155   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Nächstes Blatt
Paul Schlaak
Wetter in Berlin von 1962 bis 1989

Der 28 Jahre umfassende Zeitraum von 1962-1989 kann ganz grob in zwei deutlich unterschiedliche Abschnitte eingeteilt werden.
     Die erste Hälfte von 1962 bis etwa 1975 (14 Jahre) weist einige extrem zu kalte Witterungsabschnitte wie z. B. die extremen Winter 1962/63 und 1969/70 auf, während in den folgenden Jahren sich schon der Übergang zu wärmerem Wetter andeutete, wie z. B. mit den warmen Jahren 1982 und 1983 sowie den Jahren 1988 und vor allem 1989, das mit einer Jahresmitteltemperatur von +10,4 °C das wärmste des 28-jährigen Zeitraumes, während das kälteste Jahr mit einer Jahresmitteltemperatur von +7,8 °C das Jahr 1962 war.


Die Mitteltemperatur in Berlin-Dahlem aus den jeweiligen Monaten Dezember, Januar, Februar für die 28 Winter 1961/62 bis 1988/89

Das 60-jährige Jahrestemperaturmittel beträgt +8,8 °C. Der absolut kälteste Zeitraum waren aber die zwölf Monate vom 1. März 1962 bis 28. Februar 1963. Es war die »größte Kälteperiode seit 223 Jahren«, wie sie von Prof. Dr. Scherhag nachgewiesen wurde, und damit der kälteste Jahresabschnitt seit 1740, dem Regierungsantritt Friedrich des Großen.
     Die Tendenz zu wärmeren Jahren, die sich seit etwa 1987/88 dann spürbar abzeichnete, verdeutlicht auch ein Vergleich der Zahl der Sommertage aus den beiden elf-jährigen Zeiträumen 1971-1981 und 1990-2000. So traten in den Jahren 1971-1981 in den Sommermonaten Juni, Juli, August insgesamt 280 Sommertage, in den Sommern der elf Jahre 1990-2000 aber 377 Sommertage in Berlin auf, also fast 100 Tage mehr! Die Vergleichszahlen der heißen Tage (30 °C und mehr) lauten 61 : 100 für die beiden elf-jährigen Zeiträume. Um nun einen Einblick in das Wetter- und Witterungsverhalten in den 28 Jahren zu erhalten, ist die Unterteilung in die vier Jahreszeiten Frühjahr (März, April, Mai), Sommer (Juni, Juli, August), Herbst (September, Oktober, November) und Winter (Dezember, Januar, Februar) zur besseren Übersicht und Vergleichbarkeit gewählt worden.

Die 28 Winter

Wie die Grafik zeigt, war der Winter 1962/63 mit einer Mitteltemperatur von -5,2 °C der kälteste in den 28 Jahren und der Winter 1974/75 mit +3,7 °C der wärmste, der Winter 1988/89 mit +3,6°C nahezu gleich warm!

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Insgesamt acht Winter waren gegenüber dem Mittel deutlich zu kalt, zehn zu warm ausgefallen, zehn Winter wichen nur wenig vom Mittel ab.

Einige besondere Winterereignisse

Der 2. Weihnachtsfeiertag 1961 war mit einer Tiefsttemperatur von -17,8 °C und einer Mittagstemperatur von -10 °C der kälteste 2. Feiertag seit 1830. 1962 gab es Weihnachten nur geringfügigen Schnee in Berlin, aber Frost bis -10 °C. Es schloss bis Ende Februar 1963 eine sehr kalte Winterperiode an. 63 Tage lang lag ab 28. Februar 1962 hintereinander eine geschlossene Schneedecke. Die Seen waren zugefroren. Der Winter 1963/64 fiel ebenfalls zu kalt aus. In 35 km Höhe gab es dagegen ein extremes Wärme-Phänomen. Am 30. Januar 1964 -5 °C in 35 km Höhe (5 mb), am 31. Januar 1964 in 3,8 mb = 37,2 km sogar + 1 °C. Drei Tage später herrschten wieder die normalen -44 °C. Im Winter 1964/65 traten schon am 3. Dezember die ersten Schneefälle auf. Es gab 260 Unfälle im westlichen Berlin bei 10 cm Schneehöhe. Eine neue Schneedecke bildete sich am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag und eine Reihe von 8 Eistagen endete am 30. Dezember 1964. Der Januar wurde dann deutlich zu warm und erst am 27. Februar 1965 trat ein eindrucksvoller Schneesturm auf. Die resultierende Schneedecke hielt sich bis Mitte März. Der Winter 1965/66 führte sich mit einem Sonntags-Orkan am 5. Dezember 1965 ein. Der Neujahrstag 1966 brachte Dauerregen, Sturm und +10 °C, bald aber kaltes Wetter. Am 19. Januar wurde der Schiffsverkehr wegen Vereisung eingestellt.
     Im Winter 1966/67 gab es 44 Frost-, 7 Eis-Tage sowie 17 Tage mit einer Schneedecke. Im Februar tobten über Berlin die Orkanwirbel »Walpurga« und »Xanthia« am 21. und 23. Februar 1967. Es gab sowohl im östlichen als auch im westlichen Berlin je ein Todesopfer.

