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Berliner Biographien

Felgentreu, Friedrich
* 8. Mai 1786 in Berlin
† 16. September 1809
Militär

Als einer der Offiziere des Freikorps von Ferdinand von Schill geriet er am 31. Mai 1809 in Stralsund in Gefangenschaft und wurde vor den Toren der Festung Wesel erschossen. In Lankwitz (Steglitz) erinnert seit 1935 eine Straße an ihn.

Fechner, Max
* 27. Juli 1892 in Rixdorf bei Berlin
† 13. September 1973 in Berlin
Politiker

Der gelernte Werkzeugmacher trat 1910 der SPD bei, wechselte 1917 zur USPD, kam 1922 wieder zur SPD zurück und wirkte seit 1924 im SPD-Parteivorstand. Er gehörte bis 1925 der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung an, war dann bis 1928 Stadtverordneter und bis 1932 Mitglied des Preußischen Landtages. Sein spezielles Aufgabengebiet war die Kommunalpolitik. Nach 1933 mehrfach verhaftet, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Lebensmittelhändler in Neukölln. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges setzte sich F. engagiert für die Vereinigung von SPD und KPD ein. Nach der Gründung der DDR zum Justizminister berufen, wurde er wegen seiner kritischen Haltung zu den Verhaftungen nach dem 17. Juni 1953 als Minister abgesetzt, verhaftet und zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. Nach seiner Amnestierung 1956 lebte F. zurückgezogen in Fichtenau bei Berlin.

(F)

Feuchtwanger, Lion
* 7. Juli 1884 in München
† 21. Dezember 1958 in Pacific Palisades (USA)
Schriftsteller

Der aus einer wohlhabenden jüdischen Fabrikantenfamilie stammende F. lebte als Student und dann als freier Schriftsteller von 1925 bis zu seiner Emigration 1933 in Berlin, wo er am Hohenzollerndamm 34 (Wilmersdorf) wohnte und sich noch 1932 ein Haus im Grunewald bauen ließ. In Berlin entstand sein Roman »Erfolg«, der 1930 erschien. Die Nationalsozialisten setzten ihn am 23. August 1933 auf die erste Liste der aus Deutschland ausgebürgerten. 1953 wurde ihm in der DDR der Nationalpreis verliehen, 1954 erhielt er den Ehrendoktor der Berliner Humboldt-Universität. In Rudow (Neukölln) trägt seit 1969 ein Weg seinen Namen, in Hellersdorf existiert eine Lion-Feuchtwanger-Straße.

Fichte, Johann Gottlieb
* 19. Mai 1762 in Rammenau (Oberlausitz)
† 29. Januar 1814 in Berlin
Philosoph

Als F. 1799 nach Berlin übersiedelte, war er bereits ein bekannter Philosoph, der gerade im scharfen Atheismusstreit seine Professur an der Universität Jena verloren hatte. In der Neuen Promenade nahm er sich eine Wohnung, die er bis zu seinem Lebensende beibehielt, auch wenn er zeitweise in Erlangen und Königsberg lehrte. In Berlin schrieb er den »Geschlossenen Handelsstaat« (1801) und hielt 1804/05 Privatvorlesungen über die »Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters«. Seine berühmten »Reden an die deutsche Nation« hielt er 1807/08 in der Akademie der Wissenschaften. Mit der Gründung der Berliner Universität 1810 erhielt er den Lehrstuhl für Philosophie und wurde 1811 zum Rektor gewählt. Das Grabmal von F. befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.

