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KALENDER 1961-1989

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12. August
Auf eine entsprechende Erklärung der Staaten des Warschauer Vertrages gestützt, wird in der Nacht zum 13. August durch die DDR-Führung der Befehl zur Sperrung der Grenzen nach West-Berlin ausgegeben.
13. August
West-Berlin wird durch militärische Kräfte der DDR mit Stacheldraht von Ost-Berlin und dem Umland abgeriegelt. Ostberlinern und DDR-Bewohnern ist der Zugang nach West-Berlin verwehrt. Westberliner haben noch Zugang nach Ost-Berlin.
13. August
Der durchgehende S-Bahn-Betrieb zwischen Ost- und West-Berlin sowie aus dem Umland nach West-Berlin wird unterbrochen.
14. August
Der nach den Aktionen zur Abriegelung West-Berlins vom 13. August noch passierbare Grenzübergang am Brandenburger Tor wird geschlossen.
15. August
Auf Ostberliner Seite beginnen an mehreren Stellen der Sektorengrenze Bautrupps unter militärischer Bewachung, die am 13. August errichteten Absperrungen nach West-Berlin aus Stacheldraht durch eine Mauer aus 1,25 m hohen Betonplatten zu ersetzen.
16. August
Angesichts der Ereignisse vom 13. August fordert der Regierende Bürgermeister Willy Brandt in einem Schreiben an den Präsidenten der USA, John F. Kennedy, die Westmächte zu stärkeren Aktivitäten in der Berlin-Frage auf.
17. August
Der Deutsche Gewerkschaftsbund ruft wegen der Grenzschließung am 13. August zum Boykott der unter DDR-Verwaltung stehenden Berliner S-Bahn auf.

18. August
Das vom Senat eingerichtete »Studio am Stacheldraht« nimmt seine Tätigkeit auf. DDR-Grenzposten werden mit Lautsprechern über die Sperranlagen hinweg über die politische Situation aufgeklärt und aufgefordert, nicht auf Flüchtlinge zu schießen.
19. August
Die Büros der SPD im Stadtbezirk Friedrichshain werden von Einheiten der SED-Betriebskampfgruppen besetzt und geschlossen.
22. August
Eine DDR-Anordnung legt mit Wirkung vom 23. August fest, dass Westberliner für Besuche in Ost-Berlin Passierscheine benötigen und im Straßenverkehr nur die Übergänge Chausseestraße, Invalidenstraße, Sonnenallee und Oberbaumbrücke benutzen dürfen.
23. August
Westberliner Polizei schließt im Auftrag der Allierten die von der DDR auf Westberliner S-Bahnhöfen eingerichteten Büros zur Ausgabe von Passierscheinen an Westberliner Bürger.
1. September
Unzählige Menschen säumen den Weg, als der sowjetische Kosmonaut German Titow, der mit dem Raumschiff Wostok 2 am 6. August den zweiten bemannten Raumflug unternahm und 17-mal die Erde umkreiste, von Schönefeld zum Schloss Niederschönhausen fährt.
2. September
Nach sechsjähriger Bauzeit wird die neue U-Bahn-Linie Leopoldplatz-Spichernstraße mit den Bahnhöfen Amrumer Straße, Putlitzstraße (Westhafen), Birkenstraße, Turmstraße, Hansaplatz, Zoologischer Garten und Kurfürstendamm dem Verkehr übergeben.
11. September
Die BVG (West) stellt den Verkauf von Fahrscheinen gegen Ost-Mark ein.
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   221   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
19. September
Bischof Bengsch wird in der Corpus-Christi-Kirche (Prenzlauer Berg) von dem Meißner Bischof Spülbeck als katholischer Bischof inthronisiert. Die Zeremonie wird danach in der St.-Matthias-Kirche (Schöneberg) auf Westberliner Gebiet wiederholt.
24. September
Der Neubau der Deutschen Oper Berlin in der Bismarckstraße (Charlottenburg) wird mit Mozarts »Don Giovanni« eröffnet.
30. September
Der nach dem Brand vom 19. Mai 1958 neu erbaute Müggelturm wird eingeweiht. 126 Stufen führen zum Aussichtsgeschoss des aus Beton und Glas errichteten Gebäudes. Die offizielle Eröffnungsfeier findet in der Silvesternacht 1961 statt.
11. Oktober
Auf dem Kollwitzplatz (Prenzlauer Berg) wird ein von dem Bildhauer Gustav Seitz geschaffenes Kollwitzdenkmal enthüllt.
21. Oktober
Am Hüllenpfuhl in der Gatower Feldflur (Spandau) werden 17 rastende Bekassinen beobachtet. Dieser Schnepfenvogel gilt in Mitteleuropa in seinem Bestand als stark gefährdet.
25. Oktober
Amerikanische Panzer gehen am Sektorenübergang Checkpoint Charlie (Friedrichstraße, Mitte) in Stellung, nachdem die Sowjetunion die Bewegungsfreiheit der Westalliierten in ganz Berlin eingeschränkt hat. Sie ziehen sich am 28. Oktober wieder zurück.
13. November
Das Stalin-Denkmal in der Stalinallee (Friedrichshain) wird nachts in aller Stille abgerissen und die Stalinallee am folgenden Tag in Karl-Marx-Allee bzw. Frankfurter Allee um- bzw. rückbenannt.
2. Dezember
Die neue Zentrale der Berliner SPD, das Kurt-Schumacher-Haus in der Müllerstraße 163 (Wedding), wird offiziell seiner Bestimmung übergeben.
12. Dezember
An der Stelle des früheren Lehrervereinshauses am Alexanderplatz (Mitte), das durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde, wird der Grundstein für das »Haus des Lehrers« und für die Kongresshalle gelegt.
17. Dezember
Der Anbau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wird feierlich von dem evangelischen Bischof Dr. Otto Dibelius mit einem Gottesdienst eingeweiht.

