87   Geschichte und Geschichten Wal in Berlin  
Sensation:
Wal in Berlin

Zehntausende Berliner zog es im Frühjahr 1889 zum Ausstellungsgelände an der Invalidenstraße. Dort war ein großer Finnwal zu besichtigen, der im Kattegat an der jütländischen Küste gestrandet und von dänischen Fischern geborgen worden war.
     Wie der Wal nach Berlin kam, wußte »Die Gartenlaube« zu berichten: »Aber der Vorzug, das Thier zu sehen, blieb nicht auf die Bewohner einiger umliegender Ortschaften beschränkt; die vorgeschrittene Wissenschaft ermöglichte die >Einbalsamierung< des Ungethüms, und so präparirt, konnte dasselbe sogar eine Reise nach der deutschen Reichshauptstadt antreten.«
     Da die kleinen Augen und Ohren des Riesen schwer zu erkennen waren, lenkten kleine Hinweistafeln, die an diesen Sinnesorganen befestigt waren, die Blicke der Zuschauer dorthin. Ein großer Balken sperrte dem Wal das Maul auf. Die »Gartenlaube« berichtet weiter: »Die Länge des Thiers beträgt 20 Meter, die Höhe nicht ganz 5 Meter, das Gewicht nach Entfernung der 12 000 Pfund wiegenden Eingeweide noch rund 60 000 Pfund.

Die Schwanzflossen wurden bei dem Schiffstransport abgehauen, da sie über Deck ins Wasser hingen und die Fahrtrichtung beeinflußten; später wurden sie dann ... wieder angefügt. Auch der Transport auf zwei Eisenbahnwagen bot noch einige Schwierigkeiten, ungleich größere aber die Fortschaffung des Ungeheuers von der Eisenbahn nach dem Ausstellungsplatz in Berlin, wozu nicht weniger als 16 Pferde erforderlich waren.«
     Abschließend meinte »Die Gartenlaube« resümierend, daß der ausgestellte Wal »unter den vielen Aufsehen erregenden >Gästen< der deutschen Reichshauptstadt ... wohl sicher einer der >merkwürdigsten<« sei.

Bildquelle: Gartenlaube


Besichtigung eines Wales

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 5/1996
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