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Maria Curter
Wenn ein Grundstück erzählen könnte ...

Vom Wasserwerk zu OSRAM, von NARVA zur City

Der Letzte macht das Licht aus. Am 30. März 1996 war es soweit. Die Gesellschaft für lichttechnische Erzeugnisse mbH (G. L. E.), die sich nach der Wende gegründet hat und 70 Mitarbeiter des ehemaligen Kombinates NARVA, des größten Lampenherstellers der DDR, beschäftigt, zog vom Gelände. Ihr Mietvertrag war befristet. Damit ging eine fast 80jährige Produktionsgeschichte der Elektroindustrie an der Warschauer Brücke zu Ende.
     Jahrzehntelang strömten täglich mehr als 5 000 Arbeiter, Angestellte, Ingenieure und Wissenschaftler durch die Tore des Glühlampenwerkes »Rosa Luxemburg« zwischen Warschauer Platz, Rudolf-, Ehrenberg-, Lehmbruckstraße und Stralauer Allee. Bei Schichtwechsel war auf der Brücke manchmal kein Durchkommen, wollte man in die entgegengesetzte Richtung. Das angrenzende Wohngebiet, das etwa zeitgleich mit der Industrieansiedlung zwischen 1900 und 1914 entstand, lebte vom Betrieb.

     Seit Ende 1992 war Ruhe beim größten Arbeitgeber im Stadtbezirk Friedrichshain. Gespenstische Stille herrschte auf den ehemaligen Werkstraßen, die heute öffentliche sind. Nachdem OSRAM und ausländische Firmen kein Übernahmeinteresse zeigten, wurde vor knapp vier Jahren die Glühlampenproduktion in großem Maße eingestellt, das Werkgelände nebst Baudenkmalen als Immobilie von der Treuhandanstalt verkauft.

Vor 150 Jahren war alles ganz anders

Hinter der Akzisemauer, die hier bis etwa 1867 existierte, erstreckte sich der Stralauer Anger - Wiesen, Felder, Gehöfte. Ein Sandweg führte nach Stralau.
     Am Spreeufer, nahe der Oberbaumbrücke, erwarben die Engländer Charles Fox und Thomas Russel Crampton ein mehr als zehn Hektar großes Grundstück und errichteten als »Waterworks Company« ab 1853 ein Maschinen- und Kesselhaus, eine Werkstatt, zwei Beamtenwohnhäuser, vier ausgedehnte Kiesfilteranlagen sowie Reinwasser- und Vorratsreservoire, die sich nach Norden bis zur heutigen Rudolfstraße erstreckten.
     Im Frühjahr 1856 ging das erste Berliner »Wasserwerk vor dem Stralauer Thor« zwischen der Akzisemauer (heute Warschauer Straße) und einzelnen Gehöften (heute Lehmbruckstraße) des Stralauer Angers auf der grünen Wiese in Betrieb.

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Über einen in den Fluß ragenden Saugkanal gelangte das Spreewasser mittels Pumpen auf die Filter, wurde dort gereinigt und anschließend zum Windmühlenberg (heute Knaakstraße) in einen offenen Behälter geleitet, von wo es in die Haushalte strömte. Um den gestiegenen Bedarf an Trinkwasser decken zu können - Berlins Bevölkerung hatte sich innerhalb von 30 Jahren verdreifacht -, wurde das Werk Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre um zwei Filter und ein Maschinenhaus erweitert. 1873 kaufte es die Stadt Berlin.1) Die industrielle Entwicklung und die Zunahme des Schiffsverkehrs auf der Spree verschmutzten das Wasser so sehr, daß seine Reinigung immer aufwendiger wurde. In den 80er Jahren begann die Suche nach einer neuen Trinkwasserquelle. Nachdem sie am Müggelsee gefunden und im September 1893 das größte Berliner Wasserwerk in Friedrichshagen in Betrieb gegangen war, wurde das vor dem Stralauer Tor stillgelegt, ein Teil der Gebäude abgerissen. Aber in den Jahren 1894 und 1895 herrschte kurzzeitig wieder reges Treiben auf dem Terrain.

Vergebliche Versuche der Müllverbrennung

In der explosionsartig wachsenden Stadt gab es ein weiteres Problem: die Müllberge. Die vorhandenen Lagerplätze reichten nicht mehr aus. Als die Stadtverwaltung von der erfolgreichen Müllverbrennung in England und Hamburg erfuhr, veranlaßte sie, eigene Versuche durchzuführen.

