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Berliner Biographien

Dahn, Friedrich
* 18. April 1810 in Berlin
† 9. Dezember 1889 in München
Schauspieler, Regisseur

D. zog es bereits früh, gegen den Widerstand seiner Familie, zur Bühne. 1829 debütierte er am Königstädtischen Theater. Seine großen Erfolge erlebte er jedoch - nach kurzen bstechern in Breslau und Hamburg - seit 1834 in München, wo er bis zu seinem Tode dem Hof- und Nationaltheater angehörte.

Dambach, Otto Wilhelm Rudolf
* 16. Dezember 1831 in Querfurt
† 18. Mai 1899 in Berlin
Jurist

Nach dem Jurastudium in Berlin war er anfänglich - von 1857 bis 1862 - am Stadtgericht tätig, bevor er als Justitiar in das Generalpostamt eintrat. Hier entfaltete er eine umfangreiche, auch publizistische Tätigkeit und brachte es bis zum Wirklichen Geheimen Rat des Reichspostamtes. Seine Spezialgebiete wurden das Postwesen und das Urheberrecht, wovon seine maßgebliche Beteiligung an der Ausarbeitung von Gesetzeswerken zu diesen Bereichen sowie solche Veröffentlichungen wie »Das Gesetz über das Postwesen des deutschen Reiches v. 28. October 1871 erläutert« (1872), »Die Gesetzgebung des Norddeutschen Bundes, betr. das Urheberrecht an Schriftwerken« (1871) und »Die Staatsverträge über Urheberrecht, Musterrecht, Markenschutz und Patentrecht« (1887) zeugen. Zugleich wirkte er als Vorsitzender des »Königlich preußischen litterarischen Sachverständigenvereins«, war Mitglied des Herrenhauses, war als Kronsyndikus tätig und lehrte seit 1873 als a. o. Professor an der Berliner Universität.

(D)

Devrient, Emil
* 4. November 1803 in Berlin
† 6. August 1872 in Dresden
Schauspieler

Wie seine älteren Brüder Karl und Eduard zog es D., einen Neffen des berühmten Schauspielers Ludwig Devrient, frühzeitig ans Theater. Er hat jedoch nicht in Berlin debütiert, sondern 1821 in Braunschweig. Über Bremen, Leipzig, Magdeburg und Hamburg führte ihn sein Weg 1831 nach Dresden, wo er bis weit über seine Pensionierung im Jahre 1856 ein erfolgreicher Heldendarsteller war.

Devrient, Karl August
* 5. April 1797 in Berlin
† 3. August 1872
Schauspieler

Der älteste Bruder von Eduard und Emil D., ein Neffe des berühmten Schauspielers Ludwig Devrient, besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster und bereitete sich bei einem Berliner Großhändler und 1817 in einer Fabrik in Zwickau auf den Beruf eines Kaufmanns vor. Doch die Liebe zum Theater führte ihn 1819 an die Braunschweiger Bühne. Von dort aus ging er nach Dresden, wo er bis 1834 wirkte. Nach einem Studienaufenthalt in Paris und einem Engagement in Karlsruhe kam er 1839 an das Theater in Hannover.

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Devrient, Ludwig
* 15. Dezember 1784 in Berlin
† 30. Dezember 1832 in Berlin
Schauspieler

Der Sohn eines Berliner Kaufmanns durchlebte eine konfliktreiche Kindheit und Jugend, bevor er sich 1804 gegen den Willen seiner Familie für das Theater entschied. Über Dessau und Breslau kam er - bereits ein bekannter Charakterdarsteller - 1815 auf Ifflands Veranlassung nach Berlin. Hier wurde er schnell zu einem Publikumsliebling. Mit seinen großen Rollen Franz Moor in Schillers »Räuber«, »König Lear« und »Falstaff« von Shakespeare sowie seinen vielen Gastspielreisen belegte D. nachhaltig, daß er der bedeutendste Schauspieler seiner Zeit war. Bekannt waren auch die geselligen Runden in den Weinstuben von Lutter und Wegner, in deren Mittelpunkt D. und sein Freund, der Dichter und Komponist E. T. A. Hoffmann, standen. Der Neffe Eduard Devrient, selbst erfolgreicher Theatermann, schrieb in seiner »Geschichte der deutschen Schauspielkunst« über seinen Onkel: »Alt wäre Ludwig D. auch ohne diese Extravaganzen kaum geworden, denn für einen solchen Feuergeist, für das fieberhaft aufgeregte Schaffen desselben, für die sozusagen vulkanische Glut seines Herzens und seiner Seele hatte sein Körper von Haus aus nicht Widerstandsfähigkeit genug.«

