216 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
KALENDER 1933-1945 1 9 3 3 30. Januar |
23. Februar Im Sportpalast findet die letzte legale Kundgebung der KPD statt. Vor 15 000 Berlinern rief Wilhelm Pieck zur Einheitsfront gegen Faschismus auf. 27. Februar Um 21.14 Uhr wird in der Wache »Stettin« Feuer im Reichstag gemeldet. Gegen 21.30 Uhr wurde die Feuerwehr gerufen. In der Nacht werden nach vorbereiteten Listen Kommunisten, Gewerkschafter und Intellektuelle verhaftet und in Gefängnisse sowie in Konzentrationslager der SA und SS eingeliefert, viele von ihnen gefoltert und ermordet. 6. März In Moabit beginnt der Prozeß gegen die Autoschieberbande des Georg Rindfleisch. Die achtköpfige Bande wurde verdächtigt, 200 Autos gestohlen zu haben. 7. März Letztmalig erscheint »Die Weltbühne« (Verlag: Kantstraße 152). 1946 wurde sie in Ost-Berlin wiedergegründet. 8. März Das Karl- Liebknecht Haus wird von der SA in Besitz genommen. Auch die neue Abteilung der Politischen Polizei zur Bekämpfung des Bolschewismus nimmt dort ihre Tätigkeit auf. |
12. März Bei den Wahlen zur Stadtverordneten- Versammlung erhalten die NSDAP 38,2 %, SPD 22%, KPD 19,5% und Zentrum 4,7%. 13. März Reichspräsident Hindenburg ernennt Gauleiter Goebbels zum Minister für Volksaufklärung und Propaganda. 29. März Verbot von Fritz Langs Ufa-Film »Das Testament des Dr. Mabuse«. 29. März Die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeit stellt Berlin 22 486 900 Mark für den Verkehrsbau zur Verfügung.
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217 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
1. April Es finden erste Boykotte jüdischer Geschäfte, Cafés, Anwaltskanzleien und Arztpraxen statt. SA besetzt Universität, Staatsbibliothek, Institute und Kliniken. 2. April Siemens stellt im Wernerwerk- Turm einen »Optischen Raumschutz« mit unsichtbaren Strahlen vor. 3. April In Berlin beginnt die erste Reichstagung der »Glaubensgemeinschaft Deutsche Christen«, die u. a. den »Arier- Paragraphen« im kirchlichen Bereich fordert. 7. April Der Schutzverband deutscher Schriftsteller schließt u.a. Anna Seghers, Ernst Toller, Ludwig Renn und Arnold Zweig aus. 8. April Rudolf Heß, Stellvertreter Hitlers, verbietet Mitgliedern der NSDAP, SA und SS Eingriffe in Unternehmen und Banken. 26. April Der »Verein Deutscher Ingenieure« (VDI) gründet einen Hauptausschuss für wissenschaftliche Arbeiten als Dienst an den »Zielen der nationalen Bewegung« 9. Mai Eine Gruppe von Pfarrern übergibt im Hotel Adlon der Presse den »Aufruf der Jugendreformatorischen Bewegung zum Neubau der Kirche«. Zu ihr gehörte auch Martin Niemöller. 10. Mai Auf dem Opernplatz werden Bücher verbrannt. Der Philosoph Bäumler hält an der Universität die Antrittsvorlesung »Wider den undeutschen Geist«. |
11. Mai 14 Berliner Zweigstellen der Kaufhauskette Epa schließen. Angestellte streikten »aus Protest gegen die jüdischen Mitglieder des Vorstandes«. 15. Mai Der Bahnhof Stralau- Rummelsburg wird in »Ostkreuz« umbenannt. 16. Mai Nach der ersten Verbotsliste »Schöne Literatur« im »Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel« waren u. a. Feuchtwanger, Kerr, H. Mann, Remarque, Tucholsky und Zweig »auszumerzen«. 16. Mai Max Planck, Präsident der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft, hat Audienz bei Hitler. 17. Mai Die große Edvard-Munch- Ausstellung im Kronprinzenpalais wird eröffnet. 