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24. Januar
28 Männer, Frauen und Kinder flüchten durch einen Tunnel unter den Sperranlagen aus Ost-Berlin in den Bezirk Tiergarten.
10. Februar
Auf der »Brücke der Einheit« (Glienicker Brücke) erfolgt in den Morgenstunden der auf Regierungsebene vereinbarte Austausch des USA-U 2-Piloten Francis G. Powers und des UdSSR-Agenten Oberst Rudolf J. Abel.
23. Mai
Der Unteroffizier der DDR-Grenztruppen Peter Göring wird in der Nähe der Sandkrugbrücke (Mitte) getötet. Westberliner Polizisten hatten einem 15-jährigen Jungen Feuerschutz gegeben, als er versuchte, die Spree zu durchschwimmen.
22. August
Das Verteidigungsministerium der UdSSR gibt die Auflösung der sowjetischen Kommandantur in Ost-Berlin bekannt.
11. Oktober
Die Bundesregierung lehnt eine Einbeziehung West-Berlins als elftes Bundesland in die Bundesrepublik Deutschland ab. Eine Beteiligung der Bundeswehr an der Verteidigung der Stadt wird ausgeschlossen.

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18. Februar
Der erste Kosmonaut der Welt, Juri Gagarin, und die erste Frau im Weltall, Valentina Tereschkowa, treffen zu einem mehrtägigen Besuch in Ost-Berlin ein.
5. Mai
Der katholische Bischof von Berlin, Alfred Bengsch, und Julius Kardinal Döpfner, Erzbischof von München und Freising, weihen die neu erbaute Kirche Maria Regina Martyrum (Charlottenburg) als Gedächtniskirche für die Opfer des Nationalsozialismus.

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   222   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
5. Juni
Das IOC-Exekutivkomitee beschließt in Lausanne die Ablehnung einer Bewerbung West-Berlins um die Ausrichtung der Olympischen Spiele1968, da sie, wie IOC-Präsident Avery Brundage mitteilte, nicht von einer gleichen Einladung Ost-Berlins begleitet war.
24. August
Am ersten Spieltag der neu geschaffenen Fußball-Bundesliga erzielt Berlins Vertreter Hertha BSC vor 55 000 Zuschauern im Olympiastadion (Charlottenburg) gegen den deutschen Rekordmeister 1.FC Nürnberg ein 1:1.
30. August
Die 23. Große Deutsche Funkausstellung - zum zweitenmal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Berlin - wird eröffnet. In 15 Hallen und neun Pavillons des Messegeländes am Funkturm (Charlottenburg) zeigen 153 Produzenten ihre Erzeugnisse.
31. August
Der Gorilla Knorke, der unbestrittene Liebling der Westberliner Zoobesucher, stirbt im Alter von etwa sieben Jahren.
15. Oktober
Nach einer Bauzeit von drei Jahren wird die neue, von Professor Hans Scharoun geschaffene Philharmonie am Kemperplatz (Tiergarten) eröffnet. Die Berliner Philharmoniker spielen unter Leitung von Herbert von Karajan Beethovens Neunte Sinfonie.
17. Dezember
Nach wochenlangen Verhandlungen schließt der Senat trotz massiver Bonner Bedenken ein erstes Passierscheinabkommen mit der DDR-Regierung, das Westberlinern vom 19. 12. bis 5. 1. den Besuch ihrer Verwandten in Ost-Berlin ermöglicht.
23. Dezember
Das Prinzessinnenpalais Unter den Linden (Mitte) mit dem dort untergebrachten Operncafé wird nach umfangreichen Wiederherstellungsarbeiten der Öffentlichkeit übergeben.
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5. Januar
Am letzten Tag der 19 Tage gültigen Passierscheinvereinbarung besuchen noch einmal fast 280 000 Westberliner Ost-Berlin. Insgesamt werden für diese Zeit 1,24 Millionen Passierscheine ausgestellt.
7. Januar
Reinhold Franz Kabisch (»Krücke«), der das Pfeifen und Klatschen des Publikums zur Melodie »Wiener Praterleben« bei den Sechstagerennen im Sportpalast (Potsdamer Straße, Schöneberg) eingeführt hatte, stirbt in Berlin.
25. April
Am »Tag der Alliierten Streitkräfte« halten die drei in Berlin stationierten westalliierten Garnisonen ihre erste gemeinsame Militärparade nachdem Zweiten Weltkrieg auf der Straße des 17. Juni ab, an der etwa 5 000 Soldaten teilnehmen.
18. Juli
Der 212 Meter hohe Fernmeldeturm auf dem Schäferberg in Wannsee (Zehlendorf), mit dessen Hilfe West-Berlin an das Fernwählnetz der Bundesrepublik Anschluss erhielt, wird in Betrieb genommen.
3. Oktober
Der neu erbaute Amtssitz des Staatsrates der DDR am Marx-Engels-Platz (ab 1994 Schloßplatz, Mitte) wird offiziell seiner Bestimmung übergeben. Endgültig fertiggestellt wurde das Gebäude erst im Dezember.
6. Oktober
Das von einer Architektengruppe mit dem Ostberliner Chefarchitekten Hermann Henselmann entworfene Haus des Lehrers sowie die Kongresshalle werden eröffnet.

