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Hubert Laitko
Robert Havemann:
Die Zeit der Isolation (1965-1982)

Im Berlin des beginnenden neuen Jahrtausends ist Robert Havemanns Name wieder gegenwärtig. Auch der zufällige Besucher der Stadt oder auch der Surfer im Internet kann ihm begegnen. Die Robert-Havemann-Oberschule in der Achillesstraße in Weißensee ist im Internet vertreten, ebenso das in der Schliemannstraße im Prenzlauer Berg gelegene Robert-Havemann-Archiv, das neben Dokumenten anderer DDR-Oppositioneller auch Havemanns Nachlass bewahrt und eine eigene Schriftenreihe herausgibt. 1999 machte ihn die Gemeinde Grünheide postum zu ihrem Ehrenbürger. Zu seinem 90. Geburtstag am 11. März 2000 weihten die Robert-Havemann-Gesellschaft, die Heinrich-Böll-Stiftung und die Humboldt-Universität an der Fassade des einst für Emil Fischer erbauten historischen Chemischen Instituts in der Hessischen Straße gemeinsam eine Gedenktafel ein, die an die dort von Havemann gehaltene legendäre Vorlesung erinnert. Über ihn wird weiter geforscht; erst unlängst legte die Historikerin Simone Hannemann ihre neue Untersuchung

über Havemann und die Geschichte der Widerstandsgruppe »Europäische Union« vor.

Der letzte Akt der Ausgrenzung

Dabei ging die Zeit, in der Havemanns Name im Osten Deutschlands öffentlich nicht genannt wurde, erst vor etwas mehr als zehn Jahren zuende. Sie dauerte fast ein Vierteljahrhundert, weit über seinen Tod hinaus. Im Laufe des Jahres 1965 wurde klar, dass auch die letzten Fäden, die Havemann noch mit der DDR-Normalität verbanden - die Arbeitsstelle für Photochemie und die Akademiemitgliedschaft -, nicht mehr lange halten würden. Der »Spiegel« bat ihn im Oktober um einen Aufsatz zur Frage einer eventuellen Wiederzulassung der (seit 1956 verbotenen) KPD oder der Neugründung einer Kommunistischen Partei in der Bundesrepublik. Über diese Bitte unterrichtete Havemann das Politbüromitglied Kurt Hager, den er schon einige Zeit vorher brieflich aufgefordert hatte, sich für die Rücknahme seines Parteiausschlusses einzusetzen, und äußerte den Wunsch nach einer Aussprache mit kompetenten Genossen der SED oder der KPD vor Abfassung des Artikels: »Ich glaube, dass es notwendig ist, dass Ihr mir in dieser Sache beisteht und dabei alle Differenzen mit mir einmal gänzlich außer Acht lasst.«1). Auf eine Antwort wartete er indes vergebens.