20. Mai Ernst Henne fährt 199,162 km/h Rekord mit einer 750er BMW (Avus). 28. Juni Der am 27. April ernannte »Beauftragte des Führers für Fragen der Evangelischen Kirche«, Ludwig Müller, lässt das Kirchenbundesamt in der Marchstraße von SS besetzen. Er wird Ende September in Wittenberg von der Synode der Evangelischen Kirche zum Reichsbischof gewählt. 3. Juli In der Nacht schreiben Antifaschisten mit weißer Ölfarbe »Hitlerschande« an die Mauer des Wasserturmgeländes Belforter/ Diedenhofer Straße. |
6. Juli Der Berufsboxer Max Schmeling und die tschechoslowakische Filmschauspielerin Anny Ondra heiraten in Charlottenburg. 1. August Der Ingenieur Eduard Schüller (AEG) arbeitet an einem Tonspeichergerät. Im Dezember meldet er den »Magnetisierungskopf für Längsmagnetisierung von Magnetogramm Trägern« (Magnetophon) zum Patent an. 18. August Am ersten Tag der Funkausstellung wurden 100 000 »Volksempfänger« BE 301 verkauft. 26. August Mit dem Massenkircheneintritt von SA-Männern werden in Pankows Alter Kirche und in der Hoffnungskirche 147 Ehepaare nachträglich kirchlich getraut. 6. September Im Hospiz St. Michael (Wilhelmstraße 34) konstituiert sich um Martin Niemöller und Studentenpfarrer Dietrich Bonhoeffer der Pfarrernotbund. 11. September Der Film »Hitlerjunge Quex« wird uraufgeführt. 19. September Bei Orenstein & Koppel (Spandau) wird eine Luftschutzübung abgehalten. 9. Oktober Zehntausende beobachten kurz nach 19 Uhr, wie aus dem Sternbild Drachen ein gewaltiger Feuerregen sprüht, laut Sternwarte Treptow 30 bis 50 Sternschnuppen pro Minute. |
218 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
14. Oktober An der Technischen Hochschule wird die Fakultät für Allgemeine Technologie ab 4. September 1935 »Wehrtechnische Fakultät« gegründet. 16. Oktober Der Lunapark in Halensee meldet Konkurs an. 16. Oktober Der Telexverkehr Berlin - Hamburg startet mit 19 privaten Teilnehmern. 20. Oktober In Pankow, Wollankstraße 126, wird ein Muster- Luftschutzkeller »festlich« eingeweiht. 20. Oktober In Martin Niemöllers Dahlemer Pfarrhaus, Cecilienstraße (Pacelliallee 61), treffen sich 37 Vertrauensleute aus 18 Landeskirchen . 22. Oktober An einer »Parade des Berliner Handwerks« beteiligten sich 100 000 Handwerker in einem zehn Kilometer langen Umzug. 1. November Die S-Bahn- Monatskarte kostete sofort statt 13,50 Mark nur zwölf Mark. 15. November In der Philharmonie wird die Reichskulturkammer (Präsident: Goebbels) gegründet. 16. November Mitarbeiter des Märkischen Museums entdecken in Spandau zehn frühgermanische Gräber. |
24. November Die Gestapo teilt mit, dass sie insgesamt 2300 kommunistische Funktionäre verhaftet und etwa 25 000 Zentner illegale Druckschriften beschlagnahmt habe. 24. November Der Staatstheaterschauspieler Hans Otto stirbt unter Gestapo- Folter. Er war der erste deutsche Künstler, den die Nationalsozialisten ermordeten. 1. Dezember Im Ufa- Palast am Zoo hat Leni Riefenstahls Film »Der Sieg des Glaubens« über den Nürnberger Reichsparteitag Welturaufführung (Kamera: Sepp Allgeier). 8. Dezember Der Preußische Ministerpräsident Göring weist an, vor Weihnachten 5 000 »Schutzhäftlinge« aus den KZ zu entlassen. 14. Dezember In der Innenstadt herrschten 17°C. Eisdicke: 20 cm. 16. Dezember 1 656 Räder stellt die Schupo bei einer Razzia sicher, vor allem wegen fehlender Lampen. 27. Dezember Für Silvester kommen zehn Millionen Pfannkuchen in den Handel. 1 9 3 4 1. Januar |