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2. April
Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt übergibt das Büro- und Geschäftshaus Europa-Center am Breitscheidplatz (Charlottenburg) in Anwesenheit von 1 500 Ehrengästen seiner Bestimmung.

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   223   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
4. April
Sowjetische und DDR-Düsenjäger überqueren im Tiefflug die Stadt und durchbrechen dabei mehrfach die Schallmauer. Anlass ist eine Plenarsitzung des Deutschen Bundestages in West-Berlin.
25. April
Im Rahmen einer für die Ostertage vereinbarten Passierscheinregelung können rund 580000 Westberliner ihre Verwandten im Ostteil der Stadt besuchen.
10. Juni
Das Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) geht zu einem Kaufpreis von92 Millionen Mark aus dem Bundeseigentum in den Besitz des SFB über. Die sowjetischen Behörden hatten das Haus am 5. Juli 1956 freigegeben.
15. September
Bei einem Konzert der Rockgruppe»The Rolling Stones« in der Waldbühne (Charlottenburg) kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Fans und der Polizei. Der dabei entstandene Sachschaden beträgt 400 000 Mark.

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5. Februar
Auf dem Kurfürstendamm vor dem »Maisonde France« (Wilmersdorf) demonstrieren etwa 2000 Menschen - überwiegend Studenten - gegen den Krieg in Vietnam.
31. März
Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin gibt bekannt, dass die Klasse für Chemie, Geologie und Biologie einmütig empfohlen hat, die Mitgliedschaft des korrespondierenden Mitglieds Robert Havemann zu beenden.
10. Juni
In der Friedrichstraße/ Ecke Unter den Linden (Mitte) wird das Interhotel Unter den Linden eröffnet.
15. Juni
In der Stralauer Dorfkirche findet nach der Rekonstruktion und klanglichen Erweiterung der Orgel ein festliches Konzert statt. 1937 war der Einbau der 18-registrigen Schuke-Orgel erfolgt, die ausgebaut und 1952 wieder eingebaut worden war.

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1. Januar
Zum letzten Mal fährt eine Straßenbahn über den Alexanderplatz. Die Verkehrsführung erfolgt fortan über die Mollstraße um das Stadtzentrum herum.
20. Februar
Die Volkskammer der DDR verabschiedet ein neues Gesetz über die Staatsbürgerschaft der DDR unter Einbeziehung von Ost-Berlin.
26. März
Die Kampagne für Abrüstung veranstaltet erstmalig einen Ostermarsch in West-Berlin, bei dem rund 3 000 Teilnehmer vom Rathaus Neukölln zum Hohenzollernplatz (Wilmersdorf) ziehen.
29. Mai
Papst Paul VI. ernennt den Berliner Bischof Alfred Bengsch zum Kardinal.
2. Juni
Bei Demonstrationen gegen den Besuch des Schahs von Persien, Mohammed Reza Pahlewi, wird an der Deutschen Oper in der Bismarckstraße (Charlottenburg) der Student Benno Ohnesorg durch den Kriminalobermeister Kurras erschossen.
27. Juli
Arthur Werner, Regierungsbaumeister, Hochschullehrer und Oberbürgermeister der ersten Berliner Stadtverwaltung nach Ende des Zweiten Weltkrieges, stirbt in Berlin. Beigesetzt wird er auf dem Kirchhof der Luther- und der Kreuzgemeinde in Steglitz.
15. September
Am Bussardsteig in Dahlem wird das Brücke-Museum mit Werken der 195 gegründeten Künstlergemeinschaft »Brücke« eröffnet. Ihr gehörten Künstler wie Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl u. a. an.
2. Oktober
West-Berlins letzte Straßenbahnlinie, die Linie 55 Bahnhof Zoo-Spandau, stellt nach einer Abschiedsfahrt ihren Betrieb ein.
13. Oktober
Für das Klinikum Steglitz wird auf einer Sitzung der Benjamin-Franklin-Stiftung der Name »Klinikum der Freien Universität Berlin«beschlossen.

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   224   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
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11. April
Rudi Dutschke, Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), wird von dem 23-jährigen Anstreicher Josef Bachmann auf dem Kurfürstendamm (Charlottenburg) mit drei Schüssen lebensgefährlich verletzt.
13. April
Die DDR-Behörden untersagen Ministern und leitenden Beamten der Bundesregierung die Benutzung der Transitwege von und nach West-Berlin.
11. Juni
Das Innenministerium der DDR verfügt die Einführung einer Pass- und Visumpflicht für alle Benutzer der Transitwege zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland.
30. Juni
Der erste Containerzug der DDR verlässt den Containerbahnhof Frankfurter Allee (Lichtenberg). 30 Container wurden zum Überseehafen Rostock transportiert.
20. Juli
Anlässlich des 24. Jahrestages des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler (20. Juli 1944) wird im Bendlerblock in der Stauffenbergstraße (Tiergarten) die Gedenk- und Bildungsstätte Deutscher Widerstand eröffnet.
9. Oktober
Das Klinikum Steglitz, das als modernstes Klinikum Europas bezeichnet wurde, wird der Freien Universität Berlin übergeben.
3. Oktober
Der Berliner Fernsehturm (Mitte) wird in Dienst gestellt und gleichzeitig das 2. Programmdes Deutschen Fernsehfunks der DDR eröffnet, das zum Teil in Farbe sendet.

