216   Berlin-Kalender 1933-1945  Nächstes Blatt
KALENDER
1933-1945

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30. Januar
Reichsinnenminister Wilhelm Frick kündigt am Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler die »Unterbindung der roten Hetze« an. »Die Rote Fahne« und andere Zeitungen wurden beschlagnahmt.
1. Februar
Eugen Fischer, Direktor des Kaiser-Wilhelm- Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, spricht über »Rassenkreuzung und geistige Leistung«.
7. Februar
Auf einer Kundgebung der Eisernen Front, die sich 1931 aus ADGB, AfaBund, Sportorganisationen und der SPD gebildet hatte, ruft der SPDVorsitzende Otto Wels im Lustgarten vor 200 000 Teilnehmern zur antifaschistischen Einheit auf.
17. Februar
Ministerpräsident Göring fordert die Polizei auf, bei Verfolgung politischer Gegner unnachsichtig von der Schußwaffe Gebrauch zu machen.

23. Februar
Im Sportpalast findet die letzte legale Kundgebung der KPD statt. Vor 15 000 Berlinern rief Wilhelm Pieck zur Einheitsfront gegen Faschismus auf.
27. Februar
Um 21.14 Uhr wird in der Wache »Stettin« Feuer im Reichstag gemeldet. Gegen 21.30 Uhr wurde die Feuerwehr gerufen. In der Nacht werden nach vorbereiteten Listen Kommunisten, Gewerkschafter und Intellektuelle verhaftet und in Gefängnisse sowie in Konzentrationslager der SA und SS eingeliefert, viele von ihnen gefoltert und ermordet.
6. März
In Moabit beginnt der Prozeß gegen die Autoschieberbande des Georg Rindfleisch. Die achtköpfige Bande wurde verdächtigt, 200 Autos gestohlen zu haben.
7. März
Letztmalig erscheint »Die Weltbühne« (Verlag: Kantstraße 152). 1946 wurde sie in Ost-Berlin wiedergegründet.
8. März
Das Karl- Liebknecht Haus wird von der SA in Besitz genommen. Auch die neue Abteilung der Politischen Polizei zur Bekämpfung des Bolschewismus nimmt dort ihre Tätigkeit auf.
12. März
Bei den Wahlen zur Stadtverordneten- Versammlung erhalten die NSDAP 38,2 %, SPD 22%, KPD 19,5% und Zentrum 4,7%.
13. März
Reichspräsident Hindenburg ernennt Gauleiter Goebbels zum Minister für Volksaufklärung und Propaganda.
29. März
Verbot von Fritz Langs Ufa-Film »Das Testament des Dr. Mabuse«.
29. März
Die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeit stellt Berlin 22 486 900 Mark für den Verkehrsbau zur Verfügung.


Ossietzkys letzte Berliner Weltbühne, bevor er selbst als Staatsfeind ins KZ kam.