10. Januar Im Lichtenberger Rathaus wird eine »Arbeitsgemeinschaft für das Heimatarchiv« eröffnet. 25. Januar Pastor Martin Niemöller wird von Hitler zu einem Gespräch empfangen, das mit scharfen Auseinandersetzungen endet. Niemöller wurde danach in der Presse als Staatsfeind verfemt. 1. Februar Das Bezirksamt Kreuzberg eröffnet Kurse für erwerbslose Jugendliche im Alter von 14 - 25 Jahren. 3. Februar Mit einer dreimotorigen Ju 52, einer Heinkel und einer Dornier- Maschine nimmt die Lufthansa den Flugpostdienst nach Südamerika auf. 5. März Das »Erbgesundheitsgericht« tagt erstmals. Am ersten Tag wurden drei Sterilisationen angeordnet. 8. März Hitler kündigte bei der Internationalen Automobil und Motorradausstellung einen »billigen Volkswagen für Millionen« an. 22. März Der »Reichsausschuss für Volksgesundheit« eröffnet am Lehrter Bahnhof eine Ausstellung »Erbgesund - erbkrank«. In Fotos wurden »gesunde Familien« angeblich »minderwertigem Menschenmaterial« aus Pflegeheimen gegenübergestellt. |
219 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
1. April Für die Entwicklung des Fernsehens wird die 180-Zeilen- Norm bei 25 Bildwechseln pro Sekunde eingeführt. 3. Juli Der Reichstag verabschiedet das »Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr«, wodurch nachträglich die am 30. Juni und 1. Juli durchgeführten Morde an SA-Leuten, darunter Stabschef Ernst Röhm, und konservativen und christlichen Gegnern des NS- Regimes, legalisiert werden. 19. Juli Mit 33°C im Schatten erlebt Berlin einen Hitzerekord. Es waren Tote durch Hitzschlag zu beklagen. 20. Juli Es wird eine Bewahrungsanstalt eröffnet. Sie gliederte sich in »Arbeitshaus« und »Bewahrungshaus« für Bettler, Landstreicher und Dirnen. 5. August Ein Denkmal für die 2 989 im Ersten Weltkrieg gefallenen Siemens- Betriebsangehörigen wird in der Nonnendamm- Allee eingeweiht. 26 August In der Funkausstellung explodiert während der Goebbelsrede eine Flugblattbombe. Die 500 Flugblätter trugen die Aufschrift »Hört die Stimme der Wahrheit, schaltet Radio Moskau ein«. 30. September Der schöne Herbstsonntag führt zu einem starken Ausflugsverkehr. Die S-Bahn beförderte 1,317 Millionen Fahrgäste, die BVG 2,385 Millionen. |
14. Oktober Für den ersten von sieben »Eintopfsonntagen« des Winterhilfswerkes sind nur drei Gerichte zugelassen: Löffelerbsen mit Einlage, Nudelsuppe mit Rindfleisch und Gemüsetopf mit Fleischeinlage. 5. November Innenminister Wilhelm Frick gibt bekannt, daß 28 »Volksschädlingen«, darunter Künstler wie Leonhard Frank, Alfred Kantorowicz, Klaus Mann, Erwin Piscator, Erich Weinert und Gustav von Wangenheim, die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt wird. 8. November Die Reichsführung SS verlegt ihren Sitz von München nach Berlin in das »Hotel Prinz Albrecht« (Kreuzberg). 21. November Im Sportpalast findet zu Ehren des hl. Bruders Konrad von Parzham ein Fest der Berliner Katholiken statt. Dabei begrüßte die Geistlichkeit die Gläubigen mit erhobenem Arm. Fahnen, Uniformen, Aufmärsche in Kolonnen ähnelten denen der NSDAP. 8. Dezember An der Sammelaktion für die Winterhilfe am »Tag der Solidarität« beteiligen sich auch Leni Riefenstahl, Max Schmeling und Heinrich George. |
Bischof Bares und Prälat Steinmann mit dem neuen Segensgruß.