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Stattdessen wurde auf dem 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 - dem sogenannten »Kahlschlag«-Plenum, das insbesondere für die Entwicklung der Künste in der DDR verheerende Folgen hatte2) - ein heftiger Angriff gegen ihn geführt. Am 22. Dezember druckte der »Spiegel« Havemanns Aufsatz »Die Partei ist kein Gespenst. Plädoyer für eine neue KPD.«.
     In diesem Artikel prangerte Havemann zunächst das KPD-Verbot als einen politischen Makel der Bundesrepublik an und nannte sechs Gründe, die für eine Aufhebung dieses Verbotes sprachen. Dann legte er dar, dass es auch noch eine gänzlich andere Lösung des Problems gäbe, nämlich die Gründung einer neuen kommunistischen Partei der Bundesrepublik: »Ob Wiederzulassung oder ob Neugründung, in jedem Falle muss die kommunistische Partei, die jetzt oder in Zukunft aus dem Schattendasein der Illegalität hervortritt, eine von Grund auf neue, gewandelte kommunistische Partei sein. Die Partei muss zur alten KPD ja und zugleich nein sagen. Die Partei ist kein Gespenst, sondern ein lebendiges Wesen. Also muss sie lernen, muss Konsequenzen ziehen.«3). Im weiteren beschrieb Havemann das wünschenswerte Profil einer solchen neuen oder erneuerten KP: entschiedener Antistalinismus, Orientierung auf einen demokratischen Sozialismus, voll entwickelte innerparteiliche Demokratie mit Zulassung oppositioneller Fraktionen, vollkommene Öffentlichkeit.
     Organisatorisch, wenn auch kaum ideologisch-programmatisch, wurde mit der Gründung der DKP bekanntlich später der von Havemann angedachte zweite Weg gewählt. Teile seines Aufsatzes wurden über eine Agenturmeldung schon vor dem Erscheinen des »Spiegel« publik. Das Politbüro des ZK der illegalen KPD verabschiedete daraufhin am 21. Dezember unter der Überschrift »Havemann will die KPD spalten« eine Erklärung, in der dessen Argumente vollkommen entstellt und in ihr Gegenteil verkehrt wiedergegeben wurden; er wolle, so hieß es, eine neue KPD, und die solle »vollständig von allen marxistisch-leninistischen Ideen gereinigt sein und als eine Art Hilfstruppe des Verfassungsschutzes wirken«.4) Am Vortag hatte das Politbüro des ZK der SED auf einer außerordentlichen Sitzung unter dem Tagesordnungspunkt »Die Aufforderung von Havemann zur Spaltung der KPD« den Entwurf der Erklärung zustimmend zur Kenntnis genommen. Daraufhin ließ Kurt Hager über den Parteiapparat an die Akademie der Wissenschaften übermitteln, dass Havemann ab sofort das Gehalt und alle übrigen Zuwendungen zu sperren seien. Die Angelegenheit erschien der Parteiführung so dringlich, dass sie auf die Beachtung sonst üblicher Formen verzichtete und vollkommen unverhüllt eine Maßnahme der staatlichen Verwaltung auf dem Parteiweg dekretieren ließ. Es folgten die fristlose Entlassung und das Hausverbot für das Akademiegelände.
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Das alles war vor dem Weihnachtsabend 1965 erledigt. Nur noch eines blieb zu tun übrig: die Entfernung Havemanns aus dem Kreis der gewählten Akademiemitglieder, in den er gerade erst im Frühjahr 1961 als korrespondierendes Mitglied gewählt worden war. Diese Aufgabe war nicht leicht zu meistern und bereitete auch dem Parteiapparat einiges Kopfzerbrechen, weil in der traditionsreichen Gelehrtengesellschaft über Zuwahlen und gegebenenfalls auch Ausschlüsse von Mitgliedern grundsätzlich in geheimer Abstimmung entschieden wurde und die Hürde für einen Ausschluss durch das Statut obendrein außerordentlich hoch gesetzt war.5) Dieses Procedere war nicht zu umgehen, andernfalls hätte die DDR einen außenpolitischen Eklat riskiert. Trotz sorgfältig ausgearbeiteter Szenarien fehlten bei der Abstimmung am 24. März 1966 sechs Stimmen an der für einen Ausschluss erforderlichen Dreiviertelmehrheit.6)
     Damit war das Ausschlussverfahren gescheitert; laut Statut war Havemann weiterhin Akademiemitglied. Um ihn dennoch eliminieren zu können, griff man zu einem Winkelzug. Die Akademiemitglieder waren je nach Fachgebiet unterschiedlichen Klassen zugeordnet, und es war üblich, dass jedes Mitglied in einer bestimmten Klasse mitarbeitete. Havemann gehörte als Physikochemiker der Klasse für Chemie, Geologie und Biologie an. Es gelang nun zu erreichen, dass diese Klasse ihm unter
Berufung auf seine Westveröffentlichungen die weitere Mitarbeit verweigerte. Danach mussten nur noch die anderen Klassen befragt werden, ob eine von ihnen willens wäre, Havemann bei sich aufzunehmen; ihnen fiel ein negatives Votum leicht, da sie sich einfach als für einen Chemiker fachlich unzuständig erklären konnten. Damit war ein Status hergestellt, in dem Havemann, obwohl rechtmäßig weiterhin Akademiemitglied, so behandelt werden konnte, als sei er es nicht. Das Präsidium der Akademie beließ es allerdings nicht bei diesem Schwebezustand in einer juristischen Grauzone, sondern strich Havemann statutenwidrig aus der Reihe ihrer Mitglieder.7)

Die Klaviatur der Repression

In der DDR senkte sich über Havemann und seine Ideen nun ein lückenloser Vorhang des Schweigens. In der offiziellen Presse war er nicht einmal mehr Gegenstand polemischer Angriffe, zumindest wurde sein Name nicht mehr genannt.8) Jedermann weiß, wie schnell ein Name in Vergessenheit gerät, wenn er in den Medien nicht mehr erwähnt wird, mag sein Träger früher auch noch so prominent gewesen sein. Auch die DDR war eine Mediengesellschaft, wenn auch eine straff und zentralistisch gesteuerte. Für jeden, der sich politisch allein aus den Medien der DDR informierte, musste der Name Havemanns mit der Zeit aus dem Bewusstsein verdrängt werden.