Im Winter 1967/68 lag an 40 Tagen eine Schneedecke. Die höchste Schneehöhe wurde am 12. Januar 1968 mit 15 cm gemessen. Bereits am 11. Januar tobte ein Schneesturm, so dass es zu meterhohen Verwehungen auf der Interzonenstrecke Berlin-Hannover kam.
     Schon am 13. Dezember 1968 trat Eisgang auf den Flüssen auf. Der Boden war bis 35 cm gefroren. Am 13. Januar 1969 gab es ein gewaltiges Glatteis nach Regenfällen bei -3 °C; 257 Menschen stürzten. Am 15./16. Februar 1969 hielten Groß-Schneefälle 24 Stunden lang an. Es gab 21 cm Neuschnee, so dass die Gesamthöhe 35 cm betrug.
     Der Winter 1969/70 wurde ein strenger Schneewinter und mit 88 Schneedecken-Tagen die höchste derartige Zahl der 28 Jahre. Es kam zu 58 Eis- und 83 Frosttagen. Am 6. Januar 1970 lag der Schnee 31 cm hoch. Mit -17 °C gab es die kälteste Sylvester-Nacht seit 1928 und einen extrem kalten Jahreswechsel mit -16 °C, mittags -11 °C. Der Winter 1970/71 fiel mit +0,9 °C etwas zu milde aus, der Februar war allein um 2,0 K zu warm mit nur 28 Schneedeckentagen. Trotzdem waren im Januar die Berliner Seen zugefroren, und zwar nach 16 Eistagen in Reihe. Es schlossen sich dann in den folgenden Jahren noch weitere sieben zu milde Winter an, wobei der Winter 1974/75 mit einer Mitteltemperatur von +3,7 °C der wärmste Winter seit 1754/55 wurde. Doch sei auch noch an den Januar 1973 erinnert, der sogenannten Kahlfrost gebracht hatte, so dass der Boden 50 cm tief und auch alle Seen zugefroren waren.
     In der ersten Dezemberdekade des Dezembers 1975 entdeckten Kinder in Lichterfelde Maikäfer (Tagesspiegel v. 8. 12 1975). Am 24. Dezember 1976 setzten Schneefälle ein, so dass es erstmals seit 1969 wieder weiße Weihnachten gab. Der 24. Dezember 1977 wurde bei einer Höchsttemperatur von +16 °C der wärmste Heiligabend seit 146 Jahren. Der Winter 1978/79 wurde dann wieder kalt.
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Es gab die kälteste Neujahrsnacht mit -18,6 °C seit 1971. Die höchste Höhe der Schneedecke betrug am 16. Februar 1979 immerhin 43 cm, es gab 71 Tage mit geschlossener Schneedecke. Der Winter 1979/80 begann mit einem sehr milden Dezember. Es traten die wärmsten 10 Dezembertage am Anfang des Monats seit 214 Jahren auf. Im Januar 1980 froren aber die Seen wieder zu. Am 6. Februar gab es 17 cm Schnee. Die Pfaueninsel wurde wegen Schneebruchgefahr gesperrt. Der Winter 1980/81 fiel zwar mit +0,6 °C gegen das Mittel von +0,2 °C etwas zu warm aus, doch traten immerhin 51 Schneedeckentage auf, die höchste Schneehöhe mit 19 cm am 20./23. Januar 1981.
     Im Winter 1981/82 betrug zum Weihnachtsfest die Schneehöhe 17 cm. Am 20. Januar 1982 gab es zum dritten Male Smog-Alarm, da sich eine starke Inversionswetterlage entwickelt hatte. Der Januar 1982 war seit 1979 der vierte deutlich zu kalte Januar in Reihe. Mit einer Mitteltemperatur von +2,4 °C fiel der Winter 1982/83 deutlich zu warm aus. Am 20. Januar 1983 konnten in Berlin-Zehlendorf blühende Rosensträucher bewundert werden. Der wärmste Januar-Tag seit 153 Jahren stellte sich am 27. mit +14,0 °C ein. Der Dezember des Winters 1983/84 brachte zwar um den 11. des Monats kräftigen Schneefall von 8 bis 10 cm, doch waren später die Weihnachtsfeiertage völlig verregnet. Es fielen 20 mm Niederschlag. Um die Monatsmitte Januar 1984 tobte in Berlin der Orkanwirbel »Viola« und verursachte schwere Schäden. In Tempelhof wurde die Windstärke 12 gemessen.
     Im Winter 1984/85 brachten alle drei Wintermonate zusammen 48 Eistage und 69 Frosttage sowie 41 Schneedeckentage. Die Winter-Mitteltemperatur betrug -2,4 °C. Im Winter 1985/86 trat am 1./2. Dezember 1985 ein fürchterlicher Glatteis-Regen in Berlin auf, wobei 150 Personen nach Stürzen ins Krankenhaus gebracht werden mussten. In Ost-Berlin wurden 80 Prozent der Buslinien eingestellt.
Doch bald herrschte wieder extrem mildes Wetter mit Temperaturen bis +14 °C am 5. Dezember 1985. Weihnachten gab es viele Wolken und mildes Wetter. Der Januar 1986 brachte zwar zeitweilige Schneefälle, doch schloss er um 0,8 K zu warm ab. Der Februar 1986 fiel dagegen immerhin um 6,4 K zu kalt aus und steht damit an 5. Stelle der kalten Februar-Monate bisher in diesem Jahrhundert. Zu Beginn der dritten Februar-Dekade gab es erhebliche Schneefälle bei -8 °C und Neuschnee von 20 cm. S-Bahnstrecken mussten wegen eingefrorener Weichen stillgelegt werden. Am 20. Februar gab es den 20. Eistag in Reihe.
     Im Winter 1986/87 hielt sich die am 22. Dezember 1986 entstandene weiße Pracht noch über die Weihnachtsfeiertage, doch setzte danach Tauwetter ein. Der Januar brachte neuen Schnee und starke Kälte, so dass um den 13. Januar 1987 im Kadewe an einem Tag 80 Heizlüfter gekauft wurden. Die Temperatur war bis -19 Grad zurückgegangen.
     Die beiden Winter 1987/88 und 1988/89 fielen dann mit einer Mitteltemperatur von +3,0 und +3,6 Grad deutlich zu warm aus gegen ein Mittel von +0,2 °C. Am 10. Januar 1989 blühten Haselnüsse und Primeln. Auf der Havel wurde noch gesegelt. Im Februar war die Vegetation um sechs Wochen voraus. Es gab im ganzen Winter nur fünf Tage mit einer geschlossenen Schneedecke. Es war der wärmste Winter seit 14 Jahren, seit dem Rekord-Winter 1974/75.

Die 28 Frühjahre

Die Grafik veranschaulicht, dass das kälteste Frühjahr (März, April, Mai) im Jahre 1970 aufgetreten war. Es folgte dem extremen Schnee-Winter 1969/70 nach, der 114 Tage lang ununterbrochen eine geschlossene Schneedecke vom 1. 12. 1969 bis 24. März 1970 gebracht hatte. Das wärmste Frühjahr in den 28 Jahren ist im Jahre 1989 zu verzeichnen. Die Mitteltemperatur dieser drei Monate betrug 10,4 °C, die des Frühjahrs 1970 jedoch nur 6,7 °C.

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Das 60-jährige Temperaturmittel für den Frühling in Berlin liegt bei 8,6 °C. In den 28 Jahren kam es 13 mal vor, dass ein Frühjahr zu warm ausgefallen war, 12 mal war ein Frühjahr zu kalt und dreimal wichen sie nur unwesentlich vom Mittel ab.

