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Ursula von Kardorff
Berliner Aufzeichnungen 1942 bis 1945

Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994

Die Journalistin Ursula von Kardorff (1911-1988) schrieb ihre »Berliner Aufzeichnungen« 1947 nach Tagebuchnotizen nieder, die sie in den Jahren 1943 bis 1945 verfaßt hatte. So entstand eine »ehrliche Rekonstruktion eines persönlichen Erlebnisberichtes aus der NS-Zeit« (S. 28), die zu den »wichtigsten autobiographischen Zeugnissen der Kriegsjahre in Berlin« (S. 24) zu zählen ist, wie Peter Hartl in seiner Einleitung zu der von ihm besorgten Neuauflage schreibt. Gerade die Frage nach der Authentizität hat Hartl dazu geführt, den von der Autorin verfaßten Text mit ihren ursprünglichen Notizen zu vergleichen, Übereinstimmungen und Unterschiede zu belegen und damit die historische Direktheit der Aussagen noch zu verstärken. Die Autorin selbst notiert in einer kurzen Vorbemerkung: »Man kann diesem Tagebuch viel vorwerfen: unliterarischen Stil, Oberflächlichkeit, Naivität, Unwissenheit, nur eines nicht: Unwahrheit. Es ist nicht frisiert, nicht nachgeschönt. Es ist ehrlich.« (S. 33)
     Ursula von Kardorff kommt aus einem Kreis, in dem sich die preußisch- deutsche Tradition des Beamten- und Soldatentums auf seltsame Weise mit dem Intellektuellen der späten Kaiserzeit verbindet. Ihr Vater, ein Freund Liebermanns, war Maler und lehrte an der Grunewalder Schule; ihre Brüder wurden Offiziere; ein Onkel war Vizepräsident des Reichstages; der Großvater war ein Freund Bismarcks. Sie selbst kam nach einer Tätigkeit als Gutssekretärin auf Schloß Neuhardenberg 1938 zur nationalkonservativen »Deutschen Allgemeinen Zeitung« (DAZ), wo sie bis 1945 tätig war. Danach arbeitete sie von 1948 bis zu ihrem Tode 1988 in München für die »Süddeutsche Zeitung«.

Die »Aufzeichnungen« sind tagebuchartig geführt, umfassen in einzelnen Abschnitten die Jahre 1942 bis 1945, beginnend mit dem 28. Oktober 1942 und endend mit dem 7. Oktober 1945, und werden durch eine »Rückblende« abgeschlossen. Obwohl - oder gerade weil - sie sehr persönlich gehalten sind, tritt die geschilderte Zeit plastisch hervor. Da wird die ganz private familiäre Begebenheit ebenso detailliert geschildert wie eine erste Begegnung mit Stauffenberg, da erfährt man etwas über die Arbeitsbedingungen der Journalisten in diesen Tagen, aber es wird auch der neueste Witz notiert, der gerade in Berlin kursiert. (1944 nach den verheerenden Bombenangriffen: »Berlin ist die Stadt der Warenhäuser, hier war'n Haus und da war'n Haus.« (S. 177)
     Ursula von Kardorff bekennt in den »Aufzeichnungen«, daß sie selbst keinen echten Nazi kenne, daß aber von den Menschen alles hingenommen werde, als sei es unabänderlich. Immer wieder geht sie der Frage nach, wie sie selbst die Nazis gesehen hatte und wie sich diese Sicht verändert hat. Der 9. November 1938 - die sogenannte Reichskristallnacht - war offensichtlich einer der entscheidendsten Augenblicke in ihrem Leben: »Etwas Kostbares, für die Menschen anderer Nationen Selbstverständliches ging damals in mir genauso klirrend entzwei wie die Scheiben draußen. Ich konnte dieses Land, in dem ich geboren bin und in dem meine Vorfahren seit achthundert Jahren leben, nicht mehr lieben. Das hat Hitler fertiggebracht. Seitdem hasse ich ihn mehr als alle Feinde.« (S. 106) Als sie ein Flugblatt der Geschwister Scholl abschreibt und weitergibt, möchte sie mehr in dieser Richtung tun, gesteht sich aber zugleich ein, daß ihr Mut bei der Vorstellung KZ in ein Häufchen Feigheit zusammensinke. Mit Hochachtung berichtet sie über Bekannte, die zum Kreis der Verschwörer vom 20. Juli 1944 gehören. Eindringliche Schilderungen vermitteln Einsicht in die Gedanken und Stimmungen der Menschen in Berlin in den Wochen nach dem 20. Juli.
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   103   Berichte und Rezensionen   Voriges BlattNächstes Blatt
Das Buch ist weder eine subjektiv- emotionale Darstellung der Kriegsjahre in Berlin, noch eine objektiv- rationale Beschreibung der Berliner Verhältnisse zwischen 1943 bis 1945 und auch kein Text, der irgendwo dazwischen liegt. Es sind die ganz eigenen Aufzeichnungen einer Journalistin, die es gewohnt ist, ihre Umwelt zu beobachten und darüber zu schreiben - und die sich selbst immer mit dabei sieht.
     Eberhard Fromm