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Wer allerdings systematisch westliche Sender hörte oder gar die Möglichkeit hatte, sich westliche Printmedien zu verschaffen, konnte Havemanns Ansichten zur Zeit in größerer Dichte verfolgen als in der verflossenen Periode seiner DDR-Prominenz, schon allein deshalb, weil ihm nun die naturwissenschaftliche Arbeit im Labor verschlossen und die politische Publizistik zu seinem wichtigsten Lebensinhalt geworden war. Ungeachtet massiver Überwachung fand er immer wieder Wege, um Manuskripte und Tonbandaufnahmen an westliche Adressaten zu befördern.
     Seit Ende 1965 war Havemann auch ohne reguläres Einkommen. Abgesehen von seinen Ersparnissen, blieben ihm nur die Honorare aus seinen Veröffentlichungen im Westen. Westdeutsche Personen und Institutionen führten für ihn Konten in der Bundesrepublik - dieser in seiner Situation unumgängliche Ausweg gab den Staatsorganen der DDR eine weitere Möglichkeit, Druck auf ihn auszuüben.
     Der um ihn und seine Familie gelegte Überwachungsring war von Anfang an eng und wurde im Laufe der Jahre exzessiv ausgebaut. Was er in seiner Stadtwohnung am Strausberger Platz oder in seinem nach und nach zum Hauptwohnsitz ausgestalteten Sommerhaus in Grünheide bei Erkner tat, wurde lückenlos observiert. Nicht nur Telefongespräche, auch die Wohnräume selbst wurden abgehört. Im Oktober 1966 entdeckte er selbst in der Wohnung ein Abhörgerät.
Ironisch notierte er zur Praxis des Abhörens: »Ich freue mich sogar darüber. So weiß man, dass nichts ungehört verhallt. Man hat seinen >heißen Draht< nach oben. Wer weiß, wie nützlich so etwas sein kann!«.9)
     Die Umgebung des Hauses in Grünheide wurde mit enormem personellen und finanziellen Aufwand »konspirativ abgesichert«. In einem MfS-Papier vom Frühjahr 1977 wurden die Kosten dafür auf 740 000 Mark veranschlagt, zeitweise waren bis zu 200 MfS-Mitarbeiter im Einsatz.10) 1978 beschrieb Havemann dies in einem Gespräch, das in der von Andreas W. Mytze herausgegebenen Zeitschrift »europäische ideen« gedruckt wurde: »Die Burgwallstraße in Grünheide, ... in der ich wohne, ist aus reiner Schikane mit einem Lastwagen und einem Polizeiwagen versperrt worden. Ein oder zwei Polizeibeamte kontrollieren Tag und Nacht jeden Fußgänger. Nur meine nächsten Verwandten dürfen mich besuchen ... , außerdem der Pfarrer von Grünheide, seine Frau und eine Freundin meiner Frau. Wenn ich Grünheide im Auto verlasse, werde ich ständig von Polizeifahrzeugen verfolgt. Die Anzahl schwankt zwischen zwei und fünf. ... Was >meine< Polizisten angeht, ich ignoriere sie völlig. Und das Gefühl ihrer Nutzlosigkeit muss auf ihnen lasten ...
     Es würde mich interessieren, die Gesamtkosten der sorgfältigen Betreuung, die die Parteiführung für mich erübrigt, genau auszurechnen.«11)
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Aus den vom MfS angehäuften Aktenbergen zum »Fall Havemann« geht zweierlei hervor - zum einen, dass dieses Ministerium die Regie aller gegen Havemann gerichteten Repressalien in der Hand hatte und diverse Szenarien für alle Eventualitäten minutiös ausarbeitete, zum anderen, dass alle Entscheidungen über das gegenüber Havemann zu praktizierende Regime, seine Verschärfungen oder Milderungen, auf höchster politischer Ebene getroffen wurden, oft von Honecker selbst. Es gab Verhöre, Haussuchungen und Beschlagnahmen, kleine und große Schikanen jeglicher Art, über längere Zeit befand sich Havemann in Grünheide praktisch unter Hausarrest ohne Verbindung zur Außenwelt. »Havemanns Isolierung in Grünheide war sadistisch« - diese Feststellung stammt nicht von einem seiner Freunde, sondern aus den Erinnerungen Kurt Hagers, in denen es weiter heißt: »Ich habe nichts unternommen, um sie zu beenden, und ich hätte auch nichts erreicht.«12)
     Wer, wenn nicht ein Mitglied des Politbüros des ZK der SED, hätte sich unter den gegebenen Bedingungen wohl mit mehr Aussicht auf Erfolg für Havemann verwenden können?
     Die verordnete Isolierung Havemanns war auch damit verbunden, dass sich (bis auf die nächsten Angehörigen) der Kreis derer, die mit ihm Verbindung hielten, wesentlich veränderte. Viele blieben weg - sei es, dass sie von den Bewachern an Begegnungen mit ihm
gehindert wurden, sei es, dass sie die erheblichen Ungelegenheiten scheuten, die für sie aus einem solchen Kontakt erwachsen konnten. Andere kamen hinzu, vielfach auch solche, die einer jüngeren Generation angehörten, jedenfalls aber Menschen, die wie Wolf Biermann oder Jürgen Fuchs mit dem politischen System der DDR gebrochen hatten und deshalb den Mut aufbrachten, in seinem Kreis zu verkehren.
     Damit wurde Grünheide ein Zentrum politischer Dissidenz, eine wesentliche Keimzelle der Bürgerrechtsbewegung in der späten DDR. Dies wiederum ließ die Aufmerksamkeit des Sicherheitsapparates für Havemanns Wohnsitz noch mehr anwachsen, und die Bemühungen, das Zentrum dieses Kreises auszuschalten, nahmen geradezu verzweifelte Ausmaße an. Versuche, ihn zum Verlassen der DDR zu bewegen, schlugen fehl; gegen die Ausbürgerung Biermanns und anderer erhob er energischen Protest. Seine Verhaftung und Verurteilung wegen landesverräterischer Nachrichtensammlung war vorbereitet, wurde aber nicht durchgeführt. Dennoch trat mit inszenierten, vom MfS vorbereiteten Prozessen das Kreisgericht Fürstenwalde gegen ihn zweimal in Aktion - im November 1976 mit der Verurteilung zur Aufenthaltsbeschränkung auf sein Grundstück in Grünheide, im Juni 1979 mit der Verurteilung zu einer Geldstrafe in Höhe von 10 000 Mark wegen »Devisenvergehens«.
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     Eine Inhaftierung hätte das angestrebte Ziel, Havemanns politische Stellungnahmen nicht mehr an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, natürlich erreicht. Es waren offenbar zwei starke Umstände, die die DDR-Führung davon abhielten, diesen letzten Schritt zu gehen. Einmal nötigten die außenpolitischen Interessen der DDR, die mit den Fortschritten in der friedlichen Koexistenz der beiden Systeme und dabei in den siebziger Jahren speziell mit dem KSZE-Prozess verbunden waren, zur Mäßigung. Der sich in den Siebzigern deutlich verschlechternde Gesundheitszustand Havemanns ließ eine eventuelle Inhaftierung obendrein zu einem prekären Unterfangen werden; ein etwaiger Tod in der Haft hätte der internationalen Stellung des Staates außerordentlich geschadet. Zum zweiten konnte und wollte die SED ihre Beziehungen zu den kommunistischen Parteien Westeuropas, in denen »eurokommunistische« Ideen an Einfluss gewannen und die sich teilweise sehr energisch von der Intervention des Warschauer Vertrages in der Tschechoslowakei und auch von DDR-spezifischen Alleingängen wie der Ausbürgerung Biermanns distanziert hatten, nicht unbegrenzt belasten. Insbesondere die Italienische KP solidarisierte sich offen mit Havemann; ihr ZK-Mitglied Lucio Lombardo-Radice war mit ihm befreundet und suchte ihn während eines Berlin-Aufenthaltes in Grünheide auf. Die KP Spaniens entsandte prominente Anwälte ihres Landes, die Havemann in seinem Devisenprozess
beistehen sollten; das MfS verhinderte allerdings, dass die spanischen Juristen in Aktion treten konnten.

