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Helmut Caspar
Akzise, Lottospiel und Tresorscheine

Wie Friedrich II. nach dem Siebenjährigen Krieg die Not in Preußen zu beheben suchte.

Nach dem 1763 siegreich beendeten Siebenjährigen Krieg begann in Preußen die Zeit des »Retablissements«, des Wiederaufbaues. Auf zehn Prozent der Bevölkerung, etwa eine halbe Million Menschen, bezifferte Friedrich II. in einer Denkschrift die Bevölkerungsverluste seines Landes. Unübersehbar seien die Zerstörungen ganzer Provinzen, der Krieg habe die Finanzen des Staates fast gänzlich erschöpft, Verluste in Millionenhöhe seien eingetreten. Die von den feindlichen Mächten besetzten Provinzen hätten ihre Abgaben nicht entrichten können. Zu den Kriegsfolgen hätten allgemeine Zerrüttung des Landes sowie Kummer und Mutlosigkeit der Untertanen gehört, verheerte Landstriche, zerstörte Städte, unbestellte Äcker, allgemeine Verarmung, Sittenlosigkeit und Rohheit. Die kümmerliche Lage habe ihn genötigt, »seine Zuflucht zu der allergenauesten Haushaltung« zu nehmen. Die dringendsten Bedürfnisse seien von den Kontributionen der Sachsen, von den Hilfsgeldern der Engländer und dem veränderten Münzfuß bestritten worden.

Letzteres sei »ein gewaltsam und vielen Schaden verursachendes Mittel, aber es war unter diesen Umständen das einzige zur Erhaltung des Staates«, entschuldigte der König die von ihm im und nach dem Krieg befohlene Falschmünzerei und die Verwendung nachgeschnittener Münzstempel.

Außen schön, innen schlimm ...

Friedrich der Große, wie er nach dem Krieg allgemein genannt wurde, auf der Suche nach neuen Geldquellen stets einfallsreich, zwang Juden, Erzeugnisse der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin zu kaufen, wenn sie heiraten wollten und Kinder bekamen. Indem die Einfuhr fremder Porzellane verboten wurde, verschaffte der König der Fabrik eine Monopolstellung. Viel Geld gelangte durch solche Zwangsmaßnahmen in die Staatskasse, noch mehr aber durch Akzisen auf verschiedene Produkte und Dienstleistungen. Kaffee, Bier, Wein, Tabak, Fleisch und weitere Güter wurden unter die »Regie« genommen, also besteuert.
     Um den Krieg finanzieren zu können, hatte der Monarch zum Mittel der Falschmünzerei gegriffen. Die schlechten sächsischen Achtgroschenstücke wurden nach dem Berliner Münzexperten Veitel Heine Ephraim, dem Besitzer des Ephraimpalais, auch Ephraimiten genannt. Das Volk erkannte den Schwindel und dichtete:
     Außen schön, innen schlimm.
     Außen Friedrich, innen Ephraim.

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     Experten haben ausgerechnet, dass allein in Dresden minderwertige Münzen im Wert von über acht Millionen Talern hergestellt wurden. Davon floss ein Gewinn von 2,4 Millionen Taler in die preußische Kriegskasse. Ähnlich üppig waren die Resultate aus der Münze zu Leipzig. Die Gesamtkosten Preußens für den Siebenjährigen Krieg werden mit 139 Millionen Reichstalern angenommen, davon wurden allein 30,8 Millionen durch mehr oder minder getarnte Münzmanipulationen finanziert, fast ein Viertel. Genutzt als Rohstoffe wurden auch englische Hilfsgelder (Subsidien). Sie hat man in den preußischen Münzstätten höchst profitabel in minderwertiges Geld umgewandelt. Darüber hinaus wurden auch eigene Ressourcen dem Schmelztiegel überantwortet, etwa Teile der Geschirre und Silbermöbel in den königlichen Schlössern.
     Nach dem Siebenjährigen Krieg wurden die schlechten Münzen eingezogen und durch bessere ersetzt, was die Geldproduktion auch in Berlin stark ankurbelte. Allerdings hatten die Besitzer minderwertiger Münzen das Nachsehen, denn sie bekamen für das alte Geld beim Umtauschen oder Bezahlen nicht das, was aufgeprägt war, sondern nur den inneren Wert, und der war gering. Wieder einmal war ein Krieg auf Kosten des »kleinen Mannes« ausgetragen worden.
Fortunas Vermittlung

