180   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Nächstes Blatt
Paul Schlaak
Wetter in Berlin von 1950 bis 1961

Der Wetterverlauf von 1950 bis 1961 in Berlin erschließt sich dem Chronisten über die amtlichen täglichen Wetterkarten und die monatlichen Witterunsgsübersichten, die »nüchterne«, aber dennoch korrekte Zahlen nach einem erdweit abgestimmten System liefern. Blättert man jedoch in den Jahrgängen der Berliner Zeitungen, gewinnt man manchmal einen anderen Eindruck, weil extreme Wetterereignisse, wie sie immer wieder vorkommen, gelegentlich in überzogener Manier dargestellt wurden. So titelte die »Berliner Morgenpost« am 6. Januar 1953: »Katastrophen ohne Ende. Fast die ganze Welt wird gegenwärtig von Unwettern heimgesucht.« Schwere Wolkenbrüche beendeten Ende Mai 1953 eine tropische Hitzewelle in Deutschland. Von Skandinavien bis zur Riviera gab es Schneefälle und Hagelstürme. Holland erlebte am 4. Juni 1953 den kältesten Junitag seit 100 Jahren. Am 11. Juni 1953 meldeten die »Stuttgarter Nachrichten«: »Auch in Amerika >verrücktes Wetter<.«
     Im Juni/ Juli 1953 tobten schwere Unwetter über ganz Europa, durch mehrere USA- Staaten rasten Wirbelstürme, und eine Hochwasserkatastrophe erfasste Japan.

Über die Ursachen mutmaßte die »Neue Zeitung« (Ausgabe Berlin) am 10. Juni 1953: »Noch ist nicht geklärt, ob die zahlreichen Atombombenversuche auf die Witterung globalen Einfluss nehmen. Tatsache ist lediglich, daß das Wetter aus dem Wetterhäuschen geraten ist ...« Die Luftdruckregistrierungen am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin wiesen eindeutig die durch Wasserstoffbomben- Tests ausgelösten Druckwellen, die rund um den Erdball liefen, in der Atmosphäre nach. Der deutsche Atomphysiker und Nobelpreisträger Otto Hahn (1879-1968), auf dem Kongress der Nobelpreisträger in Lindau am Bodensee Anfang Juli 1953 von Journalisten danach befragt, antwortete wie folgt: »Die Vorstellung einer Einwirkung von Atomexplosionen - sei es in Amerika, sei es in Rußland - auf das Wetter ist barer Unsinn. Diese Vorstellung ist in letzter Zeit ein beliebtes Thema besonders amerikanischer Zeitungen.«

Wetter-Großereignisse in Berlin

Indes steht fest, dass zu jeder Jahreszeit europäische Großwetterlagen auch die Wettervorgänge im Berliner Raum nachhaltig beeinflussen. Einige solcher bemerkenswerten Ereignisse aus der ersten Hälfte der fünfziger Jahre seien hier erwähnt.
     Eine gewaltige Sturmflut, der so genannte Holland- Orkan, suchte Ende Januar/ Anfang Februar 1953 Nordwesteuropa heim.

BlattanfangNächstes Blatt

   181   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
Fast 1 000 Menschen ertranken oder kamen auf andere Weise ums Leben. Kurioserweise überquerte der Unwetterwirbel mit seinem windstillen Zentrum am 1. Februar 1953 gegen 13 Uhr das Berliner Stadtgebiet, während in seinem Randbereich in West- und Süddeutschland Orkanböen tobten, und die Schneefall bis 50 cm Höhe brachten. Am 5. Februar - allerdings bei einem anderen Wettervorgang - lag Berlin unter einer etwa 13 cm hohen Schneedecke, die sich in den Folgetagen auf 23 cm erhöhte, doch ab 20. Februar völlig abtaute.
     Der Februar 1954 war ein strenger Wintermonat, der in Berlin um 5,5 °C zu kalt ausfiel. Am 1. Februar sank die Temperatur auf -20 °C. Die Nordsee- Inseln waren durch Packeis blockiert, es bildete sich sogar auf der westlichen Ostsee eine Eisdecke. Schnee gab es in Berlin nur wenig, sodass der Frost 1,5 m tief in den Erdboden eindrang. Am 26. Februar ging die Frostperiode zu Ende. Zwei Tage später erlebte Berlin sein erstes Frühlingsgewitter. Dem sehr kalten Winter folgte der regenreichste Sommer seit 100 Jahren. Zwischen 22. Juni und 23. September 1954 fielen in Berlin- Dahlem 407 Liter Regen. Mit nur 16 °C war Berlin am 24. Juli sogar die kälteste Stadt in Europa.
     Ende Januar 1956 stellte sich erneut eine extreme Winterlage ein. Am 1. Februar 1956 wurden -22 °C gemessen; so kalt war es an einem 1. Februar seit 125 Jahren nicht mehr. Nach kurzer Milderung, die am 7./8. Februar der Durchzug des Schneefall- Tiefs »Ossi«
Celsius oder Kelvin?
Zur Bestimmung der Temperatur eines Gegenstandes, z. B. der Luft, werden die Temperaturskalen nach dem schwedischen Astronomen Celsius (1701-1744) oder nach dem Danziger Glasbläser Fahrenheit (1686-1736) benutzt.
     Es hat sich international eingebürgert, den jeweiligen aktuellen Temperaturunterschied zu einem >festen< Temperaturwert wie z. B. zu einer vieljährigen Monats- Durchschnittstemperatur als KELVIN (K) zu bezeichnen.
     Ist der aktuelle Monatswert +18 °C und der vieljährige Durchschnittswert +16 °C, so trägt der Temperaturunterschied von 2 Grad die Bezeichnung +2 K.