1 9 3 5 3. Januar |
220 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
19. Februar Die Berlinerinnen Benita von Falkenhayn und Renate von Natzmer, die am 16. Februar wegen Verrats militärischer Geheimnisse zum Tode verurteilt wurden, werden hingerichtet. 5. März Die Geheime Staatspolizei beschlagnahmt auf einer Kunstauktion von Max Perl, Unter den Linden, Werke mit angeblich typisch bolschewistischen Darstellungen pornographischen Charakters. 11. März Das Deutsche Nachrichtenbüro teilt mit, daß der preußische Ministerpräsident Hermann Göring am 10. April 1935 die Staatsschauspielerin Emmy Sonnemann heiraten wird. 12. März Um 9.00 Uhr wird der Funk- Fernsprechverkehr mit Tokio eröffnet. Die Presse feierte diesen Tag als »Großtat deutsch- japanischer Freundschaft«. 12. März Im Ufa-Palast wird der 100. Film von und mit dem Schauspieler und Regisseur Harry Piel, »Artisten«, uraufgeführt. 17. März Zur »Heldengedenkfeier« veranstaltet die NSDAP- Führung eine gewaltige Truppenparade am Lustgarten. 22. März Der Rota-Film »Hundert Tage« nach dem Schauspiel von Benito Mussolini (G. Forzano) hat im Capitol Berliner Erstaufführung. Die Hauptrollen verkörperten Werner Krauß und Gustaf Gründgens. |
31. März In Nowawes beginn die erste »Braune Messe - Deutsche Woche«. Dabei wird verkündet, daß die »größte Arbeiterstadt im Kreise Teltow« einen deutschen Namen erhält (Babelsberg). 10. April In der Aula der Universität wird des »Turnvaters Jahn« gedacht. HJ- Obergebietsführer Stellrecht bezeichnete ihn als Vorbild, weil er »die Jugend bereits zu Soldaten heranzog«. 11. Mai Die Kabaretts »Katakombe« und »Tingeltangel« werden geschlossen. Als Gründe wurden »jüdische Frechheiten« und die »meist staatsfeindliche Besucherschaft« angeführt. 17. Mai In Tempelhof werden aus einem Luft-Hansa- Flugzeug zwei Elchkälber aus Ostpreußen für die Ansiedelung in der Schorfheide entladen. 3. Juni Der Polizeipräsident Magnus von Levetzow gibt bekannt, daß die Musterung für die wiedereingeführte Allgemeine Wehrpflicht in Berlin vom 17. Juni bis 15. August 1935 stattfindet. 13. Juni Die Kodak- Fabrik in Köpenick präsentiert das bisher streng geheimgehaltene Kodak- Color- Verfahren. 3. Juli Die Wochenzeitung der SS »Das Schwarze Korps« veröffentlicht einen nach eigenen Angaben sensationellen Bildbericht vom »Judenbetrieb in gewissen Strandbädern des westlichen Berlins«. |
12. Juli Die Zeitschrift »Illustrierter Beobachter« bringt als erste deutsche Zeitung einen Bildbericht über die neuen deutschen Panzerwagen. 15. Juli Der Postrat Dr. Weiß meldet im Berliner Patentamt unter Nr. R93787XI/62c das Konzept eines Fernsehtorpedos an. 18. Juli Der Dompropst von St. Hedwig und frühere Bezirksverordnete in Charlottenburg, Bernhard Lichtenberg, übergibt dem Chef der Gestapo und dem preußischen Ministerpräsidenten Göring detaillierte Aufzeichnungen über Untaten und Morde im KZ Esterwegen. 1. August Der Reichsrundfunk beginnt mit der Olympia- Weltsendung. Der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin, hielt den Vortrag. 1. August Im Zoologischen Garten stirbt der Gorilla »Bobby«, Gewicht 262,5 kg, an einer Blinddarmentzündung. 31. August Das 19. und letzte Opfer des Tunneleinsturzes auf der Nord-Süd- Bahn beim Reichstag wird geborgen. Die Bergungstruppe musste in 14- tägigem Einsatz 8 000 Kubikmeter Erde und 180 Tonnen Stahlkonstruktionen beseitigen. 11. September Das Änderungsgesetz zum Reichswahlgesetz teilt Groß-Berlin in zwei Wahlkreise: Berlin-West und Berlin-Ost. Bisher gehörte Groß-Berlin zu drei Wahlkreisen. |