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   217   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
1. April
Es finden erste Boykotte jüdischer Geschäfte, Cafés, Anwaltskanzleien und Arztpraxen statt. SA besetzt Universität, Staatsbibliothek, Institute und Kliniken.
2. April
Siemens stellt im Wernerwerk- Turm einen »Optischen Raumschutz« mit unsichtbaren Strahlen vor.
3. April
In Berlin beginnt die erste Reichstagung der »Glaubensgemeinschaft Deutsche Christen«, die u. a. den »Arier- Paragraphen« im kirchlichen Bereich fordert.
7. April
Der Schutzverband deutscher Schriftsteller schließt u.a. Anna Seghers, Ernst Toller, Ludwig Renn und Arnold Zweig aus.
8. April
Rudolf Heß, Stellvertreter Hitlers, verbietet Mitgliedern der NSDAP, SA und SS Eingriffe in Unternehmen und Banken.
26. April
Der »Verein Deutscher Ingenieure« (VDI) gründet einen Hauptausschuss für wissenschaftliche Arbeiten als Dienst an den »Zielen der nationalen Bewegung«
9. Mai
Eine Gruppe von Pfarrern übergibt im Hotel Adlon der Presse den »Aufruf der Jugendreformatorischen Bewegung zum Neubau der Kirche«. Zu ihr gehörte auch Martin Niemöller.
10. Mai
Auf dem Opernplatz werden Bücher verbrannt. Der Philosoph Bäumler hält an der Universität die Antrittsvorlesung »Wider den undeutschen Geist«.
11. Mai
14 Berliner Zweigstellen der Kaufhauskette Epa schließen. Angestellte streikten »aus Protest gegen die jüdischen Mitglieder des Vorstandes«.
15. Mai
Der Bahnhof Stralau- Rummelsburg wird in »Ostkreuz« umbenannt.
16. Mai
Nach der ersten Verbotsliste »Schöne Literatur« im »Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel« waren u. a. Feuchtwanger, Kerr, H. Mann, Remarque, Tucholsky und Zweig »auszumerzen«.
16. Mai
Max Planck, Präsident der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft, hat Audienz bei Hitler.
17. Mai
Die große Edvard-Munch- Ausstellung im Kronprinzenpalais wird eröffnet.
20. Mai
Ernst Henne fährt 199,162 km/h Rekord mit einer 750er BMW (Avus).
28. Juni
Der am 27. April ernannte »Beauftragte des Führers für Fragen der Evangelischen Kirche«, Ludwig Müller, lässt das Kirchenbundesamt in der Marchstraße von SS besetzen. Er wird Ende September in Wittenberg von der Synode der Evangelischen Kirche zum Reichsbischof gewählt.
3. Juli
In der Nacht schreiben Antifaschisten mit weißer Ölfarbe »Hitlerschande« an die Mauer des Wasserturmgeländes Belforter/ Diedenhofer Straße.
6. Juli
Der Berufsboxer Max Schmeling und die tschechoslowakische Filmschauspielerin Anny Ondra heiraten in Charlottenburg.
1. August
Der Ingenieur Eduard Schüller (AEG) arbeitet an einem Tonspeichergerät. Im Dezember meldet er den »Magnetisierungskopf für Längsmagnetisierung von Magnetogramm Trägern« (Magnetophon) zum Patent an.
18. August
Am ersten Tag der Funkausstellung wurden 100 000 »Volksempfänger« BE 301 verkauft.
26. August
Mit dem Massenkircheneintritt von SA-Männern werden in Pankows Alter Kirche und in der Hoffnungskirche 147 Ehepaare nachträglich kirchlich getraut.
6. September
Im Hospiz St. Michael (Wilhelmstraße 34) konstituiert sich um Martin Niemöller und Studentenpfarrer Dietrich Bonhoeffer der Pfarrernotbund.
11. September
Der Film »Hitlerjunge Quex« wird uraufgeführt.
19. September
Bei Orenstein & Koppel (Spandau) wird eine Luftschutzübung abgehalten.
9. Oktober
Zehntausende beobachten kurz nach 19 Uhr, wie aus dem Sternbild Drachen ein gewaltiger Feuerregen sprüht, laut Sternwarte Treptow 30 bis 50 Sternschnuppen pro Minute.
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   218   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
14. Oktober
An der Technischen Hochschule wird die Fakultät für Allgemeine Technologie ab 4. September 1935 »Wehrtechnische Fakultät« gegründet.
16. Oktober
Der Lunapark in Halensee meldet Konkurs an.
16. Oktober
Der Telexverkehr Berlin - Hamburg startet mit 19 privaten Teilnehmern.
20. Oktober
In Pankow, Wollankstraße 126, wird ein Muster- Luftschutzkeller »festlich« eingeweiht.
20. Oktober
In Martin Niemöllers Dahlemer Pfarrhaus, Cecilienstraße (Pacelliallee 61), treffen sich 37 Vertrauensleute aus 18 Landeskirchen .
22. Oktober
An einer »Parade des Berliner Handwerks« beteiligten sich 100 000 Handwerker in einem zehn Kilometer langen Umzug.
1. November
Die S-Bahn- Monatskarte kostete sofort statt 13,50 Mark nur zwölf Mark.
15. November
In der Philharmonie wird die Reichskulturkammer (Präsident: Goebbels) gegründet.
16. November
Mitarbeiter des Märkischen Museums entdecken in Spandau zehn frühgermanische Gräber.
24. November
Die Gestapo teilt mit, dass sie insgesamt 2300 kommunistische Funktionäre verhaftet und etwa 25 000 Zentner illegale Druckschriften beschlagnahmt habe.
24. November
Der Staatstheaterschauspieler Hans Otto stirbt unter Gestapo- Folter. Er war der erste deutsche Künstler, den die Nationalsozialisten ermordeten.
1. Dezember
Im Ufa- Palast am Zoo hat Leni Riefenstahls Film »Der Sieg des Glaubens« über den Nürnberger Reichsparteitag Welturaufführung (Kamera: Sepp Allgeier).
8. Dezember
Der Preußische Ministerpräsident Göring weist an, vor Weihnachten 5 000 »Schutzhäftlinge« aus den KZ zu entlassen.
14. Dezember
In der Innenstadt herrschten 17°C. Eisdicke: 20 cm.
16. Dezember
1 656 Räder stellt die Schupo bei einer Razzia sicher, vor allem wegen fehlender Lampen.
27. Dezember
Für Silvester kommen zehn Millionen Pfannkuchen in den Handel.

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1. Januar
Der Kriminalist Arthur Nebe, der das Rauschgift, später das Raubdezernat bei der Polizei leitete, wird Leiter des preußischen Landeskriminalamtes.