Mit dem Ziel, die Bevölkerung noch intensiver an den Staatsausgaben und der Begleichung von Staatsschulden zu beteiligen, wurde 1763, noch vor dem Ende des Siebenjährigen Krieges, in Berlin eine Lotterie aus der Taufe gehoben. Das königliche Dekret wurde am 8. Februar 1763 veröffentlicht. Darin wird die Schaffung einer Königlich Preußischen Lotterie nach dem Muster des in Genua, Rom, Venedig, Mailand, Neapel, Wien und Brüssel eingerichteten Glücksspiels verkündet.
     Die Aussicht, durch Ziehung einer bestimmten Zahlenkombination zu unerwartetem Reichtum zu gelangen, hat die Preußen offenbar so fasziniert, dass sie viel Geld freiwillig zu den Lotterieeinnehmern trugen, wissend, dass die Chance, es durch Fortunas Vermittlung zu vermehren, denkbar gering ist. Eigentlich hätten die in einen Glückstaumel geratenen Preußen ihre Münzen gleich in die Spree werfen sollen! Da aber immer wieder doch ein großes Los gezogen und dies sofort durch die Gazetten weithin bekannt gemacht wurde, wurde das Lottofieber immer von neuem angeheizt. Gewinner war - und ist auch heute - der Staat. Erstmals wurden die Glückszahlen am 31. August 1763 in Berlin gezogen - 35, 43, 74, 13 und 22 (siehe BM Heft 8/1993, S. 74 f.).

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     Der König hatte die Idee für eine Lotterie von dem italienischen Abenteurer Antonio di Calzabigi übernommen, der ihm Berge von Geld versprach und für seine Dienste fürstlich bezahlt wurde. Dem »Director der allhier unter allerhöchster Concession etablirten Lotterie« schenkte Friedrich der Große uneingeschränktes Vertrauen, denn bekanntlich lieh er gern Leuten sein Ohr, die durch Wagemut und Visionen zu beeindrucken wussten. Auch der berühmte Frauenheld und Spieler Giovanni de Casanova versuchte, Friedrich dem Großen Pläne zur Sanierung der Staatsfinanzen schmackhaft zu machen. Der König hätte den weltgewandten Casanova gern zum Lehrer an der Ritterakademie in Berlin gemacht, doch das Jahresgehalt von 600 Talern erschien dem Gast denn doch zu gering, und so schlug er die Anstellung aus. Viel lieber hätte Casanova Calzabigi als königlichen Finanzberater abgelöst und auch dessen einträgliche Posten übernommen.
     Wohl zu diesem Zweck führte Casanova 1764 mit dem Monarchen im Park von Sanssouci ein interessantes Gespräch. Danach erläuterte Casanova nach eigenem Bekunden dem Preußenkönig drei Arten der Besteuerung von Gütern - die eine sei ruinös, die zweite leider notwendig, die dritte »stets exzellent«. »Die ruinöse Besteuerung, Sire, ist die, die der Monarch seinen Untertanen auferlegt mit dem einzigen Ziel, seine Kassen aufzufüllen, ...denn sie zerstört den Geldumlauf, die Grundlage des Handels und die Stütze des Staates«. Die »notwendige« Art sei dazu da, um Kriege zu führen:
Die »populäre« Form schließlich, den Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen, beschrieb Casanova mit den Worten, die sei »immer exzellent, denn der König nimmt einerseits seinen Untertanen und gibt ihnen zum anderen, indem er nützliche Unternehmungen fördert und Verordnungen erläßt, die geeignet sind, ihren Wohlstand zu mehren.« Dazu zählte der Italiener auch die Lotterie, bei der der König nur »in einem von zehn Fällen« verlieren kann. Friedrich der Große mag diese Behauptung anmaßend empfunden haben, denn er hatte bereits einiges Geld in der Lotterie verloren und verpachtete deshalb das Monopol an Calzabigi, der sich verpflichtete, jährlich 75 000 Taler als »Pachtschilling« zu zahlen.