Für 100 000 Mark bewilligter Mittel liefen ab 1894 auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwerkes in zwei verschiedenen englischen Öfen (Horsfall und Warner) die ersten großtechnischen Versuche Berlins.2) Nachdem sie kein befriedigendes Ergebnis brachten, wurden sie abgebrochen und das Gelände bis auf den Uferstreifen zwischen Spree und Stralauer Chaussee sowie zwei kleinere Flächen weitergereicht: ein Teil an die »Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen«, der größere Teil an die »Industriestätte Warschauer Brücke GmbH«.3)
     Doch zuvor, Ende 1895, faßte die Stadtverordneten- Versammlung den Beschluß »behufs zweckmäßiger Bebauung im öffentlichen Interesse ... zwischen dem Platz L (heute Warschauer Platz - d. A.) und der Straße 46 (heute Lehmbruckstraße - d. A.) zwischen der Stralauer Chaussee und Rudolfstraße belegenen Baublocks - zirka 390:320 Meter - durch Anlegen von Querstraßen aufzutheilen«.4)
     Somit entstanden von Ost nach West die Rudolf- und Rotherstraße und von Nord nach Süd die Nagler-, Ehrenberg- und Lehmbruckstraße.
     Im Jahre 1906 gelingt es Fritz Blau und Hermann Remané in der Auer-Gesellschaft, Glühfäden aus Wolfram herzustellen. Die daraus gefertigte Wolframlampe ist erheblich wirtschaftlicher als alle bisher bekannten Lampen, und sie bringt zudem ein wesentlich helleres Licht.
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Das Gelände des ehemaligen Wasserwerkes im Jahre 1990
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Wegen der großen Nachfrage werden täglich bis zu 3 000 Stück hergestellt. In dieser Zeit entsteht auch die Lampenmarke OSRAM. Der Name stammt aus den Silben der chemischen Elemente OSmium und WolfRAM.5)

Ein neues Kapitel Industriegeschichte beginnt

Im selben Jahr beginnt die Deutsche Gasglühlicht AG (Auer-Gesellschaft), große Teile des ehemaligen Wasserwerkgeländes zu bebauen. Die 1898 errichtete und als »Auer-Hof« bekannte Glühlampenfabrik in der Alten Jakobstraße ist zu eng geworden.
     Nachdem der S-Bahnhof Warschauer Straße errichtet ist und ab 18. August 1902 die erste U-Bahn-Linie Berlins an der Warschauer Brücke endet, sind günstige Bedingungen für die Ansiedlung von Industrie vorhanden.
     Zwischen 1906 und 1914 entstehen vier riesige, zum Teil dreigeschossig unterkellerte fünf- bis siebenstöckige Fabrik- und Verwaltungskomplexe mit befahrbaren Innenhöfen. Zunächst wird das Gebäude IV - ein Fabrik- und Verwaltungsbau - nach Entwürfen von Wilhelm Walther zwischen Ehrenberg- und Naglerstraße, südlich der Rotherstraße, errichtet. Der fünfgeschossige Putzbau in monolithischer Ziegelbauweise ist

der größte Komplex mit nahezu quadratischem Grundriß und vier befahrbaren Innenhöfen. Zeitgleich zwischen 1907 und 1909 entstehen die Gebäude III und V nach Plänen von Theodor Kampffmeyer. Das Gebäude III, das sich südlich von den 1907 errichteten Depothallen der Hochbahn erstreckt, ist mit dem elfgeschossigen Turm bei seiner Fertigstellung im Jahre 1909 das erste Hochhaus Berlins. (Gebaut wurde es von der »Berliner Import und Export GmbH« als Geschäfts- und Produktionsgebäude, aber die Auer-Gesellschaft nutzt es. 1932 geht es in den Besitz der OSRAM GmbH über.)
     Warschauer Platz 9-10, Rotherstraße 16-19 und Naglerstraße 17-18 ist die Adresse des als Geschäftshaus und Fabrik gebauten fünfgeschossigen Gebäudes V mit zwei Innenhöfen. Es dient später vorwiegend Produktionszwecken und für Laborarbeiten. Als vorläufig letzter Komplex entsteht bis 1914 das Gebäude I - Architekt ist Hermann Dernburg - in der Ehrenbergstraße zwischen Rudolf- und Rotherstraße als sechsgeschossiger Verwaltungssitz der Deutschen Gasglühlicht AG.6) 7)
     Mit dem Umzug der Auer-Gesellschaft aus der Alten Jakobstraße ab etwa 1909 in die neuen Gebäude an der Warschauer Brücke beginnt hier Elektroindustriegeschichte. Es erfolgt eine enorme Erweiterung der mechanischen Werkstatt, die in das Gebäude IV einzieht.
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Die in Paris, London und Madrid neu errichteten Glühlampenwerke werden von Berlin aus mit den erforderlichen Maschinen ausgerüstet. Innerhalb von vier Jahren steigt die Belegschaft von fünf Mechanikern auf über 200 Schlosser, Dreher, Fräser, Mechaniker.8) Ab 1911 beginnt im selben Haus die Herstellung von Lampen mit gezogenem Wolframdraht.

