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Herbert Schwenk
Holzvergaser und Wärmestuben

Nachkriegs- Berlin im Spiegel der Statistik des Jahres 1947

Anfang 1947 lebten laut statistischer Fortschreibung »nach den natürlichen und örtlichen Bevölkerungsvorgängen« in Groß-Berlin 3 201 928 Einwohner, im Mittel des Jahres 3 224 420. Die Zählung vom 29. Oktober 1946 hatte eine Wohnbevölkerung von 3 187 470 ergeben. Der größte Teil davon entfiel mit 1 174 582 Personen (= 36,8 %) auf den sowjetischen Sektor, es folgten mit 979 846 (= 30,7 %) der amerikanische, mit 605 287 (= 19,0 %) der britische und mit 427 755 (= 13,4 %) der französische Sektor. Die Wohnbevölkerung von Berlin war zwischen den Volkszählungen vom 17. Mai 1939 (4 338 756) und 29. Oktober 1946 um 1 151 286 Einwohner, das entspricht 26,5 %, zurückgegangen. Am 12. August 1945 war eine Bevölkerung von 2 807 405 Personen festgestellt worden.
     Die Stadtgebietsfläche hatte 1947 einen Umfang von 88 993,84 ha, nachdem sich das Stadtgebiet durch die Eingemeindung von Stolpe- Dorf (10. November 1945) zeitweilig um 586 ha vergrößert hatte (im Dezember 1948

wurde der Ortsteil Stolpe mit 615 ha wieder in die sowjetische Besatzungszone eingegliedert). 45,3 % des Stadtgebiets gehörten zum sowjetischen Sektor, 23,7 % zum amerikanischen, 18,6 % zum britischen und 12,4 % zum französischen Sektor. Die Einwohnerdichte war kriegsbedingt stark zurück gegangen und lag 1947 bei 36,2 Einwohner pro ha; 1939 waren es noch 49,1 und 1920 43,3; die heutige Dichte liegt mit 38,0 (1999) nur wenig über der von 1947. Infolge des hohen Bevölkerungsverlustes war Groß-Berlin unter den Weltstädten an 11. Stelle (gesamte Agglomeration) bzw. an 7. Stelle (bei Außerachtlassung der Vororte) gerutscht. 1947 wurden nur 15,0 % der Stadtfläche landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzt (1937: 34,2 %; 1999: 5,5 %), die Waldfläche machte damals 17,7 % aus (1937: 18,7; 1999: 17,8 %). Die Zahl der Straßenbäume im Bereich der Stadt war allerdings gegenüber 1938 um ein Viertel gesunken: von 415 636 auf 310 829 (April 1947). Die Kleingartenfläche Berlins umfasste im Oktober 1947 5 098 (1937: 5 161 ha) mit 117 991 Parzellen. Der städtische Forstbesitz belief sich Ende 1947 auf 13 754 ha, hinzu kamen die von den Berliner Stadtgütern bewirtschafteten Forstflächen: 97,6 ha innerhalb und 154,6 ha außerhalb des Stadtgebietes. Am 1. Juli 1947 umfasste die Fläche der selbstbewirtschafteten städtischen Güter 16 460 ha, davon 5 687 ha innerhalb und 10 773 außerhalb Groß-Berlins; 6 780 ha waren verpachtet.
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Zu dem noch erheblich dezimierten Viehbestand (einschließlich Vieh- und Schlachthof, ohne Militärpferde) gehörten am 13. April 1946 nur 8 197 Pferde (1938: 13 862), 7 263 Stück Rindvieh (1938: 20 052), 2 404 Schweine (1938: 31 617), 992 Schafe (1938: 2 582), 8 074 Ziegen (1938: 4 900), 170 275 Kaninchen (1938: 205 147), 135 907 Hühner (1938: 739 756) und 43 Esel, Maulesel und Maultiere (1938: 33). Am 1. Januar 1947 gab es in Berlin nur noch 37 896 Hunde (1938: 91 499) - damit entfiel im Durchschnitt ein Hund auf 85 Einwohner (1938: 47; 1932: 29). In der Bevölkerungsbewegung der Nachkriegsjahre zeigen sich die tiefen Spuren des Krieges. Die Zahl der Lebendgeborenen lag 1947 bei nur 30 878 (1945: 31 928; 1946: 22 894), deutlich weniger als vor dem Krieg (1938: 64 259). Demgegenüber belief sich die Zahl der Gestorbenen 1947 auf 64 332 (1945: 161 407; 1946 74 574), darunter 3 744 Kinder unter einem Jahr und 23 742 über 70jährige. Somit bestand 1947 ein Sterbeüberschuss von 33 454 (1945: 129 479; 1946: 51 680). 1947 wurden in Groß-Berlin 26 396 Ehen geschlossen (1945: 20 028; 1946: 20 903), deutlich weniger als vor dem Krieg (1938: 49 007).
Groß-Berlin nach Verwaltungsbezirken und Besatzungssektoren (ohne Berücksichtigung der zeitweiligen Eingemeindung von Stolpe)