10. Januar
Im Lichtenberger Rathaus wird eine »Arbeitsgemeinschaft für das Heimatarchiv« eröffnet.
25. Januar
Pastor Martin Niemöller wird von Hitler zu einem Gespräch empfangen, das mit scharfen Auseinandersetzungen endet. Niemöller wurde danach in der Presse als Staatsfeind verfemt.
1. Februar
Das Bezirksamt Kreuzberg eröffnet Kurse für erwerbslose Jugendliche im Alter von 14 - 25 Jahren.
3. Februar
Mit einer dreimotorigen Ju 52, einer Heinkel und einer Dornier- Maschine nimmt die Lufthansa den Flugpostdienst nach Südamerika auf.
5. März
Das »Erbgesundheitsgericht« tagt erstmals. Am ersten Tag wurden drei Sterilisationen angeordnet.
8. März
Hitler kündigte bei der Internationalen Automobil und Motorradausstellung einen »billigen Volkswagen für Millionen« an.
22. März
Der »Reichsausschuss für Volksgesundheit« eröffnet am Lehrter Bahnhof eine Ausstellung »Erbgesund - erbkrank«. In Fotos wurden »gesunde Familien« angeblich »minderwertigem Menschenmaterial« aus Pflegeheimen gegenübergestellt.
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   219   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
1. April
Für die Entwicklung des Fernsehens wird die 180-Zeilen- Norm bei 25 Bildwechseln pro Sekunde eingeführt.
3. Juli
Der Reichstag verabschiedet das »Gesetz über Maßnahmen der Staatsnotwehr«, wodurch nachträglich die am 30. Juni und 1. Juli durchgeführten Morde an SA-Leuten, darunter Stabschef Ernst Röhm, und konservativen und christlichen Gegnern des NS- Regimes, legalisiert werden.
19. Juli
Mit 33°C im Schatten erlebt Berlin einen Hitzerekord. Es waren Tote durch Hitzschlag zu beklagen.
20. Juli
Es wird eine Bewahrungsanstalt eröffnet. Sie gliederte sich in »Arbeitshaus« und »Bewahrungshaus« für Bettler, Landstreicher und Dirnen.
5. August
Ein Denkmal für die 2 989 im Ersten Weltkrieg gefallenen Siemens- Betriebsangehörigen wird in der Nonnendamm- Allee eingeweiht.
26 August
In der Funkausstellung explodiert während der Goebbelsrede eine Flugblattbombe. Die 500 Flugblätter trugen die Aufschrift »Hört die Stimme der Wahrheit, schaltet Radio Moskau ein«.
30. September
Der schöne Herbstsonntag führt zu einem starken Ausflugsverkehr. Die S-Bahn beförderte 1,317 Millionen Fahrgäste, die BVG 2,385 Millionen.
14. Oktober
Für den ersten von sieben »Eintopfsonntagen« des Winterhilfswerkes sind nur drei Gerichte zugelassen: Löffelerbsen mit Einlage, Nudelsuppe mit Rindfleisch und Gemüsetopf mit Fleischeinlage.
5. November
Innenminister Wilhelm Frick gibt bekannt, daß 28 »Volksschädlingen«, darunter Künstler wie Leonhard Frank, Alfred Kantorowicz, Klaus Mann, Erwin Piscator, Erich Weinert und Gustav von Wangenheim, die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt wird.
8. November
Die Reichsführung SS verlegt ihren Sitz von München nach Berlin in das »Hotel Prinz Albrecht« (Kreuzberg).
21. November
Im Sportpalast findet zu Ehren des hl. Bruders Konrad von Parzham ein Fest der Berliner Katholiken statt. Dabei begrüßte die Geistlichkeit die Gläubigen mit erhobenem Arm. Fahnen, Uniformen, Aufmärsche in Kolonnen ähnelten denen der NSDAP.
8. Dezember
An der Sammelaktion für die Winterhilfe am »Tag der Solidarität« beteiligen sich auch Leni Riefenstahl, Max Schmeling und Heinrich George.

Bischof Bares und Prälat Steinmann mit dem neuen Segensgruß.

 
11. Dezember
Ein Moabiter Sondergericht verurteilt den Imbiss- Besitzer Willi Gebert gemäß der »Abwehrverordnung« zu neun Monaten Gefängnis. Er hatte einem Arbeiter geraten, sich lieber eine Bulette zu kaufen, als das Geld der Winterhilfe zu spenden.
17. Dezember
Auto-Union stellt auf der Avus ihren neuesten Porsche- Rennwagen vor. Er hatte ein pfeilartiges Äußeres.

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3. Januar
Der Reichsminister für Luftfahrt erlässt erstmals eine totale Luftsperre über das gesamte Stadtgebiet. Grund war die Führertagung in der Staatsoper.
23. Januar
Das von der NS- Gemeinschaft »Kraft durch Freude« veranstaltete Reichswehrmassenkonzert muss polizeilich gesperrt werden. Gefälschte Eintrittskarten führten zu einem Chaos.