(so benannt nach der Ski- Läuferin Rosa »Ossi« Reichert, die zur gleichen Zeit bei den Olympischen Winterspielen in Cortina d´Ampezzo die Goldmedaille im Riesenslalom gewann) brachte, fiel das Thermometer erneut. Das Hoch »Ymir« führte mit eisigem Ostwind sibirische Kälte herbei. Der Schnee lag am 18. Februar 21 cm hoch. Unter der anhaltenden Kältewelle litt das Leben in der geteilten Stadt. Weil Kohlezüge aus der Lausitz wegen Schienenbrüchen und festgefrorener Weichen unregelmäßig in Ost-Berlin ankamen, mussten Betriebe und öffentliche Einrichtungen ihre Arbeitszeiten einschränken. In West-Berlin gab der Senat die für einen Blockade- Notfall angelegten Kohlereserven frei.

BlattanfangNächstes Blatt

   182   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
Am 27. Februar brachte endlich der Sturmwirbel »Walpurga« Tauwetter. Insgesamt fiel der Februar 1956 in Berlin um 8,7 K zu kalt aus. Nach der vom Meteorologen Baur entwickelten Vergleichsskala war dieser Monat in Mitteleuropa um 9,4 K zu kalt, d. h. es war der kälteste Februar seit 1761. Auch die drei Sommermonate 1956 fielen zu kühl und zu nass aus. Im August 1956 stieg die Quecksilbersäule an keinem Tag über 25 °C. Es kam immer wieder zu schweren Wolkenbrüchen. Zur »Entschädigung« gab es dafür erstmals seit 1940 wieder »Weiße Weihnachten« mit einer Schneehöhe von 6 bis 9 cm.
Jahreswerte
Temperatur-AbweichungSonnenscheinNiederschlag
JahrBerlin-DahlemMitteleuropaDahlemDahlem
abcd
1950+ 0,5 K+ 0,7 K1790,5 Std.630,4 mm
1951+ 0,9 K+ 1,0 K1777,8 Std.575,6 mm
1952- 0,4 K+ 0,3 K1643,4 Std.556,2 mm
1953+ 1,2 K+ 1,0 K2048,7 Std.532,0 mm
1954- 0,6 K- 0,1 K1753,6 Std.765,3 mm
1955- 0,7 K- 0,1 K1915,7 Std.544,6 mm
1956- 1,3 K- 0,9 K1719,1 Std.703,3 mm
1957+ 0,5 K+ 0,8 K1766,7 Std.517,6 mm
1958- 0,1 K+ 0,5 K1645,9 Std.668,6 mm
1959+ 0,8 K+ 1,1 K2087,8 Std.515,0 mm
1960+ 0,2 K+ 0,6 K1612,5 Std.599,8 mm
1961+ 0,6 K+ 1,2 K1612,3 Std.681,5 mm
Mittel+ 0,1 K+ 0,5 K1781,2 Std.607,5 mm

Abweichungen der Jahresmitteltemperatur nach der Reihe Berlin-Dahlem (1909-1969) a und der 210jährigen Reihe »Mitteleuropa« (1761-1970) aus den Stationen Potsdam, Basel, Wien, De Bilt nach Prof. Baur b, Sonnenscheinstunden Dahlem c (Mittel 1961-1990 = 1624,8 Std.), Niederschlagshöhe Dahlem d (Mittel 1909-1969 = 596,3 mm).
BlattanfangNächstes Blatt

   183   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
     Der Wetterverlauf in Berlin wurde vom Institut für Meteorologie der Freien Universität seit 1949 rund um die Uhr registriert und von der am 1. Februar 1953 geschaffenen Bundesanstalt Deutscher Wetterdienst in Hamburg (später Offenbach) unterstützt. Am 31. Oktober 1952 veröffentlichte das Institut die erste »Berliner Wetterkarte«, die zunächst zweiseitig mit einer Höhen- und einer Bodenwetterkarte für Nordatlantik- Europa erschien. Seit 1. Januar 2001 umfasst die »Berliner Wetterkarte« - nun im 50. Jahrgang - acht Seiten und ist die einzigste Wetterkarte Deutschlands, nachdem der Deutsche Wetterdienst seine Wetterkarte eingestellt hat.