 

Eberhard Cyran
Das Schloß an der Spree

Die Geschichte eines Bauwerks und einer Dynastie
arani-Verlag Berlin, 1995

Hier liegt uns wieder einmal eines jener Erzeugnisse der Geschichtspublizistik vor, mit dem das an geschichtlichen Vorgängen interessierte Publikum heutzutage im allgemeinen in Nachrichtenmagazinen bedient wird. Sie zeichnen sich vornehmlich durch drei Faktoren aus: reißerischer Titel, flotter Stil, oberflächliche Recherche. Wenn man ins Kalkül zieht, daß auch in früheren Jahrhunderten das Bedürfnis nach Klatsch und Sensation nicht weniger entwickelt war als heute, angesichts des Fehlens von Nachrichtenmagazinen aber Chroniken, Tagebücher, fliegende Blätter, öffentlich gemachte private Briefwechsel und nachholende Selbstbespiegelungen als Quelle für Mitteilungen dienen mußten - dann hat man exakt jene Quellengrundlagen, aus denen Cyran sein Werk schöpft. Dabei ist der Titel des vorliegenden Buches schon irreführend, denn die Geschichte der Dynastie - der Hohenzollern - steht in der Darstellung obenan, und die Geschichte des Berliner Schlosses ist nur als Gerüst eingezogen.

Da der Beginn der Hohenzollernherrschaft über Berlin fast identisch ist mit dem Beginn des Baus des Berliner Schlosses, lassen sich beide Themen natürlich gut zusammenspannen. (Was machen schon vier Jahrzehnte aus bei fünf Jahrhunderten? Und nicht umsonst werden die letzten drei Jahrzehnte des Schlosses - also die ohne hohenzollernsche Hausherrn - recht summarisch behandelt.)
     Der sich durch das Buch ziehende rote Faden zur Baugeschichte des Schlosses ist sachlich mit den wenigsten Fehlern behaftet, da er sich eng an das Standardwerk von Albert Geyer hält: »Geschichte des Schlosses zu Berlin« (2 Bde. und Tafelbd., Berlin 1936/37). Cyran (Jg. 1914), der nie von sich behauptet hat, Historiker zu sein, sondern etliche respektable Literaturpreise seinen Verdiensten als Schriftsteller und Funkdramatiker verdankt, hat zunächst erfolgreiche Jugendbücher geschrieben, ehe er sich Ende der 50er Jahre Geschichtsthemen preußischen Zuschnitts zuwandte: 1958 erschien ein Buch über Sanssouci, 1961 der vorliegende Titel - beide in »Kürschner's Deutschem Literaturkalender« als Romane ausgewiesen. Der arani- Verlag betreut den Titel allerdings erst seit 1976. Obwohl uns die Erstausgabe von 1961 nicht vorliegt, müssen wir annehmen, daß nach anderthalb Jahrzehnten Erfahrung mit der Romanfassung einiges an sachlicher Information eingebracht wurde - denn seit 1976 kommt »Das Schloß an der Spree« als Sachbuch daher. Wenn dem so ist, dann kann jenem Arbeitsgang der 70er Jahre allerdings bescheinigt werden, daß er mit der heißen Nadel gestrickt wurde, denn die Zahl der Oberflächlichkeiten und direkten Fehler bei der Darstellung von Ereignissen, Personen und Zusammenhängen ist beschämend. Nur ein Beispiel: Wenn man schon mit wörtlichen Zitaten arbeitet - übrigens so gut wie nie unter Nennung der Quelle! -, dann sollte man auch als Nicht- Historiker richtig zitieren. Bei Cyran liest sich der Aufruf des Berliner Gouverneurs von der Schulenburg an die Hauptstädter nach der Schlacht von Jena und Auerstedt so:
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»Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich bitte darum.« (S. 276) Im Original aber lautet der Aufruf: »Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere die Einwohner Berlins dazu auf. Der König und seine Brüder leben!« Und nicht eine Woche, sondern zehn Tage nach der Schulenburg`schen Aufforderung zog Napoleon in Berlin ein (ebda.)! Selbst Namen, die in der Kunstgeschichte weltweit nach einheitlichem Duktus geschrieben werden, gibt Cyran in eigener Weise wieder (Johann Arnold Nering [1659-1695], einer der Schloßbaumeister, schreibt sich bei ihm Nehring/ S.96.) Besonders blamabel ist die Unkenntnis über den bei der Fortifizierung Berlins entstandenen Stadtteil »Neu-Kölln am Wasser«, den Cyran jenseits der Festungswälle ansiedelt und (von Rixdorfs Umbenennung in Neukölln hat er jedenfalls einmal gehört) Rixdorf/Neukölln benennt. (S. 96) Die überkommenen Klatschgeschichten, Legenden und Märchen aus der Berliner und der Hohenzollern- Geschichte sind unter Mißachtung neuerer Forschungsergebnisse und anderer Sichten ungeprüft in großer Zahl übernommen worden, und man wundert sich direkt, daß die »olle Kamelle« vom Galgenhaus in der Brüderstraße nicht vorkommt. Natürlich muß auch die längst entlarvte Mär von der unglaublichen Verwüstung der Schloßräume durch die Volksmarinedivision im November/Dezember 1918 als pure Wahrheit verkauft werden. Da fragt man sich bloß, wie denn anschließend das persönliche Eigentum Wilhelms II. verpackt und »dem Verbannten« nach Doorn nachgesandt werden konnte? (S. 361 f.)
     Kopfschüttelnd muß man dem Verlag attestieren, daß er seinem guten Namen mit diesem Titel keine Ehre macht: Bei dem harten Wettbewerb der Berlin- orientierten Verlage dieser Stadt sind Nachauflagen sicher ein Erfolg. Trotz seiner vom Historiker zu rügenden Mängel scheint das vorliegende Buch ein kaufbereites Publikum zu finden - es wird ja stolz die 6. Auflage des Titels präsentiert.
Aber kann man dem Leser eigentlich zumuten, in einem 1995 aufgelegten Buch die Mitteilung zu finden, daß die »Hundebrücke« dort gewesen sei, »wo sich heute die ihrer Statuen beraubte Schinkelsche Schloßbrücke befindet«. (S. 57) Eine originelle Methode, den Stand von 1976 zu dokumentieren. Hinsichtlich von Rauchs Reiterstandbild Friedrichs II. heißt es (S. 274) allen Ernstes, daß es »heute, vom Sturm der Zeit beiseite gespült, am Hippodrom zu Sanssouci in grüner Stille verborgen auf seine Auferstehung wartet«. Eine Aktualisierung wäre das Mindeste, was der Käufer erwarten darf. Wir erlauben uns, Verlag und Autor auf den faktenreichen Aufsatz von Günther Feist »Finale Schloßmuseum. Die letzten 33 Jahre des Berliner Stadtschlosses« (»Museumsjournal« IV/1991 und I/1992) aufmerksam zu machen.
     Kurt Wernicke

