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Herbert Schwenk
»... reißen Sie diese Mauer nieder!«

Berlin 1987 im Spiegel der Statistik

Es war das Jahr des großen Jubiläums: Die Stadt feierte ihren 750. Geburtstag. Ost- und West-Berlin nahmen das Jahr der 750-jährigen Wiederkehr der urkundlichen Ersterwähnung von Cölln, der Schwesterstadt Berlins, zum Anlass, vor der ganzen Welt die Berliner Geschichte für sich zu reklamieren. Über Monate verteilt, fand in beiden Stadthälften eine Vielzahl von Veranstaltungen, Volksfesten, Ausstellungen, Vorträgen usw. statt, an denen mehrere Hunderttausend Menschen teilnahmen. Allein am Historischen Festumzug im alten Stadtzentrum am 4. Juli wirkten mehr als 40 000 Menschen und fast 1 000 Pferdefuhrwerke mit. Auf der bis dahin größten Rockveranstaltung in Berlin auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag skandierten zu Pfingsten 210 000 in Sprechchören: »Die Mauer muss weg!« Und wenige Tage später, am 12. Juni, appellierte USA-Präsident Ronald Reagan am Brandenburger Tor vor der Weltöffentlichkeit: »Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!«
     Die Trennung Berlins durch die Mauer hatte nach über einem Vierteljahrhundert tiefe Gräben geschaffen und Spuren in

allen Lebensbereichen beider Stadthälften hinterlassen. Der Westteil war seit 1961 schrittweise mit massiven Sperranlagen auf einer Gesamtlänge von über 155 km abgeriegelt worden, wovon u. a. 37 km überwiegend durch Wohngebiet, 17 km durch Industriegebiet, 24 km durch Gewässer und 30 km durch Waldgebiet verliefen.
     Die längst getrennt geführten Statistiken gaben auch für 1987 viele Einblicke in das Leben auf beiden Seiten der Mauer - aber sie verschwiegen auch manches. Während über das Geschehen in West-Berlin (in einem kleinen Anhang auch über Ost-Berlin) weiterhin das Statistische Jahrbuch Berlin, herausgegeben vom Statistischen Landesamt Berlin (Jahrgang 1988) informierte, erschienen für Ost-Berlin nur noch ausgewählte Daten im Statistischen Jahrbuch der DDR, herausgegeben von der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik (Jahrgänge von 1988 und 1989) - das Statistische Jahrbuch der Hauptstadt der DDR Berlin war schon in den frühen sechziger Jahren eingestellt worden.
     West-Berlin umfasste 1987 eine Fläche von 48 016 ha, Ost-Berlin von 40 320 ha. Damit belief sich das Berliner Stadtgebiet 750 Jahre nach der urkundlichen Ersterwähnung Cöllns auf 88 336 ha und hatte sich gegenüber 1961 (88 427 ha) nur unwesentlich verändert, obwohl auf östlicher Seite die drei neuen Stadtbezirke Marzahn (1979), Hohenschönhausen (1985) und Hellersdorf (1986) hinzugekommen waren.