Bemerkenswerte Wetterereignisse

Am 23. Februar 1952 entdeckte Richard Scherhag, Direktor des Instituts für Meteorologie an der Freien Universität Berlin- Dahlem, eine »explosionsartige Erwärmung« in der Stratosphäre über Berlin. Es handelte sich um einen bisher nicht gekannten enormen Temperaturanstieg in 10 mb - das sind etwa 31 km Höhe - von -50 °C auf -12 °C innerhalb von zwei Tagen. Diese Sensation ging als »Berliner Phänomen« in die wissenschaftliche Literatur ein.
     Das alltägliche Wetter brachte immer wieder extreme und auch kuriose Erscheinungen zustande, oft mit schwerwiegendem oder tragischem Ausgang verbunden.

Die Berliner Zeitungen berichteten darüber in ihrem Lokalteil ausführlich. Schauen wir uns die wichtigsten Meldungen an:

1950

12. Januar: Extremes Glatteis behindert in ganz Berlin den öffentlichen Nahverkehr. Zeitweise stellen S- und U-Bahn ihren Betrieb ein.
14. Januar: Ein nächtliches Wintergewitter mit Windstärke 10 legt den Flugverkehr über der Stadt lahm.
16. April: Regen über Regen; 27 Liter/m2 fallen in 16 Stunden.
21. Mai: Mit 32 °C wird der heißeste 21. Mai seit 100 Jahren gemessen.
24. Mai: Wolkenbrüche gehen in den frühen Morgenstunden nieder, sodass viele zu spät zur Arbeit und in die Schule kommen.
8. Juni: Mit 30 000 Besuchern zählt das Strandbad Wannsee einen Rekordbesuch. Seit Tagen stöhnt Mitteleuropa unter einer Hitzewelle.
24. August: Die Hitzewelle während der Hundstage erreicht mit 32 °C ihren Höhepunkt. Schwere Gewitter bringen in den Folgetagen Abkühlung. Am Abend des 26. August werden die seltenen Kugelblitze in Lichtenrade und Tempelhof beobachtet. Durch Blitzschlag brennt am Morgen des 29. August ein Stall auf dem Stadtgut Britz nieder.
15. September: 25 °C im Schatten locken viele noch einmal ins Strandbad Wannsee.

BlattanfangNächstes Blatt

   184   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
28. Oktober: Ein 24- stündiger weißer Flockenwirbel bleibt nicht liegen. Nur dreimal hat es in den letzten 200 Jahren so früh geschneit: Am 29. September 1736, am 3. Oktober 1881 und am 21. Oktober 1922.
31. Dezember: Mit Neuschnee und -13 °C endet das Jahr, das übrigens mit 796 starken Erdbeben das intensivste Bebenjahr seit 1906 war.

1951

24. Januar: Berlin steckt in einer »Waschküche«. Starker Nebel führt zur Einstellung des Flugverkehrs.
8. Februar: »Berlin im Glanz der Nebensonnen«, meldet die »Neue Zeitung«. Eine Eiswolke in 6 000 m Höhe löst eine seltene Halo- Erscheinung aus.
25. März: Zwischen Gründonnerstag und Ostersonnabend fallen 16 Liter/m2 Regen.
5. Mai (Himmelfahrt): Der Tag zeigt sich mit schönem Wetter und Temperaturen um 17 °C. Acht Regentage weist die Statistik der FU- Meteorologen dagegen unter den »Herrentagen« der letzten zwölf Jahre aus.
22. Mai: Ein Rekord- Unwetter wie seit 23 Jahren im Mai nicht mehr: 36 Liter/m2 fallen in Tempelhof.
4./5. Juni: Stärkster Wolkenbruch seit 18 Jahren mit 43,5 Liter/m2, besonders Zehlendorf und Steglitz sind betroffen. Blitze schlagen in Wohnhäuser in Spandau und Schöneberg ein. Über 200-mal rückt die Feuerwehr aus. Wegen des hohen Wasserstandes können vielerorts die Straßenbahnen nicht fahren.

28. Juni: Eine Windhose rast mit einer Breite von 100 m durch den Park von Sanssouci, entwurzelt eine 25 m hohe Tanne, knickt andere Bäume wie Streichhölzer, reißt am Schloss Charlottenhof mehrere 40 cm starke Zementsäulen ein und zertrümmert zusammen mit Hagelschlag Fensterscheiben. Das Unwetter dauert nur drei Minuten.
29. August: Mit 32 °C ist es der wärmste 29. August seit 40 Jahren. Eine Hitzewelle bringt verspätete Hundstage für Berlin. Vor den tropischen Temperaturen flüchten die Berliner in die Strandbäder. Am 14. September erlebt Berlin mit 30,9 °C den sechsten Tropentag des Jahres.
22. Oktober: Der längste Altweibersommer seit 1921 geht zu Ende. Zum erstenmal seit dem 30. September regnet es. Dabei war 1951 mit 39 Gewittertagen das gewitterreichste Jahr seit 125 Jahren.
25. Dezember: In Norddeutschland blühen Rosen, Primeln, Veilchen und sogar Kornblumen. Die Berliner nehmen ein Sonnenbad.