Quelle: Berlin in Zahlen 1950 (Taschenbuch), hrsg. v. Hauptamt für Statistik und Wahlen von Groß-Berlin, Berlin- Wilmersdorf 1950

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Lebendgeborene 1925 bis 1947
Quelle: Berlin in Zahlen 1946/47, hrsg. v. Hauptamt für Statistik und Wahlen von Groß-Berlin, Berlin 1949, S. 105
Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane 2 % (1 343 - Männer: 868, Frauen: 475). Der Anteil der durch »äußere Einwirkungen« 1947 zu Tode gekommenen Personen betrug knapp 11 % (6 883). Darunter waren 1 627 Selbstmorde (Männer: 881, Frauen: 746); 1946 waren es 1 905 (Männer: 1 027, Frauen: 878); die Selbstmordrate lag damit 1947 bei 5,04 je 10 000 Einwohner (1946: 6,08; 1944: 2,84; 1943: 3,89; 1942: 4,54; 1939: 4,87; 1938: 4,88). Die Wanderung der Bevölkerung ist auch 1947 durch den für die Nachkriegsjahre typischen Zuzugsstrom nach Berlin gekennzeichnet.
Die Zahl der Ehescheidungen betrug 1947 21 179 (1946: 24 998), deutlich mehr als vor dem Krieg (1937: 9 063). In der Skala der Todesursachen gab es ebenfalls Veränderungen. Zwar lagen 1947 weiterhin Krankheiten der Kreislauforgane mit einem Anteil von 20 % (13 178) vorn, jedoch mit 14 % (9 238) folgte schon die Gruppe der übertragbaren Krankheiten, allen voran Tuberkulose der Atmungsorgane (6 528), ferner folgten mit reichlich 11 % (7 340) Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane, mit 10 % (6 554) Krebs und andere Gewächse. Krankheiten der Verdauungsorgane machten 7 % (4 656) der Todesursachen aus, Der Zuzugsüberschuss belief sich auf 95 362 Personen bei 165 138 Zuzügen und 69 776 Fortzügen; 1946 lag der Zuzugsüberschuss bei 199 625 bei 288 045 Zuzügen und 88 420 Fortzügen. 1947 kehrten 43 071 Kriegsgefangene nach Berlin zurück (1946: 111 152; 1948: 40 580; 1949: 22 275). Die Zahl der in Berliner Wohnungen polizeilich gemeldeten Ausländer betrug Ende 1947 26 186; Ende 1946 waren es 26 400 (1937: 104 402; 1938: 91 016). Am 1. September 1944 wurden 310 900 »Ausländer in Berlin« registriert, »in der überwiegenden Mehrzahl ausländische Zivilarbeiter und -angestellte«, d. h. Zwangsarbeiter.
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Außerordentlich schwierig gestaltete sich die Wohnungssituation. Gab es in Berlin vor Beginn des Luftkrieges am 1. Januar 1943 noch 1 562 641 benutzbare Wohnungen (5 185 000 benutzbare Wohnräume), so hatte sich die Zahl der Wohnungen um etwa ein Drittel (13. April 1946: 1 061 846) und die der Wohnräume um 39,3 % (13. April 1946: 2 037 074) verringert.
     Über die katastrophale Ernährungssituation nach dem Krieg vermittelt die offizielle Statistik kein Bild. Die statistischen Angaben über den Verbrauch an Nahrungs- und Genussmitteln sowie Brennstoffen enden faktisch mit dem Jahr 1940. Weder die vom Statistischen Amt der Stadt Berlin 1947 veröffentlichten Daten (bis 1945) noch die vom Hauptamt Statistik und Wahlen des Magistrats für 1946/47 und 1948/49 mitgeteilten Zahlen enthalten Angaben zum Lebensmittelverbrauch für das Jahr 1947. Aussagen etwa über die Zuteilung von Lebensmittelkarten, Ernährungskosten nach Verbrauchergruppen, Schlachtungen auf den städtischen Schlachthöfen usw. lassen keinen Vergleich mit früheren Verbraucherzahlen zu.