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   220   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
19. Februar
Die Berlinerinnen Benita von Falkenhayn und Renate von Natzmer, die am 16. Februar wegen Verrats militärischer Geheimnisse zum Tode verurteilt wurden, werden hingerichtet.
5. März
Die Geheime Staatspolizei beschlagnahmt auf einer Kunstauktion von Max Perl, Unter den Linden, Werke mit angeblich typisch bolschewistischen Darstellungen pornographischen Charakters.
11. März
Das Deutsche Nachrichtenbüro teilt mit, daß der preußische Ministerpräsident Hermann Göring am 10. April 1935 die Staatsschauspielerin Emmy Sonnemann heiraten wird.
12. März
Um 9.00 Uhr wird der Funk- Fernsprechverkehr mit Tokio eröffnet. Die Presse feierte diesen Tag als »Großtat deutsch- japanischer Freundschaft«.
12. März
Im Ufa-Palast wird der 100. Film von und mit dem Schauspieler und Regisseur Harry Piel, »Artisten«, uraufgeführt.
17. März
Zur »Heldengedenkfeier« veranstaltet die NSDAP- Führung eine gewaltige Truppenparade am Lustgarten.
22. März
Der Rota-Film »Hundert Tage« nach dem Schauspiel von Benito Mussolini (G. Forzano) hat im Capitol Berliner Erstaufführung. Die Hauptrollen verkörperten Werner Krauß und Gustaf Gründgens.
31. März
In Nowawes beginn die erste »Braune Messe - Deutsche Woche«. Dabei wird verkündet, daß die »größte Arbeiterstadt im Kreise Teltow« einen deutschen Namen erhält (Babelsberg).
10. April
In der Aula der Universität wird des »Turnvaters Jahn« gedacht. HJ- Obergebietsführer Stellrecht bezeichnete ihn als Vorbild, weil er »die Jugend bereits zu Soldaten heranzog«.
11. Mai
Die Kabaretts »Katakombe« und »Tingeltangel« werden geschlossen. Als Gründe wurden »jüdische Frechheiten« und die »meist staatsfeindliche Besucherschaft« angeführt.
17. Mai
In Tempelhof werden aus einem Luft-Hansa- Flugzeug zwei Elchkälber aus Ostpreußen für die Ansiedelung in der Schorfheide entladen.
3. Juni
Der Polizeipräsident Magnus von Levetzow gibt bekannt, daß die Musterung für die wiedereingeführte Allgemeine Wehrpflicht in Berlin vom 17. Juni bis 15. August 1935 stattfindet.
13. Juni
Die Kodak- Fabrik in Köpenick präsentiert das bisher streng geheimgehaltene Kodak- Color- Verfahren.
3. Juli
Die Wochenzeitung der SS »Das Schwarze Korps« veröffentlicht einen nach eigenen Angaben sensationellen Bildbericht vom »Judenbetrieb in gewissen Strandbädern des westlichen Berlins«.
12. Juli
Die Zeitschrift »Illustrierter Beobachter« bringt als erste deutsche Zeitung einen Bildbericht über die neuen deutschen Panzerwagen.
15. Juli
Der Postrat Dr. Weiß meldet im Berliner Patentamt unter Nr. R93787XI/62c das Konzept eines Fernsehtorpedos an.
18. Juli
Der Dompropst von St. Hedwig und frühere Bezirksverordnete in Charlottenburg, Bernhard Lichtenberg, übergibt dem Chef der Gestapo und dem preußischen Ministerpräsidenten Göring detaillierte Aufzeichnungen über Untaten und Morde im KZ Esterwegen.
1. August
Der Reichsrundfunk beginnt mit der Olympia- Weltsendung. Der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin, hielt den Vortrag.
1. August
Im Zoologischen Garten stirbt der Gorilla »Bobby«, Gewicht 262,5 kg, an einer Blinddarmentzündung.
31. August
Das 19. und letzte Opfer des Tunneleinsturzes auf der Nord-Süd- Bahn beim Reichstag wird geborgen. Die Bergungstruppe musste in 14- tägigem Einsatz 8 000 Kubikmeter Erde und 180 Tonnen Stahlkonstruktionen beseitigen.
11. September
Das Änderungsgesetz zum Reichswahlgesetz teilt Groß-Berlin in zwei Wahlkreise: Berlin-West und Berlin-Ost. Bisher gehörte Groß-Berlin zu drei Wahlkreisen.
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   221   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
25. September
1 000 Paar Militärstiefel werden dem Wehrkreiskommando III, Berlin, übergeben. Sie waren ein Geschenk des deutschen Handwerks an Hitler zu dessen Geburtstag gewesen.
13. Oktober
Auf der IntendantenTagung verkündet Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky das »endgültige Verbot des Niggerjazz für den gesamten deutschen Rundfunk«.
18. Oktober
Die Reichsregierung beschließt das Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit des deutschen Volkes. Gleichzeitig wurden Ehetauglichkeits- Zeugnisse eingeführt.
25. Oktober
Der Polizeipräsident Graf von Helldorf warnt »Hilfsbedürftige und Personen, die versuchen wollen, in Berlin Arbeit zu erhalten« vor dem Zuzug . Die Stadt war zur Notstandsgemeinde und zum Sperrbezirk erklärt worden.
31. Oktober
Auf dem Platz vor dem Reichstag wird das billigste Auto der Welt vorgestellt. Das dreirädrige Gefährt in Form einer Flugzeugkabine verbrauchte knapp drei Liter für 100 km und schaffte 115 km/h.

31. 8. 1935 Opfersuche in der Nord-Süd- Tunnel- Baustelle.

 
5. November
Staatssekretär Dr. Stuckart und Oberregierungsrat Dr. Heinrich Globke vom Reichsinnenministerium veröffentlichen in der Beck'schen Verlagsbuchhandlung »Kommentare zur deutschen Rassengesetzgebung«.
11. Dezember
Die »minderbemittelte Bevölkerung Groß- Berlins« wird zum Weihnachtsfest mit einem Posten Schmalz beglückt.

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1. Februar
Der U-Bahnhof Nordring heißt ab sofort Schönhauser Allee.
26. Februar
Staatskommissar Lippert lädt 800 Erwerbslose in den Börsensaal des Schlachthofs zum Essen ein. Vorurteile gegen Gefrierfleisch sollten abgebaut werden.
15. April
Die Auskunfts und Dolmetscherdienste für Olympia nehmen ihre Tätigkeit auf. Es bewarben sich mehr als 4 000 Dolmetscher.
16. Juli
Etwa 600 Sinti und Roma werden von ihren Standplätzen vertrieben und zur Errichtung des »Zigeunerlagers« Marzahn gezwungen.
31. Juli
Vor 1 200 Journalisten verwahrt sich Goebbels auf einem internationalen Presseempfang gegen den Vorwurf, mit Olympia Propaganda für den NS-Staat betreiben zu wollen »Wenn es der Fall wäre, würde ich es wissen.«
9. August
Die Höchstzahl der anläßlich der Spiele in Berlin anwesenden Fremden wird mit 250 000 bis 300 000 Personen erreicht.