1952

29. März: Polarluft blockiert den Frühling in Berlin. Der März war kälter als der letzte Dezember.
12. April: Das wärmstes Osterfest seit 1830 in Deutschland, denn in Berlin werden 25 °C gemessen. Die anhaltende Hitze führt zu Waldbränden.
7. Mai: Überschwemmungen gibt es im Norden Berlins. Die Panke wird zum »reißenden Fluss«.

BlattanfangNächstes Blatt

   185   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
27. Mai: Die stärksten Nachtfröste seit 42 Jahren richten Schäden in Baumschulen und Gärten an.
Juli: Deutschland stöhnt in der ersten Monatshälfte unter einer Hitzewelle. Am 2. Juli wird in Berlin mit 35 °C der heißeste 2. Juli seit 47 Jahren registriert.
     Die Wasserversorgung wird knapp. Sechs Menschen sterben an Hitzschlag. Ein Gewittersturm beendet am 13. Juli die Hitzeperiode. Die Temperatur sinkt schlagartig auf 18 °C ab.
12. August: Noch einmal wird mit 32 °C eine Rekordhitze gemessen. Es ist der wärmste 12. August seit 1830.

1953

9. Mai: Ein Kälteeinbruch durch verfrühte Eisheilige gefährdet die Obsternte in Berlin und in weiten Teilen Deutschlands.
27. Mai: Eine Gewitterkaltfront beendet die erste Hitzewelle des Jahres. Wie in einer über Rundfunk wiederholt verbreiteten Unwettermeldung des Meteorologischen Instituts angekündigt, fegt gegen 17 Uhr die erste Sturmbö mit über 90 km/h durch die fast menschenleeren Straßen. Lichtmaste werden umgerissen und Bäume entwurzelt. Ein Sandsturm verfinstert die Stadt, der Staub dringt selbst durch Fensterritzen in geschlossene Räume.

15. Juni: Das dritte Unwetter binnen weniger Tage entlädt sich erneut über dem Berliner Norden.
18. Juni: In der Birkbuschstraße in Steglitz wird ein fahrendes Taxi vom Blitz getroffen und brennt aus. Der Fahrer bleibt unverletzt.
27. Juni: Das zehnte Juni- Gewitter überschwemmt die Innenstadt. In Dahlem fallen 38 Liter/m2.
15. Juli: Sechs Gewitter toben an diesem Tag. Ein 73- Jähriger, der in Mariendorf unter einem Baum Schutz suchte, wird vom Blitz erschlagen. In Kreuzberg fährt ein Blitz durch ein offenes Fenster und setzt die Wohnung im 4. Stock in Brand.
13. September: Ein tropischer Sturmwirbel erreicht mit Böen und Regengüssen Berlin.
4. Dezember: Mit 14,4 °C ist dieser Tag der wärmster 4. Dezember seit 1830. Himbeeren beginnen zu blühen und Bienen schwärmen aus.

1954

Januar/Februar: Ab 7. Januar erfasst eine Kältewelle Europa. Die deutsche Binnenschifffahrt wird wegen Vereisung der Wasserstraßen eingestellt. Die Eisdecke auf den Berliner Gewässern ist allgemein 20 cm dick. Am 28. Januar sinkt das Quecksilber auf -15 °C. Am 1. Februar passiert ein »Kaltlufttropfen« mit -40 °C Berlin in 5 km Höhe.

BlattanfangNächstes Blatt

   186   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
Nachdem am 9. Februar atlantische Warmluft vorübergehend eine Linderung brachte, bestimmt vom 18. bis 25. Februar eine zweite Kältewelle das Wetter.
16. Mai: Eine Windhose mit einem etwa 25 m hohen Wirbeltrichter versetzt gegen 14 Uhr die Besucher des Strandbades Wannsee in Schrecken. Auf einer Strecke von etwa 150 m werden Sand und Kleider hoch aufgewirbelt, ehe die Windhose nach einigen Minuten über dem Wasser in sich zusammenfällt.
30. Mai: Im Tegeler Forst wird ein 15- Jähriger unter einer Kiefer vom Blitz erschlagen.
Juli: Dauerregen, dazu Gewitter und auch Wolkenbrüche bescheren einen nassen und kühlen Urlaubsmonat. Wie Schnee bedeckt Hagel am 29. Juli die Straßen im südwestlichen Berlin. Nur vier Juli- Tage sind regenfrei.
22. August: Ein schweres Unwetter tobt über Berlin. Es fallen 64 Liter/m2. Über 70 Blitzentladungen in der Minute werden gezählt. Eine Scheune am Buckower Dorfteich geht durch Blitzschlag in Flammen auf.
September: Drei schwere Gewitter toben binnen fünf Tagen. Dabei werden am 5. September zwei Männer beim Kartenspielen vor einer Laube im Grunewald vom Blitz getroffen. Durch die heftigen Regengüsse kommen in der Kanalisation Zehntausende von Wanderratten ums Leben. Ihre Kadaver werden in die Spree und in die Kanäle gespült, wo sie Aufräumtrupps mit Keschern herausfischen. Das ist, so heißt es, das größte Rattensterben in der Berliner Geschichte gewesen.
24. Dezember: Stürme mit Orkanböen fegen über Mitteleuropa. Der Ostberliner Weihnachtsmarkt auf dem Marx-Engels- Platz (heute Schlossplatz) wird geschlossen, als eine Bö das große Bierzelt umwirft.