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Gegenläufige Bevölkerungsentwicklung

Ende 1987 lebte laut statistischer Fortschreibung in Gesamt-Berlin eine Wohnbevölkerung von 3 289 637 Personen, davon 61,7 Prozent (2 028 716) in West- und 38,3 Prozent (1 260 912) in Ost-Berlin. 1961 lautete das Verhältnis 67,6 Prozent zu 32,4 Prozent. Die Einwohnerdichte Berlins lag 1987 bei 36,8 (1961: 37,8) Ew./ha, dabei in West-Berlin bei 42,3 (1961: 45,7) Ew./ha und in Ost-Berlin nur bei 31,3 (1961: 26,2) Ew./ha. Die Einwohnerzahl Berlins hatte sich 1961-1987 um 1,13 Prozent (36 946 Personen) erhöht, wobei der Trend in beiden Stadthälften auffällig entgegengesetzt war: In West-Berlin war die Zahl der Bewohner seit 1961 um 168 692 (= 7,68 Prozent) gesunken, in Ost-Berlin dagegen infolge starken Zuzugs aus dem gesamten DDR-Gebiet um 205 638 Personen, d. h. um ein Fünftel, gestiegen. Dabei konzentrierte sich der Zuwachs an Einwohnern in Ost-Berlin nur auf vier Bezirke: neben den drei neuen Bezirken Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf (1987: zusammen 332 627 Einwohner) auch Lichtenberg mit seinen großen Neubaugebieten (1961-1987: + 20 519). Dagegen erlitten mehrere Ostberliner Bezirke auch nach dem Mauerbau einen erheblichen Einwohnerverlust, teils bedingt durch die Veränderung der Bezirksgrenzen im Zuge der Entstehung

der drei neuen Bezirke): Prenzlauer Berg verlor 1961-1987 49 103, Friedrichshain 35 700, Weißensee 20 992, Pankow 19 288, Mitte 10 105, Treptow 8 743 und Köpenick 3 577 Einwohner. In West-Berlin nahm die Bevölkerung 1961-1987 ebenfalls in den Bezirken mit neuen Großwohngebieten zu: Spandau mit dem Falkenhagener Feld um 29 252, Reinickendorf mit dem Märkischen Viertel um 22 779 und Neukölln mit der Gropiusstadt um 12 847. Zugewinne verzeichnete auch Tempelhof (37 152). Dagegen hatten auch mehrere Westberliner Bezirke 1961-1987 starke Einwohnerverluste: Wedding 69 416, Kreuzberg 50 960, Charlottenburg 49 800, Schöneberg 47 559, Tiergarten 26 754, Wilmersdorf 22 084 und geringfügig auch Steglitz (3 724) und Zehlendorf (425). Ende 1987 lebten in West-Berlin 262 234 Ausländer (Ende 1960: 22 065); Ost-Berlin machte dazu keine Angaben.
     Bei den West-Ost-Unterschieden in der natürlichen Bevölkerungsbewegung fallen die höheren Geburtenraten in der östlichen Stadthälfte auf. Die Zahl der Lebendgeborenen betrug 1987 in Ost-Berlin 18 399 (= 14,8/1 000 Ew.; DDR insgesamt: 13,6/1 000 Ew.), in West-Berlin im gleichen Jahr 19 554 (= 10,4 auf 1 000 Ew.). 1987 wurden in Ost-Berlin 12 656 Ehen geschlossen (= 9,5/1 000 Ew.), in West-Berlin 11 961 (= 6,4/1 000 Ew.); 1960 waren es im Westteil der Stadt noch 21 093 (= 9,6 auf 1 000 Ew.).
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Die Zahl der Gestorbenen lag 1987 in Ost-Berlin bei 13 894 (= 11,1/1 000 Ew.), das war deutlich weniger als 1960 (17,3/1 000 Ew.); in West-Berlin waren es 30 719 (= 16,3/1 000 Ew.). Das bedeutete 1987 einen Geburtenüberschuss von 4 505 Personen in Ost-Berlin und einen Sterbeüberschuss von 11 165 Personen in West-Berlin. Bei den Todesursachen zeigten sich in West- und Ost-Berlin weitgehende Parallelen. In West-Berlin standen 1987 an der Spitze (je 10 000 Einwohner): Krankheiten des Kreislaufsystems (77,4), bösartige Neubildungen (32,4), Krankheiten der Atmungsorgane (8,2), Krankheiten der Verdauungsorgane (7,9), Verletzungen und Vergiftungen (7,2). In Ost-Berlin waren es: Krankheiten des Kreislaufsystems (63,8), bösartige Neubildungen (21,4), Unfälle (3,3), Diabetes mellitus (2,8), Pneumonie (2,1). An Geschlechtskrankheiten waren 1987 in West-Berlin 5 464 und in Ost-Berlin 4 225 Personen erkrankt. Der Ostberliner Festumzug zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahre 1987
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Verschleierung der realen Lebensverhältnisse

Über die realen Lebensverhältnisse der Berliner in beiden Stadthälften sagen die Statistiken wenig aus. Angaben über den Pro-Kopf-Verbrauch an Nahrungs- und Konsumgütern in Ost-Berlin fehlten inzwischen völlig. Die DDR vermittelte nur noch Daten zum »Ausstattungsbestand an langlebigen Konsumgütern« und »Pro-Kopf-Verbrauch ausgewählter Nahrungs- und Genussmittel« im Gesamtdurchschnitt der DDR, offenkundig, um den höheren Lebensstandard in Ost-Berlin gegenüber »der Republik« weniger bekannt zu machen. Aber auch die Westberliner Statistik hielt sich mit Angaben zu »Versorgung und Verbrauch« bedeckt.