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   222   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
20. August
Der Präsident des IOC, Henry Graf de Baillet Latour, richtet an Reichskanzler Adolf Hitler ein Schreiben mit dem Dank für die Unterstützung bei der Durchführung der Spiele in Berlin.
26. Oktober
Das Reichssicherheitshauptamt ordnet an, daß bei Einweisungen in ein Konzentrationslager stets als Zeitangabe »bis auf weiteres« anzugeben ist, »um eine weitergehende abschreckende Wirkung zu erzielen«.
23. November
Carl von Ossietzky wird nachträglich der Friedensnobelpreis 1935 verliehen. Ossietzky befand sich wegen der ihm in der KZ-Haft zugefügten Mißhandlungen im Krankenhaus. Die Annahme des Preises wurde von Hitler verboten.
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5. Januar
In Berlin wird der Film »Weiße Sklaven« über die Russische Oktoberrevolution uraufgeführt. Unter der Regie von Karl Anton spielten Camilla Horn, Agnes Straub und Werner Hinz.
3. Februar
Die »Deutsch- Evangelische Korrespondenz«, Berlin, schreibt unter dem Titel »Dank dem Führer« u. a.: »Was am 30. Januar das deutsche Volk bewegt hat, war das mit freudiger Begeisterung verbundene Gefühl des Dankes.«
5. März
In der Kroll-Oper (Tiergarten) tagt die Reichsfilmkammer. Reichsminister Goebbels riet, von der Bearbeitung historischer Vorgänge der NS-Zeit abzusehen, da sie »noch nicht reif für die Bühnenbearbeitung« seien.

1. Mai
In der Deutschen Oper werden die Träger des Nationalen Buch und Filmpreises 1937 verkündet: der SS- Sturmführer Friedrich Bethge für sein Schauspiel »Marsch der Veteranen« und Emil Jannings für seine Rolle im Film »Der Herrscher«.
23. Juni
Im Zuge einer Verhaftungswelle gegen die Bekennende Kirche werden in Berlin über 120 Personen, unter ihnen Martin Niemöller und Gerhard Jacobi, inhaftiert.
15. August
Am zweiten Tag der Festwoche zur 700-Jahr- Feier findet ein großer Festzug durch die mit Berliner und NS- Symbolen geschmückten Straßen statt. Es wirkten 4 500 Menschen in 1 700 historischen Gewändern mit.
1. Oktober
Die Filmprüfstelle verbietet den Film »Die Drei von der Tankstelle«.

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Zuletzt läutete eine Flak die Olympiaglocke
1. Januar
Die »Berliner Verkehrs- Aktiengesellschaft« (BVG) wird in einen stadteigenen Betrieb umgewandelt und heißt fortan »Berliner Verkehrs- Betriebe«. Die Kurzbezeichnung BVG blieb.
19. Februar
In der Schau »Menschen - Tiere - Sensationen« (Deutschlandhalle) fliegt Hanna Reitsch mit dem Hubschrauber FW 61.
26. Februar
Im Haus der Kunst, Königsplatz 4 (Platz der Republik) beginnt die NSDAP- Propagandaausstellung »Entartete Kunst«.
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   223   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
1. April
Ein Reichsgesetz tritt in Kraft, das die Berliner Verwaltungsbezirke neu gliedert.
20. April
Die Olympia- Filme von Leni Riefenstahl werden im Ufa-Palast in Anwesenheit Hitlers uraufgeführt.
4. Mai
Carl von Ossietzky, Friedensnobelpreisträger 1936, stirbt an den Folgen der KZ-Haft.
20. Juni
Liselotte Herrmann wird als erste deutsche Antifaschistin in Plötzensee hingerichtet.
12. Juli
Unter Nr. 736575 wird Werner Flechsig ein Patent für eine »Kathodenstrahlröhre zum Erzeugen mehrfarbiger Bilder auf einem Leuchtschirm« erteilt. Es gilt als Grundform der Dreistrahl Farbbildröhren.
13. August
Die viermotorige Maschine vom »Typ Focke-Wulf FW 200 Condor« brauchte Nonstop von New York bis Berlin 19 Stunden und 55 Minuten.
5. Oktober
Die Präsidenten des Gustav-Adolf- Vereins und des Evangelischen Bundes senden an Adolf Hitler ein Telegramm, in dem sie ihm in »unbeschreiblicher Freude« danken, daß er die sudetendeutschen Glaubensbrüder an die »Stunde der Freiheit« herangeführt hat.

9. 11. 1938 Nach dem Pogrom: Die ausgebrannte Synagoge Fasanenstraße.

 
27. Oktober
Mit der Deportation der in der Stadt lebenden polnischen Juden wird begonnen.
9. November
In der Nacht zum 10. November werden von SA- Angehörigen und NSDAP- Mitgliedern die Synagogen niedergebrannt. Jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden verwüstet.
4. Dezember
Die Friseur- Innung Berlin veranstaltet im Sportpalast das 5. Große Lehrlings- Schaufrisieren mit 1 000 Teilnehmern.
15. Dezember
Von Fritz Straßmann und Otto Hahn wird im Kaiser-Wilhelm- Institut für Chemie der »Indikatorversuch« angesetzt, bei dem Uran mit Neutronen bestrahlt wurde.
24. Dezember
Der Maler und Architekt Bruno Taut stirbt in Ankara. Als Professor lehrte er 1930 bis 1932 an der Technischen Hochschule.