Städtische Infrastruktur zwischen Trümmern und Wiederaufbau

Bombenangriffe und Endkampf um Berlin fügten der städtischen Infrastruktur schwerste Schäden zu. Aber schon unmittelbar nach Kriegsende hatte der Wiederaufbau begonnen. Schon im Mai 1945 waren Strom- und Gasversorgung wieder aufgenommen worden.

Am 20. Mai erfolgte die Wiederinbetriebnahme der ersten Straßenbahnlinien in Tegel und Treptow, am 6. Juni fuhren wieder S-Bahnen auf der ersten in Betrieb genommenen Strecke Wannsee- Schöneberg. Ein zunächst beschränkter Postverkehr innerhalb Berlins und der sowjetischen Besatzungszone war am 2. August wieder in Gang gesetzt worden, am 8. Oktober war der Telegrammverkehr innerhalb Berlins wieder möglich.
     1947 beförderten die Berliner Verkehrs- Betriebe (BVG) wieder 1 125,782 Mill. Fahrgäste (1937: 1 528,9 Mill.) im öffentlichen Nahverkehr - von Mai bis Dezember 1945 waren es erst 338,014 Mill., 1946 schon 1 035,208 Mill. 1947 wurden 731 Mill. Personen mit der Straßenbahn, 372 Mill. mit der U-Bahn und 21 Mill. mit dem Omnibus befördert. 1947 betrieb die Straßenbahn 52 Linien mit einer Streckenlänge von 388,2 km mit 1 807 Haltestellen, 16 Straßenbahnhöfe, 16 Betriebswerkstätten und hatte einen Bestand von 1 249 Triebwagen und 1 063 Beiwagen; die U-Bahn betrieb 5 Linien mit einer Streckenlänge von 75,9 km, 5 Betriebsbahnhöfe, 5 Betriebswerkstätten und hatte einen Bestand von 444 Triebwagen und 385 Beiwagen; der Omnibus- Verkehr (ohne den des amerikanischen Sektors) betrieb 7 Linien mit einer Streckenlänge von 36,3 km und 112 Haltestellen, 3 Betriebsbahnhöfe, 4 Betriebswerkstätten und hatte einen Bestand von 536 Triebwagen und 2 Beiwagen.
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Ende 1947 waren bei der BVG 19 211 Personen beschäftigt, davon 11 116 als Verkehrspersonal, (u. a. 3 016 Fahrer und 677 Fahrscheinausgeber(innen), 5 615 als technisches Personal und 2 480 als Verwaltungspersonal. Ein Einzelfahrschein ohne Umsteigeberechtigung kostete einheitlich bei Straßenbahn, U-Bahn und Omnibus 0,20 RM. Der Tarif der Preisstufe 1 (innerhalb der Stadt- und Ringbahn) bei der S-Bahn belief sich für die Einzelkarte ebenfalls auf 0,20 RM, bei der Preisstufe 8 auf 1,30 RM.
     Der Autoverkehr auf den Straßen Berlins hatte durch den Krieg schwer gelitten. Auf den von Mai 1945 bis 1947 instand gesetzten Straßen mit einer Fläche von 2,028 Mill. m2 (= 202,8 ha) verkehrten im Juni 1947 wieder 32 297 Kraftfahrzeuge und 2 166 Motorräder (Juni 1938: 153 493 Kfz und 61 086 Motorräder; Juni 1946: 19 916 Kfz und 874 Motorräder). Unter den Kraftfahrzeugen waren im Juni 1947 nur 9 530 Personenkraftwagen (Juni 1938: 112 918) und 16 107 Lastkraftwagen (Juni 1938: 36 052). 1947 (Juni) wurden 21 272 Kfz mit Benzin angetrieben (= 65,9 %), 3 453 mit Gas (= 10,7 %), 2 539 mit Diesel (= 7,8 %), 2 490 mit Holz (= 7,7 %), 1 180 mit Elektrizität (= 3,7 %) und 863 mit Kohle (= 2,7 %). Am 1. August 1947 waren in Berlin wieder 109 Tankstellen in Betrieb (1. Juli 1938: 1 909; 1. August 1945: 25). 1947 wurden 6 324 Unfälle im Straßenverkehr registriert (1938: 31 767);