Trotz allem Hoffnung

Ungeachtet des Übermaßes an Schikanen, dem er fast zwei Jahrzehnte lang bis an sein Lebensende ausgesetzt war, blieb Havemann guten Mutes. Dazu trug sein zuversichtliches Naturell bei, vor allem aber war es sein historischer Optimismus, der ihn aufrecht erhielt - die Überzeugung, dass die Geschichte letztlich in der Richtung arbeitete, in der er dachte, auch wenn sich bestimmte Zwischenlösungen, auf die er zunächst gesetzt hatte, als nicht erreichbar erwiesen. Deshalb konnte er sich auch gegenüber den Repressionen, die der Machtapparat gegen ihn ausübte, als der Überlegene fühlen: Alle die martialischen Aktionen, die unbesiegbare Stärke demonstrieren sollten, erkannte er als Symptome von Unsicherheit und Schwäche.
     In den sechziger Jahren waren es die Demokratisierungsbestrebungen in verschiedenen sozialistischen Ländern, die ihm Hoffnung gaben. Er verstand sie nicht als ausschließlich politische und kulturelle Phänomene, sondern sah sie auch im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Modernisierungsprozessen, weil eine zunehmend wissenschaftsabhängige, innovationsbasierte Wirtschaft eine kreative Atmosphäre in der Gesellschaft verlangte, die sich mit dogmatischer Engstirnigkeit nicht vertrug.