Einige besondere Frühjahrereignisse

     1962: Nach über 50 Stunden hört am 6. März, dem Fastnachts-Dienstag, ein Dauerschneefall in Berlin auf. Im nördlichen Berlin gab es den ersten richtigen Warmlufteinbruch. Am 25. April stieg die Temperatur bis 29 °C.
     1963: Den ersten warmen Frühlingstag erlebten die Berliner am 10. April. Insgesamt gab es in diesen Tagen 153 Wald- und Grasnarbenbrände, da anhaltende Trockenheit und starker Wind herrschte.


Die Mitteltemperatur in Berlin-Dahlem aus den jeweiligen Frühjahrsmonaten März, April und Mai in den 28 Jahren 1962 bis 1989

     1964: Der März war anfangs noch recht winterlich. Am 14. März zogen erste Wildgänsegruppen nach Norden. Das Osterfest am 29./30. März war nasskalt und trübe mit 3 bis 6 °C. Bis 10. April blieb es noch kalt, dann wurden erstmals 18 °C gemessen, und es blieb relativ warm. Auch die erste Mai-Hälfte war warm. Zu den Eisheiligen stieg die Temperatur bis 29 °C.
     1965: Am 4. März betrug die Schneehöhe 30 cm! Der Interzonenverkehr war stark behindert. Die Stadtreinigung stellte 2 000 Mann zusätzlich ein, und es wurden 100 000 Kubikmeter Schnee entfernt. Der Ostersonntag am 18. April brachte strömenden Regen, der Ostermontag dann heiteren Himmel und 14 °C. Es hatte im ganzen Frühjahr nicht einen Sommertag gegeben, vier solcher Tage sind es im Mittel.
     Den deutlich zu kalten vier Frühjahrsabschnitten der Jahre 1962 bis 1965 folgten dann drei Jahre, nämlich 1966, 1967 und 1968, mit einem jeweils deutlich zu warmen Frühjahr. Im Frühjahr 1966 gab es schon sieben Sommertage (im Mittel sind es vier), 1967 allerdings nur drei, im Frühjahr 1968 fünf Sommertage. An den beiden Osterfeiertagen 1967 schien in Berlin insgesamt 18 Stunden die Sonne bei etwa 18 °C Mittagstemperatur. Es gab im März 1967 schon sechs Gewitter-Tage, im Mittel tritt nur in jedem zweiten März ein Gewitter in Berlin auf. Selbst zu Pfingsten am 13. bis 15. Mai 1967 gab es am Sonnabend und Sonntag Gewitter.
     In den beiden folgenden Jahren 1969 und 1970 fiel das jeweilige Frühjahr erheblich zu kalt aus, das Frühjahr 1970 um fast 2 K.
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Der März 1969 wurde sogar um 3,7 K zu kalt. Am 13. März 1969 gab es starke Schneeverwehungen und in Berlin 213 Schnee-Unfälle. Einen Tag später ging der Schneefall in Eisregen über, und am 15. März setzten erneut starke Schneefälle bei Oststurm ein. Auch im März 1970 gab es in der ersten Monatshälfte immer wieder starke Schneefälle, so dass zum 6. März 1970 der Schnee in Berlin die Rekordhöhe von 49 bis 52 cm erreichte! Im April 1970 gab es am 5. und 9. nochmals starke Schneefälle, am 10. April 1970 betrug die Schneehöhe schon wieder 10 cm. Selbst am 1. Mai 1970 trat zwischen 7 und 9 Uhr dicker Schneefall auf, der 2 cm brachte. Der erste Sommertag stellte sich dann endlich am 6. Mai 1970 mit einem Temperatur-Maximum von 25,5 °C ein. Auch das Frühjahr 1971 begann noch sehr kalt. Es gab am 3. März früh eine Temperatur von -10 °C und mittags -6 °C. Es war der kälteste Märztag in Berlin seit 1900! Am 11. März 1971 tobte wieder ein Orkan über Berlin, der ein Todesopfer forderte. Am 27. April traten nochmals 8 Stunden lang Schneefälle auf, doch war der folgende Mai dann der wärmste seit 21 Jahren.
     Im März 1972 flackerten wegen der anhaltenden Trockenheit in den Berliner Wäldern immer wieder Waldbrände auf. Das Osterfest 1972, an dem es erstmals seit 6 Jahren wieder allgemeine Besuchsmöglichkeiten des Ostteils der Stadt gab, traten am 1. Feiertag kam es ab 15 Uhr zu Dauerregenfällen. Auch am Himmelfahrtstag, am 11. Mai 1972, gab es Regen bis in die Nacht hinein, doch den stärksten Mai-Regen des bisherigen Jahrhunderts mussten die Berliner am 20. Mai 1972 hinnehmen. Von 8 bis 22 Uhr schütteten 45 mm Regen vom Himmel!
     Im Frühjahr 1973 war der März um fast 2 K zu warm, der April dagegen um gut 2 K zu kalt. Der März 1974 wurde wieder sehr warm, so dass Anfang April schon vor Saisonbeginn die Fahrgastschiffe auf der Havel in Betrieb genommen wurden.
Es gab vom 21. März bis 14. April eine durchgehende Trockenperiode. Der Mai 1974 wurde wieder deutlich zu kalt und kündigte damit schon den verregneten und kalten Sommer 1974 an. Das Frühjahr 1975 fiel zwar geringfügig zu kalt aus, doch war am Himmelfahrtstag am 8. Mai 1975 Berlin mit 27 °C die wärmste Stadt Deutschlands. Das Maiende war dann das kälteste seit 1900. Das deutlich zu kalte Frühjahr 1976 führte sich am 8. März mit gewaltigen Schneeschauern im südlichen Berlin ein, so dass Busse stecken blieben, und es gab tragischerweise zwei Todesopfer. Dafür wurde dann das Osterfest am 18./19. April 1976 das sonnigste seit 1952. In den Abendstunden des 6. Mai 1976 schreckten dann erstmals seit wohl 200 Jahren Erdbebenwellen von Norditalien her die Berliner auf. Da zunächst nicht bekannt war, welcher Art die kräftigen Erschütterungen waren, wurden Feuerwehr und Polizei sowie die Kommandostellen der Besatzungstruppen in Alarm versetzt. Das Frühjahr 1976 war das trockenste seit 1908. Bis zum 26. Mai 1976 gab es in West-Berlin allein schon 42 Waldbrände. Im Frühjahr 1977 zeigte sich der März als der wärmste seit 1961, doch war dann der Ostersonntag am 10. April 1977 der kälteste des Jahrhunderts bisher. Am Ostermontag lag der Schnee 10 cm hoch. Es sei aber daran erinnert, dass am 10. April 1837, also vor 140 Jahren, der Schnee in Berlin tatsächlich 60 cm hoch lag!
