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PATENTSCHRIFT NR. 103617
LAURA ROSENBERG geb. SACHS IN BRESLAU

Verfahren zur Herstellung von nicht vollständig auf der Stoffunterlage aufliegenden Soutachearbeiten
Patentiert im Deutschen Reiche vom 27. November 1898 ab
 
Spätestens im November beschäftigt viele die Frage, womit kann man seinen Lieben zu Weihnachten eine Freude machen. Meist sind es die kleinen, liebevoll gebastelten oder handgearbeiteten Dinge, die erfreuen. Vielleicht kann die folgende Erfindung von vor 100 Jahren als Anregung dienen?

Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Soutachearbeiten, welche nicht mit allen ihren Theilen auf der Stoffunterlage dicht aufliegen, sondern welche lose Theile besitzen, die sich von der Stoffunterlage abheben lassen.

Das vorliegende Verfahren kann auf jeder gewöhnlichen Nähmaschine ausgeübt werden. Die beiliegende Zeichnung dient zur Veranschaulichung des vorliegenden Verfahrens, und zwar ist in Fig. 1 derselben ein Gebilde dargestellt, bestehend aus einem Schmetterling und einer Blume. Die Flügel des Schmetterlings sind beweglich, liegen also nicht fest auf der Stoffunterlage auf. Ebenso lassen sich Blüthen und die Blätter der Blume vom Stoff abheben, während der Stengel derselben fest aufgenäht ist. In Fig. 2 ist eine Rosette dargestellt, welche ebenfalls nach dem vorliegenden Verfahren hergestellt ist.
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Der mittlere Theil b der Rosette ist vollständig auf die Stoffunterlage aufgenäht, während die äußeren Theile der Rosette, die zahlreichen Schlingen c, lose auf der Unterlage liegen. d ist die Stoffunterlage. Fig. 3 veranschaulicht im Besonderen das vorliegende Verfahren. Die in dieser Figur dargestellte Bordüre ist folgendermaßen hergestellt:
     Man verwendet zur Herstellung der Bordüre ein fortlaufendes Band e. Die Legung des Bandes ist auf der Stoffunterlage vorgerissen, und man benäht nunmehr diese vorgerissene Zeichnung mit dem Band e vermittelst einer gewöhnlichen Näh- oder Stickmaschine. Zum Aufnähen verwendet man jedoch einen besonders präparirten Faden f, und zwar ist derselbe mit Chemikalien derart behandelt, dass er später durch Wärmeeinwirkung, etwa durch Ueberplätten mit einem heißen Eisen, zerstört werden kann. Nachdem auf diese Weise die ganze Zeichnung benäht ist, werden diejenigen Theile der Bordüre bezw. des Gebildes, welche auf der Stoffunterlage fest aufliegen sollen, mit Hülfe eines gewöhnlichen, nicht präparirten Fadens g noch einmal aufgenäht, so dass, wenn nachher die Zerstörung des präparirten Fadens stattfindet, diejenigen Gebilde, welche auf der Stoffunterlage bleiben sollen, trotz der Zerstörung des präparirten Fadens durch den gewöhnlichen Nähfaden auf der Stoffunterlage festgehalten werden.
Man kann beispielsweise den zerstörbaren Faden in Salzsäure tränken, sodass derselbe, wenn auf der Rückseite die Stoffunterlage mit einem heißen Eisen gebügelt wird, verascht und die beweglichen Theile des Gebildes freigiebt. Schließlich werden mit Hülfe einer Bürste die Rückstände des zerstörten Fadens aus dem Gebilde entfernt.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 11/2000
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