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Berliner Biographien

Eberhard, Johann August
* 31. August 1739 in Halberstadt
† 6. Januar 1809 in Halle
Philosoph

Nach dem Theologiestudium in Halle und einer Hauslehrertätigkeit in Halberstadt kam Eberhard 1766 nach Berlin, wo er zuerst als Prediger des Armenhauses und in Stralau arbeitete, seit 1774 als Prediger in Charlottenburg. Seine erste größere Arbeit »Die neue Apologie des Sokrates« (1772) fand große Aufmerksamkeit. Mit der Veröffentlichung »Allgemeine Theorie des Denkens und Empfindens« gewann er 1776 den Preis der Akademie der Wissenschaften. Mit den Berliner Wortführern der Aufklärung Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn gut bekannt, widmete er sich in seinen Schriften vorwiegend Themen, die im Zentrum der aufklärerischen Bestrebungen standen. 1778 verließ er Berlin, um als Professor an der Halleschen Universität zu lehren.

(E)

Ebert, Friedrich
* 12. September 1894 in Bremen
† 4. Dezember 1979 in Berlin
Oberbürgermeister

Der Sohn des Reichspräsidenten Friedrich Ebert, langjähriges SPD-Mitglied, Reichstagsabgeordneter und 1933 zeitweilig inhaftiert, trat nach Kriegsende für die Vereinigung von SPD und KPD ein und gehörte seit 1946 der Führung der SED an. Von 1948 bis 1967 wirkte er als Oberbürgermeister Ost-Berlins. 1967 zum Ehrenbürger ernannt, wurde er nicht in die Gesamtberliner Ehrenbürgerliste von 1992 übernommen.

Eberty, Felix
* 26. Januar 1812 in Berlin
† 7. Juli 1884 in Arnsdorf im Riesengebirge
Jurist, Schriftsteller

Nachdem Eberty einige Jahre als Jurist und als Parlamentarier tätig gewesen war, widmete er sich historischen und biographischen Studien. Er veröffentlichte Arbeiten zu den englischen Schriftstellern Byron und Scott sowie zwischen 1866 und 1873 eine siebenbändige »Geschichte des preußischen Staates«. 1878 erschienen seine »Jugenderinnerungen eines Berliners«. Er verließ Berlin, als er eine Professur an der Breslauer Universität erhielt.

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Edelmann, Johann Christian
* 9. Juli 1698 in Weißenfels
† 15. Februar 1767 in Berlin
Philosoph

Nach dem Theologiestudium in Jena entwickelte sich Edelmann zu einem der ersten scharfen Kritiker in Deutschland, die sich mit verschiedenen Argumenten und Streitschriften gegen das Christentum wandten. Zu den bekanntesten Arbeiten zählen »Unschuldige Wahrheiten« (1735) und »Die Göttlichkeit der Vernunft« (1742). Der nirgends zur Ruhe kommende, als der »berüchtigte Edelmann« verschriene Denker fand erst in seinen letzten Lebensjahren Ruhe, als ihm der preußische König Friedrich II. gestattete, in Berlin zu leben. Allerdings mußte er versprechen, weder öffentlich zu predigen noch zu publizieren.

Eichhorn, Johann Albrecht Friedrich
* 2. März 1779 in Wertheim am Main
† 16. Januar 1856 in Berlin
Jurist, preußischer Minister

Seit 1806 am Berliner Kammergericht und seit 1811 auch noch als Syndikus der eben gegründeten Universität tätig, wurde er nach seiner Berufung in den 1815 geschaffenen Staatsrat mit verschiedenen Aufgaben betraut, vor allem im auswärtigen Ministerium. In den Jahren 1840 bis 1848 wirkte er als preußischer Kultusminister. Hier agierte er glücklos, begünstigte ultramontane und pietistisch-orthodoxe kirchliche Kräfte und geriet in den Ruf eines Reaktionärs. Seine besonderen Verdienste lagen jedoch in den Arbeiten für den Zollverein. Seit 1856 trägt eine Straße im Tiergarten seinen Namen.