     Es wurden nur einige Daten zur »Ausstattung privater Haushalte mit langlebigen Gebrauchsgütern« im Vergleich der Jahre 1973, 1978 und 1983 mitgeteilt. Danach hatten 1983 von je 100 Haushalten z. B. 44 Pkw, 53 Fahrräder, 96 Kühleinrichtungen, 96 Telefon, 69 Waschmaschinen, 73 Fernsehapparate, 10 Videorekorder, 98 Rundfunkgeräte, 37 Stereoanlagen.
     Kaum vergleichbar sind auch die Angaben über die Erwerbstätigkeit. Ende Juni 1987 gab es in West-Berlin 738 955 Arbeitnehmer, darunter 342 056 weibliche und 90 490 ausländische sowie 42 175 Auszubildende; 322 180 waren Arbeiter und 317 832 Angestellte. Nur noch 26,2 Prozent der Arbeitnehmer (193 309) waren im verarbeitenden Gewerbe tätig,

jedoch 12,5 Prozent (92 283) im Handel, 10,2 Prozent (75 679) bei Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen, 5,8 Prozent (43 030) im Verkehrs- und Nachrichtenwesen, 3,1 Prozent (22 553) bei Kreditinstituten und im Versicherungsgewerbe und 29,2 Prozent (215 485) im sonstigen Dienstleistungsbereich beschäftigt. Im Jahresdurchschnitt 1987 waren in West-Berlin 90 611 Arbeitslose registriert - etwa soviel wie 1957 (91 377).
     Die durchschnittlichen Arbeitsverdienste der Industrie- und Bauarbeiter lagen 1987 in der westlichen Stadthälfte (durchschnittliche Bruttostundenverdienste) bei 17,65 DM. Als durchschnittliche Bruttomonatsverdienste der Angestellten in der Industrie, im Handel, Kredit- und Versicherungsgewerbe wurden für 1987 3 904 DM errechnet.
     Für Ost-Berlin Ende September 1987 registrierte die DDR-Statistik 689 300 Berufstätige (ohne Lehrlinge), deutlich mehr als 1960 (554 300). Davon waren 95,4 Prozent (657 700) »Arbeiter und Angestellte« (1960: 93 Prozent). Auch hier waren nur noch 25,2 Prozent (173 500) in der Industrie, 7,7 Prozent (53 400) in der Bauwirtschaft, 2,5 Prozent (17 000) im produzierenden Handwerk (ohne Bauhandwerk) und 5,5 Prozent (38 000) in sonstigen produzierenden Zweigen tätig, jedoch 15,5 Prozent (106 500) im Handel, 10,8 Prozent (74 100) im Verkehrs-, Post- und Fernmeldewesen und 31,8 Prozent (219 200) in »nichtproduzierenden Bereichen«.
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Von Arbeitslosen war in der Ostberliner Statistik auch 1987 keine Rede, ebenso fehlten Angaben über Arbeitseinkommen in der östlichen Stadthälfte.
     Lediglich für die gesamte DDR wurde als »durchschnittliches monatliches Arbeitseinkommen je vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten in der sozialistischen Industrie« für 1987 »insgesamt« 1 243 Mark, mehr als das Doppelte von 1960 (558 Mark), angegeben. In Beziehung zu dem ausgedehnten Subventionssystem der DDR führte die Statistik als »Bruttoeinkommen insgesamt« für einen Haushalt im DDR- und Monatsdurchschnitt 1987 3 166 Mark auf, davon 1 029 M »Zuwendungen für die Bevölkerung aus Mitteln des Staatshaushalts, der Kombinate, Betriebe und Organisationen«. Eine Eisenbahnfahrt (2. Klasse, Personenzug) beispielsweise kostete weiterhin pro km 0,08 Mark, in Ost-Berlin eine S-Bahn-Fahrt (Preisstufe 1) oder Einzelfahrt bei der Straßenbahn 0,20 Mark, eine Briefsendung (bis 20 g) im Fernverkehr ebenfalls 0,20 Mark, 1 kWh elektrischer Strom (Haushaltstarif) 0,08 Mark. Ein »Index der Einzelhandelsverkaufspreise, Leistungspreise und Tarife« wurde im Vergleich zu 1970 (= 100) für 1987 mit 99,5 »berechnet«. Die Spareinlagen je Einwohner Ost-Berlins beliefen sich 1986 auf 7 388 Mark durchschnittlich - fast das Zehnfache gegenüber 1960 (865,63 M).
