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Hans Hauser
Laserreinigung fürs Brandenburger Tor

Für rund zehn Millionen Mark will die Ende 1999 gegründete Stiftung Denkmalschutz Berlin, eine private Vereinigung von Freunden historischer Bauten, das Brandenburger Tor restaurieren lassen. Der zwischen 1788 und 1791 nach Plänen von Karl Gotthard Langhans (1733-1808) erbaute klassizistische Säulenbau wurde Ende Oktober 2000 eingerüstet und mit einer Plane abgedeckt, auf der die Umrisse des Bauwerks nachgezeichnet sind. Mit wechselnden Bildern soll auf europäische Hauptstädte hingewiesen werden. So bleibt das berühmte Wahrzeichen in den kommenden 16 Monaten präsent.
     Bei laufendem Autoverkehr durch das Tor wird der stark angegriffene Sandstein, der wie ein Flickenteppich aussieht, gereinigt und konserviert. Die aus Ruß, Staub und Mikroorganismen gebildeten schwarzen Schmutzschichten tragen in Verbindung mit Feuchtigkeit dazu bei, dass der Sandstein verrottet. Insbesondere ist die zum Tiergarten gerichtete Westseite betroffen.
     Zur Reinigung wird ein neuartiges Laserstrahlverfahren verwendet. Durch Einsatz des mobilen Reinigungsgerätes

»Wall Buster« lässt sich der Stein unter kreisenden Bewegungen mit minimalem Kraftaufwand schonend und effektiv reinigen. Dabei dringen die Impulse nur 1/1000 Millimeter in die Tiefe ein. Bei diesem Verfahren werden sämtliche störenden Partikel abgesprengt und hässliche Farbflecken beseitigt, so dass das Tor nach Beendigung der Arbeit wieder in heller Sandsteinfarbe erstrahlt. Außerdem ersetzen Steinrestauratoren ältere Ausbesserungen aus hartem und daher mit dem Originalstein unverträglichem Zement durch Sandsteinfüllungen und schließen Risse, die nicht nur die Standsicherheit des Bauwerks gefährden, sondern auch Wasser in sein Inneres eindringen lassen, was wiederum dem empfindlichen Material schadet. Einstige brachiale Reinigungsmethoden mit viel Chemie und Wasser gehören nun der Vergangenheit an.
     Nachdem sich herausgestellt hat, dass die schon 200 Jahre alte Bodenplatte, auf er das Brandenburger Tor steht, nicht mehr ihre Aufgaben erfüllt, muss sie neu stabilisiert werden. Geplant ist außerdem, den alten Asphaltbelags sowie störende Verkehrsleiteinrichtungen auf dem Pariser Platz zu beseitigen. Statt dessen soll ein kleinteiliges Pflaster, auf dem auch der Berlin- Marathon veranstaltet werden kann, aufgebracht und eine neue Verkehrsinsel für Touristen geschaffen werden.
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Da die Quadriga auf dem Brandenburger Tor nach der turbulenten Neujahrsfeier 1989/90 von Randalierern arg beschädigt und daher in den frühen neunziger Jahren bereits durchgreifend restauriert worden war, sind neuerliche Arbeiten an der Wagenlenkerin und ihren vier Pferden nicht nötig.
     Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Schirmherr der Stiftung Denkmalschutz Berlin, unterstrich bei der Vorstellung des Projekts Mitte Oktober 2000 insbesondere, dass sich in der Bereitschaft zahlreicher Sponsoren, an ihrer Spitze die Deutsche Telekom, in beispielhafter Weise

Aufgrund der speziellen Bau"verhüllung" erscheint das Brandenburger Tor - hier von Richtung Westen aus gesehen - als sei es nach wie vor präsent
bürgerschaftliches Engagement und gestiegenes Verantwortungsgefühl für bauliche Werte zeige. Damit werde an alte Tugenden angeknüpft, denn der Erhalt kultureller Werte sei schon immer eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe gewesen. Da das Land Berlin als Eigentümer des zum Nationaldenkmal avancierten Brandenburger Tores die Mittel für die Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen nicht aufbringen kann, sei es zu begrüßen, dass die Denkmalstiftung die Initiative ergriffen hat.
     Bausenator Peter Strieder, der auch für den Denkmalschutz in Berlin verantwortlich ist, betonte, der Säulenbau werde "im Prinzip" nicht geschlossen.
Solange die Dorotheenstraße für den Autoverkehr nicht zur Verfügung stehe, bleibe das Brandenburger Tor für Pkw und Busse stadtauswärts offen. Gelegentliche Sperrungen seien allerdings unvermeidlich, wenn dies die aktuellen Baumaßnahmen nötig machen. Auf Dauer aber müsse eine Möglichkeit gefunden werden, das Bauwerk zu umfahren, um Staus zu vermeiden, wenn es bei Veranstaltungen und Staatsbesuchen gesperrt werden muss.

Foto: LBV/Christel

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 2/2001
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