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Berliner Biographien

Berliner Leute von gestern und heute - ein biographisches Lexikon

Campe, Joachim Heinrich
* 29. Juni 1746 in Deensen bei Braunschweig
† 22. Oktober 1818 in Braunschweig
Schriftsteller, Pädagoge

Vor allem durch sein pädagogisches Wirken in Hamburg und Braunschweig und seine schriftstellerische Arbeit (1779 »Robinson der Jüngere«) bekannt, verbrachte Campe einige wichtige frühe Jahre seines Lebens in Berlin (Tegel). Hier wirkte er von 1769 bis 1773 in der Familie Humboldt als Erzieher und unterrichtete zwischen 1765 und 1766 Wilhelm und Alexander von Humboldt, bevor er die Stadt für immer verließ.
     In Reinickendorf am Tegeler Freizeitpark erinnert eine Straße an Campe.

(C)

Canstein, Karl Hildebrand Freiherr von und zu
* 4. August 1667 auf Gut Lindenberg bei Fürstenwalde
† 19. August 1719 in Berlin
Vertreter des Pietismus

Aus einem alten Adelsgeschlecht stammend, lebte Canstein seit den frühen 90er Jahren als Privatmann in Berlin, wo er enge Beziehungen zu Philipp Jakob Spener, einem der Wortführer des Pietismus, entwickelte. Nach dessen Tod wurde er zum Haupt der Berliner Pietisten, unterstützte die vom Pietismus getragenen Stiftungen in Halle und begründete eine Bibelanstalt, die das Ziel verfolgte, preiswerte und handliche Volksausgaben der Bibel herauszubringen.

Caprivi, Leo Graf von
* 24. Februar 1831 in Charlottenburg
† 6. Februar 1899 in Skyren bei Krossen/Oder
Militär, Reichskanzler

Seit 1849 in der preußischen Armee dienend, war Caprivi zwischen 1883 und 1886 Chef der Admiralität des Kaiserreiches und seit 1888 kommandierender General der Infanterie. Als Nachfolger Bismarcks wurde er am 20. März 1890 zum Reichskanzler und zum preußischen Ministerpräsidenten berufen, Ämter, die er bis zu seiner Entlassung am 28. Oktober 1894 innehatte.

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Carnall, Rudolf von
* 8. Februar 1804 in Glatz (Schlesien)
† 17. November 1874 in Breslau
Geologe

Nach seiner Ausbildung in Berlin und ersten Erfahrungen im Bergbauwesen wirkte Carnall zwischen 1847 und 1855 in verschiedenen Staatsfunktionen in Berlin. Engagiert trat er für eine moderne Umgestaltung des preußischen Bergwesens ein, leitete zeitweilig das technische Gewerbeinstitut und las zu Fragen der Bergbaukunde an der Universität. Zu seinen besonderen Verdiensten dieser Zeit zählen die Gründung der Geologischen Gesellschaft und die Herausgabe einer amtlichen Zeitschrift zur Montanindustrie.

Carstens, Asmus Jakob
* 10. Mai 1754 in Sankt Jürgen bei Schleswig
† 25. Mai 1798 in Rom
Maler

1788 nach Berlin gekommen, erhielt Carstens 1790 eine Anstellung als Professor an der Akademie der Künste. Er wurde zur Ausmalung des Schlosses und anderer Gebäude herangezogen, beteiligte sich mit einem Gipsmodell an der Ausschreibung für ein Denkmal Friedrichs II. und erhielt 1792 für zwei Jahre Urlaub und Mittel, um nach Italien zu gehen. Als er nach einer Verlängerung um ein Jahr zwar einige Bilder nach Berlin sandte, selbst jedoch nicht an Rückkehr dachte, wurde der zuständige Minister energischer in seinen Forderungen. Daraufhin schrieb Carstens, der sich zu einem bedeutenden Repräsentanten der deutschen klassizistischen Malerei entwickelt hatte, 1795 nach Berlin: »Übrigens muß ich Euer Exzellenz sagen, daß ich nicht der Berliner Akademie, sondern der Menschheit angehöre ... Mir sind meine Fähigkeiten von Gott anvertraut;

ich muß darüber ein gewissenhafter Haushalter sein, damit, wenn es heißt: Thue Rechnung von deinen Haushalten! ich nicht sagen darf: Herr, ich habe das Pfund, so du mir anvertrauet, in Berlin vergraben.«