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19. April
Anlässlich des 100. Geburtstages von W. I. Lenin wird der neu gestaltete Leninplatz (Friedrichshain) mit der Enthüllung des Lenindenkmals von Nikolaj Tomski eingeweiht.
25. November
Am Alexanderplatz in Berlin-Mitte wird das »Centrum-Warenhaus«, das größte Kaufhaus der DDR, in einem Neubau eröffnet.

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22. März
Das Vox-Haus, Potsdamer Straße 10 (Tiergarten), auch als »Wiege des deutschen Rundfunks«bekannt, wird gesprengt.
3. September
Die Botschafter der vier für Berlinverantwortlichen Mächte unterzeichnen im Gebäude des früheren Alliierten Kontrollrates in Schöneberg das Viermächte-Abkommen über Berlin. Es regelt u.a. die freie Zufahrt vom Bundesgebiet nach West-Berlin.
10. September
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin begeht den 300. Jahrestag ihrer Gründung. Eine Ausstellung über die Geschichte der Gemeinde wird im Berlin-Museum in Kreuzberg eröffnet.
15. Dezember
Erstmals seit der Trennung des Berliner Telefonnetzes am 27. Mai 1952 können in West-Berlin wieder von öffentlichen Telefonzellen aus Gespräche mit Teilnehmern in Ost-Berlin geführt werden.

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30. Juni
Die der SPD nahestehenden Westberliner Zeitungen »Telegraf« und »nachtdepesche«erscheinen zum letzten Mal. Als Grund für die Einstellung nennt der Verlag, die Graphische Gesellschaft Grunewald GmbH, wirtschaftliche Notwendigkeiten.
30. August
Die vom Senat von der DDR übernommene Straße von Kohlhasenbrück (Zehlendorf) zur Exklave Steinstücken wird in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters Klaus Schütz und des amerikanischen Stadtkommandanten William W. Cobb dem Verkehr übergeben.
16. September
Die Großsiedlung im Süden des Bezirks Neukölln erhält jetzt auch offiziell den längst allgemein üblich gewordenen Namen »Gropiusstadt«nach dem Architekten Walter Gropius, von dem die städtebauliche Grundkonzeption für den Stadtteil stammte.

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   225   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
18. Oktober
Der Rat des Stadtbezirks Prenzlauer Berg erneuert den am 6. Oktober 1966 mit dem Londoner Bezirk Hackney abgeschlossenen Freundschaftsvertrag.
23. Dezember
Erstmals seit 1965 können Westberliner das Weihnachtsfest wieder bei Verwandten und Freunden in Ost-Berlin und der DDR feiern.

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30. August
Die umgebaute Deutschlandhalle am Messedamm (Charlottenburg) wird mit einem Konzert unter dem Dirigat von Herbert von Karajan vor5 500 Gästen eröffnet. Die Mehrzweckhalle soll eine perfekte Mischung von Musik, Sport und Unterhaltung bieten.
9. September
Die ersten Westberliner Müllautos passieren die neu erbaute Durchfahrt durch die Berliner Mauer sowie die eingezäunte Straße zur Mülldeponie bei Groß-Ziethen. Etwa ein Drittel des Westberliner Mülls wurde auf Deponien in der DDR entsorgt.

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3. Februar
Am Berliner Funkturm (Charlottenburg) schließt die 25. Grüne Woche nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Pforten. In den 23 Hallen wurden insgesamt 497 700 Besucher gezählt.
22. Oktober
Zum letzten Mal spielt Hertha B.S.C. im Fußballstadion an der »Plumpe« im Gesundbrunnen (Behmstraße 28-48, Wedding). Danach werden die beiden Tribünen, der »Uhrenberg« und der»Zauberberg«, planiert.
10. November
Der Kammergerichtspräsident Günter von Drenkmann, höchster Richter West-Berlins, wird in seiner Wohnung von Angehörigen der »Rote Armee Fraktion« (RAF) ermordet.

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23. Mai
Im Industriegebiet Lichtenberg-Nordost wird die erste Müllverbrennungsanlage der DDR in Betrieb genommen. Sie ist auf der Grundlage eines Patents aus der BRD errichtet worden. Jährlich werden zwischen 80 000 bis 100 000 t Müll verbrannt.
1. Juli
Der Berliner Magistrat beschließt einen Maßnahmeplan zum Aufbau und zur Bildung des neuen Stadtbezirkes Marzahn. Dazu gehören u. a. die Ausschreibung eines Wettbewerbs für das Stadtbezirkszentrum und die Konzeption zur Umgestaltung des Dorfangers.
1. September
Der Flughafen Tempelhof wird für den zivilen Luftverkehr geschlossen. Er fungierte fortan als amerikanischer Militärflughafen.

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23. April
Der Palast der Republik am Marx-Engels-Platz (ab November 1994 Schloßplatz, Mitte) wird nach 32-monatiger Bauzeit offiziell übergeben. Er wird u. a. Tagungsort der Volkskammer der DDR.
27. April
Mit einem symbolischen ersten Spatenstich für den Neubau des geplanten Versorgungszentrums wird die 5. Bauetappe in der Geschichte der Charité am traditionellen Standort eingeleitet.

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13. März
An der Humboldt-Universität zu Berlin findet die erste Sonntagsvorlesung für die Berliner Öffentlichkeit statt.
19. April
Das Hotel »Metropol« in der Friedrichstraße Ecke Clara-Zetkin-Straße (Dorotheenstraße, Mitte) mit 320 Zimmern wird eröffnet.