Königliche Giro- und Lehnbank

Entgegen der vollmundigen Ankündigung des Königs, die Erträge des Glücksspiels zur »Aufmunterung der Künste und des Fleißes« und wohltätige Zwecke, etwa die Aussteuer minderbemittelter Bräute, zu verwenden, wurde die genannte Pachtsumme zur Verpflegung der Armee und für die Aufstellung neuer Regimenter verwendet.
     Nach Friedrichs Tod (1786) setzte sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. die Lotterie mit mäßigem Erfolg fort. Dessen Thronerbe Friedrich Wilhelm III. hielt von »Spielsucht und Leidenschaften« wegen »nachtheiliger Einwirkungen auf die Moralität der minderbegüterten Klassen unserer Unterthanen« wenig.

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   180   Geschichte und Geschichten Lotto in Preußen  Voriges BlattNächstes Blatt
Im Jahre 1765 Ließ Friedrich II. rund 1000 000 Banco Thaler prägen, die schon 1790 bis auf Reste eingeschmolzen wurden
Durch einen Erlass von 1809, mitten in der Krise Preußens nach der Niederlage im Krieg gegen Frankreich, ordnete er die Abschaffung des Lottospiels an. Allerdings hielt die Zurückhaltung nicht lange an, denn die Gewinne wurden zur Bezahlung von Kontributionen und für die Kriegskosten benötigt. So wurde die »Dame Lotto« in Preußen wieder zu neuem Leben erweckt.
     Im Jahre 1765 ordnete Friedrich II. die Gründung der Königlichen Giro- und Lehnbank zu Berlin an. Ein Jahr später wurden die ersten Banknoten zu 10, 20, 100, 500 und 1000 Pfund Banco ausgegeben, primitiv gedruckte Quittungen für Silbergeld, welches in der Bank deponiert wurde. Die Rechnungseinheit »Pfund Banco« wurde nicht populär. Bald schon ging man auf Wertangaben in Taler über. Es wurden Banco Thaler auf Vorrat geprägt.
Sie sollten den Wert des bedruckten Papiers absichern. Friedrich II. ging gern auf den Rat seines Lottodirektors Calzabigi ein, auch in Berlin eine Giro- und Zettelbank einzurichten, bei der jedermann gegen Hinterlegung von Bargeld, also Gold- und Silbermünzen, gedruckte Quittungen erwerben kann. Vordergründig sollte der umständliche Verkehr mit Silber- und Goldmünzen erleichtert, aber in Wirklichkeit wollte man Edelmetall in den königlichen Kassen horten. Man wußte ja nie, wann der nächste Krieg beginnt.
     Die Tresorscheine fanden im Volk wenig Anklang. Die Abneigung gegen das ungewohnte, nicht einmal fälschungssichere Papiergeld war zu groß. Man wusste, dass in anderen Ländern, vor allem Frankreich, solche Assignaten schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts einen Staatsbankrott zur Folge gehabt hatten.
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   181   Geschichte und Geschichten Lotto in Preußen  Voriges BlattNächstes Blatt
In der Zeit der Französischen Revolution wurden die Franzosen dann erneut mit wertlosem Papiergeld geschröpft. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts traten die Banknoten ihren Siegeszug an, und Preußen war einer der Staaten, der dank stabiler Verhältnisse zwischen Metallgeld und Papiergeld dabei eine Vorreiterrolle spielte.
     Im 18. Jahrhundert wurde intensiv über das Für und Wider von Papiergeld diskutiert. Man war sich nicht sicher, ob es ein Segen oder ein Fluch ist. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) verstand etwas von Geld, und dies nicht nur als Weimarer Minister und als Sammler alter Münzen und Medaillen, sondern auch was die Verführbarkeit des Menschen durch Geld und Gold und die Abhängigkeit von materiellen Werten betrifft. »Wie feuchten Ton will ich das Gold behandeln, / Denn dies Metall läßt sich in alles wandeln«, sagt der Geiz im zweiten Teil des »Faust«.