 

Ernst Loewy
Zwischen den Stühlen

Essays und Autobiographien aus 50 Jahren Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1995

In einem 1989 bis 1991 mehrfach gehaltenen Vortrag »Zum Paradigmenwechsel in der Exilliteraturforschung« (S. 261 ff.) stellt Ernst Loewy fest, daß die nicht nur unterschiedlich, sondern geradezu spiegelverkehrt verlaufene Rezeption des Exils in den beiden deutschen Staaten schon seit längerem von einer differenzierteren Sicht abgelöst worden sei.
     Der »verordnete Antifaschismus« dort und der »nachgehaltene Antifaschismus« hier wurden Schritt für Schritt überwunden. Dabei wird es die betreffenden Autoren interessieren, daß Loewy diese Entwicklung am Beispiel zweier DDR- Publikationen erläutert:

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Er vergleicht die sieben Bände »Kunst und Literatur im antifaschistischen Exil 1933-1945« aus den Jahren 1978—1981 mit dem Band »Wer schreibt, handelt« von 1983 und bedauert, daß gerade dieser vorläufig keine Fortsetzung finden werde. Nach der Vereinigung, da dem offenen Diskurs nichts mehr im Wege stehen dürfte, drohe ein Bruch durch Auflösung der Institute, Abwicklung der Forscher und ihrer Vorhaben. Und das zu einer Zeit, da mehr als je Grund besteht, sich uneingeschränkt der Erfahrungen des Exils zu erinnern. Verständliche Sorge eines Mannes, der sein Leben diesem Gegenstand gewidmet hat und den offenbar der unerwartete Aufschwung der Forschung durch die offenen Archive nicht beruhigt.
     »Emigration ist kein Zustand, Emigration ist eine Tätigkeit.« Dieses Wort von Egon Erwin Kisch kann auch für Ernst Loewy gelten. In den autobiographischen Beiträgen des Bandes schildert er die prägenden Erfahrungen seines Lebens. Daß seine Eltern so weitsichtig waren, sich von ihrem einzigen Sohn zu trennen und ihn 1936 mit der Jugend- Alijah nach Palästina zu schicken, rettete ihm das Leben. Vier Stunden am Tag lernte und vier Stunden am Tag arbeitete der 16jährige zunächst in einem Kibbuz nahe Jerusalem. In einer fremden Umwelt auf sich gestellt, wurde er sehr rasch selbständig und intellektuell wach. Als Lehrling und Jugendbuchhändler in Tel Aviv las er abends die Bücher, die er tagsüber zu verkaufen oder auszuleihen hatte. Bald versuchte er sich auch im Schreiben von Gedichten und Artikeln in deutscher Sprache, die im Lande als Sprache Hitlers verpönt und öffentlich nicht zum Druck zugelassen war; wer sie benutzte, galt als Verräter an der jüdischen Sache.
     Im vorliegenden Querschnitt durch 50 Jahre publizistischer Tätigkeit kann man ungedruckte oder seitdem nicht veröffentlichte Artikel aus dieser Zeit nachlesen, z. B. über »Thomas Mann und das deutsche Bürgertum«, Stefan Zweigs »Welt von gestern« oder Franz Werfels Vorstellungen, was aus Deutschland nach dem Kriege werden sollte. (S. 124 ff.)
Ernst Loewy lernte die Exilliteratur von ihrem Beginn an kennen. Er berichtet, wie er fast täglich die Neuerscheinungen von Querido, Allert de Lange u. a. Exilverlagen in Empfang nahm, die Romane von Klaus Mann, Lion Feuchtwanger, Anna Seghers, Arnold Zweig, Joseph Roth, Egon Erwin Kisch kennenlernte, und stellt rückblickend fest, »daß im Vorfeld der Zerstörung des deutschen Judentums, parallel zu seinem Untergang, die deutsch- jüdische Literatur, produktiv eingebunden in die deutsche Exilliteratur und zum Teil identisch mit dieser, noch einen beachtlichen Aufschwung nahm«. (S. 29/30)
     Loewy betrachtet die Exilliteratur und zitiert dazu Ruth Klüger, »als Kultur zwischen Aufklärung in der Endlösung«. (S. 4) In ihr verband sich die Erinnerung an die vertanen Möglichkeiten der Geschichte mit der Vorstellung, daß bisher unrealisierte Hoffnungen auf ein anderes Deutschland in einem friedlichen Europa und einer menschlichen Welt noch einzulösen wären. Von diesen Hoffnungen hat sich Ernst Loewy leiten lassen.
     Neben seiner Arbeit als Buchhändler wirkte er als Publizist und ehrenamtlicher Redakteur deutschsprachiger Zeitschriften wie »Orient«, »Chug« (Kreis, von »Kreis der Bücherfreunde«), »Heute und morgen«. Das waren Formen zumeist linksliberaler deutschsprachiger Neueinwanderer. Sie waren weder zionistisch noch antizionistisch festgelegt; dennoch wurde z. B. dem »Orient«, der u. a. von Arnold Zweig herausgegeben wurde, 1943 das Weitererscheinen durch einen von militanten Zionisten in der Druckerei gelegten Brand unmöglich gemacht. (S. 19)
