89 Echt Berlinisch | Berliner Jören |
Berliner Jören
Der Unterschied zwischen Groschen und Sechser Drei Jungen kommen in eine Drogerie. Nachdem der erste »for'n Jroschen Lakritze« verlangt hat, steigt der Drogist auf seine Leiter, entnimmt das Gefragte, klettert wieder herunter und reicht dem Jungen die Lakritze. Dann ist der zweite dran: »Ick mechte ooch for'n Jroschen Lakritze.« Ungeduldig fragt der Verkäufer den dritten: »Willste ooch for'n Jroschen Lakritze?« »Nee«, antwortet dieser. Erneut klettert der Drogist auf seine Leiter, entnimmt die Lakritze, steigt herab und gibt dem zweiten das Verlangte. Erneut fragt er den dritten: »Wat willst du denn nun, Kleener?« Dieser antwortet unbekümmert: »Ick mechte for'n Sechser Lakritze!« Rauchen verboten Ein Passant sagt zu einem Jungen: »Was, du rauchst schon? Na warte, das sage ich deinem Lehrer!« Darauf klärt ihn der Junge auf: »Wat willste denn, ick jeh ja noch jarnich in de Schule!« |
Der Vater fragt seinen Dreizehnjährigen: »Sag mal, Junge, ist das wahr, daß ihr in der Schule sexuelle Aufklärung bekommt?« Der Sohn antwortet: »Ja, Vater! Wat willste denn wissen?« Insektenbekämpfung Fritzchen verlangt in der Drogerie Insektenpulver. »Für wieviel?« fragt der Verkäufer. »Ick habe se nich jezählt«, antwortet der Kleine trocken. Altes Brot Ein Junge kommt in die Bäckerei. »Froillein, hamse altes Brot?« »Ja«, antwortet sie. »Traurig genug, warum hamset jestern nich vakooft?« |
90 Echt Berlinisch | Berliner Jören |
Platz für zwei
Ein sehr dicker Herr sitzt neben einem Jungen in der Straßenbahn. Zwei junge Damen steigen ein und müssen in der vollbesetzten Bahn stehen. Darauf ermahnt der Dicke den Jungen: »Na, willste nich endlich uffstehn, damit sich wenigstens eene Dame setzen kann?« »Nee«, sagt der Kleine, »stehn sie man lieber uff, dann hamse gleich alle beede Platz.« Doppelt hält besser Ein Junge bettelt: »Lieber Herr, schenken se mir doch'n Jroschen. Vata un Mutta sinn dot un haben nischt zu essen.« »Aber Junge, dann brauchen se doch nischt mehr zu essen!« Der Junge ist nicht verlegen: »Det hab' ick ja Muttern ooch je sacht, aber die meente: Doppelt hält jut!« Entschuldigungszettel anno 1900 »Fräulein! Pauline Berger fehlt bis zum 15. nächsten Monats. Meine älteste
Henriette ist bei ihrer Tante gereist die sterben möchte und dabei nich allein sein soll in Eberswalde. Und da muß Pauline unsere Wirtschaft führen, weil ich meine Stellung nich aufgeben kann. Aber ich verspreche sie das ich in der Zeit wennn ich Abends zu Hause komme meine Pauline in lehsen, schreiben und deitsch unterrichten werde, damit sie nicht allens vergeßt.
|
Der Groschen im Mostrich
Fritzchen reicht dem Kaufmann einen Topf und sagt: »Ick mechte for'n Jroschen Mostrich.« Nachdem der Verkäufer den Mostrich hineingefüllt hat, fragt er: »Wo haste denn det Jeld?« »Det liegt unten im Topp.« Du lieber Gott Der Religionslehrer fragt in der Schule, in welchen Familien mittags gebetet wird. Niemand meldet sich. Da fragt er weiter: »Na, spricht denn euer Vater beim Mittagessen nie vom lieben Gott?« »Ja, Herr Lehrer, meina!« Der Lehrer forscht weiter: »Na, was sagt er denn, Fritzchen?« Darauf der Kleine: »Vata sacht manchmal: Ach, du lieba Jott, Mutta, is det wieder mal'n Fraß!« Feldmarschall zum Lachen Blücher ging in Uniform, mit allen seinen vielen Orden, Unter den Linden spazieren. Laut pfeifend kam ihm ein Schusterjunge entgegen - und wurde beim Anblick des Marschalls still. »Wat der Junge for'n Respekt hat«, meinte Blücher zu seinem Adjutanten, »hört sogar uff mit Feiffen!« Gerührt schenkte Blücher dem Jungen einen Silbergroschen. »Danke ooch scheen. Aber wissense, wenn ick ihnen mit so ville Orden sehe, muß ick imma lachn. Un wenn ick lache, denn kann ick nich mehr feiffen.« |
91 Echt Berlinisch | Berliner Jören |
Die Marmeladenstulle
Ein Junge ißt seine dicke Marmeladenstulle. Ein Erwachsener sagt zu ihm: »Na, Kleener, die Stulle schmeckt wohl?« Darauf der Kleine: »Die Stulle schmeckt, aber abbeißen laß ick keenen.« |
Nach:
- Berliner Humor. Vom lachenden Herzen unserer Stadt, Bd. 2 der Reihe Berlin einst und jetzt, Berlin 1952, S. 25; - Erman, Hans: Weltgeschichte auf berlinisch. Historien, Episoden, Anekdoten, Herrenalb/Schwarzwald 1960, S. 239 - 247; - Ostwald, Hans: Der Urberliner in Witz, Humor und Anekdote, Berlin o.J., S. 188/189 |
Bildquelle:
|
© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 3/1996
www.berlinische-monatsschrift.de