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20. Februar
In Charlottenburg wird am Vormittag am dunkelgrauen Himmel ein heller, fast senkrechter trombenartiger Wolkenschlauch beobachtet, dessen Drehsinn jedoch nicht erkennbar ist.
14. März
Am Anhalter Bahnhof empfängt eine Ehrenkompanie den Staatspräsidenten der CSR, Dr. Emil Hácha, und den Außenminister Frantisek Chvalkovsky. Unter Drohungen stimmte Hácha der Errichtung eines Protektorats »Böhmen und Mähren« zu.
19. April
Am Vorabend seines 50. Geburtstages fährt Hitler den fertiggestellten Abschnitt der Ost-West- Achse vom Adolf-Hitler- Platz bis Brandenburger Tor - die »Via Triumphalis« - ab.
6. Juni
Die Legion Condor, die im spanischen Bürgerkrieg an der Seite Francos gegen die reguläre Regierung gekämpft hatte, marschiert über die Ost-West- Achse durch das Brandenburger Tor.
21. Juni
Im Straßenbild erscheint ein neuer Omnibustyp mit der Wagennummer 626 (Büssing), Dobus genannt, wobei das »D« für »Dreiachs- Doppeldecker« und das »o« für »ohne Motorvorbau« standen.

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   224   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
14. August
Die »Reichspost Fernseh- GmbH« für Aufnahmedienst und Vorführung mit Großbildempfängern kommt in das Handelsregister.
23. August
Aus dem Haus des Rundfunks wird eine Tarnmeldung verbreitet, die deutschen Schiffen auf See den Kriegsbeginn am 1. September ankündigt.
1. September
Vor dem versammelten Reichstag, der seit dem Reichstagsbrand in der Krolloper tagte, gibt Hitler den Beginn des Krieges gegen Polen bekannt.
1. September
Die BVG beginnt mit der Ausbildung von Frauen als Straßenbahn- Schaffnerinnen.
1. September
Der Euthanasie- Erlass tritt in Kraft. Damit war die Ermordung von Geisteskranken juristisch gedeckt.
8. September
Die Jungkommunisten Heinz Kapelle und Erich Ziegler verbreiten das Flugblatt »Ich rufe die Jugend der Welt!«, gedruckt bei Albin Zeh in der Schönhauser Allee 9a.
1.Oktober
Im Großen Sendesaal des Hauses des Rundfunks beginnen wöchentliche Wunschkonzerte für die Wehrmacht.
28. Oktober
SS- Reichsführer Heinrich Himmler erlässt den »Zeugungs- Befehl« an SS und Polizei. Er empfahl die Zeugung von Kindern auch ohne Ehe vor dem Einrücken ins Feld.
5. November
In der Nikolaikirche (Mitte) findet der letzte Gottesdienst statt. Sie wurde als Konzerthalle und Museum für kirchliche Altertümer umgebaut.

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1. Januar
Das Kaiser-Wilhelm- Institut für Physik wird unter die Leitung des Heereswaffenamtes gestellt.
2. Januar
Die Landesstelle III des Deutschen Roten Kreuzes vereidigt im Sportpalast 3 000 Helferinnen und 600 Helfer.
28. Januar
Aus Kohlemangel lässt NS- Gauleiter Goebbels bis zum 28. März alle Schulen schließen.
15. Februar
Im Saalbau des ehemaligen Obdachlosenasyls (frühere Schlafsäle) in der Nordmarkstraße 15 (Prenzlauer Berg) richtet das Landesarbeitsamt ein Durchgangslager für ausländische Zwangsarbeiter mit 400 Pritschen ein.
14. März
Reichsminister Göring ruft die Berliner Bevölkerung auf, in nationalsozialistischer Opferbereitschaft Bronze, Messing, Zinn und andere Metalle freiwillig zu spenden.
3. Mai
Im Sportpalast findet ein Appell von 6 000 jungen Offizieren und Führeranwärtern des Heeres, der Luftwaffe und der Waffen-SS statt. Es sprachen Reichskanzler Hitler und Generalfeldmarschall Göring.

9. Juni
Die Fernsehzeitschrift »Die Sendung« gibt die Zuschauer des Fernsehsenders »Paul Nipkow, Berlin« für April mit 16 908 an.
18. Juli
Nach der Kapitulation Frankreichs am 22. Juni veranstaltet das NS-Regime Siegesfeiern. Truppen zogen unter Glockengeläute durch das Brandenburger Tor und wurden von der Bevölkerung begeistert begrüßt.
29. August
In der Nacht zum 29. August dringen britische Bomber in den Luftraum der Reichshauptstadt ein. Nahe dem Kottbuser Tor wurden die ersten zwölf Berliner durch Bomben getötet.
28. Oktober
Manfred von Ardenne und Dr. H. E. Hollmann reichen an Göring einen Vorschlag zur Entwicklung und zum Bau eines Panorama Radargerätes mit rotierendem Zentimeter- Richtstrahler und Polarkoordinaten- Röhre zur Abwehr von Luftangriffen ein.
19. Dezember
Der Berliner Pfarrer Heinrich Grüber, führender Kopf des kirchlichen Widerstandes, wird in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. 1942 kam er ins KZ Dachau, aus dem man ihn 1943 schwerkrank entließ.
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   225   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
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26. Februar
In Berliner Rüstungsbetrieben wird mit dem Einsatz von Häftlingen aus den KZ-Lagern Sachsenhausen und Ravensbrück begonnen.
9. April
In der Nacht wird die Staatsoper Unter den Linden (Mitte) durch Bomben beschädigt.
12. Mai
Der Ingenieur Konrad Zuse führt Vertretern der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (u. a. Professor Teichmann, Professor Schmieden, Studienrat Mayer) seinen Rechner Z3 vor.
29. August
Der Dompropst Bernhard Lichtenberg, der seit dem Judenpogrom 1938 in seine Gebete immer die rassisch Verfolgten einschloss, wird von zwei rheinländischen Studentinnen denunziert und am 23. Oktober von der Gestapo verhaftet.
19. September
Juden aus den Bezirken Pankow, Prenzlauer Berg, Reinickendorf und Wedding müssen ihre gelben Sterne gegen Zahlung von 10 Pfennig in der Turnhalle der VI. Jüdischen Volksschule in der Choriner Straße 74 abholen.
31. Oktober
Der erste Farbspielfilm der Ufa »Frauen sind doch bessere Diplomaten« wird im Capitol am Zoo uraufgeführt.