Eiselen, Ernst Wilhelm Bernhard
* 27. September 1793 in Berlin
† 22. August 1846 in Misdroy Pädagoge

Als begeisterter Turner wirkte der erfolgreiche Absolvent des Gymnasiums zum Grauen Kloster gemeinsam mit Friedrich Ludwig Jahn auf dem ersten Berliner Turnplatz in der Hasenheide. Nach der 1819 befohlenen Schließung der Turnplätze arbeitete er als Lehrer, konnte jedoch schon 1825 eine private Turnanstalt einrichten. 1846 wurde er als Leiter des Moabiter öffentlichen Turnplatzes berufen. Er starb während eines Ostseeaufenthaltes. Seit 1942 trägt ein Weg in Köpenick seinen Namen.

Eisner, Kurt
* 14. Mai 1867 in Berlin
† 21. Februar 1919 in München
Journalist, bayrischer Ministerpräsident

Nach dem Studium arbeitete Eisner bei verschiedenen Zeitungen, so zwischen 1898 und 1905 beim Berliner »Vorwärts«. Als freier Schriftsteller lebte er seit 1910 in München. 1917 trat er der USPD bei. Am 8. November 1918 rief er in München die Republik Bayern aus und wurde ihr erster Ministerpräsident. Am 21. Februar 1919 fiel er einem Attentat zum Opfer. 1949 wurde in Lichtenrade (Tempelhof) eine Straße nach ihm benannt.

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Elisabeth
* 1485
† 10. Juni 1555 in Berlin
Kurfürstin von Brandenburg

Die Tochter des Königs von Dänemark, Schweden und Norwegen wurde am 10. April 1502 mit dem Brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. Nestor vermählt. Wegen ihres Übertritts zum Protestantismus fiel sie bei ihrem Mann in Ungnade und flüchtete 1528 nach Sachsen, wo sie auch nach dem Tod Joachims I. im Jahre 1535 verblieb. 1545 gelang es ihren Söhnen, Kurfürst Joachim II. Hektor und Markgraf Johann, sie zur Rückkehr nach Brandenburg zu bewegen. Hier wohnte sie in Spandau, bis sie kurz vor ihrem Tod nach Berlin übersiedelte. In Spandau wurde eine Straße nach ihr benannt.

Elisabeth Christine
* 8. November 1715 in Wolfenbüttel
† 13. Januar 1797 in Berlin
Königin von Preußen

Nach der Hochzeit zwischen Elisabeth und Friedrich in Wolfenbüttel und dem Einzug des Paares am 27. Juni 1733 in Berlin lebten die beiden bis 1740 vorwiegend auf Schloß Rheinsberg. Nach der Thronbesteigung Friedrichs II. wohnte die nunmehrige Königin im Berliner Schloß und auf Schloß Schönhausen. Die Beziehung des Königs zu seiner Gattin war achtungsvoll, aber distanziert, ohne jedwede Gemeinsamkeiten, so daß Elisabeth viele Jahre allein verbrachte. Sie wich auf schriftstellerische Tätigkeiten aus und arbeitete an Übersetzungen ins Französische. Sie überlebte ihren Mann um elf Jahre. Beigesetzt wurde sie in der Berliner Domkirche - nicht an der Seite Friedrichs II., der in der Potsdamer Garnisonkirche ruhte. In Pankow erinnert der Elisabethweg an die preußische Königin.

Eltester, Christian
* 23. Oktober 1671 in Berlin
† 5. Mai 1700 in Berlin
Baumeister

Nach einem längeren Aufenthalt in Italien wirkte Eltester seit 1696 im Dienst des Brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III., der ihn 1697 zu seinem Hofbaumeister ernannte. In dieser Funktion war er bis zu seinem Tod vor allem mit Plänen für Berliner Schloßbauten beschäftigt.