     1956 kehrte Loewy mit seiner Familie nach Deutschland zurück, nicht, wie er geplant hatte, in die DDR. Trotz Empfehlungen von Arnold Zweig, Louis Fürnberg und Lea Grundig war er - seit 1950 Mitglied der Kommunistischen Partei Israels - als »Westemigrant« nicht willkommen. Er fand eine Arbeit in Frankfurt am Main als Leiter der Judaica- Sammlung der dortigen Stadt- und Universitätsbibliothek.
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Als er, nach 20 Jahren Exil, Studium und Prüfung zum Diplombibliothekar nachgeholt hatte, befanden zuständige Bürokraten, er sei für sein Amt nicht mehr geeignet. So wurde er 1964 bis 1983 Referent im Deutschen Rundfunkarchiv.
     Fachleuten für Exilforschung und Mitarbeitern der Medien wird der heute 75jährige Ernst Loewy gut bekannt sein. 1984 bis 1991 war er Vorsitzender der Gesellschaft für Exilforschung in Marburg, später Berlin. Als solcher war er Initiator des Projekts »Exil im Rundfunk«. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen und Periodika zum Thema: Literatur unterm Hakenkreuz, 1967; Thomas Mann - Verzeichnis seiner Ton- und Filmaufnahmen, das 1974 als Ergänzung zu den Gesammelten Werken im S.Fischer Verlag erschien; Exil - literarische und politische Texte aus dem deutschen Exil 1933-1945; Nachrichtenbrief der Gesellschaft für Exilforschung 1984-1993, Reprint, 1995; Rundfunk gegen das »Dritte Reich«, 1986; Internationales Jahrbuch »Exilforschung«, 1991.
     Reflexionen über das Leben mit dem Widerspruch, Jude, Israeli und Deutscher zu sein, nehmen in dem Band verständlicherweise den größten Raum ein. Daraus erklärt sich auch der Titel.
     »Zwischen den Stühlen« fühlte sich schon der Schüler am Krefelder Realgymnasium in der NS-Zeit. Doch unvergleichlich viel schwerer war es, den Widerspruch auszuhalten, zu begreifen und zu leben, als Israeli Deutscher bleiben und nach Deutschland zurückkehren zu wollen, in der Hoffnung auf das »andere Deutschland«, mit dem er durch die Exilliteratur untrennbar verbunden geblieben war. Sich als »Exilant« und nicht als Einwanderer zu betrachten, deutsch und nicht hebräisch zu sprechen, galt vor und nicht erst nach der Gründung Israels 1948 als Verrat am jüdischen Volk.
     Loewy bezeichnet seine Generation der deutsch- jüdischen Einwanderer als »Zwischengeneration«. Sie gehörten weder zu den Emigranten der ersten Generation, die Sprache, Kultur und Beruf mitgebracht hatten und daran festhielten, so gut es ging. Auch zur zweiten Generation der im Exil Aufgewachsenen gehörten sie nicht. »Wir waren noch in der deutschen Sprache und im deutschen Kulturkreis verwurzelt, hatten auf alle Fälle aber deutliche Erinnerungen an das Geburtsland. Auch war unsere traumatische Belastung noch nicht so groß, als daß wir diese Erinnerungen zu verdrängen und jede Regung, die uns mit dem Land unserer Herkunft verband, zu unterdrücken versucht hätten.« (S. 18/19)
     Dazu kam das Trauma, das die im Exil vom Schlimmsten verschont Gebliebenen erfuhren, als sie 1945 mit den Überlebenden der Lager zusammentrafen; ihr Versuch, die Schreckenserfahrungen zu verarbeiten, während doch, »kaum war der Krieg zu Ende, das Schlimmste wenigstens in Umrissen bekannt, überall nur Zukunft anvisiert wurde, wobei die, die das Schlimmste überlebt hatten, meist am wenigsten gefragt wurden. Der Holocaust wurde weitgehend verdrängt, nicht nur auf der Seite der Täter. Erst Ende der 70er Jahre drang die Erinnerung an ihn mit Macht in das öffentliche Bewußtsein.« (S. 9)
     Es blieb die Heimatlosigkeit, die nicht einmal dadurch abzuschütteln war, daß man ins Herkunftsland zurückkehrte. (S. 322) Und es blieben die Probleme jüdischer Existenz in der Bundesrepublik Deutschland. (S. 323, 335)
     Besonders aufschlußreich für mich war der Beitrag über Louis Fürnberg. Fürnberg (1909-1957), dessen Parteilied heute in keiner Fernsehsendung über die SED fehlt, hat - wie Loewy mitteilt - »das fragwürdige politische Kampflied keineswegs für die SED geschrieben«.
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Es galt der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, deren Mitglied er seit 1928 war, und er schrieb es 1949, nachdem er, 1946 aus der Emigration in Palästina nach Prag zurückgekehrt, als Delegierter nicht zum Parteitag zugelassen wurde, weil er deutschsprachiger Böhme war.