221 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
25. September 1 000 Paar Militärstiefel werden dem Wehrkreiskommando III, Berlin, übergeben. Sie waren ein Geschenk des deutschen Handwerks an Hitler zu dessen Geburtstag gewesen. 13. Oktober Auf der IntendantenTagung verkündet Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky das »endgültige Verbot des Niggerjazz für den gesamten deutschen Rundfunk«. 18. Oktober Die Reichsregierung beschließt das Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes. Gleichzeitig wurden Ehetauglichkeits- Zeugnisse eingeführt. 25. Oktober Der Polizeipräsident Graf von Helldorf warnt »Hilfsbedürftige und Personen, die versuchen wollen, in Berlin Arbeit zu erhalten« vor dem Zuzug . Die Stadt war zur Notstandsgemeinde und zum Sperrbezirk erklärt worden. 31. Oktober Auf dem Platz vor dem Reichstag wird das billigste Auto der Welt vorgestellt. Das dreirädrige Gefährt in Form einer Flugzeugkabine verbrauchte knapp drei Liter für 100 km und schaffte 115 km/h. |
31. 8. 1935 Opfersuche in der Nord-Süd- Tunnel- Baustelle. |
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1. Februar |
222 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
20. August Der Präsident des IOC, Henry Graf de Baillet Latour, richtet an Reichskanzler Adolf Hitler ein Schreiben mit dem Dank für die Unterstützung bei der Durchführung der Spiele in Berlin. 26. Oktober Das Reichssicherheitshauptamt ordnet an, daß bei Einweisungen in ein Konzentrationslager stets als Zeitangabe »bis auf weiteres« anzugeben ist, »um eine weitergehende abschreckende Wirkung zu erzielen«. 23. November Carl von Ossietzky wird nachträglich der Friedensnobelpreis 1935 verliehen. Ossietzky befand sich wegen der ihm in der KZ-Haft zugefügten Mißhandlungen im Krankenhaus. Die Annahme des Preises wurde von Hitler verboten. |
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5. Januar |
1. Mai In der Deutschen Oper werden die Träger des Nationalen Buch und Filmpreises 1937 verkündet: der SS- Sturmführer Friedrich Bethge für sein Schauspiel »Marsch der Veteranen« und Emil Jannings für seine Rolle im Film »Der Herrscher«. 23. Juni Im Zuge einer Verhaftungswelle gegen die Bekennende Kirche werden in Berlin über 120 Personen, unter ihnen Martin Niemöller und Gerhard Jacobi, inhaftiert. 15. August Am zweiten Tag der Festwoche zur 700-Jahr- Feier findet ein großer Festzug durch die mit Berliner und NS- Symbolen geschmückten Straßen statt. Es wirkten 4 500 Menschen in 1 700 historischen Gewändern mit. 1. Oktober Die Filmprüfstelle verbietet den Film »Die Drei von der Tankstelle«. 1 9 3 8 | ||
Zuletzt läutete eine Flak die Olympiaglocke |