1955

17. Januar: Der Schnee- Orkan »Vroni« bringt mit 967 Millibar bzw. Hektopascal = 725 Millimeter den tiefsten Barometerstand, der je in Berlin gemessen wurde. Zwei Todesoper sind zu beklagen.
15./16. Februar: Starker Schneefall mit anschließendem Schneesturm führt zu einer 15 cm hohen Schneedecke. Viele Fußgänger stürzen schwer, wobei einer zu Tode kommt. 71 S-Bahn- Züge bleiben stecken.
22. Februar: In Berlin schneit es 24 Stunden lang.
14. April: Während eines heftigen Gewitters mit Hagelkörnern bis zu 5 cm Durchmesser beschädigt ein gewaltiger Kugelblitz ein Haus in Heiligensee.
5. Juli: Ein schweres Unwetter mit Hagelschlag lähmt Berlin. Für die Feuerwehr gilt sieben Stunden lang der Ausnahmezustand. Auf dem Falkplatz in Prenzlauer Berg wird ein 13- Jähriger vom Blitz erschlagen und im Nachbarbezirk Wedding ein 54- Jähriger nach Blitzschlag als vermeintlich Toter ins Krankenhaus eingeliefert, doch war es nur ein Schockzustand.

BlattanfangNächstes Blatt

   187   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
14. August: Ein Blitz schlägt in den Windmast des Instituts für Meteorologie der FU Berlin und unterbricht die Beleuchtung und Registrierungen.
Sommerbilanz: Berlin registriert den wärmsten
Sommer seit fünf Jahren. Er dauert von Juli bis Mitte September.
28. Dezember: Mit 11 °C erlebt Berlin den wärmsten 28. Dezember seit 125 Jahren. Einen Tag später fegt ein Wintergewitter mit Orkanböen über die Stadt.
Winterdaten
Temperatur-AbweichungKältesummeFrost-TageEis-Tage
JahrDahlemMitteleuropaDahlemDahlemDahlem
abcde
1950/51+ 0,5 K+ 1,1 K1169618
1951/52+ 1,9 K+ 1,4 K53745
1952/53+ 0,2 K+ 0,1 K1179823
1953/54- 2,2 K- 1,1 K3029040
1954/55- 0,3 K+ 0,8 K19810728
1955/56- 2,0 K- 1,4 K3329336
1956/57+ 2,4 K+ 2,3 K857313
1957/58+ 0,6 K+ 1,5 K1219915
1958/59+ 0,9 K+ 1,2 K886110
1959/60+ 0,3 K+ 1,3 K1648028
1960/61+ 1,8 K+ 2,1 K76499
1961/62+ 1,4 K+ 0,9 K1808624
Mittel+ 0,5 K+ 0,9 K1538421

Abweichungen der Winter-Mitteltemperatur (Dezember, Januar, Februar) vom vieljährigen Durchschnitt (a und b), Kältesumme c = Summe der negativen Tagesmitteltemperatur; Frosttage d = Tage mit einem Temperaturminimum unter 0 °C; Eistage e = Tage mit einem Temperatur-Maximum unter 0 °C. Frosttage jeweils November bis April, Eistage von November bis März!
BlattanfangNächstes Blatt

   188   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
1956

Februar: Ein Temperatursturz am 30. Januar leitet eine anhaltende Frostperiode ein. Am 1. Februar werden - 22 °C gemessen, die tiefste Tagestemperatur für diesen Tag seit 125 Jahren. Oberleitungen der Straßenbahn brechen, Wasserrohre platzen und der Müggelsee friert zu. Die Kohleversorgung ist extrem behindert. Am 27. Februar setzt endlich mit dem Sturmwirbel »Walpurga« Tauwetter ein. Der Februar 1956 fiel in Berlin um 9 K zu kalt aus.
6. Mai: Es ist der erste wirkliche Frühlingstag mit 23,5 °C.
7. Juni: Während eines schweren Gewitters werden binnen zwei Stunden mehr als 2 600