Das gespaltene Gemeinwesen

Ein Vierteljahrhundert Mauer quer durch Berlin hatte auch in der Infrastruktur der Stadt tiefe Gräben zwischen beiden Stadthälften geschaffen. Das einst einheitliche und in vielem vorbildliche Berliner Nahverkehrswesen existierte schon seit der Spaltung der Stadt Ende 1948 nicht mehr. Der Mauerbau seit 1961 hatte die Trennung vertieft. Im öffentlichen Personennahverkehr Ost-Berlins wurden 1987 insgesamt 602 Mill. Fahrgäste (1960: 433) befördert, davon: Straßenbahn 201 Mill. (1960: 239), S-Bahn 172 Mill. (1960: 417), Omnibus-Stadtlinien 139 Mill. (1960: Omnibus 71, Obus 18) und U-Bahn 90 Mill. (1960: 105). Bei der BVG-West waren es 1987 insgesamt 728 Mill. »Betriebsteil-Beförderungsfälle«, d. h. im Betriebsteil beförderte Personen, unabhängig von Umsteigefahrten innerhalb des Betriebsteils (1960: 692 Mill. beförderte Personen), davon U-Bahn 355 (1960: 141), Autobus 337 (1960: 310) und S-Bahn 36 Mill. Ende 1987 verfügte die Westberliner BVG über ein U-Bahnnetz von 108,2 (1960: 58,3) km Streckenlänge auf acht Linien mit 120 Bahnhöfen und 1 102 betriebsfähige Wagen; ferner über ein Autobusnetz von 692,5 (1960: 433,0 Omnibus, Obus 13,2) km Streckenlänge im Linienverkehr auf 80 Linien mit 4 298 Haltestellen und 8 Betriebshöfen sowie 1 367 betriebsfähige Wagen; als Verkehrsanlagen der Westberliner S-Bahn wurden genannt:

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71,5 km Streckenlänge auf drei Linien mit 39 Bahnhöfen und 212 betriebsfähige Wagen. Entsprechende Angaben für Ost-Berlin gingen in DDR-Ziffern (z. B. »Omnibuslinien«, »Straßenbahnlinien«) unter; für die U-Bahn hieß es lediglich: zwei Linien mit 16 km Streckenlänge. West-Berlin hatte Ende Juni 1987 einen Bestand von insgesamt 774 737 Kraftfahrzeugen (1960: 194 777), darunter 612 309 Pkw (1960: 153 684); im Jahr 1987 gab es 68 875 Zulassungen neuer Kraftfahrzeuge, darunter 53 555 Pkw. Für Ost-Berlin gibt es keine entsprechenden Angaben. Die Statistik teilte lediglich für die gesamte DDR unter »Ausstattungsbestand an langlebigen technischen Konsumgütern« mit, dass 1987 je 100 Haushalte 52,6 (1961: 4,7) private angemeldete Pkw und 18,4 (1961: 14,9) private angemeldete Motorräder und Motorroller besaßen; dazu Daten über zugelassene Kraftfahrzeuge ebenfalls nur im Maßstab der DDR. Allerdings vermerkte die DDR-Statistik dies: Der Ostberliner Taxiverkehr verfügte 1987 über einen Bestand von 887 Fahrzeugen, die 9,863 Mill. Fahrgäste beförderten, darunter 735 volkseigene Taxis, die 8,679 Mill. Personen beförderten. 1987 ereigneten sich in West-Berlin 103 851 Straßenverkehrs-Unfälle (= 512 je 10 000 Ew.), wobei es 134 Todesfälle (= 0,7 je 10 000 Ew.) und 13 878 Verletzte (= 68 je 10 000 Ew.) gab. In Ost-Berlin wurden im gleichen Jahr 4 777 Straßenverkehrs-Unfälle mit Personenschaden bzw. mit einem Sachschaden von über 800 Mark registriert (= 27 je 10 000 Ew.), bei denen 55 Personen getötet (= 0,8 je 10 000 Ew.) und 2 879 verletzt (= 23 je 10 000 Ew.) wurden.