     Im Frühjahr 1978 war das Pfingstfest am 14./15. kälter als das Weihnachtsfest. Am 11. Mai hatte es bei einer Mittagstemperatur von +5 °C noch starke Schneeschauer gegeben. Im Frühjahr 1979 traten am 19. März in Spandau kräftige Schneeschauer auf, die Schneehöhe betrug 12 cm. Das Osterwetter am 15./16. April war wie bestellt. Es gab an den vier Tagen 38 Stunden Sonnenschein bei etwa 20 °C, am 17. April waren es dann nur noch 4 °C. Die zweite Mai-Hälfte wurde warm und sonnig.
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   160   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
     Im Frühjahr 1980 gab es am 10. März noch 10 cm Schnee und am 23./24. April 1980 einen etwa 48-stündigen Dauerregen, der 35 mm erbrachte. Auch im März 1981 ergab sich vom 9. bis 15. April eine Dauerregenwetterlage, in die immer wieder Wolkenbrüche eingelagert waren. Im ganzen Monat gab es 116,5 mm Regen gegenüber 33,9 im 60-jährigen Mittel. Trotzdem war der März-Monat um 3,2 K zu warm ausgefallen. Der Mai 1981 wurde der wärmste seit zehn Jahren. Im Frühjahr 1982 gab es Anfang März noch eine Eisdecke auf der Havel und den Seen. Auch der April war zu kalt und zu trocken. Anfang Mai traten noch Schneeschauer auf. Im Frühjahr 1983 kam es im März zu einer Grippewelle. In Tempelhof waren 56 Prozent der Schüler krank. Am 17. April gab es den ersten sonnigen und warmen Frühlingstag, am 22./23. Mai dagegen das ungemütlichste Pfingsten seit 41 Jahren.
     Das Frühjahr 1984 wurde geprägt durch eine 15-tägige trockene Ostwindwetterlage im März und einen 40-stündigen Dauerregen Anfang April bei Temperaturen wenig über 0 °C. Dafür gab es am 23./24. April sonniges und mildes Osterwetter. Mitte Mai 1984 schrieben die Zeitungen: Temperaturen wie im November. Zu Beginn des Frühjahrs 1985 war Anfang März der Boden noch bis 80 cm gefroren und am 15., 19. und 28. April bildeten sich immer wieder Schneeschauer. Nur dreimal hatte es bisher so spät noch eine Schneedecke gegeben. Das Pfingsftest am 26./27. Mai entschädigte dann mit strahlendem Sonnenschein und mittags 29 °C. Es war der wärmste Mai seit 14 Jahren.
     Im Frühjahr 1986 traten wieder um den 10. April herum starke Schneefälle auf. Zwischen Berlin und Hannover bildete sich eine 40 cm hohe Schneedecke, so dass die Autobahn gesperrt werden musste. Am 12. April 1986 wurde das Strandbad Wannsee eröffnet, doch musste morgens noch Schnee gefegt werden. Trotzdem kamen 300 Besucher. Am 26. April 1986 ereignete sich die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl.
Nach zehn warmen Sonnentagen brachte am 8. Mai 1986 eine Kaltfront heftigen Regen, in Potsdam 41 mm, in Dahlem 14 mm. Das Pfingstwetter fiel am 18./19. Mai sonnig und warm aus mit Mittagswerten von 25 °C. Der Frühling 1986 verabschiedete sich dann am Maiende mit einem 60-stündigen Dauerregen mit 35 bis 55 mm. Doch hatte der Mai immerhin zehn statt im Mittel drei bis vier Sommertage gebracht.
     Das Frühjahr 1987 war das zweitkälteste der 28-jährigen Reihe 1962 bis 1989 mit einer Mitteltemperatur von +7,0 °C gegen einen Durchschnitt von 8,6 °C. Anfang März hatte es sechs Eistage gegeben. Das Osterfest Ende der zweiten Aprildekade fiel sehr sonnig aus. Der 30. April brachte mit einer Höchsttemperatur von 27,1 °C dann den einzigen Sommertag der ganzen drei Frühjahrsmonate. Die Frühjahrsmonate der Jahre 1988 und 1989 fielen aber deutlich zu warm aus. Das Frühjahr 1989 war das wärmste seit 1962 mit einer Mitteltemperatur von 10,4 °C gegen das 60-jährige Mittel von 8,6 °C. Der März 1988 war zwar noch recht kalt, am 12. des Monats gab es Sturm und Schneeschauer des Wirbels »Betty«, während im März 1989 der um 3,5 K zu warm ausfiel, schon am 7. des Monats die Cafe-Wirte die Gartenstühle ins Freie rückten.
     Der März 1989 war der zweitwärmste seit 1908! Während am 5./6. Mai 1988 die Bewag nochmals die Stadtheizung in Betrieb nahm, gab es ein Jahr später vom 13. bis 29. Mai 1989 jeweils täglich mehr als 10 Stunden Sonnenschein, im ganzen Monat Mai 1989 dann 336 Stunden Sonne, das sind 152 Prozent vom Mittel 221 Stunden.

