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Preußische Orden - eine Auswahl

Die von den preußischen Königen gestifteten Orden waren wie die meisten seit dem Ausgang des Mittelalters gegründeten weltlichen Orden vor allem darauf gerichtet, die Macht des Fürsten, hier des preußischen Königs, zu stärken. Die Mitgliedschaft der Orden bestand anfangs aus einem kleinen exklusiven Kreis, dessen Zahl begrenzt war und deren Mitglieder durch Ordenskleidung und Ordensinsignien (Zeichen, Ketten, Band, Stern u. a.) sich äußerlich hervorhoben. Nicht selten wurden die Satzungen aus zeitgemäßen Gründen geändert. Einige Orden verloren zeitweilig an Bedeutung bzw. wurden vorübergehend suspendiert. Für das gesellschaftliche Ansehen und die Karriere war die Art des Ordens und der jeweiligen Klasse von außerordentlichen Bedeutung. Orden und die damit verbunden Ehrenzeichen und Titel - mit denen jeder Träger gern seinen Namen schmückte - waren Ausdruck der erreichten Stellung in der Hierarchie des Preußischen Königreiches und daher etwas äußerst Erstrebenswertes. Mitglied eines Ordens zu sein (und wenigsten Leutnant der Reserve), war selbst für die bedeutendsten Vertreter von Handel und Industrie, der Künste und Wissenschaften bis 1918 die meist wichtigste Anerkennung für ihre Leistungen.

Der Schwarze Adlerorden

Der bedeutendste Orden ist der Schwarze Adlerorden. Friedrich III. stiftete ihn am Tage vor seiner Krönung zum König in Preußen. Die Statuten erließ er am 18. Januar 1701. Die Prinzen des Königlichen Hauses wurden mit Erreichen des 10. Lebensjahres Mitglied

Hoher Orden vom Schwarzen Adler, Bruststern, Ordenskreuz und Schärpe 

des Ordens, andere Anwärter von nicht- reichsfürstlicher Geburt hatten 30 Jahre alt zu sein und mussten eine Abstammung von acht adeligen Ahnen nachweisen. Die Zahl der aufzunehmenden inländischen Mitglieder - hiervon ausgenommen die Prinzen des preußischen Königshauses - war im Gründungsstatut auf 30 beschränkt. Unmittelbar vor der Märzrevolution, am 20. Februar 1848, veröffentlichte Friedrich Wilhelm IV. erneuerte Statuten, deren wichtigste Änderung darin bestand, dass auch ein Nichtadeliger Ritter des Ordens werden konnten - mit dem für damalige Zeiten nicht unerheblichen Effekt, dass dieser mit der Verleihung in den erblichen Adelsstand eintrat. Beispiele hierfür sind der Politiker Martin Eduard von Simson und der Maler Adolf von Menzel. Kaiser Friedrich III. öffnete 1888 die Mitgliedschaft auch für Damen, allerdings aus Fürstlichem Haus. Der Orden besaß nur eine Klasse.

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  Pour le Mérite, Ordenskreuz;
Preußen um 1760

Einzige Hervorhebungen waren die Verleihung des Ordens mit Kette oder gar mit Brillanten besetzt. Diese Ehrung erhielt unter anderem Otto von Bismarck.
     In der Stiftungsurkunde ging Friedrich III/I. 1701 auf den Adler mit folgenden Worten ein:
     ».... Hierzu hat Uns der Orden vom Schwartzen oder dem Preußischen Adler, (wie Wir diesen Unsern Orden benennet) sehr bequem gedäucht: nicht allein, weilen die meiste Königliche Orden von einem gewissen Thier den Nahmen führen, sondern weilen auch unter den Thieren der Adler sonderlich edel; weilen Er ein König des Geflügels, und ein Sinnebild der Gerechtigkeit ist, und bey dem allem das Preußische Reichswappen macht.
      Als ein König des Geflügels schicket er sich wohl zu Unserer Königlichen Würde, weßwegen Wir ihm auch eine Königlich Krone auf das Haupt gesetzet.