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11. Januar
Eine Sammlung von Wintersachen für die Ostfront wird beendet. Goebbels gab bekannt, daß mehr als 67 Millionen Stück abgeliefert wurden.
13. Januar
Ein weiterer Transport mit etwa 1 000 Juden in ein Vernichtungslager wird von der Rampe des Güterbahnhofs Grunewald aus abgefertigt.
4. Februar
Der Ringer und Antifaschist Werner Seelenbinder, Mitglied der Widerstandsgruppe Robert Uhrig, wird von der Gestapo verhaftet.
9. Februar
Vor der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie« spricht der Psychiater Wilke über »Das Verhalten Schwachsinniger in militärischer Umgebung und ihre Kriegsbrauchbarkeit«.
15. Februar
Die Reichsraucherkarte wird eingeführt. Frauen erhielten nur die halbe Ration, was viele Berlinerinnen zu Protesten bei den Amts- und Parteistellen veranlaßte.
18. Mai
Mitglieder der jüdischen Widerstandsgruppe um Herbert Baum legen Brandsätze in der antisowjetischen Propagandaausstellung »Das Sowjet- Paradies« im Lustgarten (Mitte). Elf Besucher wurden verletzt.

4. Juni
Im Harnack- Haus (Dahlem) treffen sich auf Einladung des Reichsministers Alfred Speer Kernphysiker mit Vertretern der Reichsführung und des Militärs.
6. Juni
In Berlin beginnen die sogenannten Alterstransporte zum Ghetto Theresienstadt. In 117 solcher Transporte wurden 14 797 jüdische Bürger deportiert.
30. August
In Berlin beginnt eine mehrtägige Verhaftungswelle. Weit über einhundert Mitglieder der Widerstandsorganisation von Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack (Rote Kapelle) wurden verhaftet.
21. Oktober
Die Gestapo ernennt Selmar Neumann zum neuen administrativen Direktor des Jüdischen Krankenhauses, einen Tag nach dem Freitod seines zur Deportation bestimmten Vorgängers Julius Schönfeld.
22. Dezember
Die Widerstandskämpfer Harro Schulze-Boysen, seine Ehefrau Libertas Schulze-Boysen, Arvid Harnack und Kurt Schumacher werden in Plötzensee hingerichtet.

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10. März
Martha Liebermann, die Witwe Max Liebermanns, nimmt sich vor ihrer bevorstehenden Deportation das Leben.

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   226   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattNächstes Blatt
21. März
Ein durch Oberst von Gersdorff vorbereitetes Bomben- Attentat im Berliner Zeughaus auf Hitler schlägt fehl, da der vorzeitig das Gebäude verläßt.


21. 3. 1943 Rudolf-Christian Freiherr von Gersdorffs geplantes Selbstmord- Attentat auf Hitler unterblieb.

 
31. März
Die letzte Ausgabe der Tageszeitung »Brauerei« der Versuchs und Lehranstalt für Brauerei in Berlin erscheint. Die deutschen Brauereizeitschriften fusionierten zur Kriegs- Gemeinschaftsausgabe.
16. Juni
Aus dem Jüdischen Krankenhaus werden 200 Patienten deportiert. Viele von ihnen traten den Weg in die Vernichtung auf Bahren und in Rollstühlen an.
19. Juni
Gauleiter Goebbels erklärt Berlin für »judenfrei«.

14. November
Der am 5. November auf dem Transport zum Konzentrationslager Dachau in Hof verstorbene Dompropst zu St. Hedwig, Bernhard Lichtenberg, wird auf dem St. Hedwigs- Friedhof, Liesenstraße, beigesetzt.
18. November
Der britische Luftmarschall Arthur Harris befiehlt die »Luftschlacht um Berlin«. In einer Woche starben 3 901 Menschen und 450 000 verloren ihr Obdach.
31. Dezember
In Prenzlauer Berg werden 988 Kriegsgefangene völkerrechtswidrig zur Arbeit eingesetzt. Außerdem waren im Bezirk 9 400 Zwangsarbeiter tätig.