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   226   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
20. Juni
Der Schauspieler und Sänger Manfred Krug und seine Familie verlassen mit Genehmigung der DDR-Behörden Ost-Berlin und gehen in die Bundesrepublik.
23. August
Der in Ost-Berlin wohnende Wirtschaftsfunktionär der DDR und Kritiker des SED-Regimes Rudolf Bahro wird durch den Staatssicherheitsdienst verhaftet und am 30. Juni 1978 zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren verurteilt.
5. Dezember
Auf der Grundlage des Beschlusses des SED-Politbüros vom 1. Februar 1977 zu Kirchenbauten in Neubaugebieten werden vom SED-Bezirkssekretariat vier Objekte in Marzahn genehmigt (2Evangelische Kirchen, 1 Katholische Kirche, Rekonstruktion der Dorfkirche).
27. Dezember
West-Berlin steht mit 84 Drogentoten im Jahr 1977 an der Spitze aller deutschen Städte.

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2. Mai
In der Marchwitzastraße 47-49 in Marzahn wird die erste kombinierte Kindereinrichtung aus Kinderkrippe und Kindergarten übergeben. Insgesamt entstehen in Marzahn 38 neue Kinderkombinationen dieses Typs für jeweils 180Kindergarten- und 90 Krippenkinder.
1. September
Das von japanischen Firmen erbaute Internationale Handelszentrum am Bahnhof Friedrichstraße (Mitte) wird übergeben.
18. September
Zum Weltkindertag der UNICEF findet auf dem Kurfürstendamm eine »Kinderparty« statt, zu der 150 000 Teilnehmer erscheinen.
15. Dezember
Der Neubau der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (SBPK) von Hans Scharoun an der Potsdamer Straße 33 (Tiergarten) wird in einer Feierstunde in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste durch Bundespräsident Walter Scheel der Öffentlichkeit übergeben.

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5. Januar
Die Stadtverordnetenversammlung von Berlin beschließt die Bildung des Stadtbezirks Berlin-Marzahn.

2. April
Das Internationale Congress Centrum Berlin (ICC) am Messegelände am Funkturm (Charlottenburg) wird nach zehnjähriger Planung und vierjähriger Bauzeit eröffnet.
17. April
»Die Tageszeitung« (taz) erscheint mit ihrer ersten Ausgabe in West-Berlin. Sie versteht sich als überregionale Alternativzeitung.
9. Mai
Der seit November 1976 geltende Hausarrest für den Ostberliner Regimekritiker Prof. Robert Havemann wird von der DDR-Regierung aufgehoben.
22. Mai
Das Stadtgericht Köpenick verurteilt den DDR-Schriftsteller Stephan Heym wegen angeblicher Devisenvergehen zu 9 000 Mark Geldstrafe.
10. Juni
Erstmals wählt das Berliner Abgeordnetenhaus drei Abgeordnete in das Europäische Parlament. Sie gehören zum Kontingent der Abgeordneten der Bundesrepublik Deutschland.
29. Oktober
In Berlin wird das XX. Tischtennis-Turnier der Tausende (TTT), eine traditionelle Volkssportveranstaltung um die Pokale der Berliner Zeitung, eröffnet.

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27. Februar
Der Steglitzer Kreisel, das mit 130 Metern höchste Bürogebäude der Stadt, wird seinen Nutzern übergeben.
29. Februar
Im Friedrichstadtpalast (Am Zirkus 1, Mitte) findet die letzte Vorstellung statt. Das Theaterhaus mit über 100-jähriger Tradition weist Baumängel auf und wird 1985 abgerissen.
17. Mai
Der neue katholische Bischof des Bistums Berlin, Joachim Meisner, wird in Ost-Berlin feierlich in sein Amt eingeführt.
21. Mai
Ein Teil des Daches der Berliner Kongresshalle (Tiergarten) stürzt ein. Das Unglück forderte einen Toten und fünf Verletzte. Die Kongresshalle musste geschlossen werden.
13. Oktober
Die für die Einreise nach Ost-Berlin festgelegte Erhöhung des Mindestumtauschsatzes auf 25 DM tritt in Kraft.

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   227   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
13. Oktober
Sechs Angehörige der Terrororganisation »Bewegung 2. Juni« werden vom Westberliner Kammergericht wegen der Entführung des CDU-Politikers Peter Lorenz im Jahr 1975 zu Freiheitsstrafen zwischen fünf und fünfzehn Jahren verurteilt.

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26. Januar
Der Neubau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Friedrichsbrücke (Mitte) in ihrer ursprünglichen architektonischen Gestalt beginnt.
20. März
Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) am Volkspark Friedrichshain in der Leninallee (Landsberger Allee) wird eröffnet. Bis Jahresende werden über eine Million Besucher gezählt.
5. Mai
Die letzte Schicht arbeitet im Gaswerk Dimitroffstraße (ab 1. November 1995 Danziger Straße) in Prenzlauer Berg.
12. Juni
Nach 55 Jahren wird mit der Leo-Baeck-Synagoge (Charlottenburg) erstmals wieder in Berlin eine neu errichtete Synagoge geweiht.
20. November
Der Teltowkanal zwischen Griebnitzsee und Lichterfelde wird für die Frachtschifffahrt freigegeben, nachdem das rund 5 km lange, durch DDR-Gebiet führende Teilstück zwischen Kohlhasenbrück und Zehlendorf-Süd saniert und wiedereröffnet worden sind.