1. Januar Die »Berliner Verkehrs- Aktiengesellschaft« (BVG) wird in einen stadteigenen Betrieb umgewandelt und heißt fortan »Berliner Verkehrs- Betriebe«. Die Kurzbezeichnung BVG blieb. 19. Februar In der Schau »Menschen - Tiere - Sensationen« (Deutschlandhalle) fliegt Hanna Reitsch mit dem Hubschrauber FW 61. 26. Februar Im Haus der Kunst, Königsplatz 4 (Platz der Republik) beginnt die NSDAP- Propagandaausstellung »Entartete Kunst«. |
223 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
1. April Ein Reichsgesetz tritt in Kraft, das die Berliner Verwaltungsbezirke neu gliedert. 20. April Die Olympia- Filme von Leni Riefenstahl werden im Ufa-Palast in Anwesenheit Hitlers uraufgeführt. 4. Mai Carl von Ossietzky, Friedensnobelpreisträger 1936, stirbt an den Folgen der KZ-Haft. 20. Juni Liselotte Herrmann wird als erste deutsche Antifaschistin in Plötzensee hingerichtet. 12. Juli Unter Nr. 736575 wird Werner Flechsig ein Patent für eine »Kathodenstrahlröhre zum Erzeugen mehrfarbiger Bilder auf einem Leuchtschirm« erteilt. Es gilt als Grundform der Dreistrahl Farbbildröhren. 13. August Die viermotorige Maschine vom »Typ Focke-Wulf FW 200 Condor« brauchte Nonstop von New York bis Berlin 19 Stunden und 55 Minuten. 5. Oktober Die Präsidenten des Gustav-Adolf- Vereins und des Evangelischen Bundes senden an Adolf Hitler ein Telegramm, in dem sie ihm in »unbeschreiblicher Freude« danken, daß er die sudetendeutschen Glaubensbrüder an die »Stunde der Freiheit« herangeführt hat. |
9. 11. 1938 Nach dem Pogrom: Die ausgebrannte Synagoge Fasanenstraße.
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20. Februar |
224 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
14. August Die »Reichspost Fernseh- GmbH« für Aufnahmedienst und Vorführung mit Großbildempfängern kommt in das Handelsregister. 23. August Aus dem Haus des Rundfunks wird eine Tarnmeldung verbreitet, die deutschen Schiffen auf See den Kriegsbeginn am 1. September ankündigt. 1. September Vor dem versammelten Reichstag, der seit dem Reichstagsbrand in der Krolloper tagte, gibt Hitler den Beginn des Krieges gegen Polen bekannt. 1. September Die BVG beginnt mit der Ausbildung von Frauen als Straßenbahn- Schaffnerinnen. 1. September Der Euthanasie- Erlass tritt in Kraft. Damit war die Ermordung von Geisteskranken juristisch gedeckt. 8. September Die Jungkommunisten Heinz Kapelle und Erich Ziegler verbreiten das Flugblatt »Ich rufe die Jugend der Welt!«, gedruckt bei Albin Zeh in der Schönhauser Allee 9a. 1.Oktober Im Großen Sendesaal des Hauses des Rundfunks beginnen wöchentliche Wunschkonzerte für die Wehrmacht. 28. Oktober SS- Reichsführer Heinrich Himmler erlässt den »Zeugungs- Befehl« an SS und Polizei. Er empfahl die Zeugung von Kindern auch ohne Ehe vor dem Einrücken ins Feld. |
5. November In der Nikolaikirche (Mitte) findet der letzte Gottesdienst statt. Sie wurde als Konzerthalle und Museum für kirchliche Altertümer umgebaut. 1 9 4 0 1. Januar |
