70 Novitäten | Bolle kommt |
Willi Schmelich
28. Februar 1881: Bimmel-Bolle kommt An jenem Morgen rollen die ersten drei Milchwagen der Meierei »Bolle« durch Berlins Straßen. Blaubebluste Jungen bimmeln vor den Häusern. Fortan fahren die Milchkutscher Tag für Tag von morgens um vier bis nachmittags etwa 30 Kilometer durch die Stadt und verkaufen frische Milch, Eier, Butter, Sahne. Diese Art Dienstleistung fand regen Zuspruch.
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Es wurden regelmäßig Proben entnommen und diese in eigenen Laboratorien geprüft. Hier wurden auch neue Milchprodukte entwickelt. Bolle legte großen Wert darauf, daß seine Produkte unverfälscht zum Kunden gelangten.
In der Meierei Alt-Moabit wurde zum größten Teil nur Milch aus eigenen Kuhställen verarbeitet, die außerhalb Berlins lagen. Es gab Räumlichkeiten für die verschiedensten Arbeitsgänge: Im Vollmilchausguß- und dem Sterilisationsraum wurden pro Tag ca. 60 000 Liter Milch in Kannen abgefüllt und versandfähig gemacht; in einer Milchzuckerfabrik wurde Molke zu Milchzucker verarbeitet und Kristallzucker zu Puderzucker gemahlen. Außerdem gab es die Käserei, den Zentrifugenraum, die Sahnekammer und Butterei, die Butterkammer, die Buttermilchkammer, den Kindermilchraum, die Milchausgabe, den Spülraum und die Kannenausgabe. Bolle legte besonderen Wert auf absolute Sauberkeit in der Produktion, so daß er auch eine eigene Wäscherei für die Berufsbekleidung seiner Mitarbeiter und sämtliche Wäsche der Meierei betrieb. 1910 starb Carl Bolle im Alter von 78 Jahren als Geheimer Kommerzienrat, doch sein Unternehmen, die Meierei C. Bolle, wurde erfolgreich weitergeführt. Ab 1914 wurden die ersten Elektromobile als Lieferwagen eingesetzt - wurden Milchläden und Lebensmittelläden eröffnet. |
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1923 errichtete das Unternehmen Bolle eine Margarinefabrik und nahm 1924 die Produktion von Eiscreme auf. 1925 folgte eine Schokoladenfabrik. 1926 kam bei Bolle die reine Buttermilch in Flaschen als Medizinalbuttermilch für Säuglinge auf den Markt. Da Milch als das Hauptnahrungsmittel für Säuglinge deklarierte, nahm dieSäuglingssterblichkeit rapide ab.
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1939 hat das Unternehmen Bolle 2 900 Beschäftigte, und 1941 fahren in Berlin und Umgebung 320 Verkaufswagen mit der so typischen Bimmel. Heute gibt es Bolle-Verbrauchermärkte in Berlin, die schon lange nicht mehr in Familienbesitz sind. Ein Reihe von Bolle-Filialen wurden zum 1. Januar 1996 von der Spar Handels-AG übernommen, wogegen kurz vor Ausklingen des alten Jahres über 1 000 Mitarbeiter aus Furcht um ihren Arbeitsplatz demonstrierten. Die Meierei in Alt-Moabit existiert nicht mehr. Auf ihrem Gelände ist heute ein Bürozentrum.
Bildquelle:
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 2/1996
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