     Wer hätte das gedacht: »Es ist ein Lied, das weniger einem überquellenden Herzen entsprang als der Enttäuschung, der er mit dem Diktat seines Kopfes glaubte entgegentreten zu müssen. Dieser Vorfall spiegelt, unverkennbar für Außenstehende, die Tragödie dieses über weite Strecken politischen Lyrikers, die zu verbergen ihn fast bis ans Ende seiner Tage alle Kraft kostete ...« (S. 186)
     Hier und an anderen Stellen findet man Zeugnisse, wie sehr die Palästina- Emigranten von den keineswegs nur rhetorischen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppierungen innerhalb der zionistischen Bewegung betroffen waren.
     Aus tragischem Anlaß aktuell ist Loewys Analyse des Romanfragments »Lessing und Spira« von Louis Fürnberg. (S. 185 ff.) Der Roman sollte von Theodor Herzl, dem Begründer des Zionismus, und seiner Nachfolge handeln, in der gutsituierten internationalen Gesellschaft Israels spielen und die Konfliktlagen des Jahres 1944 widerspiegeln. Dabei ging es auch um ein Bombenattentat aus dem zionistischen Untergrund.
     Die Vorgänge gleichen denen im Roman »De Vriendt kehrt heim« von 1932. Arnold Zweig hatte das Buch nach gründlicher Recherche der Hintergründe und Ursachen des 1929 an seinem Freund und jüdischen Dichterkollegen Israel de Haan verübten Mordes geschrieben. De Haan (im Roman de Vriendt) war als Vertreter der thoratreuen Richtung Agudat Israel Gegner der Politik, die damals von der Jewish Agency betrieben wurde, und trat für ein friedliches Zusammenleben von Arabern und Juden in Palästina ein. Er war nicht von einem Araber ermordet worden, wie es offiziell hieß, sondern eine zionistische Terroristin und frühere russische Sozialrevolutionärin hatte ihn »als Verräter« erschossen.
Ungeachtet der dichterischen Verarbeitung und der um Ausgleich bemühten Tendenz des Romans, ist Arnold Zweig die Aufdeckung dieser Zusammenhänge zeit seines Exils übelgenommen worden.
     Die Fragmente, die Fürnberg von seinem Roman hinterlassen hat, bestehen aus einem langen, sich immer schärfer zuspitzenden Disput zwischen Spira und (Nomen est Omen) Lessing. Spira trägt die Argumente des gebildeten liberalen bürgerlichen Juden vor, der als Zionist letztlich auch so radikal- terroristisches Vorgehen billigt. Lessing, ein assimilierter Jude, Weltbürger und Antizionist, will im Vertrauen auf sein marxistisches Geschichtsbild das Gebot der Toleranz unter keinen Umständen preisgeben. Spira vertritt den Standpunkt, die Juden seien auf sich selbst gestellt, sie haben »nur durch die Hinwendung zur Idee eines eigenen nationalen Gemeinwesens die Chance des Überlebens«. (S. 202) Lessing sieht darin keinen Grund, von dem einmal eingeschlagenen Weg des friedlichen Zusammenlebens von Juden und Arabern abzuweichen, »zumal anderenfalls das Verbrechen gleichsam legitimiert, vor allem aber neues Unrecht geschaffen würde«. Er sieht den »historisch richtigen Weg« durch den Sozialismus, d. h. durch die Sowjetunion, garantiert.
     Spiras Argument, »fünf Millionen Leichen öffnen einem die Augen«, hält Lessing entgegen, »daß eben dies kein neues Abenteuer rechtfertige«.
     Auf dem Gipfel des Streits vergleicht er den Zionismus mit dem Nationalsozialismus, der - in Deutschland bankrott - in Palästina wieder auferstehe. »Die Feme ist längst in Aktion, und die Sturm- Abteilungen stehen Gewehr bei Fuß.« (S. 206)
     Dieses Totschlag- Argument im erschreckenden Doppelsinne des Wortes war damals nicht ungewöhnlich, wie man bei Arnold Zweig und anderen nachlesen kann. Es hat sich bis heute erhalten und wird nicht nur von einer Seite als Waffe eingesetzt; Gegner Itzhak Rabins bildeten ihn nicht nur wie Arafat, sondern auch in SS- Uniform ab.
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     Das Gespräch zwischen Spira und Lessing bleibt offen. Es findet, ebenso wie der Konflikt, bis heute keine Lösung. Doch, wie Loewy hervorhebt, bleiben die Kontrahenten bei Fürnberg politische Gegner und trennen sich nicht in Haß und Feindschaft.
     Im Unterschied zu Rudolf Hirsch und Ursula Behse (Exil in Palästina), die bemerken, Fürnberg habe sich kaum mit dem Palästina- Problem befaßt, hält Ernst Loewy den Text für Fürnbergs wichtigsten zu diesem Thema und schließt aus den überlieferten Fragmenten, daß er dem Gedanken eines jüdisch geprägten Gemeinwesens in Palästina »mit größerem Verständnis gegenübergestanden habe, als er sich zeit seines Lebens den Anschein gegeben hatte«. (S. 208)
     Eva Dorst
 