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Flatow, Alfred
* 8. Oktober 1869 in Danzig
† 28. Dezember 1942 in Theresienstadt
Turner, Olympiasieger

Nach seiner Übersiedlung nach Berlin 1887 - er wohnte zunächst in der Alexandrinenstraße (Kreuzberg), später in der Landshuter Straße (Schöneberg) - wurde F. ein aktives und erfolgreiches Mitglied der Berliner Turnerschaft. Er engagierte sich für eine Teilnahme deutscher Sportler an den I. Olympischen Spielen 1896 in Athen, wo er der siegreichen Turnerriege angehörte, die zwei erste Plätze belegte. Am Barren wurde F. Einzel-Olympiasieger und damit einer der erfolgreichsten Teilnehmer der Spiele in Athen. Da die deutschen Turner gegen den Willen der Sportführung gestartet waren, wurden sie für zwei Jahre gesperrt. Um so wichtiger wurde für F. deshalb der Sieg im Mehrkampf beim Deutschen Turnfest in Hamburg 1898 unmittelbar nach Ablauf der Sperre. In den darauffolgenden Jahren blieb er als Sportfunktionär und -journalist dem Turnen verbunden. Am 10. April 1942 wurde der bereits 73jährige F. nach Theresienstadt deportiert. Seit 1992 trägt die Sportbetonte Gesamtschule in Köpenick den Namen Flatow-Schule und erinnert an Alfred F. und seinen Cousin Gustav Felix F., der ebenfalls sportlich aktiv war.

Flatow, Gustav Felix
* 7. Januar 1875 in Berent
† 29. Januar 1945 in Theresienstadt
Turner, Olympiasieger

Seit 1892 in Berlin, schloß sich F. sofort dem Berliner Turnverein an und zählte bald zu den erfolgreichsten Berliner Turnern. Gegen den Widerstand der Sportführung nahm er mit seinem Cousin Alfred F. und neun anderen Berliner Sportlern an den I. Olympischen Spielen 1896 in Athen teil und errang mit der Turnmannschaft zwei Goldmedaillen. Bei seinem zweiten olympischen Start 1900 in Paris blieb er allerdings erfolglos. In den darauffolgenden Jahren zog er sich ganz vom Sport zurück und führte erfolgreich seine 1899 gegründete Textilfirma. 1933 emigrierte er nach Holland, besuchte jedoch während der Olympischen Spiele 1936 noch einmal Berlin. Nach der deutschen Besetzung Hollands konnte sich F. einige Zeit verbergen, bevor er Ende 1943 verhaftet und nach Theresienstadt deportiert wurde.

Forcade, Johann Quirin von
* 14. Dezember 1663 in Pau (Frankreich)
† 2. Februar 1729 in Berlin
Militär

Als hugenottischer Flüchtling 1685 nach Brandenburg gekommen, diente F. in der preußischen Armee, wurde 1714 als Oberst zum Kommandanten von Berlin ernannt. In dieser Stellung wurde er 1718 zum Generalmajor und 1729 zum Generalleutnant befördert.

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Formey, Johann Heinrich Samuel
* 31. Mai 1711 in Berlin
† 8. März 1797 in Berlin
Schriftsteller

Der aus einer hugenottischen Familie stammende F. lehrte seit 1737 am Französischen Gymnasium. 1748 zum beständigen Sekretär der Akademie der Wissenschaften berufen, übernahm er 1788 noch die Direktion der philosophischen Klasse der Akademie. Er setzte sich mit der Philosophie von Wolffs und Leibniz auseinander, beschäftigte sich aber auch intensiv mit der englischen und französischen Philosophie. 1761 erschienen vier Bände »Memoiren und Auszüge zur Geschichte der Akademie«.

Fraenkel, Albert
* 10. März 1848 in Frankfurt/Oder
† 6. Juli 1916 in Berlin
Mediziner

Nach dem Studium und der Promotion an der Berliner Universität lehrte F. seit 1884 an der Universität, bevor er 1890 eine leitende Stellung am Urban-Krankenhaus (Kreuzberg) übernahm. Er entdeckte mit dem nach ihm benannten »Fraenkelschen Bazillus« den Erreger der kruppösen Lungenentzündung. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee, Herbert-Baum-Straße. Seit 1947 trägt in Kreuzberg eine Straße seinen Namen.