     In jeder Stadthälfte hatte sich auch längst ein eigenes Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen herausgebildet. Das Westberliner Schulsystem war im Unterschied zum Ostberliner deutlich stärker gegliedert. Es bestand aus (1. Oktober 1987, in Klammern: Mai 1960): 245 (224) Grundschulen (Vorklassen und 1. bis 6. Klasse), davon 226 (211) öffentlich und 19 (13) privat mit zusammen 3 930 (3 330) Klassen mit einer Frequenz von durchschnittlich 23,5 (34,4) Kindern; 45 Hauptschulen (Oberschulen mit den Klassenstufen 7 bis 10), davon 43 öffentlich, 2 privat, in zusammen 564 Klassen; 45 Realschulen (ebenfalls Oberschulen mit den Klassenstufen 7 bis 10), davon 37 öffentlich, 8 privat, in 553 Klassen; 32 Gesamtschulen (das sind integrierte Schulen mit Mittelstufe und Oberschulzweigen der Hauptschule, Realschule und Gymnasien), davon 28 öffentlich, 4 privat, in 1 082 Klassen; 70 Gymnasien, davon 62 öffentlich, 8 privat mit 2 554 Klassen; 56 Schulen für Behinderte (49 öffentlich, 7 privat) mit 745 Klassen. Zu diesen allgemeinbildenden Schulen kamen insgesamt 174 berufsbildende Schulen. An den allgemeinbildenden Schulen unterrichteten am 1. Oktober 1987 insgesamt 14 507 Lehrer(innen), hinzu kamen 849 nur stundenweise beschäftigte Lehrer(innen); an den berufsbildenden Schulen waren zur selben Zeit insgesamt 3 050 Lehrer(innen) tätig, dazu 1 860 nur stundenweise tätige Lehrer(innen).
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In allen Schultypen gab es einen hohen Ausländeranteil unter den Kindern: an den Grundschulen 21 890 (= 5,6 pro Klasse), Hauptschulen 4 219 (= 7,5 pro Klasse), Gesamtschulen 5 113 (= 4,7 pro Klasse), Realschulen 2 659 (= 4,8 pro Klasse) und Gymnasien 5 113 (= 1,5 pro Klasse). Vervollständigt wurde das Bild durch zwei Universitäten und 9 Hochschulen, an denen im Sommersemester 1987 insgesamt 96 212 Studenten/ Studentinnen voll immatrikuliert waren (Sommersemester 1960 an den damaligen Hochschulen: 23 306 Studierende), darunter 9 908 ausländische bzw. staatenlose Studenten. Allein auf die Freie Universität entfielen dabei 54 588 Studenten/ Studentinnen (1960: 12 548), auf die Technische Universität 26 656 (1960: 8 018). Neben diesen Bildungseinrichtungen bestanden Ende 1987: 139 (1960: 88) Stadtbüchereien einschließlich Mediotheken in Bildungs- und Schulzentren und die Amerika-Gedenkbibliothek (Berliner Zentralbibliothek) mit einem Medienbestand von zusammen 4 556 299 (1960: 1 197 371 Bände) und 12 956 021 Entleihungen 1987. In der Spielzeit 1986/87 verzeichneten die 21 (1960: 14) Bühnen (5 staatliche, 16 private) mit einer durchschnittlichen Gesamtplatzkapazität von 10 259 (1960: 10 336) rund 2,3 (1960: 2,2) Mill. Besuchern. Zoologischer Garten und Aquarium registrierten 1987 1 980 446 bzw. 942 943 Besucher, 476 Kunstausstellungen 1 555 104 sowie Sternwarte und Planetarium 171 895 Besucher. Hinzu kamen hohe Zahlen von Besuchen in Museen und Sammlungen, Schlössern und Gärten, darunter das Museum für Völkerkunde (1983: 533 262 Besucher), die Gedenkstätte Plötzensee (1983: 384 450 Besucher) und das Schloss Charlottenburg (1983: 400 846 Besucher).