Die 28 Sommer

In der Grafik mit der jeweiligen Zahl der Sonnentage, d.h. der Zahl von Tagen mit einer Temperatur von 25,0 °C oder mehr, in den einzelnen Jahren ist abzulesen, dass der Sommer des Jahres 1962 nur 13, der Sommer 1983 dagegen 50 derartige Sommertage gebracht hatte.

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   161   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt

Die Anzahl der Sommertage in Berlin-Dahlem in den jeweiligen drei Sommermonaten Juni, Juli, August der 28 Jahre 1962 bis 1989

Im 60-jährigen Mittel treten in den drei Sommermonaten Juni, Juli, August 27 Sommertage auf. In den 28 Jahren gab es 13 Sommer, die deutlich mehr Sommertage als das Mittel aufwiesen sowie 12 Sommer mit unter dem Durchschnitt liegenden Sommertagszahlen. 3 Sommer entsprachen fast dem Mittel. Die Zahl der Sommertage charakterisiert im allgemeinen den Sommer eines Jahres sehr gut.

Einige besondere Sommerereignisse

Der Sommer 1962 war hinsichtlich seiner Temperatur der kälteste seit 111 Jahren und somit auch Teil der von Prof. Dr. R. Scherhag nachgewiesenen »Größten Kälteperiode seit 223 Jahren« für den 12-monatigen Jahresabschnitt vom 1. März 1962 bis 28. 2. 1963.

Zu Pfingsten des Jahres 1962, am 10. und 11. Juni, herrschte noch sonniges Wetter und 23 °C, am zweiten Feiertag nur noch 17 °C. Anfang Juli wurden die Busse beheizt, Kinder bekamen wegen Kälte schulfrei. Im Juli lag an 10 Tagen die 21-Uhr-Temperatur unter 12 °C. Vom 16. bis 18. Juli gab es drei Unwettertage und nur 13 Sommertage in allen drei Monaten.
     Der Sommer 1963 begann während der Pfingstfeiertage zu Beginn des Juni mit heiterem Wetter und 21 °C. Es blieb warm bis Mitte Juni. Am 28. Juni 1963 tobte ein schweres Unwetter. Blitze schlugen in die Bewag-Stromleitungen, so dass einige Stadtteile sowie die Sender SFB und Rias abgeschaltet werden mussten. Anfang August gab es eine Reihe von Hitzetagen mit Mittagstemperaturen bis 35 °C.
     Der erste Sommermonat des Jahres 1964 fiel zwar um fast 2 K zu warm aus, doch kam es zu sehr starken bzw. unwetterartigen Großgewittern, so am 14. Juni abends zu einem 70 Minuten andauernden wahren Blitz-Inferno. Die Feuerwehr hatte wegen der zahlreichen Schäden wieder Ausnahmezustand. Am 27. Juni 1964, einem Sonnabend, entwickelte sich am späten Nachmittag dann das »berühmte« Siebenschläfer-Unwetter, das von Süden her auf das Stadtgebiet übergriff und einen Schwerpunkt über Tempelhof-Steglitz hatte. Im nördlichen Berlin gab es nur wenige Regentropfen, in Tempelhof dagegen 80,8 Liter je Quadratmeter innerhalb von zwei Stunden. Die Feuerwehr wurde mehr als 1200 mal alarmiert, um bei Wasserschäden zu helfen.
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   162   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
Unter der S-Bahnbrücke in Lichterfelde, Drakestraße, stand das Wasser mehr als 1,50 m hoch.
     Der Sommer 1965 fiel deutlich zu kalt aus. Einen Tag vor Siebenschläfer, am 26. Juni, tobte wieder ein Unwetter über Berlin. Der Dachstuhl eines Spandauer Wohnblocks wurde abgerissen.
     Die Sommer 1966 und 1967 entsprachen hinsichtlich der Temperatur und der Zahl der Sommertage fast genau den mittleren Werten , doch fielen im Sommer 1966 gewaltige Regenmengen. Es wurden 331 mm gemessen, im Mittel sind es 202 mm. Am 11. Juli traten schwere Wärmegewitter auf. Der 21. Juli 1966 war wieder ein Unwettertag »Eine Flut ergoß sich über Berlin« schrieb die Presse. Buslinien mussten drei Tage und länger umgeleitet werden.
     Im Sommer 1967 hatten Mitte Juni einige Klassen kältefrei. Die Morgentemperatur lag bei 5 °C. Zum Beginn der Großen Ferien am 14. Juli herrschte aber tropisches Wetter. Der Juli war der sonnigste seit 20 Jahren und der wärmste seit 1959. Der August fiel etwas zu kalt aus. Die Sommer 1968, 1969, 1970, 1971 waren hinsichtlich ihrer Mitteltemperatur nahezu identisch. Die Zahlen der Sonnenscheinstunden lagen zwischen 691 im Sommer 1969 und 747 Stunden 1970. Die Zahlen der Gewittertage waren ebenfalls mit 13 bis 15 Tagen sehr einheitlich. Ab der dritten Dekade des Juli 1969 herrschte 14 Tage lang eine Hitzewelle. Die Havel hatte eine Wassertemperatur von 25 °C. Ende August 1969 kam es zum stärksten Dauerregen seit etwa zehn Jahren. In 31 Stunden fielen 77 Liter Regen je Quadratmeter. Im Sommer 1970 gab es schon am 6. Juni schwere Gewitter mit Wasserfluten.

Regenhöhen (mm) des extremen Siebenschläfer-Wolkenbruchs vom 27. Juni 1964 im Stadtgebiet von Berlin

 
Anfang August tobte wieder ein Unwetter, viele Straßen waren überflutet. Im Sommer 1971 war der Juni kälter als der Mai. Anfang Juli herrschte endlich warmes nach sieben Wochen kühlem und regenreichem Wetter. Die letzte Juliwoche war eine Hitzewoche. Die Wasserwerke meldeten Rekorde.
     Der Sommer 1972 machte durch seine »längste Hitzeperiode seit 1908 im Juli« von sich reden. Im August gab es eine Reihe von Starkregenfällen mit zum Teil wieder unwetterartigem Charakter. Am 11. August kam es bei einem Wolkenbruch zu zwei tödlichen Unfällen.

