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Maria Curter
14. Juli 1881:
Das erste Telefonbuch Berlins erscheint

Fünf Bände dick, zirka 7500 Seiten stark und 7,5 Kilogramm schwer ist das Telefonbuch des Jahres 1996/97, das dieser Tage ausgeliefert wird. Angefangen hat alles mit einem Heftchen von 28 Seiten mit etwa 200 Eintragungen - das war das erste »Verzeichniss der Theilnehmer an der Stadt-Fernsprecheinrichtung in Berlin«, erschien am 14. Juli 1881. Die Teilnehmer waren nicht alphabetisch, sondern nach Vergabe der Nummern geordnet. Die Telefonnummern 1 und 11 hatte die Berliner Börse. Der Geheime Kommerzienrat Liebermann war unter der Nummer 10 und die Maschinenbauanstalt Karl Beermann vor dem Schlesischen Tor unter Nr. 15 zu erreichen. Weder Post und Behörden noch Ärzte oder Krankenanstalten fanden sich im ersten Telefonbuch. Lediglich das Polizeipräsidium am Molkenmarkt 1 war eingetragen. Ein Drittel der Teilnehmer waren Banken, was vielleicht auch am

Preis gelegen haben könnte. Die jährliche Gebührenpauschale betrug 200 Reichsmark.
     Schon Ende 1881 gab es 458 Telefonanschlüsse, der erste öffentliche Fernsprecher wurde am 15. August 1881 beim Postamt W 64 Unter den Linden 5 eingerichtet. Acht Jahre später existierten bereits 10 000 Sprechstellen, täglich wurden etwa 200 000 Telefonate handvermittelt geführt. Damit verfügte Berlin 1889 über das größte Sprechnetz der Erde.
     1877 ließ der Generalpostmeister Heinrich von Stephan in Berlin das Telefon erproben, und am 12. November 1877 wurde der erste Fernsprechverkehr für den öffentlichen Telegraphenbetrieb beim Postamt Friedrichsberg (heute Lichtenberg) eingerichtet.
     Aber »die Einwohner unserer Stadt haben stets ungewöhnliche Kälte gegenüber neuen Einrichtungen bewahrt«, beklagte Emil Rathenau. Das von Siemens für 12 Goldmark (mit 25 Meter Draht, einschließlich Verpackung und Porto) angebotene Gerätepaar - Wandtelefone mit Holzgehäuse -
Die ersten Telefone waren Wandfernsprecher in einem hölzernen Gehäuse.

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lehnten die Berliner als technisches Spielzeug für Sensationshungrige ab. Ein Aufruf Stephans an die Öffentlichkeit zur Beteiligung an seiner »Stadt-Fernsprecheinrichtung« am 14. Juni 1880 blieb ohne Resonanz. Trotzdem wurde im Winter 1880 mit dem Bau der Anlage begonnen. Die acht Mutigen, die am 12. Januar 1881 zunächst versuchsweise telefonierten, waren die Mitteldeutsche Kreditbank, das Bankgeschäft Jacob Landau, der Geheime Kommerzienrat Gerson von Bleichröder, die Diskontogesellschaft, die Deutsche Bank, die Direktion der Großen Berliner Pferdeeisenbahn-Aktiengesellschaft, das Bankgeschäft Carl Schlesinger, Trier u. Co. und Cäsar Wollheim (Kohlen und Metalle). Am 1. April 1881 wurde die »Berliner Stadt-Fernsprecheinrichtung« mit 48 sogenannten Abonnenten offiziell eröffnet. Bildquellen:
Loesche, K.-H.; Leuthold, D.; De-Te-We-Chronik 1970, S. 33
Gnewuch, G.; Roth, K.; Aus der Berliner Postgeschichte, 1975, S. 140

Auszug aus dem Fernsprechbuch von 1887, das dem von 1881 im wesentlichen gleicht


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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 7/1996
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