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26. August
Mit der Montage der 39 Tonnen schweren Kuppel ist die Restaurierung des Französischen Doms am Platz der Akademie (Gendarmenmarkt, Mitte) abgeschlossen.

20. November
Mit der Übergabe des letzten Teilstücks durch die Verkehrsminister der BRD und der DDR, Werner Dollinger und Otto Arndt, ist die Transitautobahn Berlin-Hamburg durchgängig befahrbar.

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26. Januar
Zwei Polen landen, aus Posen kommend, mit einer Sportmaschine auf dem Flughafen Tempelhof und bitten um politisches Asyl. Diese Flucht war bereits die zwölfte, die mit einem polnischen Flugzeug nach West-Berlin unternommen worden war.
2. Februar
Der Berliner Bischof Joachim Meisner wird von Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsrang erhoben.
30. März
Zwischen der Essener Ruhrgas AG und dem sowjetischen Unternehmen »Sojusexport« wird ein Vertrag über die Lieferung sowjetischen Erdgases nach West-Berlin abgeschlossen.
4. April
Am Ostermarsch '83 unter dem Motto»NATO-Aufrüstung stoppen« beteiligen sich etwa 30000 Westberliner Teilnehmer. Sie ziehen in vier Marschsäulen zur Abschlusskundgebung auf den Platz der Luftbrücke (Tempelhof).
17. April
Mit einem festlichen Gottesdienst wird der im Krieg zerstörte und seit 1977 wiederaufgebaute Französische Dom durch den Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Gottfried Forck, eingeweiht. Die Predigt hält Altbischof Albrecht Schönherr.
25. Oktober
Der Rocksänger Udo Lindenberg tritt im Palast der Republik am Marx-Engels-Platz (Schloßplatz, Mitte) auf.

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   228   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
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9. Januar
Entsprechend einer Vereinbarung zwischen dem Senat und der Reichsbahn vom 30.Dezember 1983 übernimmt die BVG um 4.00 Uhr den Betrieb des im Westteil der Stadt gelegenen S-Bahn-Netzes. Von etwa 70 Streckenkilometern bleiben zunächst nur 21 km in Betrieb.
27. Januar
Das Kulturzentrum der Französischen Republik in der Straße Unter den Linden wird durch den Minister für Auswärtige Beziehungen Frankreichs, Claude Cheysson, in Anwesenheit des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten der DDR, Oskar Fischer, eröffnet.
6. März
Die Beauftragten von Senat und DDR-Regierung, Kunze und Müller, erörtern Möglichkeiten des Gebietsaustausches: Lennédreieck am Potsdamer Platz, Lohmühlenbrücke in Neukölln und Neukölln-Mittenwalder Eisenbahndreieck bei Buckow und Rudow.
26. April
Auf der Marx-Engels-Brücke (Schloßbrücke) werden die restlichen vier nach Entwürfen Schinkels geschaffenen Figuren auf die rekonstruierten Postamente gehoben. Nach Errichtung historischer Kandelaber wird die Brücke am 28. 5. für den Verkehr freigegeben.
27. April
Nach fast dreijähriger Bauzeit wird der neue Friedrichstadtpalast mit einer Revue-Gala»Premiere: Friedrichstraße 107« eröffnet. Im großen Saal finden 1 800 und im kleinen 250 Besucher Platz. Der Bühnenturm hat eine Höhe von 32 Metern.
8. Mai
Die Bewag feiert ihr Jubiläum unter dem Motto »100 Jahre Strom für Berlin« mit einem Festakt im Palais am Funkturm. Graf Lambsdorff und der Regierende Bürgermeister Diepgen würdigen die Verdienste der Bewag für die industrielle Entwicklung Berlins.

27. Juni
Der Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, Hans-Otto Bräutigam, teilt mit, dass die Vertretung in der Hannoverschen Straße vorläufig geschlossen wird. Immer mehr DDR-Bürger suchen hier Zuflucht, um ihre Ausreise zu erzwingen.
8. September
Generalsuperintendent Günter Krusche erhält den Schlüssel zu dem von Horst Göbel am Fennpfuhl errichteten Gemeindezentrum, zu dem eine Gottesdiensthalle, ein Büro, zwei Wohnungen sowie je ein Kinder- und Jugendraum gehören.
1. Oktober
Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt 2 (Mitte) wird - weitgehend originalgetreu nach Schinkelschen Plänen restauriert - als Konzerthaus wiedereröffnet. Den Wiederaufbau leitete Erhardt Gißke.
5. Oktober
Die ersten beiden Kinder, die in Ost-Berlin auf dem Weg der Befruchtung außerhalb des Körpers gezeugt wurden (»Retorten-Babys«), werden in der Frauenklinik der Charité geboren. Es waren Zwillingsknaben von 2 600 g Gewicht und 46 cm Größe.
15. November
Die DDR-Behörden sperren die »Brückeder Einheit« (Glienicker Brücke), die seit 1961 nur noch die Angehörigen der westlichen Militärmissionen in Potsdam benutzen durften, da keine Einigung über die Finanzierung der Reparaturen erzielt werden konnte.

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2. Januar
Erstmals können Zubringerbusse mit westlichen Passagieren, die vom Flughafen Schönefeld starten wollen, ohne längeren Aufenthalt den Grenzübergang Waltersdorfer Chaussee passieren, da die Passkontrolle jetzt in der Transithalle vorgenommen wird.