Goethes Kritik

Was Goethe von Geldscheinen und Scheingeldern hielt, ist im 2. Teil des »Faust« zu lesen. Höflinge erklären dem Kaiser, was man mit Banknoten anstellen kann, wie man mit ihnen auf wundersame Weise Rechnung für Rechnung begleicht, den Sold bezahlt und das ganze Heer neu verpflichtet. »Der Landsknecht fühlt sich frisches Blut, / Und Wirt und Dirnen haben's gut«. Ungläubig fragt der Kaiser nach den Ursachen dieses Wunders, worauf der alte Kanzler sagt:

»So hört und schaut das schicksalsschwere Blatt, / Das alles Weh in Wohl verwandelt hat. / >Zu wissen sei es jedem, der's begehrt: / Der Zettel ist hier tausend Kronen wert. / Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand, / Unzahl vergrabnen Guts in Kaiserland. / Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz, / Sogleich gehoben, diene als Ersatz.<«
     Mit diesen Zauberblättern kann man alles machen, sie öffnen jede Tür, machen Unmögliches möglich - sie lassen einen üppig schmausen, essen und trinken, sie verschaffen einem festliche Kleider, man kann mit ihnen auch Liebe kaufen, Soldaten anwerben, sich dem Würfelspiel hingeben, seine Schulden bezahlen, Grundbesitz erwerben. Doch wie sich zeigt, so Goethes Lehre, sind das alles Trugbilder, wenn nicht reale Werte hinter dem mit des Kaisers Unterschrift versehenen und durch »Tausendkünstler« schnell vertausendfachten Ersatzgeldern stehen.
     Erst Friedrich Wilhelm III. führte das Papiergeld in Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in größerem Stil ein, wobei er großen Wert darauf legte, das es durch Sachwerte und Edelmetall gedeckt sei. Alles war daran zu setzen, das in der Bevölkerung und bei seinen Ministern vorhandene Misstrauen gegenüber den neuen Banknoten zu zerstreuen. Der König orientierte sich an den 1772 in Kursachsen zur Begleichung der hohen Kriegsschulden eingeführten »Cassen-Billets« in Werten zwischen einem und hundert Reichstalern.
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   182   Geschichte und Geschichten Lotto in Preußen  Voriges BlattNächstes Blatt
Er ließ insgeheim in größeren Mengen preußische Tresorscheine herstellen, hoffend, auch damit die von seinem Vater und Vorgänger übernommenen Staatsschulden reduzieren zu können. Eine königliche Kommission beauftragte 1798 den Berliner Buchdrucker, Stahl- und Formschneider Johann Friedrich Unger (1753-1804) mit der Anfertigung der Druckstöcke für Scheine im Wert von 1, 5, 50 und 100 Talern. Das aus Schmuckleisten, Arabesken, Monogrammen, Schriftzeilen sowie faksimilierten Unterschriften von Ministern und rückseitig dem großen preußischen Staatswappen gebildete Design war vergleichsweise einfach und daher nicht fälschungssicher, aber immerhin besser als die Bankozettel aus den Zeiten Friedrichs des Großen. Gedruckt wurde in der Jägerstraße 43 auf Wasserzeichenpapier der Papierfabrik Ebart in Spechthausen bei Eberswalde. Die Firma belieferte später auch die Reichsbank mit hochwertigem Büttenpapier. Aufsehen erregte das seit dem späten 19. Jahrhundert speziell für Banknoten unter strenger Aufsicht produzierte »Wilcox-Papier«, das nach einem amerikanischen Verfahren winzige Farbfasern in das Papier eintrug und, zusammen mit Wasserzeichen, einen gewissen Fälschungsschutz darstellte.

