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Berliner Biographien

Abrassimow, Pjotr Andrejewitsch
* 16. Dezember 1912 in Boguschewskoje bei Witebsk
Diplomat

Der weißrussische Bauernsohn Abrassimow hatte bereits in den verschiedensten politischen Funktionen der kommunistischen Partei und des sowjetischen Staates gewirkt, als er Ende 1962 als Botschafter der Sowjetunion nach Ost-Berlin kam. Bis September 1971 und dann erneut von 1975 bis 1983 nahm er diesen Posten in der Botschaft Unter den Linden wahr. Als Chefunterhändler vertrat er die sowjetische Seite beim Vierseitigen Abkommen über Berlin vom 3. September 1971. Der Ostberliner Magistrat ernannte ihn in diesem Zusammenhang zum Ehrenbürger. In die Gesamtberliner Ehrenbürgerliste von 1992 wurde er jedoch nicht übernommen.

(A)

Adenauer, Konrad
* 5. Januar 1876 in Köln
† 19. April 1967 in Rhöndorf bei Bonn
Politiker, Bundeskanzler
Berliner Ehrenbürger

Nach Köln und Bonn war Berlin sicher die Stadt, in der Adenauer die wichtigste Zeit seines politischen Lebens verbracht hat, wenn er sich hier auch nie für längere Zeit aufgehalten hat. Der langjährige Kölner Oberbürgermeister (1917-1933), der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1949-1963) und Vorsitzende der CDU (1950-1966) hielt sich bereits in der Weimarer Zeit als Präsident des Preußischen Staatsrates häufig in der Reichshauptstadt auf. Eine Gedenktafel erinnert in der Wilhelmstraße 64 an die Dienstwohnung, die Adenauer hier besaß und die er als Zuflucht nutzte, als ihm 1933 in Köln Repressalien drohten. Nach 1945 kam er immer wieder nach Berlin, um der Stadt in der Auseinandersetzung mit dem Osten den Rücken zu stärken. Zum Ende seiner politischen Karriere ernannte ihn Berlin 1963 zum Ehrenbürger.

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Albertz, Heinrich
* 22. Januar 1915 in Breslau
† 18. Mai 1993 in Bremen
Theologe, Politiker

In der Zeit des Nationalsozialismus geriet Albertz, der nach seinem Theologiestudium als Hauslehrer und Vikar tätig war, in Konflikt mit dem Staat. Wegen seines Eintretens für den verhafteten Pastor Martin Niemöller erhielt er sogar eine Gefängnisstrafe. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schloß er sich der SPD an und kam 1955 von Niedersachsen - wo er zeitweilig Minister der Landesregierung war - nach Berlin. Hier zählte er zu den engsten Mitarbeitern Willy Brandts und wirkte in verschiedenen Funktionen, so als Leiter der Senatskanzlei, als Innensenator und als Bürgermeister. Am 14. Dezember 1966 wurde er zum Regierenden Bürgermeister gewählt. Von diesem Amt trat er jedoch nach wenigen Monaten im Zusammenhang mit dem Tod Benno Ohnesorgs - der Student war während einer Demonstration gegen den Schah von Persien von einem Polizisten erschossen worden - zurück. In der Folgezeit arbeitete Albertz wieder als Pfarrer, trat engagiert in außerparlamentarischen Aktionen auf und widmete sich - nachdem er 1979 in den Ruhestand getreten war - der schriftstellerischen Arbeit. Unvergessen bleibt seine Haltung 1975 im Entführungsfall Peter Lorenz. Um den Berliner CDU-Vorsitzenden aus den Händen der Terroristen zu retten, stellte sich Heinrich Albertz als Geisel zur Verfügung.

André, Johann
* 28. März 1741 in Offenbach
† 18. Juni 1799 in Offenbach
Komponist, Musikverleger

Der durch einige Operetten bekannt gewordene Sohn eines Seidenfabrikanten war auf musikalischem Gebiet weitestgehend Autodidakt. Doch seine Stücke hatten vor allem in Berlin solchen Erfolg, daß er 1777 als Musikdirektor an das von Döbbelin geleitete Theater nach Berlin ging. Hier komponierte er in wenigen Jahren die meisten seiner Operetten, darunter auch »Belmonte und Constanze« (1781), ein Stoff, dem sich kurze Zeit darauf auch Mozart zuwandte. Da sich der Plan, seine bereits 1774 in Offenbach gegründete Notendruckerei in Berlin als Musikverlag zu etablieren, nicht verwirklichen ließ, kehrte er 1784 in seine Heimatstadt zurück. Sein musikalisches Schaffen umfaßt etwa 30 Operetten und eine Vielzahl von Liedern.

August, Ernst Ferdinand
* 18. Februar 1795 in Prenzlau
† 25. März 1870 in Berlin
Pädagoge, Mathematiker

Nachdem der junge August 1805 ans Gymnasium zum Grauen Kloster gekommen war, sollte er Berlin - bis auf seine Teilnahme an den Befreiungskriegen - nie wieder verlassen. Als Lehrer am Grauen Kloster (1817) und am Joachimsthalschen Gymnasium (1821) konzentrierte er sich auf die Mathematik und promovierte auf diesem Gebiet. Von 1827 bis zu seinem Tode wirkte er als Direktor des Köllnischen Realgymnasiums. Verdienste erwarb er sich bei dem Bemühen, zwischen den Bildungswegen der Realschule und des Gymnasiums eine bessere Verbindung herzustellen.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 2/1996
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