltig wuchsen. Es gehörte schon zur Normalität, daß mit Waren oder Baumaterial beladene Pferdewagen wegen des schlechten Straßenpflasters mit Achsen- oder Radbrüchen liegenblieben. Um dem Abhilfe zu schaffen, unternahmen die Berliner Behörden 1873 den ersten Versuch, Straßen mit einem neuen, in Amerika entwickelten Belag zu versehen: dem Asphalt. Als Versuchsstrecke wurde die Markgrafenstraße auserkoren und am 16. August 1873 für den Verkehr freigegeben. Alle, die sie überfuhren, waren begeistert davon, daß die Wagen auf der glatten Fahrbahn viel leichter und geräuscharmer rollten als auf dem holprigen Straßenpflaster. Bald schon wurden weitere Versuche mit dem neuen


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spät den Arbeitsplatz ... Diese >dunklen Ehrenmänner< als fleißige, geschickte Arbeiter anerkennen zu sollen, das war für einen gewissen Theil der berliner Bevölkerung eine schwierige Sache.« Doch gerade sie waren es, die sich »vor den Augen des Publi
kums als wirkliche Musterarbeiter erwiesen« und die Vorzüge einer fachkundig asphaltierten Straße überzeugend demonstrierten.
     Bildquelle:
»Illustrirte Zeitung«, 1886
Schwarze asphaltieren die Landsberger Straße.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 8/1996
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