Blitze registriert. Auf der Havel bei Schildhorn wird ein 44- jähriger Fischer in seinem Boot vom Blitz getötet.
3. Juli: Ein wolkenbruchartiges Gewitter führt zu Überflutungen. In Rudow schlägt ein Blitz in eine Straßenbahn ein. In Spandau geraten Gebäude in Brand. In Tegel bringen die Wassermassen einen im Bau befindlichen U-Bahn- Schacht zum Einsturz.
26. August: Ein Orkantief mit Wolkenbrüchen richtet an Oberleitungen der BVG und der BEWAG Schäden an. Ein 51- Jähriger wird in der Genthiner Straße von einem umstürzenden Baum erschlagen.
24. Dezember: Seit 16 Jahren gibt es wieder »Weiße Weihnachten«.
Im Jahre 1956 gab es in Berlin seit 16 Jahren erstmals wieder »weiße Weihnachten« Foto: H. Rheden
BlattanfangNächstes Blatt

   189   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
1957

21. Januar: Gegen 23 Uhr zeigt sich für eine Stunde lang ein außergewöhnlich prachtvolles Nordlicht, das bis zu den Alpen hin sichtbar ist. Prof. Dr. Scherhag, Direktor des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin, kommentiert dieses Ereignis wie folgt: »Dies ist der Auftakt zum Geophysikalischen Jahr 1957 im erwarteten Sonnenfleckenmaximum. Derartige Lichterscheinungen werden jetzt noch häufiger zu sehen sein.«
Februar: Eine ungewöhnliche Warmwetterperiode lässt Jasmin und Krokusse erblühen. Mit 12,1 °C gilt der 4. Februar als »Hitzerekord« seit 1830.
11. Juni: Während des ersten Tropentages (heute: heißer Tag) des Jahres bei einer Temperatur über 31 °C bildet sich um 14 Uhr im Freibad Humboldthain eine Windhose, die mit orkanartiger Geschwindigkeit Textilien und Utensilien der Badegäste bis zu 30 m hoch und über 700 m im Umkreis verwirbelt.
19. Juni: Anhaltende Trockenheit löst im Grunewald den größten Waldbrand seit 1945 aus. 20 ha Kiefernschonung am Schildhornweg zwischen Teufelsfenn und Havelchaussee brennen nieder. An den Löscharbeiten beteiligen sich US- Streitkräfte, die dort im Manöver sind.
1. Juli: Zum offiziellen Beginn des Geophysikalischen Jahres gibt es auf der Sonne gewaltige Eruptionen, die den Funkverkehr auf der Erde lahm legen.

Schneehöhen in cm zur Weihnachtszeit 1950-1961 jeweils um 7 Uhr
(- kein Schnee)
Jahr23.24.25.26.27.
19501---
1951-----
195222--
1953-----
19541---
1955-----
1956--689
1957-----
1958-----
1959-----
1960---1-
196155555

7. Juli: Ein Unwetter beendet eine Hitzewelle, bei der die Temperatur bis 34,5 °C ansteigt. Über 80 Straßenbäume werden in West-Berlin entwurzelt. Eine Bö drückt ein Dach des S- Bahnhofs Südende ein und begräbt eine Menschengruppe unter sich. Über Lichtenrade, Britz und Rudow rast eine Windhose mit nachfolgendem Hagelschlag. In Spandau schlägt ein Blitz in eine vollbesetzte Straßenbahn. In Ost-Berlin werden ebenfalls Dächer abgedeckt, Straßenbäume umgeknickt und Oberleitungen der Straßenbahn heruntergerissen.

BlattanfangNächstes Blatt

   190   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
Eine Tote und 12 Verletzte sind die Opfer des Tages. Das zwei Tage vorher, am 5. Juli am Institut für Meteorologie der FU Berlin in Betrieb genommene, erste nichtmilitärische Radargerät leistete bei diesem Unwetter »gute Arbeit«; es war eine große Hilfe.

1958

Januar: Eine Grippewelle sucht Berlin heim, sodass in der 3. Januar- Dekade zahlreiche Schulklassen geschlossen werden.
11. Februar: Zwischen 3 und 4 Uhr morgens zeigt sich am Himmel über Berlin - wie schon im Januar und September 1957 - ein außergewöhnlich prachtvolles Nordlicht.
17. Februar: In Dahlem wird mit 30,8 m/sec. die volle Windstärke 11 erreicht. Im Stadtgebiet gibt es zahlreiche Schäden. Sturm- Wetterlagen über Europa erfassten im Februar auch Berlin, wo es sechs Tage mit Sturmstärke 8 und mehr gibt.
30. März (Palmsonntag): In den Morgenstunden schneit es. Insgesamt fällt der März mit einer negativen Temperaturabweichung von 3,3 K extrem kalt aus. 26 Frosttage treten in diesem Monat auf.
10. April: In Berlin schneit es so, dass sich eine 1 cm hohe Schneedecke bildet. Doch schon in der Folgewoche »erwacht« die Vegetation sichtbar; die ersten grünen Blätter treiben aus.
4. Mai: Mandel-, Aprikosen-, Pfirsichbäume und auch Forsythien stehen in voller Blüte.