  Verdienstorden Pour le Mérite, Friedensklasse

Als Unser Reichs-Wappen bezeichnet er um so viel eigentlicher den Ort und Sitz dieses Ordens, um alsobald von andern Orden erkandt zu werden: Und als ein Bild der Gerechtigkeit zeiget er eben den Endzweck Unsers Reiches und Ordens an, und worauf beydes abgezielet, nämlich Recht und Gerechtigkeit zu üben, und jedweden das Seine zu geben:
     Welches desto deutlicher auszudrucken, Wir dem Adler in der einen Klaue einen Lorbeer- Krantz, in der andern Donner- Keile, und über dem Haupt, Unsern gewöhnlichen Wahls Spruch: SUUM CUIQUE zur Überschrift verordnet: ...«

Orden Pour le Mérite

Im Jahr 1687 vom Kurprinzen Friedrich, dem späteren ersten König in Preußen als Orden de la générosité gestiftet. Friedrich II. wandelte anlässlich seines Regierungsantrittes 1740 diesen in den Verdienstorden Pour le Mérite für Militär- und Zivildienste um. Friedrich Wilhelm III. nahm den 18. Januar 1810 zum Anlass, zukünftig eine Aufnahme in den Orden nur noch für militärische Verdienste zu gewähren. Der Militär- Verdienst- Orden wurde bis 1918 verliehen und war nur Offizieren vorbehalten. Er bestand aus einer Klasse.
     Offensichtlich den Intentionen Friedrich II. folgend, stiftete Friedrich Wilhelm IV. anlässlich des 102. Jahrestages des Regierungsantritts Friedrich II. am 31. Mai 1842 die Ordens- Klasse Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste. Die Zahl der inländischen wie der ausländischen Ritter wurde auf 30 begrenzt. Seit 1846 konnte die Akademie der Wissenschaften und die der Künste bei Tod eines Ritters mit absoluter Stimmenmehrheit drei Kandidaten dem König vorschlagen, aus denen dieser dann den neuen Ritter bestimmte. Der Orden hat bis 1935 bestanden.

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  Roter-Adler-Orden, I.Klasse, mit Eichenlaub in Kombination mit dem Emailband des Kronenordens;
Preußen um 1900

Unter Bundespräsident Theodor Heuss wurde der Orden 1958 erneuert. Seit dieser Zeit können auch Frauen in ihm aufgenommen werden.
     Sowohl die Militär- als auch die Friedensklasse erhielten der Feldmarschall Helmut Graf von Moltke, der Militär und Dr. phil. Hermann von Kuhl und der Schriftsteller Ernst Jünger.

Der Rote Adlerorden

Gestiftet wurde der Orden als Orden de la Sincerité 1705 vom Erbprinzen Georg Wilhelm von Brandenburg- Bayreuth. 1712 erklärte er ihn zum Hausorden. Ordensmitglieder sollten hohe Herren von gutem Lebenswandel und Barmherzigkeit sein und Fürstliche Personen. Markgraf Georg Friedrich Carl gab ihm 1734 neue Statuten. Er hieß nunmehr »Orden des Brandenburgischen Roten Adlers«. Nach erneuter Statutenänderung durch Markgraf Christian Carl Alexander von Brandenburg- Ansbach und Bayreuth erhielt er die Bezeichnung »Hochfürstlicher Brandenburgischer Roter Adlerorden«. Als Bayreuth und Ansbach an Preußen gingen, erhob ihn Friedrich Wilhelm II. 1792 zum zweiten Ritterorden des Königreichs.

1810 wurde der bisher aus einer Klasse bestehende Orden um eine zweite und dritte Klasse, 1830 um eine vierte Klasse erweitert. Letztere war ab 1832 zugänglich für jedermann, unabhängig von seinem Rang. Mit den Jahren nahmen die Varianten und Abstufungen des Ordens zu. Der Rote Adlerorden war »der weitest verbreitete und mit den meisten Abstufungen versehene Verdienstorden der preußischen Monarchie«, denn alle Verdienste um Staat und Gesellschaft wurden mit ihm gewürdigt. 1907 existierte er in 118 Varianten. Die Insignien des Roten Adlerordens besitzen die Kreuzform. 1851 legte König Friedrich Wilhelm IV. fest, dass, wenn Nicht- Christen diesen Orden verliehen bekommen, die Kreuzform zu entfernen ist. Die durch Nicht- Christen empfundene Zurücksetzung konnte später korrigiert werden, wenn ein damit Geehrter darum bat.

Königlicher Kronenorden

Wilhelm I. stiftete diesen Orden, der gleichrangig mit dem Roten Adlerorden war, anlässlich seiner Königskrönung am 18. Oktober 1861 in Königsberg.

Königlicher Kronenorden, Ordenskreuz und Bruststern der I.Klasse mit der Jubiläumszahl »50«, dem Emailband des Roten-Adler-Ordens und Eichenlaub, mit Schwertern und Schwertern am Ring;
Preußen um 1900
 

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Oben:
Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Kollane mit Kreuz der Großkomture; Preußen 1866
Unten:
Hoher Orden vom Schwarzen Adler, Kollane mit Ordenszeichen; Preußen 1864
Er wurde in vier Klassen gestiftet und erfuhr in der Folgezeit mehrfach Erweiterungen. Auf dem Kronenorden ist der Wahlspruch des Königlich Preußischen Hauses »Gott mit uns« angebracht.