Devrient, Otto
* 3. Oktober 1838 in Berlin
† 23. Juni 1894 in Stettin
Schauspieler

Vom Vater Eduard Devrient, der selbst als Schauspieler tätig war, wurde D. für den Bühnenberuf vorbereitet. Von Karlsruhe, wo der Vater im Engagement stand, führte der Weg über Stuttgart nach Berlin, wo er zwischen 1860 und 1861 am Schauspielhause vor allem in Rollen als jugendlicher Liebhaber wirkte.

Seine weiteren Wirkungsstätten waren Leipzig, Karlsruhe, Weimar, Mannheim und Frankfurt am Main. Mit der Inszenierung der beiden Teile des »Faust«, die er in Weimar herausbrachte, erlebte er im Sommer 1880 während eines Gastspiels am Victoriatheater in Berlin großen Erfolg. Seit 1881 lebte er in Jena, wo man ihn für ein Luther-Festspiel und die Gründung eines Luther-Festspiel-Vereins zum Ehrendoktor der Universität und zum Ehrenbürger der Stadt erhob. Nach einem mehrjährigen Wirken an der Spitze des Oldenburger Hoftheaters und einer zeitweiligen Direktion des Berliner Schauspielhauses kehrte er 1891 wieder nach Jena zurück und führte dort nach dem Luthernunmehr ein Gustav-Adolf-Festspiel auf. Mit diesen beiden Festspielen zog er bis zu seinem Tode durch Deutschland.

Devrient, Philipp Eduard
* 11. August 1801 in Berlin
† 4. Oktober 1877 in Karlsruhe
Schauspieler

Wie seine Brüder Karl und Emil zog es D. ans Theater. Bereits 1819 debütierte er als Sänger an der Königlichen Oper in Berlin, wechselte 1834 ins Schauspiel über und ging 1844 als Regisseur an das Dresdner Hoftheater. 1852 wechselte er zum Karlsruher Hoftheater, dessen Leitung er übernahm.
     Er versuchte sich auch als Verfasser von Operntexten und Schauspielen. Von bleibendem Interesse sind eine fünfbändige »Geschichte der deutschen Schauspielkunst« (1848-1874) sowie »Meine Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy« (1869). Von dem gemeinsam mit seinem Sohn Otto bearbeiteten und herausgegebenen »Deutschen Bühnen- und Familien-Shakespeare« sind sechs Bände erschienen.

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Dickhardt, Konrad
* 16. Dezember 1899 in Bad Vilbel
† 11. Juni 1961 in Berlin
Bezirksbürgermeister, Kommunalpolitiker

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wirkte D. in Berlin, wo er in Schöneberg seit 1946 Bezirksverordneter war und bis 1960 den Kreisvorsitz der SPD innehatte. Mehr als zehn Jahre arbeitete er als Bezirksstadtrat, wurde 1955 stellvertretender Bezirksbürgermeister und 1958 Bezirksbürgermeister von Schöneberg. In Friedenau (Schöneberg) erinnert eine Straße an den Kommunalpolitiker, dessen Ehrengrab sich auf dem Schöneberger Friedhof in der Eythstraße befindet.

Dielitz, Gabriel Maria Theodor
* 2. April 1810 in Landshut in Bayern
† 30. Januar 1869 in Berlin
Pädagoge

Seit 1815 in Berlin, besuchte er das Gymnasium zum Grauen Kloster, studierte in Berlin von 1828 an klassische Philologie und arbeitete seit 1835 als Lehrer. 1846 wurde er vom Magistrat zum städtischen Schulinspektor gewählt und übernahm 1849 als Direktor die Königstädtische höhere Stadtschule, die wenig später Realschule wurde. Neben seiner pädagogischen Arbeit verfaßte er eine Vielzahl von Büchern für den Unterricht, so einen »Grundriß der Weltgeschichte«, eine »Geographisch-synchronistische Uebersicht der Weltgeschichte«, einen »Geschichtskalender« sowie ein »Liederbuch für die deutsche Jugend«.