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Havemann war ein enthusiastischer Anhänger des »Prager Frühlings«, den er als »den grandiosen Versuch eines radikalen und kompromisslosen Durchbruchs zur sozialistischen Demokratie« charakterisierte.13) »Es war eine Revolution von oben, ein Sieg der besseren Kommunisten über die Stalinisten.«14) Entsprechend bewertete er die militärische Niederschlagung des tschechoslowakischen Aufbruchs als einen Vorgang von globaler Tragweite, mit der der Idee des Sozialismus schwerer Schaden zugefügt worden war: »Die tschechoslowakische Tragödie kann zum tragischen Niedergang der ganzen revolutionären Bewegung in der Welt führen.«15)
     Dennoch trieb ihn auch diese Erfahrung nicht in die Resignation. In einem 1970 im Verlag seines Münchener Jugendfreundes Klaus Piper gedruckten Erinnerungsbuch, in dem er das Nachdenken über das Geschehen der letzten Jahre mit Rückblenden auf frühere Etappen seines Lebens verknüpfte, heißt es abschließend: »Ich selbst glaube nach wie vor daran, dass die sozialistischen Staaten, und damit auch die DDR, den Anschluss an die Zukunft noch nicht endgültig verpasst haben. Der XX. Parteitag der KPdSU und der Prager Frühling des Jahres 1968 sind die beiden großen Ereignisse, die diese Überzeugung aufs
neue in mir gefestigt haben. Darum schrieb ich dieses Buch.«16). Havemann lag nicht an einem kataklysmischen Zusammenbruch der DDR und auch nicht an einer Implosion, wie sie sich im Herbst 1989 ereignete. Seine Überlegungen galten vielmehr der Erkundung von Möglichkeiten für einen möglichst erschütterungsarmen, allmählichen Übergang der DDR auf den Pfad eines demokratischen Sozialismus. Wiederholt unterbreitete er Vorschläge für Kataloge ganz elementarer praktischer Maßnahmen, mit denen - sogar ohne Gesichtsverlust für die Herrschenden - ein solcher Übergang eingeleitet werden könnte. Allerdings sah er auch, dass das historische Fenster für einen Kurswechsel nicht unbegrenzt lange geöffnet bleiben würde. Ganz kurz vor seinem Tod scheint er zu der Ansicht gelangt zu sein, dass die Chance eines geordneten, von der Partei selbst vollzogenen Übergangs vorüber war. Anfang 1982 verurteilte er in einem zur Veröffentlichung in der »Unita« bestimmten Schreiben an Lombardo-Radice die Verhängung des Ausnahmezustandes in Polen und bemerkte, dass nunmehr alle Hoffnung auf die Entwicklung eines demokratischen Sozialismus im Machtbereich der real existierenden sozialistischen Staaten aufgegeben werden müsste.17)
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     Zumindest galt das für einen möglichen Wandel innerhalb der herrschenden Parteien selbst. In seinen letzten Lebensmonaten - in einer Zeit, die durch eine neuerliche Eskalation der Raketenhochrüstung in den beiden einander gegenüberstehenden Militärblöcken gekennzeichnet war - rechnete er eher mit einer sich unter dem Eindruck der wieder zunehmenden Kriegsgefahr ausbreitenden unabhängigen und demokratischen Friedensbewegung von unten, die Abrüstung in Ost- und Westdeutschland erzwingen und damit auch die erstarrten gesellschaftlichen Verhältnisse in Fluss bringen könnte. Zu dieser Orientierung dürfte auch sein Gedankenaustausch mit dem damaligen Jugendpfarrer Rainer Eppelmann beigetragen haben, den er um 1980 kennen gelernt hatte. Im Herbst 1981 richtete er einen Offenen Brief an Leonid Breshnew. Unter Hinweis darauf, dass »die Ost-West-Konfrontation die beiden deutschen Staaten zur Aufmarschbasis und nuklearen Speerspitze des einen gegen den anderen werden ließ«, und unter Berufung auf frühere sowjetische Vorschläge zur Entmilitarisierung und Neutralisierung ganz Deutschlands forderte er darin den Abschluss der seit Ende des Zweiten Weltkrieges noch immer ausstehenden Friedensverträge und den Abzug aller Besatzungstruppen aus beiden Teilen Deutschlands: »Wir brauchen nicht die Stärke von NATO und Warschauer Pakt, sondern die Fortführung der weltweiten Entspannungspolitik, damit NATO und Warschauer Vertrag eines Tages überflüssig werden. Die Sicherheit Europas wird nicht durch Kriegswaffen geschaffen, sondern durch deren Beseitigung.«18) In dieser Richtung lag der »Berliner Appell - Frieden schaffen ohne Waffen«, den Eppelmann organisierte und bei dessen Formulierung er sich auf Gespräche mit Havemann stützte. Es verdient festgehalten zu werden, dass die von Havemann bevorzugte Option die Auflösung der beiden rivalisierenden Militärblöcke war, nicht die einseitige Abdankung des Warschauer Vertrages und die Alleinherrschaft der NATO.
     Dieses gravierende Problem bewegte ihn bis zuletzt. Wenige Wochen vor seinem Tod schrieb er am 2. März 1982 an Manfred Wilke nach West-Berlin: »Von unseren Friedensaktivitäten wirst Du ja einiges gehört haben: Ich habe mich sehr eng mit Pfarrer Eppelmann angefreundet, dem Initiator des >Berliner Appells<. Die Sammlung von Unterschriften ist in der ganzen DDR in vollem Gange.«19)
     Mit gutem Grund dürfen wir annehmen, dass die letzten politischen Überlegungen Robert Havemanns, der am 9. April 1982 in Grünheide starb, der fundamentalen Frage galten, wie in einer waffenstarrenden Welt, deren Arsenale die Kapazitäten für einen vielfachen Overkill der gesamten Menschheit bergen, der Frieden gesichert werden könnte. Die interessierte Einseitigkeit, mit der in den neunziger Jahren die »Aufarbeitung« der DDR-Geschichte vielfach betrieben worden ist, hat zu Unrecht vergessen lassen, dass gerade dies das überragende Problem jener Zeit gewesen ist:
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   63   Probleme/Projekte/Prozesse Zeit der Isolation  Voriges BlattNächstes Blatt
An ihm hatte sich jegliche Politik in erster Linie messen zu lassen.

Morgen

Havemann hat ein Buch geschrieben, mit dem er den Versuch unternahm, das Fazit seiner Erfahrungen und seines Nachdenkens zu ziehen und es den nachfolgenden Generationen als ein Vermächtnis zu übergeben. 1980 erschien es, zehn Jahre nach »Fragen - Antworten - Fragen« und wiederum bei Piper in München. Es ist keine in Ruhe vollendete Monographie. Die Arbeit am Text wurde durch die schwerwiegenden Schikanen, denen der Autor ausgesetzt war, mehrfach und dabei einmal sogar für Jahre unterbrochen und zog sich insgesamt über ein Jahrfünft hin. Die Brüche des Textes spiegeln die Bedingungen seiner Entstehung. Dennoch bildet dieses Buch in einem tieferen Sinn ein Ganzes: Es führt die zuvor an vielen Stellen und oft situationsgebunden entwickelten Gedanken Havemanns zusammen, und es wird integriert durch die mit Ernst und Zuversicht verfolgte Frage, wie eine lebenswerte Zukunft der Menschheit zu sichern sei.
     Diese große Frage hat er während seines ganzen Lebens nicht nur als ein wissenschaftlich interessantes Erkenntnisproblem, sondern stets auch als eine moralisch verbindliche Herausforderung empfunden.