3 102 dieser Unfälle gingen auf das Konto von Fahrzeugzusammenstößen (1938: 20 804). Ende 1947 waren in Berlin 483 städtische Brücken erfasst, einschließlich von Brücken mit einer Stützweite von weniger als 10 m. Im Mai 1945 waren von den durch das Brückenbauamt zu betreuenden wichtigsten 220 Brücken 127 zerstört oder schwer beschädigt.
     Im Postverkehr wurden 1947 von den 82 Postämtern und Amtsstellen (1937: 311) u. a. 444 Mill. aufgegebene (298 Mill. angekommene) Briefe und Postkarten (1937: 917 Mill.), 6,0 Mill. aufgegebene Pakete (1937: 30,6 Mill.) und 3,6 Mill. aufgegebene (2,5 Mill. angekommene) Päckchen sowie 248,7 Mill. Zeitungen (1938: 572,8 Mill.) befördert. 36 Fernsprechvermittlungsstellen (1938: 79) übermittelten 1947 5,4 Mill. aufgegebene Telegramme (1938: 2,5 Mill.). Ende 1947 gab es 3 042 funktionierende Briefkästen (1937: 4 755). Die Zahl der genehmigten Rundfunkteilnehmer betrug am 1. Oktober 1947 714 884 (1. April 1938: 1 041 723); damit kamen auf eine Genehmigung 4,5 Einwohner (1938: 4,2). Auch Wasserversorgung und Stadtentwässerung leisteten 1947 wieder Beachtliches. Im September 1945 waren die Charlottenburger Wasser- und Industriewerke A.G. von den Berliner Wasserwerken übernommen worden. Deren Reinwasserförderung belief sich 1947 auf 234,4 Mill. m3 (1938 waren es bei den Berliner Wasserwerken 174 Mill. m3).
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Das Leitungsnetz der Stadtentwässerung umfasste 1947 5 728 km (1938: 5 587), an das 100 968 Grundstücke (1938: 121 260) angeschlossen waren. Die 61 Haupt- und 26 Überpumpwerke beförderten 1947 206 (1937 253) Mill. m3 Abwässer. Die Gaserzeugung Berlins belief sich 1947 auf 397,2 (1938: 465,2; 1946: 329,7) Mill. m3 Gas. Der Stromverkauf der Berliner Kraft- und Licht A.-G. (Bewag) betrug 1947 insgesamt 1,014 018 Mrd. (1938: 1,788 800; 1946: 1,105 220) kWh. Von der 1947 gelieferten Strommenge der Bewag entfielen 52,4 % auf Niederspannungsabnehmer, 33,5 % auf Hochspannungsabnehmer und 14,1 % auf Bahnen. Für die Stromerzeugung benötigte 1947 die Bewag 823 616 t Kohle (1946: 615 481 t). Die Feuerwehr verfügte 1947 über 31 Wachen der Berufsfeuerwehr (1937: 37) und 50 Wachen der Freiwilligen Feuerwehr (1937: 54). Ende 1947 waren bei der Berufsfeuerwehr 1 326 Personen (1937: 1 883) angestellt, die Freiwillige Feuerwehr zählte 826 Mitarbeiter, davon 95 hauptamtlich Angestellte. Der Fahrzeugpark der Feuerwehren umfasste Ende 1947 228 (1937: 381) Fahrzeuge. 1947 wurden die Feuerwehren insgesamt zum Einsatz bei 3 237 Bränden und Explosionen gerufen (1938: 3 217); darunter waren 510 Großfeuer (1938: 229), 762 Mittelfeuer (1938: 519), 1 864 Kleinfeuer (1938: 2 281). Es gab 1947 jedoch auch 300 (1938: 650) mal »blinden Alarm« und 1 578 (1938: 324) mal »böswilligen Alarm«. Rund 93 000 lernten an Berufs- und Fachschulen