Am 8. Mai tauchen die ersten Maikäfer auf, und am 25. Mai (Pfingstsonntag) steigt die Temperatur bis 30 °C an.
27. Juni: Am Siebenschläfertag regnet es 20 Stunden lang ununterbrochen. Insgesamt fallen die drei Sommermonate um 0,6 K zu kalt aus. So gibt es nur 20 statt im Mittel 27 Sommertage.
9. Dezember: Schauerartige Schneefälle setzen ein, und zwei Tage später ist Berlin eine Winterlandschaft.
21. Dezember: Die Temperatur steigt an diesem 4. Adventssonntag auf 10 °C, sodass es der wärmste 21. Dezember seit 100 Jahren wird. Die folgenden Weihnachtsfeiertage sind dagegen völlig verregnet.

1959

13. Februar: Die Nachttemperatur geht an diesem wie auch am Folgetag auf -9 °C zurück. Dennoch fallen die Monate Januar und Februar um 0,8 bzw. 0,2 K zu warm aus.
1. März: Die Quecksilbersäule steigt an diesem Sonntag auf 17 °C an; alle Verkehrsmittel sind mit Ausflüglern überfüllt; die ersten Schmetterlinge werden gesichtet.
13. Mai: Auf der Sonne ereignet sich eine ebenso gewaltige Eruption wie am 1. Juli 1957. Ob diese Vorgänge den folgenden »Rekord- Sommer« verursachen, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, doch sehr wahrscheinlich. Er beschert Mitteleuropa große Wasserknappheit und zahlreiche Heide- und Waldbrände.

BlattanfangNächstes Blatt

   191   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
Sommerdaten
Abweichungen der Sommer-
Mitteltemperatur vom
Durchschnitt
Sommertage
( T>25 °C)
heiße Tage
( T>30 °C )
JahrDahlemMitteleuropaDahlemPotsdamDahlemPotsdam
abcdef
1950+ 1,1 K+ 1,4 K3643811
1951+ 0,6 K+ 0,4 K414466
1952- 0,1 K+ 1,1 K404036
1953+ 0,7 K+ 0,4 K44481514
1954- 1,0 K- 0,7 K192566
1955+ 0,2 K+ 0,1 K343834
1956- 1,4 K- 1,2 K192211
1957+ 0,2 K+ 0,4 K333587
1958- 0,6 K0,0 K202534
1959+ 1,5 K+ 1,0 K425268
1960- 0,6 K- 0,4 K232434
1961- 0,8 K- 0,3 K303357
Mittel0,0 K+ 0,2 K31,835,85,66,5

Abweichungen der Sommermitteltemperatur (Juni, Juli, August) für die Jahre 1950 bis 1961 von der Reihe Berlin- Dahlem 1909-1969 a und der 210jährigen Reihe »Mitteleuropa« 1761-1970 (Potsdam, Basel, Wien, De Bilt) b sowie die Zahl der Sommertage (Temperatur- Maximum 25,0 °C und mehr) c und d und die Zahl der Heißen Tage (Temperaturmaximum 30 °C und mehr) e und f für Dahlem und Potsdam, jeweils für das ganze Jahr, d. h. im allgemeinen für die Monate März bis Oktober der einzelnen Jahre.
BlattanfangNächstes Blatt

   192   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattNächstes Blatt
11. Juli: In Berlin wird mit 37,8 °C im Schatten der heißesten Tag seit mindestens 200 Jahren registriert. Am Folgetag überquert eine Kaltfront Berlin. Sie bringt starke Gewitter und bezirksweise schwere Schäden.
1. August: Durch schwere Gewitterschauer kommt es bei einem Avusrennen in der Nordkurve zu einem Unfall mit einem Toten, während die Südkurve völlig trocken bleibt.
16. August: Das Meteorologische Institut der Freien Universität Berlin registriert die höchsten Niederschlagsmengen seit mehr als 100 Jahren. Am Wasserwerk Riemeisterfenn an der Krummen Lanke im Grunewald fallen 210,2 Liter/m2 Regen innerhalb von 30 Stunden.
6. Oktober: Bei klarem Himmel fällt die Morgentemperatur im Fließtal Tegel auf -13 °C.
6. Dezember: Die erste scharfe Kälte bricht von Osten her in Berlin ein. Auch an den folgenden drei Tagen beträgt die Mittagstemperatur -5 bis -7 °C. Die Zahl der Grippekranken steigt stark an.

1960

Januar: Der zweite Kälteeinbruch des Winters 1959/60 setzt am 9. Januar ein. Es gibt wiederholt Schneefall, und Mitte des Monats wird eine Schneehöhe von 15 cm gemessen. Am 25. Januar liegen die Mittagstemperaturen jedoch schon wieder bei 9 °C, wenig später dann bei -10 °C. Die Zahl der Grippekranken steigt durch dieses Wetter weiter unaufhörlich an. Die Zeitungen berichten von »Millionen Grippekranken in Europa«.