Regina Stürickow
Der Kurfürstendamm. Gesichter einer Straße

arani-Verlag, 1995

Es bedurfte wahrscheinlich der Kompetenz einer am Kurfürstendamm aufgewachsenen »Berliner Pflanze« jüngeren Jahrgangs, wie der 1958 geborenen Autorin Regina Stürickow, um in einer packenden Studie »Der Kurfürstendamm. Gesichter einer Straße«, arani- Verlag, Berlin 1995, der Geschichte einer legendären Straßenzeile nachzugehen, ohne in das Anhimmeln der »guten alten Zeit« zu verfallen. Mit dieser Kompetenz und diesem Abstandes widmet sie sich der Vergangenheit und ihren Verflechtungen von politischer, wirtschaftlicher und sozialer Geschichte insgesamt. Weniger Begeisterung hat sie übrig für einzelne Epochen bzw. einzelne Örtlichkeiten oder gar einzelne Personen, was den Blick auf die Totalität des Ortes verstellen würde.

     Das ist von höchstem Verdienst - und es reiht sich würdig in den seit einiger Zeit zu beobachtenden erfreulichen Trend ein, geschichtsträchtige Berliner Ortsräume im Rahmen solcher historischen Zusammenhänge zu schildern (vgl. z. B. Laurenz Demps zum Schlesischen Bahnhof 1992).
     Die Autorin schlägt schon insofern einen anderen Weg bei der Betrachtung des Kurfürstendamms ein als eine Legion vor ihr auftretender Enthusiasten, als sie sich nicht nur einzelnen jeweils mondänen Abschnitten des Straßenzugs widmet, sondern seinen Gesamtverlauf zwischen Landwehrkanal (wo der Kurfürstendamm bis August 1925 an der Corneliusbrücke begann, ehe der Abschnitt bis zum Auguste- Victoria- Platz - heute Breitscheidplatz - zu Budapester Straße umbenannt wurde ...) und dem Halensee ins Auge nimmt. Und sie geht über die kulturelle Bedeutung von gastronomischen Lokalitäten, Theatern, Kinos, Galerien, Modesalons und Lasterhöhlen hinaus, indem sie auch die kulturelle Bedeutung des Gesamtambientes als Flanier- und Vorzeige- oder besser: Angebermeile in ihrem Auf und Ab würdigt - wobei sie eben nicht davor zurückschreckt, sich auch dem »Ab« zu stellen.
     Sehr begrüßenswert ist ihr ungeschminktes Darstellen des traditionsverachtenden Austobens der jeweiligen Up-to-date- Moderne in der Architektur, die den Kurfürstendamm einem ständigen Wechsel im Aussehen unterwarf und unterwirft und das von Reisebüros propagierte Bild einer »klassischen« Berliner Straße bei etwas genauerem Hinsehen als pure Lüge entlarvt: Der Kurfürstendamm ist weder ein Zeugnis wohlbetuchter Wohnbebauung - mit welchem Charakter er absichtsvoll geplant, aber erst mit etlicher Verspätung um die Jahrhundertwende ins Leben umgesetzt wurde - noch hochnobles Einkaufszentrum, weder Lasterallee noch Kulturmeile - vor allem ist er kein architektonisches Ensemble.
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   109   Berichte und Rezensionen   Voriges BlattNächstes Blatt
Er war seit dem ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts immer von allem etwas, aber am wenigsten war er ein architektonisches Denkmal für einen Moment Berliner Bautradition - nicht einmal angesichts teilweise über die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs geretteter zusammenhängender Bausubstanz konnte er sich einen solchen Stellenwert erkämpfen.
     Dieses hektische Gewiesel nach dem Modernen oder Ausgefallenen in Fassadengestaltung und Gebäudepracht (dem erst in jüngster Zeit der Denkmalschutz beizukommen versucht) hat natürlich seinen Grund. Regina Stürickow benennt ihn einmal brutal und unverziert in einem Zitat aus dem Mund eines Neuinvestors, dem 1967 das über ein halbes Jahrhundert am Kurfürstendamm zu einem festen Begriff gewordene Kindl- Bräu bei seinen Plänen im Wege stand: »Mich interessiert nicht, ob Ihnen ein oller Rentner auf die Schulter klopft und sagt, Frau Klemke, ich habe bei Ihnen göttlich gegessen, und ich konnte es mir auch leisten. Ich will in dem Haus Rendite sehen!« (S. 180) Man liest ihre Schadenfreude deutlich aus den Zeilen, wenn sie nicht ohne Genuß die spektakulärsten jener Fälle Revue passieren läßt, bei denen gierige Rendite- Raffkes mit ihren Spekulationen fehlgingen: etwa der mißlungene Coup der Gruppe Dr. Jowy mit dem Kudamm- Eck. Und berlinisch- keß kennt die Autorin auch nicht die geringste Scheu, dem Senat von Berlin eine sich über vier Jahrzehnte erstreckende Mißwirtschaft anzukreiden, die es nicht fertigbrachte, Erhaltungs- bzw. Gestaltungsvorgaben am ansonsten doch so hochgelobten »Schaufenster« durchzusetzen. Mit Schmunzeln rezipiert der »Ossi«, daß der »Wessi«- Begriff lange vor ihm geprägt wurde: Er benannte die Bundesbürger, die auf Billig- Busreisen scharenweise nach Westberlin - und dort auf alle Fälle auf den Kurfürstendamm - einfielen; sie waren übrigens an dem zeitweise mehr als deutlichen Trend zur billigen Amüsiermeile nicht wenig schuld.