Der kategorische Imperativ, zu ihrer Lösung nach besten Kräften und unter Einsatz seiner ganzen Person beizutragen, hat ihn zum Kommunisten und zum illegalen Kämpfer gegen den Faschismus werden lassen, und er hat ihn später zum scharfsichtigen Kritiker des »realen Sozialismus« und seiner in Dogma und Routine erstarrten Politbürokratie gemacht. Anfang der siebziger Jahre wurde mit den ersten Berichten des Club of Rome deutlich, dass die Frage des Überlebens der Menschheit noch weit kritischer war, als man bis dahin angenommen hatte, und dass für eine dieser Herausforderung angemessene grundlegende, revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft - den Ausstieg aus der »wachstumsbesessenen industriellen Zivilisation«20) - nur noch wenige Jahrzehnte zur Verfügung standen. Das 1972 publizierte Buch »The Limits to Growth«21) beeindruckte Havemann außerordentlich. In den darin und in den anschließenden Publikationen entwickelten Argumenten erblickte er einen schlüssigen Hinweis darauf, »dass wir bei Beibehaltung unserer gegenwärtigen ökonomisch-technischen Verhaltensweisen unrettbar auf eine ökonomische und ökologische Krise losrasen, mit der verglichen selbst die Weltkriege und alle bisherige Barbarei unseres Jahrhunderts sich wie eine friedliche Idylle ausnehmen werden.«
     Seine Antwort begann Havemann 1976 zu formulieren, ihre generelle Richtung geht aus dem Titel hervor, den er seinem Buch gab: »Morgen. Die Industriegesellschaft am Scheideweg.
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Kritik und reale Utopie«. Nach seinem Urteil könnte eine katastrophale ökologische Krise nur abgewendet werden, »wenn sich in den vor uns liegenden Jahrzehnten große revolutionäre Veränderungen in der politischen und ökonomischen Struktur der menschlichen Gesellschaft vollziehen«.23) Im Grundtenor traf sich seine Einschätzung mit jener des Club of Rome, der unter der Überschrift »Die erste globale Revolution« die Lage der Welt zwanzig Jahre nach dem Bericht »Die Grenzen des Wachstums« bewertete.24) Die beiden damals real vorhandenen Gesellschaftssysteme waren - so die Überlegung Havemanns - auf ihre Fähigkeit zu prüfen, die unumgängliche Revolution zu vollziehen. Beiden sprach er diese Fähigkeit ab: dem Kapitalismus, weil er - als eine auf Wachstums- und Konsumzwang beruhende Gesellschaft - »dazu sich selbst aufgeben müsste, was er nicht kann«; dem »Realsozialismus«, weil nirgends »Wachstum mit mehr Ergebenheit angebetet« wird als in den Staaten mit dieser Ordnung: »... gegenüber der herannahenden weltweiten ökonomischen und ökologischen Krise wird der reale Sozialismus womöglich noch blinder sein als sein angebetetes ökonomisches Vorbild«.25)
     Wenn die Welt, wie sie ist, nicht ausreicht, um den Herausforderungen der Zukunft zu genügen, dann müssen wir »versuchen, uns die Welt auszudenken, in der wir leben möchten, jene Welt, in der der Mensch den
Menschen nicht mehr bedroht, sondern alle Menschen einander hilfreiche Brüder und Schwestern sind«.26) Nur das Prinzip Hoffnung kann die Welt aufwärts bewegen: »Die Hoffnung lebt von dem festen Vertrauen, dass etwas möglich ist, das es noch nicht gibt.«27) Inhalt der Hoffnung ist immer eine Utopie. Havemanns Buch ist ein Plädoyer für die Unentbehrlichkeit der Utopie, für ihre Überlebensnotwendigkeit. Doch er agierte darin nicht nur als ein Theoretiker der Utopie: Im Zentrum des Buches steckt, gleichsam als Kern in der Schale der sachlich-theoretischen Erörterungen, eine als anrührender Erlebnisbericht ausgestaltete wirkliche Utopie: »Die Reise in das Land unserer Hoffnungen« - ein Land, in das er träumend gerät und in dem er mit Frau und Tochter eine Welt kennen lernt, die aus dem Konsum-, Besitz- und Tempowahn ausgestiegen ist und eine hochentwickelte, aber unauffällige Technik nicht mehr als Selbstzweck, sondern nur noch als dienende Grundlage für ein gelassenes Leben mit reicher Kultur und schlichter menschlicher Zuwendung handhabt. Im Mittelpunkt dieser Gesellschaft steht das lernende und schöpferische Miteinander der Generationen, nicht mehr die Erzeugung und der Besitz von Sachen. Wenn hier ein Begriff gestattet ist, der damals noch nicht zur Verfügung stand, dann könnte man sagen, dass Havemann hier das Bild einer nachhaltigen Zivilisation gezeichnet hat.