23. März: Der erste Zitronenfalter wird in Berlin- Frohnau gesichtet.
8. April: Endlich endet eine von vielen als unangenehm empfundene Wetterlage mit Ostwind, die mit kurzen Unterbrechungen einen ganzen Monat lang gedauert hatte. Die ansteigenden Temperaturen lassen in mehreren Bezirken die Forsythien erblühen.
August: Der letzte Sommermonat beschert Berlin 21 Regentage. Die Sonne scheint nur 167 Stunden. Insgesamt fallen die Sommermonate in Berlin mit 0,6 K zu kalt aus; im gesamten Jahr 1960 gibt es nur 23 Sommertage.
26. November: Mit 13,6 °C ist dieser Tag der wärmste 26. November seit 130 Jahren.

1961

26. Januar: Die Quecksilbersäule sinkt im Minimum auf -21 °C. Dennoch ist er nur einer von 23 Frosttagen des Monats mit einer Mindesttemperatur von unter 0 °C. An den neun Eistagen des Monats steigt selbst die höchste Tagestemperatur nicht über den Gefrierpunkt.
16. Februar: In den Parkanlagen zeigt sich in den Folgetagen der erste grüne Schimmer an Bäumen und Sträuchern. Der erste Zitronenfalter wird im Grunewald gesichtet. Einen ähnlichen Wärmeüberschuss im Februar gab es zuletzt 1925 und 1945.
30. März: Dauerregen führt in Berlin zu 226 Unfällen auf den Straßen. Zuvor trat in der 3. März- Dekade typisches Aprilwetter mit Schnee- und Regenschauern auf.

BlattanfangNächstes Blatt

   193   Geschichte und Geschichten Wetter und Witterung von 1950 bis 1961  Voriges BlattArtikelanfang
1. April: In den frühen Morgenstunden bildet sich eine 3 cm hohe Schneedecke, die abends wieder verschwindet. Am 5. April bringt eine Warmfront Temperaturen bis 18 °C, die am 6. und 7. April sogar auf 23 und 24 °C ansteigen.
7. Mai: Eine Trombe (Windhose) zerstört an diesem Sonntag in Tegel Teile einer Kindertagesstätte.
12. Mai: Mit nur 3 °C ist dieser Tag - wie auch der 16. Mai - der kälteste des Monats, wobei der Mai mit 15 trüben Tagen insgesamt sehr regnerisch ist. So fallen im gesamten Monat Mai 119,9 mm Niederschlag. Das sind 250 Prozent des Mittels seit Messbeginn im Jahre 1851.
27. Juni: Obwohl der erste Sommermonat um 1,0 K zu warm ist, regnet es am berühmten Siebenschläfer. Prompt fallen dann Juli und August um 2,1 K bzw. 1,3 K zu kalt aus.

Das Wetter am 13. August 1961

Am Sonnabend, dem 12. August 1961, war die Temperatur nur bis 20 °C angestiegen. Es gab nur drei Stunden Sonnenschein. In der sternklaren Nacht sank die Temperatur auf 8,6 °C - zu kalt für die Jahreszeit.
     Der Vormittag des 13. August war zunächst sonnig, dann wolkig, doch meist hell. Vereinzelt zeigte das Radar unbedeutende Schauer an. Am Nachmittag wurde es wieder heiter und abends fast klar.

Nachdem tagsüber ein böiger Westwind mit Stärke 5 wehte, wurde es abends fast windstill. Die Temperatur stieg in Dahlem auf 18,1 °C. Das Tagesmittel für Berlin betrug nur 13,9 °C und lag somit um 3,4 Grad unter dem vieljährigen Durchschnitt für einen 13. August, obwohl rund 5,9 Stunden Sonnenschein verbucht werden konnten.
     Der Radiosondenaufstieg des Instituts für Meteorologie ergab an diesem Tag, dass die Temperatur in 1,5 km Höhe über der Stadt bei + 2 °C, in 5 km Höhe bei -18 °C, in 10 km Höhe bei -47 °C und in 21 km Höhe bei -50 °C lag. Die Temperaturwerte am Erdboden lagen hingegen in ein Meter Tiefe bei + 17 °C.
     Ursache für das relativ freundliche Wetter am 13. August war ein mit seinem Zentrum von Frankreich über Süddeutschland hinweg rasch nach Osten ziehendes Hochdruckgebiet, in dessen Randbereich Berlin lag. Schon am nächsten Tag überquerte ein Tiefausläufer von Westen her mit Schauern und Gewittern ganz Deutschland. Damit setzte sich das wechselhafte und kühle Sommerwetter der letzten Wochen fort. Mitte August mussten Krankenhäuser und andere öffentliche Gebäude gar geheizt werden.
     Erst ab 26. August stellte sich Spätsommerwetter ein. Am 31. August kletterte die Quecksilbersäule in Berlin- Dahlem sogar auf 28,5 °C.
BlattanfangArtikelanfang

© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 3/2001
www.berlinische-monatsschrift.de