Vor den Bildungseinrichtungen der Nachkriegsjahre stand die schwierige Aufgabe, den nationalsozialistischen Ungeist aus den Köpfen, Schulzimmern und Hörsälen zu verbannen. Am 1. Oktober 1947 besuchten 332 129 (1938: 251 080) Schüler(innen) in 8 221 Klassen (1938: 6 045) 446 (1938: 499) Volksschulen. Hinzu kamen 7 893 Schüler(innen) in 46 Hilfs- und Sonderschulen, 15 627 Schüler(innen) an 35 Mittelschulen, 45 446 Schüler(innen) in 92 Oberschulen (Höheren Schulen) und 93 164 Lernende in 79 Berufs- und Fachschulen. Zu jenem Zeitpunkt wirkten an den Volksschulen 8 187 Lehrkräfte (davon 3 212 ordentliche Lehrer), an den Hilfs- und Sonderschulen 320 Lehrkräfte (257 ordentliche Lehrer), an den Mittelschulen 536 Lehrkräfte (406 ordentliche Lehrer), an den Oberschulen (Höheren Schulen) 1 894 Lehrkräfte (1 652 ordentliche Lehrer) und an den Berufs- und Fachschulen 1 432 Lehrkräfte (900 ordentliche Lehrer). Die Berliner Universität wurde am 29. Januar 1946 wiedereröffnet, die Universitätsbibliothek am 22. März 1946 und die Technische Universität im Bezirk Charlottenburg am 9. April 1946. Am 14. Oktober 1946 erfolgte die Umgestaltung der Wirtschafts- Hochschule Berlin in eine Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Berlin.