9. Juni Die Fernsehzeitschrift »Die Sendung« gibt die Zuschauer des Fernsehsenders »Paul Nipkow, Berlin« für April mit 16 908 an. 18. Juli Nach der Kapitulation Frankreichs am 22. Juni veranstaltet das NS-Regime Siegesfeiern. Truppen zogen unter Glockengeläute durch das Brandenburger Tor und wurden von der Bevölkerung begeistert begrüßt. 29. August In der Nacht zum 29. August dringen britische Bomber in den Luftraum der Reichshauptstadt ein. Nahe dem Kottbuser Tor wurden die ersten zwölf Berliner durch Bomben getötet. 28. Oktober Manfred von Ardenne und Dr. H. E. Hollmann reichen an Göring einen Vorschlag zur Entwicklung und zum Bau eines Panorama Radargerätes mit rotierendem Zentimeter- Richtstrahler und Polarkoordinaten- Röhre zur Abwehr von Luftangriffen ein. 19. Dezember Der Berliner Pfarrer Heinrich Grüber, führender Kopf des kirchlichen Widerstandes, wird in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. 1942 kam er ins KZ Dachau, aus dem man ihn 1943 schwerkrank entließ. |
225 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
1 9 4 1
26. Februar |
1 9 4 2
11. Januar |
4. Juni Im Harnack- Haus (Dahlem) treffen sich auf Einladung des Reichsministers Alfred Speer Kernphysiker mit Vertretern der Reichsführung und des Militärs. 6. Juni In Berlin beginnen die sogenannten Alterstransporte zum Ghetto Theresienstadt. In 117 solcher Transporte wurden 14 797 jüdische Bürger deportiert. 30. August In Berlin beginnt eine mehrtägige Verhaftungswelle. Weit über einhundert Mitglieder der Widerstandsorganisation von Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack (Rote Kapelle) wurden verhaftet. 21. Oktober Die Gestapo ernennt Selmar Neumann zum neuen administrativen Direktor des Jüdischen Krankenhauses, einen Tag nach dem Freitod seines zur Deportation bestimmten Vorgängers Julius Schönfeld. 22. Dezember Die Widerstandskämpfer Harro Schulze-Boysen, seine Ehefrau Libertas Schulze-Boysen, Arvid Harnack und Kurt Schumacher werden in Plötzensee hingerichtet. 1 9 4 3 10. März |
226 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
21. März Ein durch Oberst von Gersdorff vorbereitetes Bomben- Attentat im Berliner Zeughaus auf Hitler schlägt fehl, da der vorzeitig das Gebäude verläßt.
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14. November Der am 5. November auf dem Transport zum Konzentrationslager Dachau in Hof verstorbene Dompropst zu St. Hedwig, Bernhard Lichtenberg, wird auf dem St. Hedwigs- Friedhof, Liesenstraße, beigesetzt. 18. November Der britische Luftmarschall Arthur Harris befiehlt die »Luftschlacht um Berlin«. In einer Woche starben 3 901 Menschen und 450 000 verloren ihr Obdach. 31. Dezember In Prenzlauer Berg werden 988 Kriegsgefangene völkerrechtswidrig zur Arbeit eingesetzt. Außerdem waren im Bezirk 9 400 Zwangsarbeiter tätig. 1 9 4 4 1. Januar |
22. Juni Die KPD- Funktionäre Anton Saefkow und Franz Jacob beraten mit den sozialdemokratischen Funktionären Julius Leber und Adolf Reichwein in der Köpenicker Straße 76 (Mitte) über ein Zusammengehen gegen die NS- Diktatur. 20. Juli Nach dem Mißlingen des Attentats Stauffenbergs auf Hitler werden der Oberst und andere Mitverschwörer noch in der Nacht im Hof der Zentrale des Ersatzheeres im Bendlerblock erschossen. 1. August Der S-Bahnhof Giebelsee (Petershagen Nord) wird eröffnet. 24. August Der SPD- Politiker Rudolf Breitscheid wird im KZ Buchenwald ermordet. Er war Stadtverordneter von Berlin- Wilmersdorf, preußischer Innenminister und als Reichstagsabgeordneter Hauptsprecher seiner Partei zu allen außenpolitischen Fragen. 12. September Die USA, Großbritannien und die UdSSR verabschieden in London das »Protokoll über die Besatzungszonen in Deutschland und die Verwaltung von Groß- Berlin« (Londoner Protokoll). Es wurde am 5. Juni 1945 präzisiert. |