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   163   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
Im Sommer 1973 waren die Wochenenden im August immer wolkenreich, während es zur Wochenmitte sonnig war. Der Sommer 1974 war so benachteiligt, dass alle Menschen schimpften und unzufrieden waren. In diesem Sommer machte Rudi Carell das Lied »Wann wird es endlich wieder Sommer« populär! Nur am Ende der großen Ferien gab es endlich mal eine Hitzewelle für drei Tage. Es gab nur 15 Sommertage in den drei Monaten. Im Sommer 1975 konnten dagegen 41 Sommertage verbucht werden. Mitte Juni 1975 musste die Feuerwehr mehr als 200 hilflose Personen wegen der Hitze betreuen. Vom Sommer 1975 hatte man allgemein den Eindruck, dass es ein Jahrhundertsommer gewesen sei, doch steht er bis dahin nur an 7. Stelle.
     Der Sommer 1976 war mit nur 118 mm Regen (Mittel 202 mm) der trockenste seit 40 Jahren. Im Juli musste der Schiffsverkehr nach Hamburg wegen Niedrigwasser eingestellt werden. Der Sommer 1977 konnte dagegen nur 506 Stunden vorweisen, also fast 270 Stunden weniger. Im Spandauer Forst gab es an der dortigen Klimastation Anfang Juni 1977 eine Tiefsttemperatur von -1,3 °C. Am 19. Juni brachen wieder Unwetter über Berlin herein. Am 25. Juli 1977 gab es den dritten Dauerregentag des Monats.
     Auch die Sommer 1978, 1979, 1980 und 1981 wiesen deutlich unter dem Durchschnitt liegende Sommertagszahlen aus, und zwar nur 18 bis 22 Tage. Dafür brachte der Sommer 1980 insgesamt 28 Gewittertage, das ist die höchste Zahl während der 28 Jahre. Am 10. Juli 1979 nahm die Bewag wieder die Stadtheizung in Betrieb. Der Juli 1979 war mit einer Abweichung von 3,2 K genauso extrem kalt ausgefallen wie der Juli des Jahres 1732! Im Sommer 1980 kam es am 11. Juni wieder zu einem nachhaltigen Wolkenbruch, der zu erheblichen Schäden am Panke-Ufer in Wedding führte. Der Sommer 1981 war der sonnenärmste seit langer Zeit mit weniger als 500 Stunden, nämlich mit nur 498,7 Stunden, im Mittel sind 666 Stunden zu erwarten.
Dafür entschädigten dann aber die herrlichen Sommer 1982 und 1983 mit 752 Stunden im Sommer 1982 und mit der Rekordsumme von 827 Stunden im Sommer 1983.
     Der Sommer 1982 war der Sommer mit »dem langen Atem«, denn er setzte sich noch eindrucksvoll bis weit in den September hinein fort, und auch der Oktober fiel noch deutlich zu warm aus. Es gab aber auch in diesem Sommer 1982 Unwetter-Probleme, so z. B. am 8. August, einem Unwetter-Sonntag. Die U-Bahnstrecke nach Krumme Lanke war durch Schlamm- und Wassermassen nicht befahrbar geworden. Am Forstamt Grunewald wurden 83 mm Regen gemessen. In den drei Sommermonaten hatte es 37 Sommertage gegeben, doch im nächsten Sommer 1983 traten sogar 50 derartige Tage mit einem Temperatur-Maximum von mindestens 25,0 °C auf (siehe auch die Grafik). Diese 50 Tage sind ein Höchstwert seit 1868 mit damals 52 Sommertagen. Somit ist der Sommer 1983 durchaus als ein Jahrhundertsommer zu bezeichnen. Er nahm seinen Platz genau in einer seit mehr als 100 Jahre zu verfolgenden merkwürdigen Reihe von 36 Jahren ein, in denen es heiße Sommer gab, so in diesem Jahrhundert 1911, dann 1947 und nun 1983. Man darf auf den Sommer 2019 gespannt sein!
     Die Sommer 1984 und 1985 fielen wieder deutlich zu kalt aus. Mitte Juli 1984 wurden auf einem Volksfest Grog und Glühwein ausgeschenkt. Im Sommer 1984 konnten nur neun Gewitter beobachtet werden, im Sommer 1985 dagegen immerhin 20. Der Durchschnitt liegt bei 18 bis 19 Gewittertagen.
     Im Sommer 1986 gab es im Juni bis zum 25. Juni eine Reihe von elf warmen Sonnentagen. Die Linden blühten so voll wie selten. Im Juli trat sowohl zu Beginn als auch am Ende heißes Sommerwetter auf, doch blieb der 2. Sommermonat etwas zu kalt. Gegen Ende August wurden schon wieder die ersten Heizungen in Betrieb genommen. Der Sommer 1987 brachte wieder überwiegend kühles Wetter. Es gab nur 14 Sommertage und nur einen heißen Tag.
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   164   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
Am 4. August nahm die Bewag-Stadtheizung wieder ihren Dienst auf. Das Heizwerk Märkisches Viertel hatte schon 14 Tage früher mit der Wärmelieferung begonnen. Am 21. August 1987 gab es den ersten Sommertag seit 17. Juli, und dann noch drei anschließend. Im Sommer 1988 kam es am 30. Juni bei starken Gewittern zu tornadoähnlichen Vorgängen, d. h. es wurden starke Straßenbäume in Spandau abgedreht. Am 1. Juli 1988 mussten abends die Berliner Luftkorridore wegen zu starker Gewitter gesperrt werden. Am 23. Juli 1988 wurde mit 30,3 °C die höchste Temperatur der drei Monate gemessen.
     Im Sommer 1989 war am 26. Juni Berlin mit 31 °C die wärmste Stadt Mitteleuropas, doch gab es am nächsten Tag (Siebenschläfer) einen Gewittersturm, dem wieder eine Reihe von Bäumen zum Opfer fielen. Im Juli 1989 brachte das Hoch »Fridolin« eine Reihe von sonnigen und auch warmen Tagen. Am 2. August lag die Höchsttemperatur des Tages nur bei 14,2 °C. Es war damit der kälteste 2. August seit 1908. Die 2. August-Dekade wurde warm; am 16. August 1989 gab es 34 °C.

Die 28 Herbste

Der nebenstehende Kurvenzug veranschaulicht die Mittelwerte der Lufttemperatur der jeweiligen drei Herbstmonate September, Oktober, November in dem 28-jährigen Zeitraum 1962-1989. Der Herbst 1965 war mit einer Mitteltemperatur von +7,6 °C und damit mit einer Abweichung von


Die Mitteltemperatur in Berlin-Dahlem aus den jeweiligen Herbstmonaten September, Oktober und November in den 28 Jahren 1962 bis 1989

-1,5 K vom 30-jährigen Durchschnitt (1961-1990) von +9,1 °C der kälteste der ganzen 28-jährigen Reihe, der Herbst 1982 dagegen mit einer Mitteltemperatur von +10,9 °C und einer Abweichung vom Mittel von +1,8 °C der wärmste. In 10 Jahren war der Herbst jeweils zu kalt, in 7 Jahren zu warm ausgefallen, in 11 Jahren dagegen entsprach die Herbsttemperatur nahezu dem viel-jährigen Durchschnitt.

Einige besondere Herbstereignisse

     1962: Die ersten September-Tage brachten nach dem extrem kalten Sommer endlich einige warme Tage, doch auch wieder unwetterartige Niederschläge und dann kühles Wetter, so dass geheizt wurde. Zum astronomischen Herbstanfang trat strömender Regen auf.