Franzos, Karl Emil
* 25. Oktober 1848 in Czortkow (Podolien)
† 28. Januar 1904 in Berlin
Schriftsteller

Der aus einer österreichischen Arztfamilie stammende F. kam 1887 von Wien nach Berlin, wo er die Zeitschrift »Deutsche Dichtung« herausgab. Zu dieser Zeit war er bereits durch seine Erzählungen, Novellen und Reisebeschreibungen bekannt. Nach seinem Tod erschien 1905 der Roman »Der Pojaz«.

Friesen, Karl Friedrich
* 29. September 1784 in Magdeburg
† 16. März 1814 in La Lobbe bei Rethel (Frankreich)
Pädagoge

Nach der Jahrhundertwende nach Berlin gekommen, studierte F. an der Bauakademie und legte seine Bauleiterprüfung ab. 1806 arbeitete er als Kartenzeichner für Alexander von Humboldt. 1808 entschloß er sich unter dem Eindruck der »Reden an die deutsche Nation« des Philosophen Johann Gottlieb Fichte, als Jugenderzieher zu wirken, und arbeitete als Lehrer am Plamannschen Institut. Hier widmete er sich vor allem dem Sportunterricht. 1810 zählte er zu den Mitbegründern des »Deutschen Bundes«. Er unterstützte Friedrich Ludwig Jahn bei der Schaffung eines öffentlichen Turnplatzes in der Hasenheide und gründete 1811 eine Schwimmschule. 1813 nahm er als Adjutant des Freiherrn von Lützow an den Befreiungskriegen teil. Er fiel in den Ardennen. Später wurde er auf dem Invalidenfriedhof in Mitte, Scharnhorststraße, beigesetzt. Nach ihm wurden Straßen in Kreuzberg/Tempelhof und Pankow sowie ein Schwimmstadion benannt.

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Frisch, Johann Leonhard
* 19. März 1666 in Sulzbach bei Nürnberg
† 21. März 1743 in Berlin
Pädagoge

Seit 1698 in Berlin, erhielt F. eine Anstellung am Gymnasium zum Grauen Kloster, wo er 1727 Rektor wurde. Seit 1706 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, wurde er 1731 Direktor der historisch-philologischen Klasse. Er beherrschte viele Sprachen, widmete sich vor allem der Pflege der slawischen Sprachen und erarbeitete verschiedene Bücher für den Sprachunterricht. Darüber hinaus sammelte und beschrieb er Insekten und Vögel. Er gilt als Erfinder des Berliner Blaus.

Fürbringer, Moritz
* 3. August 1802 in Gera
† 4. April 1874 in Berlin
Theologe, Stadtältester

Seit 1841 Superintendent, wurde F. 1852 zum Berliner Stadtschulrat gewählt. Für seine Verdienste, besonders auf dem Gebiet des Gemeindeschulwesens, wurde er 1873 zum Stadtältesten ernannt. Begraben wurde er auf dem Dreifaltigkeitskirchhof in Kreuzberg, Bergmannstraße. In Kreuzberg trägt seit 1874 eine Straße seinen Namen.

Futran, Alexander
* 18. August 1879 in Odessa
† 20. März 1920 in Berlin
Ingenieur, Politiker

Nach dem Studium in Deutschland ließ sich der aus einer jüdischen Familie stammende F. in Berlin nieder, wo er mit seinem Bruder Simon ein Ingenieurbüro gründete. Politisch engagiert, wurde er in Köpenick Vorsitzender der USPD und gründete die Zeitung »Der Volksbote«. Als Stadtverordneter von Köpenick leitete er während des Kapp-Putsches den organisierten Widerstand gegen die Freikorps. Er wurde von einem Standgericht verurteilt und sofort erschossen. In Köpenick erinnert seit 1947 ein Platz an ihn.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 7/1996
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