227 Berlin-Kalender | 1933-1945 |
19. Oktober Der Volkssturm wird gebildet. Unter Berufung auf den Landsturm von 1813 sollte er im örtlichen Bereich kämpfen. 20. Oktober Die Sozialdemokraten Julius Leber und Adolph Reichwein, die u.a. mit dem »Kreisauer Kreis« zusammengearbeitet hatten, werden vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Reichwein wurde am selben Tag in Plötzensee hingerichtet, Leber am 5. Januar 1945. 21. Oktober Ein Ministerialerlaß verfügt, daß der Lehrbetrieb an der Technischen Hochschule weiterhin durchgeführt wird. 19. Dezember Heinz Rühmanns Film »Der Engel mit dem Saitenspiel« wird uraufgeführt. 1 9 4 5 18. Januar |
21. April In Sachsenhausen befreien sowjetische und polnische Soldaten die Häftlinge. 21. April Im Schauspielhaus läßt Goebbels Arien aus Verdis »Tosca« vortragen. 22. April Mit 1 400 Löschfahrzeugen verläßt die Feuerwehr befehlsgemäß die Stadt. 24. April Der »Völkische Beobachter« stellt als letzte NS- Tageszeitung das Erscheinen ein. 30. April Jewgeni Chaldej fotografiert im Auftrag Stalins die Soldaten Jegorow und Kantarija mit der Siegesfahne auf dem Reichstag. 1. Mai Truppen der Roten Armee feiern auf dem Wörther Platz ein Siegesfest. 1. Mai In Wilmersdorf konstituiert sich eine antifaschistische Bezirksverwaltung. Sie wurde vom sowjetischen Kommandanten bestätigt. 2. Mai SS-Truppen sprengen die Tunneldecke der Nord-Süd- S-Bahn unter dem Landwehrkanal. Es starben etwa hundert Menschen im Tunnel. 2. Mai Der Berliner Stadtkommandant, General Weidling, unterzeichnet im Gefechtsstand von Generaloberst Tschuikow, in einer Erdgeschoßwohnung am Schulenburgring 2 (Tempelhof), die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen in Berlin. |
3. Mai Der amtierende Bürgermeister Spandaus, Fritz Warsow, weist an, innerhalb von 24 Stunden alle geplünderten Lebensmittel abzuliefern. 4. Mai Die sowjetische Besatzungsmacht befiehlt der Schering AG, die Arzneimittelproduktion wieder aufzunehmen. 8. Mai In Charlottenburg wird die erste Ehe nach Kriegsende geschlossen. Das Standesamt hatte seine Tätigkeit am 5. Mai aufgenommen. Das Brautpaar unterlag zuvor den »Nürnberger Gesetzen«. 9. Mai In der Rheinsteinstraße (Karlshorst), im Offizierskasino der Festungspionierschule, wird um 0.16 Uhr von Generalfeldmarschall Keitel, Chef OKW, Generaladmiral von Friedeburg, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und Generaloberst Stumpff, Vertreter des Oberkommandos der Luftwaffe die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches unterzeichnet. Seitens der Alliierten unterzeichneten Marschall Schukow (UdSSR), Luftmarschall Tedder (Vereinigtes Königreich), Generalleutnant Spaatz (USA), General de Lattre de Tassigny (Frankreich). |
© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 9/2000
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