Drei Berliner Produzenten bilden OSRAM-GmbH-KG

Im Jahre 1918 gründet die Deutsche Gasglühlicht AG eine neue Gesellschaft für die Produktion von Glühlampen - die OSRAM-Werke GmbH. Nach langwierigen Verhandlungen schließen sich auch die AEG und Siemens & Halske mit ihren Glühlampenwerken dieser Gesellschaft an. Ab 1. Juli 1919 firmieren die drei Berliner Lampenproduzenten unter »OSRAM-GmbH-KG«. Ihr gehören die AEG-Fabrik in Moabit, Sickingenstraße als Werk A, die Siemens-Fabrik in Charlottenburg, Helmholtzstraße als Werk S an; die Betriebsstätte an der Warschauer Brücke geht als Werk D in deren Besitz über. Anfang der 20er Jahre zählt sie etwa 4 000 Arbeiter und Angestellte.
     Zwischen 1919 und 1929 halbiert sich die Belegschaft der Berliner OSRAM-Werke, und die Produktion verdoppelt sich. Das erreicht der Konzern durch technische Entwicklungen, Typenbereinigungen der Lampen sowie durch Strukturänderungen innerhalb des Unternehmens.

Jede Fabrik hat bis Mitte der 20er Jahre ihr eigenes Drahtwerk, eigene Labore, Prüfstellen für die Lebensdauer der Lampen und mechanische Werkstätten. Mit dem 1. Januar 1925 werden die Prüfstellen im Werk S, die Drahtfabrikation und die mechanischen Werkstätten im Werk D (Gebäude IV) konzentriert. Und das Gebäude I in der Ehrenbergstraße wird die Firmenzentrale für ein europaweit reichendes Unternehmen.9)
     Im Laufe der Jahre etablieren sich auf dem ehemaligen Wasserwerkgelände ein Drahtwerk, eine Lampenfabrik, die Normal-, Klein-, Zwerg-, Wendel- und Glimmlampen produziert, der Maschinenbau, die Entwicklungsabteilung sowie die Forschungsgesellschaft nebst Sonderfertigung und Werkstätten der OSRAM-GmbH-KG.
     Während des Dritten Reiches zwischen 1933 und 1937 verdoppelt sich die Glühlampenproduktion. 1943 liefert OSRAM knapp 60 Prozent seiner Lampen an das Heer - das Drahtwerk arbeitet für die Funkmeßprogramme der Wehrmacht.

Osram wird zum volkseigenen Betrieb

Am Ende des Zweiten Weltkrieges ist das Werk D nur noch ein Trümmerhaufen. Die Gebäude IV und V sind durch Bomben schwer beschädigt und die Gebäude I und III den letzten Kriegstagen zum Opfer gefallen. Der Maschinenpark ist zu 90 Prozent zerstört, die Werk- und Konzernleitung geflohen.10)