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An den Berliner Volkshochschulen studierten 1947 45 692 Hörer in 1 682 Kursen bei 962 Lehrern im 1. Trimester, 27 816 Hörer in 1 233 Kursen bei 713 Lehrern im 2. Trimester und 24 234 Hörer in 1 265 Kursen bei 799 Lehrern im 3. Trimester.
     Für Bildung und Unterhaltung sorgten 1947 ferner 80 Volksbüchereien (1937: 112) mit einem Gesamtbestand von 574 812 Bänden (1937: 866 765) und 81 088 eingetragenen Lesern (1937: 96 020) sowie 8 städtische Theater mit 9 150 Plätzen, die in der Spielzeit 1946/47 von 2,311 Mill. Zuschauern (ohne die erst am 23. 12. 1947 eröffnete Komische Oper) besucht wurden. Hinzu kamen (per Stand 1. April 1947) 219 Lichtspieltheater (1937: 407) mit 90 770 Plätzen (1937: 204 630). 1948 lebten in Berlin insgesamt 7 392 freischaffende Künstler, darunter 2 205 Maler, 1 099 Graphiker, 517 Fachschriftsteller und 922 sonstige Schriftsteller, 604 Architekten, 548 Kunstgewerbler, 436 Bildhauer, 335 Journalisten, 281 konzertierende Musiker und 165 Komponisten, 36 Restauratoren und 17 Goldschmiede.
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Besonders das Berliner Gesundheits- und Sozialwesen trug die schwere Bürde des Krieges. In den 171 Berliner Krankenanstalten lag die Zahl der Krankenbetten (ohne Notbetten) am 31. Dezember 1947 bei 46 007, von denen durchschnittlich 39 568 belegt waren. Davon entfielen auf die 52 städtischen Krankenanstalten 28 431 mit einer durchschnittlichen Belegung von 23 632, auf die 9 ehemals staatlichen Krankenanstalten (darunter die Charité, das Universitätsklinikum und die Polizei- Krankenanstalten) 2 844 Betten (durchschnittliche Belegung: 2 388), die 57 gemeinnützigen Krankenanstalten 9 978 Betten (durchschnittliche Belegung: 9 470), die 45 privaten Krankenanstalten 2 000 Betten (durchschnittliche Belegung: 1 700) sowie auf die 8 Heil- und Pflegeanstalten 2 754 Betten (durchschnittliche Belegung: 2 378). Am 1. Oktober 1947 praktizierten in Groß-Berlin 4 134 Ärzte (Anfang 1938: 6 055), so dass damit auf 10 000 Einwohner wieder 12,7 (1938: 14,3) Ärzte entfielen. Hinzu kamen 869 Zahnärzte (1938: 1 596), 1 423 Dentisten (1938: 2 657), 485 Hebammen (1937: 777) sowie 660 Fürsorger(innen) und 16 741 Krankenschwestern und andere Pflege- und Heilpersonen. Am 1. Oktober 1947 wurden 171 praktizierende Tierärzte (1938: 418) und 1 398 Apotheken (1938: 984) gezählt. Eine umfangreiche Arbeit hatten 1947 die Sozialämter zu bewältigen. Im Dezember 1947 lebten in Berlin 84 825 Hauptunterstützte und 149 586 Unterstützungsempfänger insgesamt; im Januar 1946 waren es sogar 261 951 bzw. 498 674 (letzteres entsprach 15,6 % der damaligen Wohnbevölkerung). Die Zahl der von den Sozialämtern betreuten Jugendlichen betrug Ende 1947 3 120. Zur gleichen Zeit gab es in Berlin 19 137 Pflegekinder und 6 709 hilfsbedürftige Minderjährige, 726 Kindertagesstätten mit einer Belegung von 27 038 Kindern sowie 146 Heime der Jugendfürsorge mit 7 240 Kindern. Ende Dezember 1947 zählte man 318 248 Rentenempfänger der Versicherungsanstalt Berlin, davon 175 608 Versichertenrenten, 84 777 Witwenrenten und 57 863 Einzelwaisenrenten. Ende 1947 waren 141 Altersheime und 23 Spezialheime (darunter Durchgangsheime, Arbeitshäuser usw.) mit 6 384 bzw. 2 242 Personen belegt. Die Zahl der registrierten Schwerbeschädigten betrug 117 462, darunter 39 705 (= 33,8 %) im Zweiten Weltkrieg Versehrte. Zahlreiche Anstalten für Altersschwache und Sieche (städtische, gemeinnützige und private) umfassten 1947 einen Bettenbestand von 4 470. Im Winter 1946/47 gab es 371 Wärmestuben mit einer täglichen Besucherzahl von rund 32 000.
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Unter den gemeldeten übertragbaren Krankheiten lag per Stand Dezember 1947 Tuberkulose mit 26 788 Fällen an der Spitze (1938: 10 363), gefolgt von Gonorrhoe (18 386), Syphilis (8 860), Diphtherie (7 871), Kinderlähmung (2 462), Ruhr (1 831), Scharlach (1 734) und Typhus (1 048). Die Tuberkulosefürsorgestellen betreuten 1947 20 979 Fälle ansteckender und 46 964 Fälle nicht ansteckender Tuberkulose der Atmungsorgane. 91 (1938: 99) Säuglings- und Kleinkinderfürsorgestellen, in denen 28 Ärzte hauptamtlich und 47 nebenamtlich tätig waren, betreuten 1947 14 637 (1938: 40 117) erstmals vorgestellte Säuglinge und 182 407 (1938: 10 159) Kleinkinder.
     Schließlich vermitteln auch die statistischen Angaben zum hohen Ausmaß der Kriminalität ein anschauliches Bild vom Nachkriegs- Berlin. 1947 wurden wegen Verbrechen und Vergehen insgesamt 33 334 Personen verurteilt (1937: 30 501; 1946: 22 852). Davon waren 19 576 männliche Erwachsene (= 58,7 %), 9 788 weibliche Erwachsene (= 29,4 %) sowie 3 350 männliche Jugendliche (= 10 %) und 620 weibliche Jugendliche (= 1,9 %). Die Straffälligen wurden u. a. wegen folgender Delikte verurteilt: 23 wegen Mord, 28 wegen Abtreibung, 227 wegen Raub und Erpressung, 195 wegen Sittlichkeitsdelikten, 296 wegen Körperverletzung, 167 wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, 18 689 wegen Diebstahls und Unterschlagung.
Von den Erwachsenen wurden verurteilt: 8 zum Tode, 237 zu Zuchthaus, 13 888 zu Gefängnis, 26 zu Haft, 15 131 zu Geldstrafen und 135 zu so genannten Nebenstrafen (Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte oder Stellung unter Polizeiaufsicht).
     Die Zahl der Polizeikräfte belief sich per 30. September 1947 auf 13 623 (1937: 13 858). Davon gehörten 10 878 zur Schutzpolizei, 1 538 zur Kriminalpolizei und 1 207 zur Verwaltungspolizei. Übrigens: 1947 gingen bei der Polizei 393 Anzeigen über Rauschgiftvergehen und 9 715 über Schwarzhandel ein…

Quellen:
     Berlin in Zahlen 1945 (Taschenbuch), hrsg. v. Statistischen Amt der Stadt Berlin, Berlin 1947; Berlin in Zahlen 1946/47, hrsg. v. Hauptamt für Statistik und Wahlen des Magistrats von Groß-Berlin, Berlin 1949; ebenda 1948/49, Berlin o. J.; Berlin in Zahlen 1950 (Taschenbuch), hrsg. v. Hauptamt für Statistik und Wahlen von Groß-Berlin, Berlin- Wilmersdorf 1950; Statistisches Jahrbuch 1999, hrsg. v. Statistischen Landesamt Berlin, Berlin 1999

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 12/2000
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