     Völlig anders stellten sich Struktur und Inhalt des Bildungswesens in Ost-Berlin dar. Seit 1960 gab es als durchgängigen Schultyp die »Zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschulen (POS)«. Im Herbst 1987 verzeichnete Ost-Berlin 334 POS (1960: 152) mit 6 447 (1960: 2 777) Klassen, durchschnittlich je 21,8 (1960: 31,1) Schüler(innen). Hinzu kamen 45 »Erweiterte allgemeinbildende polytechnische Oberschulen (EOS)« und Sonderschulen mit zusammen 810 Klassen. An den Ostberliner Schulen waren 1987 11 891 vollbeschäftigte Lehrkräfte tätig, d. h. auf eine entfielen im statistischen Durchschnitt 12,5 Schüler. 1987 gab es in der östlichen Stadthälfte 42 (1960: 57) Berufsschulen mit 26 312 (1960: 24 938) Lernenden, davon 6 (1960: 27) kommunale und 36 (1960: 30) betriebliche Berufsschulen. An den Berufsschulen wirkten 1 096 Lehrkräfte. Wie viele von den 237 Fachschulen und 53 Universitäten und Hochschulen der DDR mit wie viel Studenten 1987 ihren Standort in Ost-Berlin hatten, teilte die Statistik nicht mit.
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Die Zahl der staatlichen Allgemeinbibliotheken betrug 1987 in Ost-Berlin 163 (1960:125) bei einem Buchbestand von 4 744 900 (1960: 614 961) und einer Leserschaft von 319 500 (1960: 110 384). Hinzu kamen 281 hauptberuflich geleitete Gewerkschaftsbibliotheken (Bestand: 1 133 900, Benutzer: 103 400) und etliche wissenschaftliche Bibliotheken, darunter die Deutsche Staatsbibliothek. 1987 gab es in Ost-Berlin 179 Kultur- und Klubhäuser mit 38 749 Plätzen, in denen 928 Interessengemeinschaften mit 17 000 Mitgliedern tätig waren. Im selben Jahr standen den Ostberlinern 27 Theater (einschließlich Spielstätten an Theatern und drei Puppentheatern) mit insgesamt 9 600 Sitzplätzen (Spielzeit 1959/60: 9 161), das entsprach 7,7 je 1 000 Einwohner (DDR-Durchschnitt: 3,3), zur Verfügung. Es gab im Jubiläumsjahr 1987 insgesamt 3 723 Theatervorstellungen (das waren 13,4 Prozent aller Theatervorstellungen der DDR) mit 1,7 Mill. (Spielzeit 1959/60: 1,8) Besuchern. Zu dem kamen 22 Filmtheater (1960: 71) mit 8 150 Plätzen (1960: 29 789) und 4,0 Mill. Besuchern (1960: 11,5). Die 25 Museen (darunter 16 Kunstmuseen) registrierten 6,0 Mill. Besucher (darunter Kunstmuseen 4,7). Der Tierpark verzeichnete 1986 2,5 Mill. Gäste (1988: 2,8; das Jahr 1987 wurde merkwürdigerweise nicht ausgewiesen).
     Im Gesundheitswesen West-Berlins erfasste die Statistik Ende 1987 (in Klammern: Ende 1960) 116 (153) »berichtende Krankenanstalten«: 16 (37) öffentliche (städtische), 65 (62) gemeinnützige und 35 (54) private.
Sie verfügten zusammen im Jahresmittel über einen Bettenbestand von 32 861 (32 675), d. h. 162,0 (148,4) je 10 000 Einwohner (Ost-Berlin: 119,3). Im gesamten Jahr 1987 hatten die Anstalten eine durchschnittliche Bettenausnutzung von 89,8 Prozent (1960: 92 Prozent), in den privaten Krankenanstalten allerdings von 93,7 Prozent. 1987 (in Klammern: 1960) gab es in West-Berlin insgesamt 49 662 (25 242) Heil- und Heilhilfspersonen. Darunter waren 8 745 (4 747) tätige Ärzte, 1 766 (1 899) tätige Zahnärzte, 1 930 (1 004) approbierte Apotheker in insgesamt 595 (456) Apotheken, 12 287 (8 376) staatlich geprüfte Krankenschwestern und -pfleger, 255 (139) Hebammen, 1 065 »Krankengymnasten« und 149 »Desinfektoren«. 1987 (in Klammern: 1960) registrierte die Statistik 799 (4 689) Zugänge an Tuberkulose-Erkrankten, das entsprach 3,9 (21,3) je 10 000 Einwohner sowie 2 131 (3 470) sonstige anzeigepflichtige Krankheiten. In der Fürsorge wurden 1987 in West-Berlin 58 004 (1960: 93 514) Säuglinge und 124 519 (1960: 131 981) Kleinkinder vorgestellt. 51 147 (1960: 52 651) Kriegsbeschädigte und 33 918 (1960: 107 740) Kriegshinterbliebene erhielten laufende Versorgungsbezüge. Im Laufe des Jahres 1986 erhielten insgesamt 168 400 Bedürftige Sozialhilfe, davon 129 695 außerhalb von Anstalten sowie 32 761 Nichtdeutsche. 1987 wurden 85 321 Empfänger von Wohngeld verzeichnet. Die gesetzliche Rentenversicherung der Arbeiter registrierte im Jahresdurchschnitt 1987 insgesamt 324 814 (1960: 348 693) Rentenfälle mit 10 821,67 DM Jahres-»Aufwendungen je Rentenfall«.