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Ein Teil der verbliebenen Maschinen wird von sowjetischen Trupps demontiert (vgl. BM 5/1995). Im Sommer 1945 beginnen die ersten Aufräumarbeiten.
     Auf Grund des Befehls Nr. 124 der sowjetischen Militäradministration (SMAD) beschlagnahmt das Bezirksamt Friedrichshain am 23. Mai 1946 den Firmensitz und OSRAM-Werk D und setzt zwei Fachleute des Betriebes als Treuhänder ein. Teile des Werkes gehören vorübergehend dem »Lichttechnischen Büro des Ministeriums für Elektroindustrie der UdSSR«. Am 12. Juni 1946 werden sie ebenfalls der deutschen Treuhandverwaltung unterstellt.
     Die noch unter der alten Leitung stehende Firma Julius Pintsch (in Berlin-Friedrichshain, Andreasstraße 71-73) stellt am 29. April 1946 den Antrag auf Erteilung einer Genehmigung zur Wiederaufnahme der Glühlampenfertigung. Die Zentralverwaltung der Industrie in der sowjetischen Besatzungszone lehnt am 1. Juli 1946 diesen Antrag ab und verfügt die Übergabe der Maschinen dieser Firma an das Glühlampenwerk an der Warschauer Brücke. Nach und nach gelangen auch ausgelagerte Anlagen wieder ins Werk.
     Am 24. August 1946 erteilt die Industrieverwaltung der SMAD die Genehmigung zum Aufbau eines Glühlampenwerkes.
     Damit ist das »Berliner Glühlampenwerk vormals OSRAM-Werk D« (BGW) gegründet.
     Ab November werden wieder Glühlampen gefertigt. 1948 beginnt der Aufbau eines eigenen Drahtwerkes.
     Nachdem am 7. Februar 1949 die SMAD die Beschlagnahmeverfügung über die in Treuhandschaft befindlichen ehemaligen Konzernbetriebe aufhob, setzt der Magistrat von Groß-Berlin am 8. Februar seine Beschlüsse vom 13. Februar und 27. März 1947 zur Enteignung der Kriegsverbrecher- und Nazibetriebe in Kraft. Das betrifft auch das OSRAM-Werk D, das am 8. Februar 1949 im Grundbuch des Amtsgerichts Berlin-Mitte, Bd. 53, Bl. 1566, als »VEB Berliner Glühlampenwerk« eingetragen wird.
     Anfang der 50er Jahre sind die durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Bauten weitgehend wieder hergestellt. Die Produktion von Glühlampen läuft auf vollen Touren. 2 000 Beschäftigte zählt das BGW. Aufträge zur Beleuchtung der im Bau befindlichen Stalinallee (heute Karl-Marx- Allee) gehen ein. Forschungsschwerpunkte sind die Erhöhung der Lichtausbeute bei sinkendem Stromverbrauch, die Entwicklung von Infrarotstrahlern und Strahlern für den wissenschaftlichen Gerätebau. Durch die Entwicklung der Quecksilberdampf- Hochdrucklampe und ihre Serienproduktion ab 1954 können bei der Außen- und Straßenbeleuchtung erhebliche Stromeinsparungen erfolgen.11)
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Haupttypen der OSRAM-Lampen

1957 werden vier Hauptproduktionsbereiche geschaffen - Glühlampenfertigung, Entladungslampenfertigung, Drahtfertigung und Maschinenbau.12)
Mitte der 60er Jahre zählt das BGW über 5 000 Beschäftigte, davon mehr als die Hälfte Frauen.
     Am 1. Januar 1969 werden das Berliner, das Plauener und Oberweißbacher Glühlampenwerk sowie das Leuchtstofflampenwerk Brand-Erbisdorf und das Glühlampensockelwerk Tambach-Dietharz zum Kombinat VEB NARVA zusammen geschlossen.
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Der Name des Kombinates wurde aus dem 1966 eingetragenen Warenzeichen abgeleitet - NARVA - N (Nitrogenium - Stickstoff), AR (ARgon), VA (VAkuum). Die Leitung zieht ins Gebäude I an der Warschauer Brücke. Zwischen 1969 und 1971 wird die Halogenmetalldampflampe entwickelt und labormäßig erprobt. Spätere Entwicklungen dienen als Lichtquelle besonders für Farbfernsehaufnahmen. Mit der Natriumdampfhochdrucklampe, die gegenüber der Quecksilberdampfhochdrucklampe eine etwa doppelt so hohe Lichtausbeute hat, kann der Energiebedarf für die Straßenbeleuchtung noch weiter gesenkt werden. Ab 1973 wendet sich das Werk verstärkt der Hochdrucklampenfertigung zu, die im Gebäude III stattfindet, und richtet einen neuen Bereich - die Schwingquarzfertigung - ein. Die Glühlampenproduktion erfolgt im Gebäude IV, wo auch ein Teil des Drahtwerkes arbeitet. In den 80er Jahren werden sogenannte Kompaktlampen (Energiesparlampen) entwickelt und bis Ende 1992 - bis das Licht bei NARVA ausgeht - hergestellt.