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   229   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
22. Januar
Das unmittelbar hinter der Mauer an der Bernauer Straße liegende Kirchenschiff der evangelischen Versöhnungskirche (Mitte) wird auf Veranlassung der Ostberliner Behörden gesprengt. Das Gotteshaus wurde seit dem Mauerbau nicht mehr genutzt.
14. Februar
Das größte private Hallen- und Freibadzentrum »blub« wird in der Britzer Buschkrugallee (Neukölln) eingeweiht.
2. März
Die bisher größte Internationale Tourismus-Börse mit 2 230 Ausstellern aus 130 Ländern wird in den Messehallen am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet.
26. April
Die 18. Bundesgartenschau (BUGA) 1985öffnet auf einem fast 100 Hektar großen Parkgelände im Berliner Ortsteil Britz ihre Pforten.
1. September
Der Stadtbezirk Berlin-Hohenschönhausen wird aus den bisher zu Weißensee gehörenden Ortsteilen Falkenberg, Hohenschönhausen, Malchow und Wartenberg gegründet.
20. Oktober
Die Festwoche anlässlich des175-jährigen Bestehens der Humboldt-Universität und des 275. Gründungsjubiläums der Charité beginnt.

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21. Januar
Das SED-Politbüro beschließt die Bildung des Stadtbezirks Berlin-Hellersdorf, der sich aus den Ortsteilen Hellersdorf, Mahlsdorf und Kaulsdorf zusammensetzt.
7. März
Im Westberliner Westend-Krankenhaus implantiert der deutsche Herzspezialist Emil Bücherl einem 39-jährigen Mann ein Kunstherz.
4. April
Das Marx-Engels-Forum zwischen Spree, Rathaus-, Karl-Liebknecht- und Spandauer Straße wird eingeweiht. Das Zentrum bildet das von einem Bildhauer-Kollektiv unter Leitung von Ludwig Engelhardt geschaffene Bronzedenkmal von Karl Marx und Friedrich Engels.

13. August
An der Bernauer Straße (Wedding) findet eine Gedenkfeier zum 25. Jahrestag des Mauerbaus statt.
10. September
Der neue Exarch des Moskauer Patriarchats für Berlin und Mitteleuropa, der 48-jährige Bischof German, gibt einen Empfang, an dem staatliche Vertreter aus Ost- und West-Berlin sowie Repräsentanten beider großen Konfessionen teilnehmen.
23. November
Bei einer Präsentation des Vereins»Berliner für den Reichstag« stellt der bulgarische Künstler Christo Jawatscheff sein Verhüllungsmodell vor. Er schlägt vor, es 1988, wenn West-Berlin»europäische Kulturhauptstadt« wird, zu verwirklichen.

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22. Februar
Als Auftakt zur Veranstaltungsreihe »750Jahre Kirche in Berlin« findet in der Gethsemanekirche ein festliches Konzert statt, an dem der Oberbürgermeister von Ost-Berlin E. Krack und der Regierende Bürgermeister von West-Berlin E. Diepgen teilnehmen.
29. April
In der Husemannstraße 12 (Prenzlauer Berg) wird das Museum »Berliner Arbeiterleben um1900« eröffnet.
14. Mai
Die als museale Einrichtung wiedererrichtete Nikolaikirche, Berlins ältestes Bauwerk, sowie das Nikolaiviertel (Mitte) werden durch Oberbürgermeister Erhard Krack der Öffentlichkeit übergeben.
8. Juni
Unter den Linden (Mitte) eskalieren Rangeleien zwischen der Polizei und Jugendlichen, die Parolen wie »Die Mauer muss weg« skandieren. Anlass waren Rock-Konzerte auf dem Platz der Republik (Tiergarten), die so arrangiert waren, dass man sie im Osten hörte.
5. Juli
Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins findet in Ost-Berlin ein zehn Kilometer langer Festumzug statt.

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   230   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
14. August
Im Martin-Gropius-Bau in der Stresemannstraße (Kreuzberg) wird die Ausstellung»Berlin, Berlin« mit einem offiziellen Festakt eröffnet.
17. August
Der letzte Insasse des Spandauer Kriegsverbrecher-Gefängnisses, Rudolf Heß, begeht im Alter von 93 Jahren Selbstmord. Er war als»Stellvertreter des Führers« im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1946 zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
26. August
Als erstes privates Fernsehprogramm kann SAT 1 in Berlin über Antenne empfangen werden.
30. August
Auf dem Flughafen Tempelhof wird ein»Japanisches Feuerwerk« abgebrannt, dem fast 1,2Millionen Menschen zuschauen.
5. September
Die Ostberliner Behörden dulden erstmals eine nicht angemeldete Demonstration. Daran nahmen rund tausend Mitglieder und Sympathisanten von unabhängigen Friedensgruppen teil.
15. September
Nach fünfjähriger Restaurierung wird die im April 1945 zerstörte Friedrichswerdersche Kirche wiedereröffnet. In ihr ist das Schinkelmuseum untergebracht.
17. Oktober
Nach Abschluss des Rockkonzerts in der Zionskirche (Mitte) dringen Ost- und Westberliner Skinheads, die sich regelmäßig in der Kneipe»Sputnik« trafen, in das Gotteshaus ein. Die etwa 30 Randalierer misshandelten Besucher des Konzerts.
16. November
Rund 700 Personen nehmen in der Gethsemanekirche im Bezirk Prenzlauer Berg an einem»Dialog zur Mündigkeit des Staatsbürgers« teil. Die eingeladenen Vertreter des Staates, von Parteien und Organisationen hatten ihre Gesprächsbereitschaft zurückgezogen.