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   165   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
     1963: Der Herbst begann mit vier schönen Septembertagen mit 22 bis 24 °C. Der Oktober brachte eine Reihe von Nebeltagen, der November mildes Wetter, jedoch auch eine Reihe von Sturmtagen. Am 22. November zerstörten Orkanböen den Windmast auf dem Dach des Instituts für Meteorologie der FU in Dahlem.
     1964: Schon der 12. September brachte den ersten Herbststurm, so dass es zahlreiche Schäden in Berlin und auch sechs Verletzte gab. Am 15. September stieg die Temperatur bis 29 °C an, doch gab es abends einen Gewittersturm, in der 3. Dekade eine Reihe von echten Altweibersommertagen, und auch die ersten sieben Oktober-Tage blieben sonnig und warm. Dann setzte echtes Herbstwetter ein. Der November war um 1,0 K deutlich zu warm.
     Der Herbst 1965 war der kälteste der 28 Jahre. Am 27. Oktober wurden der Auto-, Flug- und Schiffsverkehr durch dicken Nebel stark behindert. Am 1. November tobte ein Weststurm bis in die Nacht hinein durch Berlin. Am 21. November traten am 8. Eistag in Reihe Großschneefälle auf, die stärksten November-Schneefälle seit mindestens 1892 folgten. Es wurde der kälteste November seit 1921.
     Der Herbst 1966 war hinsichtlich seiner Mitteltemperatur in etwa »normal« ausgefallen, doch hatte es noch am 4. Oktober eine Höchsttemperatur von 28 °C in Berlin gegeben, das war der wärmste Oktober-Tag seit 1830. Am 1. November gab es erstmals zu so einem frühen Termin schon den ersten Eistag. Am 30. November 1966 entwickelte sich ein heftiger Schneesturm. Es entstand eine 6 cm hohe Schneedecke.
     Im relativ warmen Herbst 1967 gab es am 12. Oktober mit 22,3 °C den wärmsten 12. Oktober seit 1876. Bei einem schweren Südweststurm am 17. Oktober war die Bilanz: 19 Verletzte, 27 Hausdächer abgedeckt, 55 Bäume entwurzelt. Am 18. November 1967 bildete sich früh streckenweise Glatteis. Auf der Avus überschlugen sich drei Autos.
Im Herbst 1968 war der September nach Dauerregenfällen am 5. und 6. und 16. des Monats mit 112,5 mm Niederschlag (256 Prozent vom Mittel 44 mm) der regenreichste September seit 100 Jahren. Am 3. November 1968 endete eine sechstägige sehr warme Periode, die frühlingshaften Charakter hatte. Vier Tage später gab es ersten Schnee. Der Herbst 1969 war nun der dritte deutlich zu warme Herbst nach 1967 und 1968. Er wurde mit nur 75 mm Niederschlag der trockenste in den 28 Jahren.
     Im Herbst 1970 erreichte die Temperatur in Berlin am 10. September noch 28 °C, am 15.9. dann nochmals fast 25 °C. Der Oktober brachte nur die Hälfte der durchschnittlichen Sonnenscheindauer. Der November fiel um etwa 1,5 K zu warm aus.
     Im Herbst 1971 beklagte die DDR-Regierung im September die »Schwersten Verluste in der Landwirtschaft seit 20 Jahren« durch die extrem trockene Witterung. Der ganze Herbst 1971 war der erste einer Serie von deutlich zu kalten Herbstmonaten in den folgenden Jahren 1972, 1973, 1974, 1975. Doch gab es natürlich auch immer wieder heitere und sonnige Perioden, wie z. B. im Oktober 1972 in der ganzen ersten Monatshälfte. Am 13. November 1972 unterbrach der Nordsee-Orkanwirbel »Quimburga« einige U- und S-Bahnstrecken. 15 000 bis 20 000 Bäume wurden allein in den Wäldern von West-Berlin umgerissen, 600 Schaufenster gingen zu Bruch, 539 Dächer ganz oder teilweise zerstört. Es gab über 4 000 Hilferufe, viele hilflose Personen und 56 Verletzte. Es mussten drei Tote im östlichen Teil Berlins und zwölf Tote in der gesamten DDR beklagt werden. Der Sendemast der DDR-Sendestation in Königs Wusterhausen stürzte um. Im September 1973 gab es erstmals seit zwölf Jahren wieder einen heißen Tag (30 °C und mehr) in einem ersten Herbstmonat. Der November 1973 war recht sonnig, doch gab es elf statt drei Sturmtage. Die erste geschlossene Schneedecke mit 4 cm Höhe entstand am 27. November.
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   166   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Voriges BlattNächstes Blatt
Im Herbst 1974 endete am 17. September eine herrliche warme Periode von 24 Tagen. Der Oktober war seit 1851 nicht mehr so nass und kalt ausgefallen. Am 6. November gab es nach fast 40 Tagen endlich wieder einmal einen heiteren Tag. Der September des Herbstes 1975 mit seinen ungewöhnlich milden Nächten war der drittwärmste seit 1945. Kein Tag war ohne Sonne geblieben. Der Oktober brachte häufig Nebel- und Smog-Wetterlagen. Im November hatte die Gasag Rekorde des Gasverbrauchs zu melden. Im Herbst 1976 trafen Berlin am 15. September erneut Erdbebenstöße, doch nicht so heftige wie am 6. Mai 1976. Alle drei Herbstmonate zusammen waren mit nur 95 mm Regensumme deutlich zu trocken ausgefallen. Der Herbst 1977 brachte dann aber mit 168 mm einen gewissen Ausgleich, d. h. etwa 30 mm mehr als im Mittel. Schon am 1. September hatte es in den Abendstunden ein Groß-Gewitter gegeben, das eines der blitzreichsten Gewitter war.
     Im Herbst 1978 herrschte häufig ungewöhnlich trübes Wetter. Die Sonnenscheindauer erreichte mit 3219 Stunden den niedrigsten Wert in den 28 Jahren, im Mittel gibt es in den drei Monaten 100 Stunden mehr Sonne. Am letzten Sonntag der Großen Ferien (10. September) regnete es wie schon drei Tage vorher am 7. September in Strömen jeweils den ganzen Tag. Die herbstliche Obsternte wurde allgemein als gut bezeichnet. Am 7. Oktober begann nach etwa 6 Wochen anhaltender kalter Witterung ein siebentägiger warmer Abschnitt.
     Der Herbst 1979 begann mit sonnigen Tagen. Am 15. Oktober trat erstmals seit einem halben Monat Regen auf. Am 27./28. Oktober 1979 gab es das fünfte Wochenende mit durchweg sonnigen Tagen. Am 29. November konnte rötlicher Staub aus der Sahara auf den Berliner Autodächern bestaunt werden. Es gab eine phantastische purpurne Verfärbung des Abendhimmels.
Celsius oder Kelvin?
Zur Bestimmung der Temperatur eines Gegenstandes, z. B. der Luft, werden die Temperaturskalen nach dem schwedischen Astronomen Celsius (1701-1744) oder nach dem Danziger Glasbläser Fahrenheit (1686-1736) benutzt.
     Es hat sich international eingebürgert, den jeweiligen aktuellen Temperaturunterschied zu einem »festen« Temperaturwert wie z. B. zu einer viel-jährigen Monatsdurchschnittstemperatur als KELVIN (K) zu bezeichnen.
     Ist der aktuelle Monatswert +18 °C und der viel-jährige Durchschnittswert +16 °C, so trägt der Temperaturunterschied von 2 Grad die Bezeichnung +2 K.