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1. Januar
Laut Statistischem Amt sind in Berlin 335 551 Ausländer gemeldet.
15. Februar
Es erfolgt der bisher größte Einzelangriff der RAF mit über 800 Bombern, die 2 643 Tonnen Spreng und Brandbomben auf Charlottenburg, Kreuzberg, Marienfelde und Siemensstadt abwerfen.
22. März
Nach Bombardierungen im Norden Berlins wird das Jüdische Krankenhaus zum erstenmal in der NS-Zeit aufgefordert, nichtjüdische Verletzte zu versorgen.

22. Juni
Die KPD- Funktionäre Anton Saefkow und Franz Jacob beraten mit den sozialdemokratischen Funktionären Julius Leber und Adolf Reichwein in der Köpenicker Straße 76 (Mitte) über ein Zusammengehen gegen die NS- Diktatur.
20. Juli
Nach dem Mißlingen des Attentats Stauffenbergs auf Hitler werden der Oberst und andere Mitverschwörer noch in der Nacht im Hof der Zentrale des Ersatzheeres im Bendlerblock erschossen.
1. August
Der S-Bahnhof Giebelsee (Petershagen Nord) wird eröffnet.
24. August
Der SPD- Politiker Rudolf Breitscheid wird im KZ Buchenwald ermordet. Er war Stadtverordneter von Berlin- Wilmersdorf, preußischer Innenminister und als Reichstagsabgeordneter Hauptsprecher seiner Partei zu allen außenpolitischen Fragen.
12. September
Die USA, Großbritannien und die UdSSR verabschieden in London das »Protokoll über die Besatzungszonen in Deutschland und die Verwaltung von Groß- Berlin« (Londoner Protokoll). Es wurde am 5. Juni 1945 präzisiert.
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   227   Berlin-Kalender 1933-1945  Voriges BlattArtikelanfang
19. Oktober
Der Volkssturm wird gebildet. Unter Berufung auf den Landsturm von 1813 sollte er im örtlichen Bereich kämpfen.
20. Oktober
Die Sozialdemokraten Julius Leber und Adolph Reichwein, die u.a. mit dem »Kreisauer Kreis« zusammengearbeitet hatten, werden vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Reichwein wurde am selben Tag in Plötzensee hingerichtet, Leber am 5. Januar 1945.
21. Oktober
Ein Ministerialerlaß verfügt, daß der Lehrbetrieb an der Technischen Hochschule weiterhin durchgeführt wird.
19. Dezember
Heinz Rühmanns Film »Der Engel mit dem Saitenspiel« wird uraufgeführt.

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18. Januar
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft feiert im Physikalischen Institut der Universität ihr hundertjähriges Bestehen.
23. März
Teile der »Ost-West- Achse« nahe dem Brandenburger Tor, sollen auf Befehl des Luftflottenkommandos 6 als Start und Landebahn dienen.
16. April
Am Morgen eröffnen die 1. Belorussische Front unter Marschall Georgi K. Shukow und die 1. Ukrainische Front unter Marschall I. S. Konew die Offensive auf Berlin.

21. April
In Sachsenhausen befreien sowjetische und polnische Soldaten die Häftlinge.
21. April
Im Schauspielhaus läßt Goebbels Arien aus Verdis »Tosca« vortragen.
22. April
Mit 1 400 Löschfahrzeugen verläßt die Feuerwehr befehlsgemäß die Stadt.
24. April
Der »Völkische Beobachter« stellt als letzte NS- Tageszeitung das Erscheinen ein.
30. April
Jewgeni Chaldej fotografiert im Auftrag Stalins die Soldaten Jegorow und Kantarija mit der Siegesfahne auf dem Reichstag.
1. Mai
Truppen der Roten Armee feiern auf dem Wörther Platz ein Siegesfest.
1. Mai
In Wilmersdorf konstituiert sich eine antifaschistische Bezirksverwaltung. Sie wurde vom sowjetischen Kommandanten bestätigt.
2. Mai
SS-Truppen sprengen die Tunneldecke der Nord-Süd- S-Bahn unter dem Landwehrkanal. Es starben etwa hundert Menschen im Tunnel.
2. Mai
Der Berliner Stadtkommandant, General Weidling, unterzeichnet im Gefechtsstand von Generaloberst Tschuikow, in einer Erdgeschoßwohnung am Schulenburgring 2 (Tempelhof), die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen in Berlin.
3. Mai
Der amtierende Bürgermeister Spandaus, Fritz Warsow, weist an, innerhalb von 24 Stunden alle geplünderten Lebensmittel abzuliefern.
4. Mai
Die sowjetische Besatzungsmacht befiehlt der Schering AG, die Arzneimittelproduktion wieder aufzunehmen.
8. Mai
In Charlottenburg wird die erste Ehe nach Kriegsende geschlossen. Das Standesamt hatte seine Tätigkeit am 5. Mai aufgenommen. Das Brautpaar unterlag zuvor den »Nürnberger Gesetzen«.
9. Mai
In der Rheinsteinstraße (Karlshorst), im Offizierskasino der Festungspionierschule, wird um 0.16 Uhr von Generalfeldmarschall Keitel, Chef OKW, Generaladmiral von Friedeburg, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine und Generaloberst Stumpff, Vertreter des Oberkommandos der Luftwaffe die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches unterzeichnet. Seitens der Alliierten unterzeichneten Marschall Schukow (UdSSR), Luftmarschall Tedder (Vereinigtes Königreich), Generalleutnant Spaatz (USA), General de Lattre de Tassigny (Frankreich).
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 9/2000
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