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14. Januar
Während der jährlich traditionell durchgeführten Berliner Demonstration zur Gedenkstätte der Sozialisten kommt es zu Auseinandersetzungen mit oppositionell Gesinnten, die mit »Freiheitist stets auch die Freiheit der Andersdenkenden«protestieren.

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11. Januar
Nach tagelangem Ausharren in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik bei der DDR verlassen die etwa 20 ausreisewilligen DDR-Bewohner das Gebäude in der Hannoverschen Straße (Mitte).
24. April
Herbert von Karajan beendet nach fast 35Jahren seine Tätigkeit als Chefdirigent des Berliner Philharmonischen Orchesters.
7. Mai
In Ost-Berlin finden Wahlen zu den Stadtbezirksversammlungen statt. Offiziell wurde mitgeteilt, dass 98,63 Prozent der Wähler den Einheitslisten zugestimmt haben. In späteren Wahlfälschungsuntersuchungen wurde eine geringere Zustimmung nachgewiesen.
10. September
In Grünheide bei Berlin wird der Gründungsaufruf der unabhängigen Oppositionsgruppe Neues Forum verabschiedet.
2. Oktober
In der Gethsemanekirche an der Stargarder Straße beginnt eine Mahnwache für die politischen Gefangenen in der DDR. An den folgenden Tagen finden in der Kirche allabendlich um 18 Uhr Fürbittandachten statt, an denen bis zu 2 000Menschen teilnehmen.
6. Oktober
Am Rande der Feierlichkeiten zum 40.Jahrestag der Gründung der DDR mahnt der sowjetische Partei- und Staatschef Michail S. Gorbatschow in Ost-Berlin Reformen mit den Worten an: »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.«
7. Oktober
In Schwante, nördlich von Berlin, wird die Sozialdemokratische Partei der DDR (SDP)gegründet. Geschäftsführer wurde Ibrahim Böhme.
7. Oktober
In Ost-Berlin formiert sich ein Demonstrationszug, dem sich rund 7 000 Personen anschließen. Gefordert werden Freiheit, Demokratie und Reformen in der DDR. Bewaffnete Kräfte treiben die Demonstranten auseinander.
8. Oktober
Starke Sicherheitskräfte gehen nach einer Andacht für Frieden und Gewaltlosigkeit in der Gethsemanekirche (Prenzlauer Berg) mit Schlagstöcken gegen ca. 2 000 Demonstranten vor. Es gibt zahlreiche Festnahmen.

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   231   Berlin-Kalender Chronik 1961-1989  Voriges BlattArtikelanfang
8. Oktober
Der Italiener Claudio Abbado, Musikdirektor der Wiener Staatsoper und Hauptdirigent der Wiener Philharmoniker, wird von den Berliner Philharmonikern zu ihrem Chefdirigenten gewählt.
9. Oktober
In der Gethsemanekirche an der Stargarder Straße verliest Bischof Gottfried Forck einen Appell führender Vertreter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg an die Obrigkeit der DDR, der zur Einleitung glaubhafter demokratischer Schritte auffordert. 14. Oktober
In Ost-Berlin nehmen über 100 Vertreter von einzelnen Gruppen der Bürgerbewegung Neues Forum an einer Koordinierungsversammlung teil. Das Neue Forum hat sich zu einer DDR-weiten Oppositionsbewegung formiert.
18. Oktober
SED-Generalsekretär Erich Honecker wird von seinen Aufgaben entbunden.
23. Oktober
Mitglieder von DDR-Reformgruppen informieren im Rahmen einer Pressekonferenz in Ost-Berlin über gewalttätige Übergriffe von Sicherheitskräften während der Gegendemonstration zu den offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des DDR-Jubiläums am 7. Oktober.
24. Oktober
Die DDR-Volkskammer wählt im Palast der Republik (Schloßplatz, Mitte) Egon Krenz (SED) zum Staatsratsvorsitzenden und zum Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates. Erstmals bei einer solchen Entscheidung gibt es Gegenstimmen und Enthaltungen.
29. Oktober
Bei einem Treffen mit dem Berliner SED-Bezirkschef Günter Schabowski erfährt der Regierende Bürgermeister Walter Momper von einer geplanten großzügigen Reiseregelung.
1. November
Mit einem Festgottesdienst in der Spandauer Nikolaikirche gedenkt die Evangelische Kirche des 450. Jahrestages der Einführung der Reformation in der Mark Brandenburg.
4. November
Auf dem Alexanderplatz (Mitte) findet eine von Ostberliner Kulturschaffenden initiierte Kundgebung für Reformen und Demokratie statt, an der mehr als 500 000 Menschen teilnehmen.
8. November
Nachdem einen Tag zuvor bereits der Ministerrat der DDR zurückgetreten war, erklärt nun auch das Politbüro der SED geschlossen seinen Rücktritt. Egon Krenz wird als Generalsekretär der SED bestätigt.
9. November
Auf einer vom DDR-Fernsehen übertragenen Pressekonferenz verkündet SED-Politbüromitglied Günter Schabowski »neue Reiseregelungen« für den grenzüberschreitenden Verkehr. Praktisch bedeutete das den Fall der Berliner Mauer nach über 28 Jahren.
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 6/2001
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