Carstens, Karl
* 14. Dezember 1914 in Bremen
† 30. Mai 1992 in Heckenheim bei Bonn
Jurist, Bundespräsident, Ehrenbürger

Das politische Leben von Karl Carstens spielte sich wesentlich in seiner Heimatstadt Bremen und vor allem in Bonn ab, wo er in verschiedenen Ämtern arbeitete, bevor er am 23. 5. 1979 für eine Wahlperiode zum Bundespräsidenten gewählt wurde. In dieser Funktion stattete er Berlin mehr als 60 Besuche ab und gab immer wieder der Hoffnung Ausdruck, daß Berlin seine »angestammte Rolle als deutsche Hauptstadt zurückgewinnen wird«. Senat und Abgeordnetenhaus verliehen ihm für dieses Engagement am 3. April 1984 die Ehrenbürgerwürde.

Casper, Johann Ludwig
* 11. März 1796 in Berlin
† 24. Februar 1864 in Berlin
Mediziner

Nach Studium und einigen Reisen 1822 nach Berlin zurückgekehrt, wirkte Casper an der Universität, wo er 1839 zum ordentlichen Professor ernannt wurde. Seit 1841 war er als gerichtlicher Physikus Berlins angestellt. Besondere Verdienste erwarb er sich um die Gerichtsmedizin sowie um die Verbreitung medizinischer Kenntnisse durch Fachzeitschriften, an deren Herausgabe er beteiligt war. 1852 begründete er die »Vierteljahrschrift für gerichtliche und öffentliche Medizin«.

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Cassel, Oskar
* 4. Juni 1849 in Schwetz
† 8. August 1923 in Berlin
Stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher, Ehrenbürger

Als zehnjähriger Junge kam Oskar Cassel nach Berlin, wo er am Köllnischen Gymnasium und später am Gymnasium zum Grauen Kloster sowie an der Universität seine Bildung erwarb. Danach war er im Berliner Handwerkerverein tätig und wurde 1888 als Stadtverordneter gewählt. Darüber hinaus wirkte er 18 Jahre als Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus bzw. in der Preußischen Nationalversammlung.
     Das Hauptfeld seiner Tätigkeit lag jedoch in der Stadtverordnetenversammlung, wo er sich für Haushaltsfragen und das städtische Verkehrswesen einsetzte. Er war Mitglied der Verkehrsdeputation und im Aufsichtsrat der Städtischen Straßenbahngesellschaft. Aber auch Fragen der Kultur und Bildung sowie die Förderung des Armenwesens beschäftigten ihn. In den Jahren von 1908 bis 1921 war er als Stellvertreter des Stadtverordnetenvorstehers tätig. Die Stadt ehrte ihn anläßlich seines 25jährigen Jubiläums als Stadtverordneter mit der Ehrenbürgerwürde. Zu seinem 70. Geburtstag erhielt die 16. Realschule seinen Namen, und es wurde ein Oskar-Cassel-Stipendium eingerichtet.

Chamisso, Adelbert von
(eigentl. Louis Charles Adélaide de C.)