     Der Informationsgehalt des Buches ist von ungewöhnlicher Dichte. Die Fülle der mitgeteilten Daten ist schon für sich erstaunlich.
Sieben Seiten Bibliographie benennen so ziemlich alles an Literatur, was zum Thema ansteht. Das alles rückt das Werk in die Nähe eines Kompendiums. Dem kommt die Anordnung nach Zeitabschnitten noch entgegen: Neun Kapitel zeichnen die Entwicklung des Kurfürstendamms vom Knüppelweg des 16. Jahrhunderts, der Joachim II. den Weg in sein Jagdschloß Grunewald erleichterte (daher übrigens der überkommene Name, der nicht erst in der Bebauungsphase erfunden werden mußte!), bis zum Grab enttäuschter Profiteurhoffnungen nach der Öffnung der Berliner Mauer nach. Ein großer Gewinn für die Berlin- Historiographie ist namentlich (in den Kapiteln VIII und IX) der ungeschminkte Blick auf den nie gelösten Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit nach der Absolvierung der schlimmsten Folgen des Zweiten Weltkrieges (sehr treffend die Überschrift zu VIII: »Von Berlin WW nach West-Berlin«). Der Autorin Resümee, daß der Kurfürstendamm der Gegenwart eine austauschbare Berliner Einkaufsmeile geworden sei, ist zuzustimmen. Sie wäre allerdings kein Kind des Kurfürstendammes, wäre ihr nicht auch der unausrottbare Berliner Optimismus eigen; so sieht sie eine Zukunft der Straße als Nobel- Einkaufsboulevard Osteuropas heraufziehen. Diesen Optimismus in allen Ehren - aber da hat die Warschauer Nowy Swiat wohl doch bessere geographische Chancen!
     Uneingeschränktes Lob schließt allerdings einzelne kritische Hinweise nicht aus. So übernimmt die Verfasserin mit dem Gebrauch von Selbstdarstellungen der Unternehmen als Geschichtsquelle naturgemäß hier und da auch deren gern gepflegte Legenden. Die weithin übliche beliebte kollektive Verbiegung der NS-Zeit als eine Epoche, in der die nicht- nazistische große Mehrheit des Volks der Dichter und Denker von einer sehr kleinen Minderheit tyrannischer NS-Richter und -Henker gequält und terrorisiert wurde, schlägt in Kapitel V (»Tanz auf dem Vulkan«) ziemlich durch und macht u. a. Swing-Fans zu diffusem Widerstandspotential.
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Das dunkle Kapitel der »Arisierung« wird zwar benannt und problematisiert, aber seinen noch vorhandenen Nutznießern nicht wehgetan. Etwas mehr wäre z. B. zum »Fall Kempinski- Traube« schon mitzuteilen gewesen. Ein »Goldfasan« hieß im Volksmund nicht wegen seines Ehrenzeichenschmucks so (Anm. 249): Er war ein »Politischer Leiter«, also ein bezahlter oder ehrenamtlicher Funktionär der NSDAP- Parteihierarchie; diese Gilde erhielt in den 30er Jahren eigene Uniformen, die sich von den braunen der SA durch einen Stich ins Altgold abhoben ... Der eklatante Abstieg der Kurfürstendamm- Haute- Couture bis zur Mitte der 60er Jahre hängt allerdings mit dem Mauerbau 1961 zusammen - aber anders verknüpft, als es die Autorin zu erklären vermag: Die erstaunliche Blüte in den 50er Jahren war eine Folge der Ausbeutung des nach der Vernichtung des Standortes Hausvogteiplatz übriggebliebenen Arbeitskräftepotentials an qualifizierten Ostberliner Konfektionärinnen, das in Ausnutzung des Währungsgefälles billig - und häufig ohne Sozialabgaben - von den Kudamm- Couturiers abgeschöpft wurde; das fiel natürlich nach dem Mauerbau weg, und da die Szene hochmütig und kostensparend auf die Ausbildung eigenen Nachwuchses verzichtet hatte, trocknete sie nun regelrecht aus!
     Ausführliches Zitieren aus »Baedekern« diverser Art kommt mehrfach vor, ist aber bei solchem Thema völlig legitim.
316 quellenbelegende Anmerkungen verweisen nachdrücklich auf wissenschaftliche Akribie und geben auch einige Anregungen fürs Nachblättern in der Tagespresse der verschiedenen Zeitläufe. Wenn die Rezensentin einer großen Berliner Tageszeitung allerdings daraus die Vermutung nährt, das vorliegende Werk sei die - möglicherweise überarbeitete - Dissertation der Autorin (deren 1989 erfolgte Promotion das Cover mitteilt), entlarvt sich jene Dame als oberflächliche Leserin ihres Rezensionsexemplars und zudem als eklatante Nicht- Kennerin akademischer Gepflogenheiten; wer Slawistik und Osteuropäische Geschichte studiert hat, würde mit einer Dissertation zum Kurfürstendamm kaum zur Promotion zugelassen worden sein!
     K. G. Williw
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 3/1996
www.berlinische-monatsschrift.de