Eucken, Walter
* 17. Januar 1891 in Jena
† 20. März 1950 in London
Nationalökonom

Der namhafte Wissenschaftler, der mit seinem Hauptwerk »Die Grundlagen der Nationalökonomie« (1939) eine eigene Richtung »Freiburger Schule« begründete, vertrat gegenüber dem Entwicklungsgedanken, den er im Marxismus kritisch analysiert hatte, ein Ordnungsdenken, das er auf die Untersuchung der Wirtschaft anwandte. Seine hauptsächliche Wirkungsstätte lag seit 1927 an der Universität in Freiburg i. Br. Seine Berliner Jahre nach dem Ersten Weltkrieg (bis 1925) waren jedoch voller wichtiger Entscheidungen: Hier lernte er seine spätere Frau Edith Erdsiek kennen; hier habilitierte er sich 1921 an der Berliner Universität bei Hermann Schumacher mit der Arbeit »Die Stickstoffversorgung der Welt«; hier veröffentlichte er seine erste bedeutsame Arbeit »Kritische Betrachtungen zum deutschen Geldproblem« (1923) - und hier faßte er den Entschluß, sich ganz der theoretischen Arbeit zu widmen.

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Eulenburg, Botho Wend August, Graf zu
* 31. Juli 1831 in Wicken (Ostpreußen)
† 5. November 1912 in Berlin
preußischer Innenminister

Als Eulenburg 1878 ins preußische Innenministerium eintrat, hatte er nicht nur bereits vielfältige Erfahrungen im preußischen Verwaltungsdienst, sondern setzte faktisch auch die Arbeit seines Onkels Friedrich Graf zu Eulenburg, des bisherigen Innenministers, fort. Von 1892 bis 1894 leitete er das Innenministerium.

Eulenburg, Friedrich Albrecht, Graf zu
* 29. Juni 1815 in Königsberg
† 2. Juni 1881 in Berlin
preußischer Innenminister

Der aus einem alten preußischen Geschlecht stammende Jurist trat früh in den preußischen Staatsdienst ein, wo er in verschiedenen Ministerien und als Diplomat tätig war, bevor er 1862 Innenminister wurde. In dieser Funktion erwarb er sich besondere Verdienste bei der Durchsetzung von Verwaltungsreformen: Er verwirklichte 1872 eine neue Kreisordnung und 1875 eine neue Provinzialordnung. Beide Ordnungen waren für Berlin bedeutungsvoll, da sie die Rechte der Berliner Randgemeinden stärkten und Berlin als Stadtkreis zum eigenen Verwaltungsbezirk erhoben. 1878 schied er wegen Querelen mit Otto von Bismarck aus dem Amt aus. Nach seiner Amtsentlassung bezog Eulenburg, der vorher Unter den Linden 73 bzw. in der Behrenstraße 72 gewohnt hatte, eine Wohnung in der Margarethenstraße 2-3.

Eulenburg, Philipp, Fürst zu
* 12. Februar 1847 in Königsberg
† 17. September 1921 in Liebenberg Diplomat

Der ausgebildete Jurist diente einige Zeit als Diplomat in den preußischen Gesandtschaften in Österreich, Schweden und Frankreich, bevor er die Gunst Kaiser Wilhelms II. gewann und zum engsten Vertrautenkreis am Berliner Hof zählte. Von dem Berliner Publizisten Maximilian Harden der Homosexualität bezichtigt, stand Eulenburg in mehreren Prozessen im Brennpunkt der Öffentlichkeit, bevor er 1909 auf unabsehbare Zeit für verhandlungsunfähig erklärt wurde und sich auf seinen Stammsitz Liebenberg zurückzog.

Eyck, Erich
Dezember 1878 in Berlin
† 23. Juni 1964 in London
Historiker

Der aus einer jüdischen Familie stammende Jurist arbeitete von 1906 bis zu seiner Emigration 1937 als Rechtsanwalt am Berliner Kammergericht. Er war seit 1915 Stadtverordneter von Charlottenburg und gehörte nach 1920 auch der Berliner Stadtverordnetenversammlung an. Seit 1915 wirkte er als freier Mitarbeiter der »Vossischen Zeitung«, in der er regelmäßig die Beilage »Recht und Leben« gestaltete.
     In der Emigration widmete er sich ganz historischen Studien und brachte solche Arbeiten heraus wie die »Geschichte der Weimarer Republik«, eine dreibändige Bismarck-Biographie und eine politische Geschichte des deutschen Kaiserreichs. Nach dem Zweiten Weltkrieg weilte Eyck einige Male zu Vorträgen in Deutschland und auch in Berlin.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 4/1996
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