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Die abschließenden Kapitel des Buches bündeln Havemanns Vorstellungen darüber, wie die zeitgenössische Gesellschaft auf einen solchen Pfad gelangen könnte - in den »realsozialistischen« Ländern durch entschiedene Demokratisierung, in den kapitalistischen Ländern durch fortschreitende Entwicklung der in ihnen bereits entstehenden und über diese Gesellschaftsform hinausweisenden Elemente, wobei er demokratischen Prozessen im allgemeinen und gewerkschaftlicher Arbeit im besonderen zentrale Bedeutung beimaß. Insofern stehen hinter Havemanns Argumentation die Konturen einer demokratisch-sozialistisch orientierten Konvergenztheorie. Zugleich war er sich darüber im klaren, dass die Möglichkeit dieser Konvergenz verspielt werden könnte, wenn sich die »realsozialistischen« Gesellschaften ihrer Demokratisierung hartnäckig verschlössen. Von den Entwicklungen der Jahre 1989/90 wäre Havemann, hätte er sie erleben können, keineswegs überrascht gewesen.
     In der Wendezeit spielten Havemanns Überlegungen zu den Perspektiven eines demokratischen Sozialismus in der DDR eine beträchtliche Rolle. Seine wichtigsten Schriften, die bis dahin einem strikten Tabu unterworfen waren, erschienen in DDR-Ausgaben. Sowohl die Bürgerbewegung als auch die sozialistischen Erneuerungsbestrebungen innerhalb der SED und später der PDS griffen darauf zurück.28)
Auf der Grundlage der Aktenbestände, die bis 1989 unzugänglich waren, wurde in den folgenden Jahren das gegenüber Havemann in der DDR praktizierte Repressionsregime einschließlich der dahinter stehenden Weisungsstrukturen eingehend untersucht, und die hauptsächlichen Komplexe dieses Geschehens wurden in detaillierten Dokumentationen publik gemacht. Unmerklich vollzog sich dabei ein Wechsel der Perspektive: Sein Status als Opfer spätstalinistischer Repression und sein mutiger Widerstand gegen das politbürokratische Regime in der DDR traten markant in den Vordergrund, seine prinzipielle Kapitalismuskritik und seine ungebrochen aufrechterhaltenen sozialistischen Überzeugungen verblassten. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass seine eigenen Schriften nicht wieder aufgelegt wurden, während Untersuchungen über ihn und sein politisches Schicksal immer wieder erschienen. Heute sind die Bücher mit seinen Texten nur noch antiquarisch zu haben. Sarkastisch bemerkte dazu Marko Ferst: »Hatte einst die Politbürokratie für das Nichterscheinen seiner Schriften in der DDR gesorgt, so erledigt dies heute die Rationalität des Büchermarktes.«29)
     Indes sind mit dem Verschwinden der DDR Robert Havemanns Zukunftsüberlegungen keineswegs überlebt. Nach wie vor leben wir in einer »wachstumsbesessenen« Gesellschaft, deren Stimmung mit den Raten des Wirtschaftswachstums steht und fällt.
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     Doch wir würden der Integrität seiner Persönlichkeit nicht gerecht, wollten wir ihn in die Rubriken »DDR-Widerständler« und »demokratischer Sozialist« aufspalten und jeweils nur jene Seite beachten, an der wir gerade interessiert sind. Seine Opposition gegen das DDR-System war durch seine sozialistischen Überzeugungen motiviert und lässt sich nicht anders begreifen. Umgekehrt hat niemand das Recht, sich auf diese seine Überzeugungen zu berufen, der sich der bitteren Wahrheit seiner vorsätzlichen und sadistischen (wie selbst Kurt Hager zugestand) Unterdrückung in der DDR verschließt.
     Am 15. August 1958 - in einer Zeit also, in der er gerade erst zu zweifeln begonnen hatte - schrieb Havemann das Gedicht »Millionen Samen«. Es war ihm auch 1980 noch wichtig genug, in sein »Morgen« aufgenommen zu werden. Darin stehen die Zeilen:

Millionen Samen fallen jeden Sommer von einem Baum
Wenige davon gehen auf
Und von diesen wenigen kaum einer wächst heran
Zu einem neuen Baum
Auch der Mensch kann das Außerordentliche nur erreichen
Wenn er es millionenfach von Neuem beginnt

Der Beitrag »Robert Havemanns Weg in die Dissidenz (1961-1965)« von Hubert Laitko erschien in BM 6/01

Anmerkungen:
1 Die Entlassung Robert Havemanns und die Akademie der Wissenschaften 1965/66, hrsg. von Silvia Müller und Bernd Florath. Berlin 1996, Dokument Nr. 10, S. 109

2 Kahlschlag. Das 11. Plenum des ZK der SED. Studien und Dokumente, hrsg. von Günter Agde, Berlin 1991
3 Robert Havemann, Die Partei ist kein Gespenst. Plädoyer für eine neue KPD, - in: »Der Spiegel«, 1965, Nr. 52 - Nachdruck in: Robert Havemann, Warum ich Stalinist war und Antistalinist wurde. Texte eines Unbequemen, hrsg. von D. Hoffmann und H. Laitko, Berlin 1990, S. 197-204, hier S. 199
4 Robert Havemann, Dokumente eines Lebens. Zusammengestellt und eingeleitet von Dirk Draheim, Hartmut Hecht, Dieter Hoffmann, Klaus Richter, Manfred Wilke, Berlin 1991, S. 240, Dokument 4-1: Erklärung des Politbüros des Zentralkomitees der KPD. Flugblatt (Auszüge)
5 Das damals gültige Statut der Akademie legte in § 31 fest, dass über die Beendigung der Mitgliedschaft das Plenum mit einer Mehrheit von drei Vierteln der Anwesenden entscheidet. - Statut der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 2. Mai 1963, in: Werner Hartkopf/ Gert Wangermann, Dokumente zur Geschichte der Berliner Akademie der Wissenschaften von 1700 bis 1990, Berlin/ Heidelberg/ New York 1991, S. 166-177, hier S. 174
6 Protokoll der geheimen Abstimmung über die Beendigung der Mitgliedschaft des Korrespondierenden AkM R. Havemann, 24. 3. 1966, - in: Die Entlassung (wie Anm. 1). Dokument 124, S. 344
7 Günther Rienäcker an Robert Havemann, 31. 3. 1966, - in: Die Entlassung (wie Anm. 1). Dokument 136, S. 364
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8 In einer offiziellen Publikation zum Berlin-Jubiläum 1987 stand in dem der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur gewidmeten Abschnitt der Satz: »Wir gedenken des Arztes und Privatdozenten an der Medizinischen Fakultät der Berliner Universität Georg Groscurth, der 1942 mit dem Physikochemiker Robert Havemann die Widerstandsgruppe >Europäische Union< - eine Gruppe mit Verbindungen nach der Sowjetunion und nach Frankreich - bildete und der am 8. Mai 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet wurde.« Damit gelangte der Name Havemanns (wenn auch mit einem unrichtig angegebenen Todesjahr) auch in das Personenregister des Buches. Diese Nennung dürfte in der DDR-Literatur eine seltene Ausnahme gewesen sein. - D. Hoffmann/ W. Schlicker, Wissenschaft unter dem braunen Stiefel. 1933 - 1944, in: Wissenschaft in Berlin. Von den Anfängen bis zum Neubeginn nach 1945. Von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Hubert Laitko, Berlin 1987, S. 502-591, hier S. 588-589
9 Robert Havemann, Fragen - Antworten - Fragen, Berlin/Weimar 1990, S. 32
10Clemens Vollnhals, Der Fall Havemann. Ein Lehrstück politischer Justiz, Berlin 1998, S. 65
11Gespräch mit Robert Havemann zu den Überwachungsmaßnahmen, - in: »europäische ideen«, hrsg. von Andreas W. Mytze, Nr. 38/1978, Nachdruck in: Robert Havemann, Dokumente (wie Anm. 4), Dokument 4-17, S. 259-260
12Kurt Hager, Erinnerungen, Leipzig 1966, S. 283
13Robert Havemann, Sozialismus und Demokratie. Der »Prager Frühling« - ein Versuch, den Teufelskreis des Stalinismus zu durchbrechen, - in: »DIE ZEIT«, 31. Mai 1968, Nachdruck in: Robert Havemann, Warum ich Stalinist war (wie Anm. 3), S. 206-210, hier S. 206
14Robert Havemann, Der Sozialismus von morgen, - in: Robert Havemann: Berliner Schriften, hrsg. Andreas W. Mytze, München 1977, S. 7 ff., hier S. 13
15Robert Havemann, Fragen (wie Anm. 9), S. 200
16Ebd., S. 280
17Clemens Vollnhals, Der Fall Havemann, S. 127
18Robert Havemann, Offener Brief an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Leonid Breshnew, - in: »DIE ZEIT«, 20. November 1981, Nachdruck in: Robert Havemann. Warum ich Stalinist war (wie Anm. 3), S. 258-260, hier S. 259
19Robert Havemann, Dokumente (wie Anm. 4), Dokument 4-27, S. 271-272
20Robert Havemann, Morgen. Die Industriegesellschaft am Scheideweg. Kritik und reale Utopie, Frankfurt a. M. 1982, S. 7
21Dennis Meadows/ Donella Meadows/ Erich Zahn/ Peter Milling, Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Stuttgart 1972
22Robert Havemann, Morgen (wie Anm. 20), S. 8-9
23Ebd., S. 26
24Alexander King/ Bertrand Schneider, Die erste globale Revolution. Ein Bericht des Rates des Club of Rome, Frankfurt a. M. 1992
25Robert Havemann, Morgen (wie Anm. 20), S. 35, 52, 58
26Ebd., S. 69
27Ebd., S. 72
28Christof Geisel/ Christian Sachse, Wiederentdeckung einer Unperson: Robert Havemann im Herbst 1989, Berlin 2000
29Marko Ferst, Morgen im Land Utopia, - in: »Neues Deutschland«, 11. März 2000
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 7/2001
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