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Berliner Biographien

Wir beginnen mit einer lexikalischen Darstellung von Persönlichkeiten, die in Berlin geboren wurden oder gestorben sind, hier gelebt und gewirkt haben, auf den unterschiedlichsten Gebieten Leistungen in der oder für die Stadt vollbracht haben oder deren persönliches Schicksal auf besondere Weise mit Berlin verbunden ist. Die Darstellungsweise wird zwischen knappen lexikalischen Vorstellungen, vor allem bei bekannten Persönlichkeiten, und mehr erzählenden Darstellungen wechseln.

Haack, Albert Friedrich Wilhelm
* 20. September 1832 in Berlin
† 14. März 1906 in Berlin
Kaufmann, Stadtrat, Ehrenbürger

Daß man 1963 in Spandau in der Siedlung am Falkenhagener Feld einer neuen Straße den Namen Haack-Zeile verlieh, war nicht nur eine späte Ehrung für Albert Haack. Da diese Straße in der Nähe der Spandauer Wasserwerke liegt, würdigte man symbolisch die erfolgreiche Arbeit dieses Mannes auf seinem Hauptwirkungsfeld - der Berliner Wasserwirtschaft.
     Der Urberliner Albert Friedrich Wilhelm Haack wurde im Herzen der Stadt, am Schiffbauerdamm 26, in der Familie eines Holzkaufmanns geboren.

(H)

Nach dem Besuch des Friedrichswerderschen Gymnasiums studierte er in Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaften und begann 1855 seine juristische Laufbahn. Sie dauerte allerdings nur knappe vier Jahre. 1859 übernahm er nach dem Tod des Vaters gemeinsam mit seinem Bruder die väterliche Holzhandlung.
     Es war jedoch nicht sein kaufmännischer Erfolg, sondern sein unablässiges jahrzehntelanges Engagement für die kommunalen Belange seiner Heimatstadt, das ihm hohes Ansehen einbrachte. Zuerst, 1862, als Schiedsmann, dann ab 1867 als Stadtverordneter und seit 1869 als unbesoldeter Stadtrat diente er uneigennützig der Stadt. Die 36 Jahre, die er aktiv als Stadtrat ununterbrochen tätig war, stellen wohl bis heute einen einmaligen Rekord dar. Viele Jahre führte er in der Depuation der Wasserwerke den Vorsitz. Der Aufbau und die städtische Leitung der verschiedenen Wasserwerke bildeten einen wichtigen Teil seiner Arbeit.
     Als er aus gesundheitlichen Gründen aus seinen Ämtern ausscheiden mußte, verliehen ihm der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung am 22. Januar 1905 die Ehrenbürgerwürde. Nur ein Jahr später, am 14. März 1906, starb er in seinem Geburtshaus am Schiffbauerdamm. Begraben wurde er auf dem Friedhof der Evangelischen Sophiengemeinde, Bergstraße 29. »Mit ihm ist einer der liebenswürdigsten und beliebtesten Berliner dahingegangen«, schrieb die Vossische Zeitung in ihrem Nachruf.

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Hensel, Fanny
* 14. November 1805 in Hamburg
† 14. Mai 1847 in Berlin
Komponistin

Fanny Hensel stammt aus einer berühmten Familie. Ihr Vater, der Bankkaufmann Abraham Mendelssohn Bartholdy, war ein Sohn des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn, der als Aufklärer in Berlin wirkte. Ihr Bruder Felix, bereits zu seinen Lebzeiten ein berühmter Komponist, zählt zu den Großen des Musikschaffens; bis heute haben seine Werke nichts an Wirkung eingebüßt.
     Fanny wuchs wohlbehütet in einer großbürgerlichen Familie auf. Wie ihre Geschwister besuchte sie nie eine Schule, sondern erhielt eine Privaterziehung. Schon früh wurde sie an die Musik herangeführt. Mit ihrem Bruder Felix hatte sie namhafte Lehrer: Marie Bigot in Paris, Ludwig Berger und Karl Friedrich Zelter in Berlin.
     Ihre frühe Kindheit verbrachte Fanny in Hamburg und Paris, bevor die Familie 1816 nach Berlin zog und hier - nach einer ersten Unterkunft in der Spandauer Vorstadt - 1825 in der Leipziger Straße Nr. 3 ein festes Domizil fand. Die musikalische Begabung der unzertrennlichen Geschwister Fanny und Felix prägte sich immer deutlicher aus. Doch von Anfang an stand Fanny im Schatten ihres Bruders. Ihr Vater hatte die eindeutige Maxime ausgegeben: »Die Musik wird für ihn vielleicht Beruf, während sie für Dich stets nur Zierde, niemals Grundbass Deines Seins und Thuns werden kann und soll.« BR>     1829 heiratete Fanny den Maler Wilhelm Hensel und widmete sich ihrer Familie - 1830 wurde ihr Sohn Sebastian geboren - und dem gesellschaftlichen Berliner Kreis, der sich im Haus der Mendelssohn Bartholdys traf. Unterbrochen wurde dieses Leben durch mehrfache Reisen, so nach Frankreich, vor allem aber nach Italien.

     Fanny schrieb ihre ersten Kompositionen mit 15 Jahren. Sie schuf eine Vielzahl von Liedern, Klavier- und Kammermusik, vor allem Klavierquartette und Klaviertrios. Viele ihrer Kompositionen wurden auf den regelmäßigen Sonntagskonzerten, die sie in ihrem Haus gab, aufgeführt. Bei der Probe zu einem solchen Konzert verstarb sie plötzlich.
     Beigesetzt wurde sie auf dem Kirchhof der Dreifaltigkeitsgemeinde in der Baruther Straße (Kreuzberg), wo wenige Monate später auch ihr Bruder Felix seine letzte Ruhestätte fand.

Hensel, Wilhelm
* 6. Juli 1794 in Trebbin
† 26. November 1861 in Berlin
Maler

Der aus einer Pastorenfamilie stammende Wilhelm Hensel kam 1811 nach Berlin, um seine bisher autodidaktischen Bemühungen auf dem Gebiet der Malerei an der Kunstakademie fortzusetzen. Als Freiwilliger diente er während der Befreiungskriege in der preußischen Armee. In der Folgezeit arbeitete er als Illustrator und Porträtmaler, bis ihm ein Stipendium einen längeren Italienaufenthalt von 1823 bis 1828 erlaubte. 1821 hatte er Fanny Mendelssohn Bartholdy kennengelernt, die er 1829 heiratete. Als Hofmaler und Mitglied der Berliner Kunstakademie erhielt Hensel hin und wieder Aufträge, arbeitete aber vor allem in seinem Atelier im Gartenhaus der Leipziger Straße Nr. 3. 1831 erhielt er den Titel »Professor für Historienmalerei«, 1838 arbeitete er an Aufträgen der königlichen Familie in England und 1839/40 verbrachte er mit seiner Familie erneut in Italien. Er schuf vorwiegend historische Gemälde und hinterließ mehr als 1 000 Porträts, vor allem von Berliner Zeitgenossen. Er starb an den Folgen eines Unfalls. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Dreifaltigkeitsgemeinde, Baruther Straße (Kreuzberg).

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 1/1996
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