* 30. Januar 1781 auf Schloß Boncourt (Frankreich)
† 21. August 1838 in Berlin
Dichter, Naturforscher

Mit seiner Familie aus dem revolutionären Frankreich emigriert, fand der junge Chamisso nach Stationen in Lüttich, Den Haag und Düsseldorf in Berlin eine zweite Heimat. Hier begann er 1796 als Page der Königin Friederike Luise, um dann eine militärische Laufbahn einzuschlagen. Am 29. Januar 1801 erhielt er sein Leutnantpatent und diente bis zum Frühjahr 1809 in der preußischen Armee. In dieser Zeit widmete er sich philosophischen Studien und begann Gedichte zu schreiben. Nach Aufenthalten in seiner französischen Heimat wandte er sich mit aller Konsequenz den Wissenschaften zu und schrieb sich am 17. Oktober 1812 als Medizinstudent der Berliner Universität ein. Sein besonderes Interesse für die Botanik führte ihn 1815 in die Mannschaft einer Expedition, die mit der »Rurik« eine dreijährige Weltreise unternahm. Im November 1818 wieder in Berlin, begann er die Ergebnisse der Reise zu veröffentlichen, erhielt im Frühjahr 1819 den Ehrendoktor der Berliner Universität, wurde Mitglied der Berliner Gesellschaft der naturforschenden Freunde und erhielt 1819 eine Anstellung als Custos im Botanischen Garten in Schöneberg. Auf Grund seiner Arbeiten zur Botanik wurde er 1835 in die Berliner Akademie der Wissenschaften berufen.

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     Seinen eigentlichen Ruhm erwarb Chamisso jedoch durch seine poetischen Werke - Lieder und Balladen, politische und soziale Lyrik sowie Nachdichtungen - sowie sein 1814 veröffentlichtes phantastisches Märchen »Peter Schlemihls wundersame Geschichte«.
     Seine Grabstätte befindet sich auf dem III. Kirchhof der Jerusalems-Gemeinde und der Neuen Kirchen-Gemeinde, Mehringdamm 21. Zwei Straßen - in Pankow (Buchholz) und Spandau - und ein Platz - in Kreuzberg - wurden zwischen 1890 und 1913 nach ihm benannt.

Chauvin, Etienne
* 18. April 1640 in Nimes (Frankreich)
† 6. April 1725 in Berlin

Über Rotterdam kam Chauvin um 1695 nach Berlin, wo er bis zu seinem Tode als Hauptprediger der reformierten Kirche und als Lehrer wirkte.

Christian, Christoph
* unbekannt
† 12. Dezember 1712
Bürgermeister

Über Bürgermeister Christian ist nur spärliches Wissen vorhanden. Er hatte bereits ein knappes Jahr als Gehilfe des Bürgermeisters unter Caspar Litzmann gedient, als er 1696 selbst das höchste städtische Amt einnahm. Sieben Jahre - bis 1709 - wirkte er gemeinsam mit Bürgermeister Christoph Schmidt an der Spitze der Stadt. Darüber hinaus sind von ihm die Titel eines Kurfürstlich-Brandenburgischen Hofküchenmeisters, eines Fischmeisters und eines Amtskammerrates bekannt.

Curschmann, Friedrich
* 21. Juni 1805 in Berlin
† 24. September 1841 in Langfuhr bei Danzig
Musiker

Obwohl der Vater, ein Berliner Weinhändler, ihn für eine juristische Laufbahn bestimmt hatte, brach Curschmann das Studium ab und ging nach Kassel, um sich auf dem Gebiet der Musik weiterzubilden. Von 1828 an lebte er wieder in Berlin, wurde 1836 Mitglied der Singakademie und wirkte als anerkannter und beliebter Liederkomponist. Daneben schuf er auch eine Oper - »Abdul und Erinye«.

Cuvry, Heinrich Andreas de
* 30. Mai 1785 in Berlin
† 21. Oktober 1869 in Berlin
Kommunalpolitiker, Stadtältester

Eine Straße im Bezirk Kreuzberg erhielt noch zu Lebzeiten Cuvrys seinen Namen. Damit ehrte die Stadt das Wirken des Mitglieds des Magistrats, dem er von 1814 bis 1850 angehörte. Besonders intensiv setzte er sich als Mitglied und Vorsitzender der Armendirektion für das städtische Armenwesen ein. Seine langjährige kommunalpolitische Arbeit wurde mit der Ernennung zum Stadtältesten gewürdigt.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 3/1996
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