Königlicher Hausorden von Hohenzollern

1849 gingen die Fürstentümer Hohenzollern- Hechingen und Hohenzollern- Sigmaringen an Preußen. Der bis dahin in diesen Fürstentümern existierende höchste Fürstliche Hohenzollernsche Hausorden wurde aus diesem Anlass in die Reihe der Königlich- Preußischen Orden aufgenommen. Verliehen werden sollte er an solche Personen, die sich um das Königliche Haus und seine Majestät verdient gemacht haben. Dies konnten sowohl Militärs als auch Wissenschaftler, Künstler und Lehrer sein. Der Orden wurde in zwei Abteilungen (für Treue zum Königlichen Haus und für die Erziehung der Jugend) und je drei Klassen gestiftet.

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Johanniterorden

1812 löste König Friedrich Wilhelm III. die Balley Brandenburg des Johanniterordens auf. Zum ehrenden Andenken an diesen Orden stiftete er zugleich den »Königlich Preußischen St. Johanniterorden«, der dem Kampf gegen Unglauben und dem Dienst am Kranken verpflichtete wurde. 1852 wurde durch Friedrich Wilhelm IV. die Balley Brandenburg wieder aufgerichtet und in seine ursprüngliche Bedeutung gesetzt. Die Ritterwürde erlangten offensichtlich nur adelige Mitglieder. Der Orden richtete im Lande Krankenhäuser ein und widmete sich anderen sozialen Aufgaben.

Der Schwanenorden

Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg stiftete diesen Orden 1440 als »Gesellschaft Unserer Lieben Frauen«. König Friedrich Willhelm IV. erneuerte ihn als »eine freie Gesellschaft von Männern und Frauen aller Stände und Konfessionen, mit der Aufgabe, durch vereinte Kräfte physische und moralische Leiden zu lindern«.

Das eiserne Kreuz

Am 10. März 1813 durch König Friedrich Wilhelm III. in zwei Klassen und einem Großkreuz gestiftet. Die erste Klasse konnte nur verliehen werden, wenn die betreffende Person die zweite Klasse bereits erworben hatte. Das Großkreuz sollte nur für entscheidende Schlachtensiege, der Wegnahme einer bedeutenden Festung oder ihrer anhaltenden Verteidigung verliehen werden. Es war als Auszeichnung für den bevorstehenden Krieg gegen Frankreich (Befreiungskrieg) gestiftet worden. Das Großkreuz zum Eisernen Kreuz ist im Zusammenhang mit dem Befreiungskriegen an Feldmarschall Blücher, General Graf Bülow von Dennewitz, General Graf Tauentzien zu Wittenberg , General York von Wartenburg, General Graf Kleist von Nollendorf und Kronprinz Bernadotte von Schweden verliehen worden. Friederike Krüger erhielt 1814 als einzige Frau das E. K. I Sie war unerkannt als Musketier im Einsatz vor Laon. Vor dem Krieg gegen Frankreich wurde es am 19. Juli 1870 durch Wilhelm I. erneuert.

Anfang August 1914 erneuerte Kaiser Wilhelm II. das Eiserne Kreuz. Während das Großkreuz 1870/71 achtmal verliehen wurde (u. a. an Generalfeldmarschall Graf v. Moltke), erhielten es im ersten Weltkrieg vier Militärs (u. a. Generalfeldmarschall von Hindenburg). 1939 ist das Eiserne Kreuz wiederum erneuert und um die Stufe des Ritterkreuzes in fünf Stufen ergänzt worden.

Der Luisen-Orden

Der Orden wurde am 3. August 1814 in Erinnerung an Königin Luise von König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Ausgezeichnet wurden mit ihm die Frauen, die sich während des Krieges Verdienste erworben hatten. Die Zahl Hundert sollte nicht überschritten werden. Friedrich Wilhelm IV. erneuerte 1850 den Orden in Würdigung des hingebenden Patriotismus vieler Frauen bei der Pflege von Verwundeten und anderer hochherziger Handlungen während der Jahre 1848 und 1849.

Luisen-Orden,
Preußen
 

 
Quellen:

Maximilian Gritzner: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden, Akademische Druck- und Verlagsanstalt Graz - Austria 1962

Hans Georg v. Gusovius: Orden norddeutscher Staaten des 19. Jahrhunderts, Bomann- Museum Celle, Bestandskatalog 1

Repros: LBV

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 2/2001
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