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Berliner Straßenverkehr und Unfallstatistik aus dem Jahre 1896

Am Ende des Jahres 1896 waren nach Mittheilung des Königl. Polizeipräsidiums vorhanden: Droschken I. Classe mit Fahrpreisanzeiger 3 519, ohne Fahrpreisanzeiger 1 705, Droschken II. Classe mit Fahrpreisanzeiger 8, ohne Fahrpreisanzeiger 2 281, Gepäckdroschken 161, Omnibus 450, einspännige Thorwagen 131, zweispännige 166, Pferdebahn-Waggons 1 551.
     Dazu waren Pferde vorhanden: 8 526 für Droschken I. Classe, 3 558 für solche II. Classe und 243 für Gepäckdroschken, für Omnibus 3 435, für Thorwagen 317, für Pferdebahnwagen 7 498, im Ganzen 23 577 Pferde.
     Gegen das Vorjahr haben die Droschken II. Classe ohne Fahrpreisanzeiger um 71, solche mit Fahrpreisanzeiger um 12, die Droschken I. Classe ohne Fahrpreisanzeiger um 460, die Gepäckdroschken um 2 Wagen abgenommen, während alle übrigen Wagenarten sich vermehrt haben, am stärksten die Droschken I. Classe mit Fahrpreisanzeiger um 1 029 Wagen.
     Droschken-Halteplätze waren Ende 1896 817 gegen 836 am Anfang des Jahres vorhanden.