Neue Tresorscheine

Zurück ins frühe 19. Jahrhundert. Die von Unger unter großer Geheimhaltung hergestellten 17 200 Bogen im Wert von 3,05 Millionen Talern wurden im königlichen Tresor verwahrt, unbedrucktes Papier kam in die Depositenkasse.

Die Preußischen Geldscheine des frühen 19. Jahrhunderts waren einfache, leicht nachzuahmende Drucke. Die Fälschungssicherheit wurde erst später systematisch verbessert
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Als die Scheine 1804 wegen der sich abzeichnenden militärischen Konflikte mit Frankreich ausgegeben werden sollten, wurden die Unterschriften moniert. Sie waren nicht mehr aktuell, denn der unterzeichnende Minister von Struensee war verstorben. Seine Stelle nahm der Minister für das Accise-, Zoll-, Fabriken- und Commercial-Departement Karl Freiherr vom und zum Stein ein, eben jener Mann, der wenig später zu den wichtigsten Reformern des altpreußischen Staates avancierten. Daher wurden neue Geldscheine zu 5, 50, 100 und 250 Talern von der Geheimen Oberhofbuchdruckerei unter Verwendung von Bleitypen und Holzschnitt-Einrahmungen hergestellt. Die mit Unterschriften der Minister von der Schulenburg und vom Stein sowie fortlaufenden Nummern versehenen Tresorscheine ohne Datumsangabe und Ausgabeort bekunden ihre Gleichwertigkeit und Umtauschbarkeit mit Metallgeld.
     Die am 4. Februar 1806, gut ein halbes Jahr vor der preußischen Niederlage von Jena und Auerstedt, veröffentlichte Einführungsverordnung für die Tresorscheine begründet die Emission sehr vorsichtig. Es sei dem König gelungen, die vorgefundenen Staatsschulden zu »berichtigen«. Beträchtliche Summen Bargeld seien im Schatz niedergelegt worden. Dem König seien nicht die nachteiligen Folgen des Papiergeldes in anderen Staaten entgangen. »Wir haben vielmehr die Ursachen dieser nachtheiligen Ereignisse gründlich erforschen lassen, und Uns überzeugt, daß der Nachtheil nicht die Einführung des Papiergeldes selbst, sondern dem, durch Finanzzerrüttung veranlassten unmäßigen Gebrauch dieses Mittels, zuzuschreiben ist, welcher dadurch, daß das Papiergeld nicht realisierbar war, möglich wurde.«
Der Bevölkerung wurde versprochen, die Tresorscheine gegen Silbercourant zu realisieren, also einzuwechseln. Das war zunächst ein frommer Wunsch, denn es fehlte in Preußen (und anderswo) an allen Ecken und Enden an Edelmetall, sodass die Regierung zur Verordnetenzwangsabgabe von Edelmetall greifen musste. Der König und seine Familie gingen mit gutem Beispiel voran. Große Mengen des Hofsilbers, sogar goldene Teller und Schüsseln, die nur vom Königspaar benutzt werden durften, wurden zur Gewinnung von Münzmetall eingeschmolzen. Die breite Masse der Untertanen kam aber der Verordnung nur unwillig und formal nach und das zeigte sich dann deutlich im Jahre 1813, als der patriotische Aufschwung die Aktion »Gold geb ich für Eisen« begleitete und das vorher zurückgehaltene Edelmetall nun in die Staatskasse strömte, um den Krieg gegen Napoleon zu finanzieren. Die Möglichkeit, Banknoten jederzeit gegen Metallgeld einzutauschen, als sich die Verhältnisse in Preußen wieder konsolidiert hatten, stärkte das Vertrauen in das neue Geld, und so konnte die Regierung langsam dazu übergehen, sukzessive große Mengen an Metallgeld durch Kassenscheine zu ersetzen, deren Design immer komplizierter wurde. Die Bequemlichkeit beim Bezahlen mit solchen Noten überwog schließlich das Misstrauen in der Bevölkerung.

Bildquelle: Fotos Caspar

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 7-2/2001
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