Bei Narva gehen die Lampen aus - aber neues Leben entsteht

Im November des Jahres 1992 werden die vier Gebäudekomplexe auf dem ehemaligen Betriebsgelände von NARVA ins Baudenkmalbuch eingetragen.

Neuer Besitzer der Anlage wird die Sirius Immobilien- und Projektentwicklungs GmbH. Ein Abriß der Gebäude geht nicht - sie sind Baudenkmale. Zunächst wird das Gebäude I, das jahrzehntelang Firmensitz von OSRAM und NARVA war, zum Bürohaus restauriert. Bis heute sind dafür noch keine Mieter gefunden.
     Seit knapp einem Jahr kümmert sich die »Roland Ernst Städtebau- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH« um die Wiederbelebung der Industriebrache und der angrenzenden Gebiete. Die Planungen für das Geviert zwischen Rudolfstraße, Lehmbruckstraße, Stralauer Allee und Warschauer Platz sehen vor, Dienstleistungs- und Einkaufszentren anzusiedeln, etwa 330 freifinanzierte Wohnungen zu errichten, eine grüne Diagonale zwischen Lehmbruckstraße und Warschauer Platz zu schaffen sowie nördlich der Rudolfstraße bis zum Bahngelände Kleingewerbe unterzubringen. 9 000 Arbeitsplätze könnten - so stellt es das Projekt vor - bis zum Jahr 2000 hier entstehen.
     Seit diesem Frühjahr tut sich was auf dem ehemaligen Betriebsgelände. Das Gebäude V am Warschauer Platz wird saniert. Die beiden Innenhöfe werden zu Lichthöfen umgebaut. Entlang der Rotherstraße entstehen Arkaden mit Läden und Arztpraxen; in den darüberliegenden Geschossen sollen kleine Büros und unterirdisch 70 Parkplätze geschaffen werden.
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In einem Jahr sollen die ersten Mieter einziehen können.
     Der Gebäudekomplex IV wird zur Zeit völlig skelettiert, um zum Teil vorhandene Schadstoffe zu entfernen. Zwei Höfe sollen mit Brunnen versehen werden, eine Schule und Einrichtungen des Bezirkes Friedrichshain sollen bis Mitte 1998 einziehen - wenn alles wie vorgesehen abläuft. Für 130 Fahrzeuge soll es unterirdisch Stellmöglichkeiten geben.
     Gebäude III soll wieder produzierendes Gewerbe beherbergen, welches, das ist noch nicht klar. Fest steht nur, daß zwischen Warschauer Platz und dem Turm ein Neubau entsteht, vielleicht für Kaiser's. Der Turm selbst soll einen sechsgeschossigen gläsernen Aufsatz erhalten.
     Entlang der Lehmbruckstraße ist vorgesehen, in den Baulücken bis zur Stralauer Allee, zum Teil als Ersatz für den Plattenbau, Wohnhäuser zu errichten. Vorgesehen ist weiterhin die Bebauung der Stralauer Allee von der Lehmbruckstraße bis zum Warschauer Platz. Das wird aber noch bis zum Jahr 2000 dauern.

Bildquellen: Archiv Autorin

Quellen:
1 Berlin und seine Bauten, 1896, S. 100-102
2 LAB, Rep 00/02, Nr. 282, S. 312-314
3 Horst Liewald: Die Entwicklung von NARVA - Berliner Glühlampenwerk, (unveröffentlichtes Manuskript), S. 2
4 LAB, Rep 00/02, Nr. 282, S. 663
5 Hans Keil/ Herman Roth: Arbeiter machen Geschichte; Tribüne Berlin 1980, S. 15
6 Berliner Denkmalliste, In: Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Heft 5, Amtsblatt Berlin, 45. Jg., Nr. 45, 28. September 1995, S. 3180-3188
7 Horst Liewald: a. a. O., S. 1-3
8 Hans Keil: a. a. O., S. 22
9 Hans Keil: a. a. O., S. 42/43
10Hans Keil: a. a. O., S. 80
11BGW-Archiv, Akte Nr. 36
12Hans Keil: a. a. O., S. 104-134
13Horst Liewald: a. a. O., S. 21
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 6/1996
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