Im Herbst 1980 mussten mit 16 Frosttagen und sechs Gewittertagen jeweils die doppelte Anzahl der mittleren Werte verbucht werden. Die Zahl der Sonnenscheinstunden und die herbstliche Niederschlagsmenge entsprachen fast genau den Durchschnittswerten.
     Die Obsternte im Herbst 1981 war nur als mäßig zu bezeichnen. Im Oktober mussten mehrmals Dauerregentage hingenommen werden. Der November wies mehrere Sturmwetterlagen auf, doch blieb der Monat relativ mild. Ende November konnten vereinzelte Forsythien-Blüten in den Gärten entdeckt werden.
     Im gesamten September des Herbstes 1982 setzte sich er herrliche Sommer noch bis zum Monatsende weiter fort, so dass man vom »Sommer mit dem langen Atem« sprach. Die höchste Temperatur des Monats war mit 27,8 °C am 20. September. Das Strandbad Wannsee war noch bis zum 10. Oktober geöffnet. Die Sonne schien 415 Stunden; das war somit der sonnigste Herbst aller 28 Jahre. Die Mitteltemperatur betrug 10,9 °C.

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   167   Dokumentiert Das Wetter 1961-1989  Voriges BlattArtikelanfang
Die jeweiligen drei Herbstmonate der Jahre 1983 und 1984 brachten mit je 9,2 °C Herbst-Mitteltemperatur den gleichen Wert, und auch die Zahl der Sonnenscheinstunden wich mit 291 im Herbst 1983 und 281 im Herbst 1984 nur wenig voneinander ab. Am 20./21. Oktober 1984, einem Wochenende, tobten in Berlin Herbststürme. Es kenterten 370 Boote. 540 Insassen und 40 Surfer mussten gerettet werden. 24 Maste von Segelbooten waren zerbrochen. Am 24. November 1984 löste dann der Orkan »Yra« erneut den Ausnahmezustand der Berliner Feuerwehr aus. Am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin wurde erstmals seit dem Capella-Orkan vom 3. Januar 1976 die Windstärke 12 registriert.
     Der Herbst 1985 fiel mit einer Mitteltemperatur von 8,0 °C gegen ein Mittel von 9,1 deutlich zu kalt aus, doch spielte sich Ende September Altweibersommerwetter ein, das bis in den Oktober hinein anhielt. Am 4. Oktober stieg die Temperatur bis 27,5 °C. Das ist der höchste Oktober-Wert seit 1830. Eine Kaltfront beendete am 8. Oktober den herrlichen Witterungsabschnitt. Der November des Herbstes 1986 fiel dann wieder deutlich zu warm aus. Er war der wärmste seit 1963 und der sonnigste seit 1924. Im September des etwas zu warm ausgefallenen Herbstes 1987 wurden sowohl am 4. als auch am 22. mit einer Höchsttemperatur von je 25,0 °C zwei Sommertage registriert, doch mussten auch 22 Tage mit Regen verzeichnet werden. Der ganze November 1987 war sehr trübe und regenreich, schien doch die Sonne nur 15 Stunden, im Mittel sind es aber 48 Stunden. Dafür gab es 76 Liter Regen auf den Quadratmeter, das sind fast 30 Liter mehr als im Durchschnitt. So regnete es am 19./20. November rd. 30 Stunden ununterbrochen. Der Herbst 1988 brachte dann wieder deutlich zu wenig Niederschlag. Es fielen nur 87 Liter, d. h. 50 Liter weniger als im 30-jährigen Durchschnitt.
     Der Oktober 1988 hatte sich mit sechs sonnigen Herbsttagen eingeführt. Es hatte in allen drei Herbstmonaten zusammen 29 sonnenscheinlose Tage gegeben, das sind sieben Tage mehr als im Mittel zu erwarten sind. Den ersten Wintereinbruch gab es am Totensonntag, den 20. November. Dabei schneite es mehrere Stunden lang. Der November hatte 17 Frosttage, das sind sieben Tage mehr als im Mittel.
     Die ersten beiden Monate im Herbst 1989 fielen deutlich zu warm aus, und zwar jeweils um rd. 2 K. Am 19. September war bei wolkenlosem Himmel die Lufttemperatur bis 28,3 °C angestiegen, und auch noch am 22. Oktober, einem Sonntag, gab es einen herrlichen Sonnen-Spätsommertag mit einer Höchsttemperatur von 21,8 °C in Dahlem. Die Ausflugsgebiete waren nahezu überfüllt. Zwei Tage vorher, am 20. Oktober, konnte über Berlin in den Abendstunden ein rotes, senkrechtes Nordlichtband beobachtet werden. Das Jahr 1989 gehört zur Reihe der Jahre mit einem Sonnenflecken-Maximum. Aber am 28. Oktober 1989, einem Sonnabend, gab es nochmal einen Super-Sonnentag. Es wurden acht Stunden Sonnenschein und eine Höchsttemperatur von 20,3 °C registriert. Es war der wärmste 28. Oktober seit 81 Jahren. Am 9. November 1989, dem Tag der Maueröffnug in Berlin, schien die Sonne nur 2,9 Stunden, am Freitag, den 10. November 1989 aber 7,1 Stunden in Berlin-Dahlem!

Diagramme und Zeichnungen: Paul Schlaak

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 6/2001
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