Omnibuslinien waren im ganzen 29 im Betriebe, nämlich 14 der Allgemeinen Berliner Omnibus-Actien-Gesellschaft mit einer Gesamtlänge von 70 480 m, 10 der Neuen Berliner Omnibus-Gesellschaft, zusammen 63 800 m lang, 3 Linien der Omnibus-Compagnie Berlin (Nachtomnibus) mit einer Länge von 17 500 m, 1 Linie der Berliner Omnibus-Gesellschaft (Nachtomnibus) 5 750 m lang und 1 Linie der Omnibus-Gesellschaft Reform von 1 760 m Länge. Dampfstraßenbahnen werden lediglich außerhalb Berlins betrieben.
     Inhaber von Concessionen für öffentliches Gefährt gab es Ende 1896: 2 939 (gegen 2 785 im Vorjahre), darunter 4 Actiengesellschaften: 2 165 davon domicilirten in Berlin, 773 in den Vororten, 1 in Mecklenburg. - Je 1 Droschke hatten 1 652 Concessionäre, je 2 bis 5: 775, je 6 bis 10: 116, 11 bis 15: 60, 16 bis 20: 37, 21 bis 30: 31, 33, 40, 41, 42, 43, 45, 52, 56, 71 je 1, 32, 36, 39, 44, 46, 49 je 2, zusammen 7 674 Droschken bei 2 695 Besitzern.
     Polizeilich legitimirt waren 13 049 Droschken- und Thorwagenkutscher, davon 6 867 im Dienst, 2 094 Omnibus-Conducteure, 2 276 dergl. Kutscher, davon 514 bez. 528 im Dienst, 1 361 Pferdebahn-Conducteure, 2 159 dergl. Kutscher, sämmtlich im Dienst, zusammen 20 939 Kutscher oder Conducteure, davon 11 429 im Dienst. -
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Zeitweise außer Betrieb gesetzt sind 1 984 Droschken, 1 Pferdebahn-Waggon, zusammen 1 985 Wagen und 962 Pferde, am Schluß des Jahres waren noch außer Betrieb 221 Wagen und 561 Pferde.
     Concessions-Entziehungen fanden keine statt, angedroht wurde ebenfalls keine, Fahrschein-Entziehungen fanden statt 83, angedroht wurden 285, Vorladungen an Fuhrherren, Kutscher u. a. erlassen 20 176, Tarife und Duplicat-Tarife ausgehändigt 3 120, Erlaubnißscheine zu Droschken ertheilt 1 513, Fahrscheine bei der jährlichen Revision im Januar und Februar gestempelt 10 274, Beschwerden gegen Kutscher und Conducteure gingen ein 2 592, Denunciationen gegen Kutscher, Conducteure und Fuhrherren 15 216.
Ueber die Personenbeförderung mittelst Omnibus, Pferde-, Stadt- und Ringbahn und Dampfbahnen giebt das Königl. Polizei-Präsidium folgende Data: Durch die Allgemeine Omnibus-Actien-Gesellschaft wurden im Jahre 1896 25 316 751 Personen, durch die Neue Berliner Omnibus-Gesellschaft 17 424 630, durch die Nacht-Omnibus-Compagnie Kniese 661 546, durch die Nacht-Omnibus-Gesellschaft Bumb (seit 7. October 1896) 49 719, zusammen durch Omnibus 43  452 646 Personen befördert, durch die Große Berliner Pferdeeisenbahn-Act.-Gesellschaft 154 200 000, durch die Berl.-Charlottenburger Straßenbahn 7 476 573, durch die Neue Berliner Pferdeeisenbahn-Actien-Gesellschaft 21 825 000,
Ein Postwagen von 1889
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zus. auf Pferdeeisenbahnen 183 501 573 Personen, durch die elektrische Bahn 3 835 894, durch die Stadt- und Ringbahn incl. Grunewald 76 899 568, durch die Dampfstraßenbahn 3 527 274, - überhaupt 311 216 955.
     Bei den durch Straßenfuhrwerk herbeigeführten 2 486 Unfällen wurden nach Mittheilung des Königl. Polizei-Präsidiums tödtlich verletzt 36, schwer 446, leicht 1 304. Das Ueberfahren geschah in 429 Fällen durch Droschken, 5 durch Thorwagen, 106 durch Personenfuhrwerk, 5 durch Feuerwehr-Wagen, 22 durch Postwagen, 308 durch schweres Lastfuhrwerk ausschließlich Bierwagen, 288 durch leichtes Lastfuhrwerk ausschließlich Schlächterwagen, 70 durch Bierwagen, 80 durch Schlächterwagen, 55 durch Kinder-, Schiebe-, Hand-, Hundewagen, 360 durch Fahrräder, in 156 Fällen durch Fuhrwerke nicht angegebener Art; von den tödtlichen Fällen kamen 2 auf Thorwagen, 1 auf Personenfuhrwerk, 24 auf schweres, 4 auf leichtes Lastfuhrwerk, 3 auf Bierwagen, 1 auf einen Schlächterwagen, 1 auf Fuhrwerk nicht angegebener Art.
     Im Betrieb der Pferde- und elektrischen Bahn fanden 2 134 Unfälle statt, davon beim Besteigen oder Verlassen des Vorderperrons 293, des Hinterperrons 1 231, durch Herabfallen vom Perron, Verdeck, der Leiter 51, durch Umstoßen und Ueberfahren 214, durch Zusammenstöße der Wagen und andere Umstände 345. Von diesen Unfällen hatten bez. 29, 33, 8, 34, 50 schwere und bez. 111, 276, 28, 94, 170 leichte Verletzungen, 6 den Tod zu Folge.
     Im Omnibusbetrieb fanden 161 Unfälle statt, davon 19 beim Besteigen oder Verlassen des Hinterperrons, 15 durch Herabfallen vom Perron, Verdeck, der Leiter, 59 durch Umstoßen und Ueberfahren, 68 durch Zusammenstoß der Wagen und andere Ursachen; davon führten bez. 4, 7, 23, 12 zu schweren, 8, 6, 14, 38 zu leichten Verletzungen, 5 durch Ueberfahren bez. Zusammenstoß der Wagen zum Tode.
     Zusammenstöße fanden im Betriebe der Pferde- und elektrischen Bahn 2 832 statt, davon 234 durch Schuld des eigenen, 959 durch Schuld des fremden Kutschers und 1 639 durch andere Umstände; für den Omnibusbetrieb stellten sich die entsprechenden Zahlen auf 739, 87, 94 und 558. Hierdurch wurden bei den Pferdebahnen 2 279 eigene und 810 fremde, bei den Omnibus 356 eigene und 227 fremde Wagen beschädigt. Sonstige Betriebsstörungen fanden bei den Pferdebahnen 1 489, bei den Omnibus 260 statt.

     Aus: Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin, Dreiundzwanzigster Jahrgang.
     Statistik des Jahres 1896 nebst den weiteren Ergebnissen der beiden Volkszählungen vom Jahre 1895. Herausgegeben von R. Böckh, Berlin 1898

Bildquelle: »Illustrirte Zeitung«, 1.5.1890

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 4/1996
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