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     Für Ost-Berlin vermeldete die Statistik 1987 (in Klammern: 1960) einen Bettenbestand von 14 873 (18 717), ohne - wie früher - in Berlin nach Eigentumsformen zu differenzieren. Damit entfielen auf je 10 000 Einwohner 119,3 (174,6) Krankenhausbetten (West-Berlin: 162,0; DDR-Durchschnitt: 100,7). 1987 waren im Ostberliner Gesundheitswesen insgesamt 5 443 Ärzte tätig, das entsprach 43,7 Ärzte je 10 000 Einwohner (West-Berlin: 43,1; DDR-Durchschnitt: 24,3). Ferner gab es 1 150 tätige Zahnärzte, das waren 9,2 je 10 000 Einwohner (West-Berlin: 8,7; DDR-Durchschnitt: 7,5) und 509 Apotheker, das waren 4,1 je 10 000 Einwohner (West-Berlin: 9,5; DDR-Durchschnitt: 2,4). 1987 gab es in Ost-Berlin 428 (1960: 130) Kinderkrippen, acht (1960: neun) Dauerheime für Säuglinge und Kleinstkinder und 75 (davon 52 staatliche) Feierabend- und Pflegeheime mit 14 466 Plätzen sowie 22 (staatliche) Wohnheime für ältere Bürger mit 1 408 Plätzen. Die Rentenzahlungen aus der Sozialpflichtversicherung nebst Zusatzversicherungen wurden 1987 nur für die gesamte DDR und nicht gesondert für Ost-Berlin ausgewiesen. Danach belief sich der »Durchschnittsbetrag je Rente« bei den Altersrenten auf 379,46 Mark (1960 Berlin-Ost: 148,25 M), einschließlich Zusatzrenten aus der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung auf 476,50 M. Auch die Kriminalitätsstatistik vermittelte längst keinen realen Vergleich mehr zwischen beiden Stadthälften Berlins, da Ost-Berlin hierzu weiterhin keine Daten veröffentlichte. In West-Berlin wurden 1987 von der Polizei 283 693 Straftaten registriert, davon 131 925 (= 46,5 Prozent) aufgeklärt und 84 554 Tatverdächtige ermittelt. 1960 waren in West-Berlin insgesamt 108 215 Anzeigen eingegangen und 61 221 Fälle (= 56,6 Prozent) aufgeklärt und 61 145 Täter ermittelt worden. Von den Tatverdächtigen waren 63 255 (= 74,8 Prozent) männlichen Geschlechts und 10 453 (= 12,4 Prozent) unter 18 Jahre alt. Zu den polizeilich registrierten Straftaten gehörten (im Klammern: aufgeklärte): 52 Morde (42), 73 Fälle von Totschlag (67), 484 Sexualdelikte unter Gewaltanwendung oder Ausnutzung eines Abhängigkeits-Verhältnisses (317), 865 Fälle »sonstiger sexueller Missbrauch« (499), 21 318 Fälle von Körperverletzung (17 527), 96 374 Fälle von schwerem Diebstahl (14 990), 24 066 Betrugsfälle (20 417), 9 424 Fälle von Widerstand gegen die Staatsgewalt und Straftaten gegen die öffentliche Ordnung (7 836), 1 108 Fälle von Brandstiftung (454), 4 611 Rauschgiftdelikte (4 338), 671 Straftaten gegen die Umwelt (333) - und auch 789 »Straftaten im Amt«, wovon 593 (das sind 75,2 Prozent) aufgeklärt werden konnten, was immerhin deutlich über der allgemeinen Aufklärungsquote von 46,5 Prozent lag ...
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 6/2001
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