Dobberstein, Johannes
* 19. September 1895 in Graudenz (Westpreußen)
† 9. Januar 1965 in Berlin
Veterinärmediziner

Der langjährige Dekan der veterinärmedizinischen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität erhielt hier 1928 eine Professur, wurde 1949 Mitglied der Akademie der Wissenschaft und bekam 1951 den DDR-Nationalpreis.

Doerry, Kurt
* 24. September 1874 in Wilhelmshaven
† 4. Januar 1947 in Berlin
Sportjournalist, Sportler

Nach seiner Übersiedlung 1892 nach Berlin entwickelte sich D. zu einem der bekanntesten Sportjournalisten der Sportzeitungen »Sport im Bild« und »Sport im Wort«, schrieb Fachbücher über verschiedene Sportarten (»Leichtathletik«, »Land-Hockey«) und nahm zugleich aktiv am Sportgeschehen teil, anfänglich vor allem als Leichtathlet, später auch in anderen Sportarten. 1896 wurde er Deutscher Meister über 100 Meter und 200 Meter. 1896 und 1900 nahm er - allerdings ohne Erfolg - an den Olympischen Spielen in Athen und Paris teil. Auch als Sportfunktionär war er aktiv tätig, so als Vorsitzender des Hockey-Bundes in den Jahren 1909 bis 1919.

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Dorn, Heinrich
* 14. November 1804 in Königsberg
† 10. Januar 1892 in Berlin
Musiker

Nach seiner Ausbildung in Königsberg kam er nach Berlin, wo er noch Unterricht bei Carl Friedrich Zelter, Ludwig Berger und Bernhard Klein nahm. 1826 wurde seine erste Oper »Rolandsknappen« am Königstädtischen Theater aufgeführt. Nach einigen Jahren in Frankfurt am Main, Königsberg, Leipzig, Hamburg, Riga und Köln kam er 1849 nach Berlin zurück, wo er den Posten des verstorbenen Otto Nicolai als Kapellmeister der Hofbühne übernahm und 1854 die Oper »Nibelungen« erfolgreich aufführte. 1869 entlassen, widmete er sich nunmehr in verschiedenen Zeitungen der Musikkritik. Seine Kompositionen - Opern, Lieder, Orchestermusik - wurden kaum gedruckt und sind heute meist vergessen. Zwischen 1870 und 1879 eröffentlichte er in einer Zeitschrift eine Autobiographie »Aus meinem Leben«.

Dorner, Isaak August
* 20. Juni 1809 in Neuhausen (Würtemberg)
† 8. Juli 1884 in Wiesbaden
Theologe

Der aus einer Pastorenfamilie stammende D. studierte in Tübingen Theologie und Philosophie, promovierte 1836 und lehrte viele Jahre in Göttingen, bevor er 1862 als Theologe an die Berliner Universität kam. In Berlin war er zugleich als Oberkirchenrat sowie in der Inneren Mission tätig.

Drewitz, Reinhard
* 7. Dezember 1881 in Berlin
† 26. August 1955 in Berlin
Segelsportler, Bootskonstrukteur

Als einer der erfolgreichsten Bootskonstrukteure entwickelte D. vor allem Boote der Jollenklassen, aber auch Rennyachten. Er war begeisterter Segler und hat insgesamt etwa 600 Preise gewonnen.
     Allein mit seiner Rennjolle »AGRA« war er in 51 Rennen 48mal siegreich. 1951 wurde er zum letztenmal Berliner Meister. Sein Grab befindet sich auf dem Friedrichshagener Friedhof in der Aßmannstraße.

Dünnebacke, Adolf
* 29. Juli 1891 in Dortmund
† 1. Mai 1978
Bezirksbürgermeister, Kommunalpolitiker

Seit 1909 SPD-Mitglied, fand D. nach langer Arbeitslosigkeit in den 30er Jahren in Berlin Arbeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg am Wiederaufbau der SPD - insbesondere in Reinickendorf - beteiligt, sprach er sich im Zusammenhang mit den Vereinigungsbestrebungen von KPD und SPD für eine Urabstimmung aus. 1946 wurde er Bezirksverordneter und erster Bezirksbürgermeister von Reinickendorf. Neben seiner Tätigkeit als Kommunalpolitiker - 1963 war er für eine Wahlperiode auch im Abgeordnetenhaus - gehörte er zu den Mitbegründern der Unabhängigen Gewerkschaftsorganisation (UGO) sowie der Freien Volksbühne. Am 29. Juli 1961 wurde ihm der Titel »Stadtältester von Berlin« verliehen.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 6/1996
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