74   Porträt Luise Begas-Parmentier  Nächstes Blatt
Hans-Peter Doege
Sie lud monatlich zu Spagetti in ihr Haus

Die Künstlerin Luise Begas-Parmentier (1850-1920)

Luise von Parmentier wurde am 15. April 1850 in Wien geboren. Wie ihre ältere Schwester Marie (1846-1878) wollte sie Malerin werden. Zwei bekannte Wiener Künstler, der Landschaftsmaler Emil Schindler und der Radierer Wilhelm Unger, nahmen sie unter ihre Fittiche. Als sie 22 Jahre alt war, wurden ihre Werke schon im Wiener Künstlerhaus auf den Jahresausstellungen gezeigt. Zuerst waren es ländliche Motive, mit Titeln wie »Dorfpartie«, »In der Au« oder »Hof einer Färberei«. Durch Reisen nach Italien um 1875 veränderte sich ihre Motivwahl. Die Stadt Venedig wurde zum bevorzugten Objekt ihrer nun folgenden Architektur- und Landschaftsdarstellungen. Ab 1876 waren ihre Gemälde nach venezianischen Motiven regelmäßig auf der jährlich stattfindenden akademischen Kunstausstellung in Berlin zu sehen.
     1877 heiratete Luise den 42-jährigen Berliner Maler Adalbert Begas (1836-1888), einen Bruder des berühmten Bildhauers Reinhold Begas,


Luise Begas-Parmentier

und zog mit ihm in eine der Villen in der Genthiner Privatstraße (die damalige Nr. 13, heute 30 i), die heute noch »Begas-Winkel« genannt wird. In diesem »traulich poetischen Fleck in einer ganz stillen Ecke des lauten Berlin« hatte Luise Begas-Parmentier ihr Atelier, und vor diesem schönen Hintergrund des Hofgartens malte sie ihre Blumenstillleben, hier entstanden etliche ihrer Architektur- und Landschaftsbilder.

BlattanfangNächstes Blatt

   75   Porträt Luise Begas-Parmentier  Voriges BlattArtikelanfang
In zeitgenössischen Berichten wurden diese Bilder als »Meisterwerke an Stimmung, Poesie und Farbengebung« bezeichnet.
     In der Zeitschrift »Daheim« wurde auf einen Aspekt ihres künstlerischen Schaffens besonders aufmerksam gemacht. Luise Begas-Parmentier bemalte Fächer mit romantischen Motiven, so mit Blumenranken oder Caprilandschaften. Damit traf sie ganz besonders den Zeitgeschmack des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
     Obwohl die Ehe der beiden Künstler kinderlos blieb, wird sie doch in übereinstimmenden Berichten als überaus glücklich und harmonisch dargestellt. Beide unternahmen Studieneisen nach Sizilien, Capri und Venedig. Während einer Reise im Jahr 1888 starb Adalbert Begas an einem Lungenleiden.
     Luise Begas-Parmentier blieb auch nach dem Tode ihres Mannes aktiv. Sie fuhr in die Türkei und stellte zwei Bilder mit Eindrücken von dieser Reise 1890 in Berlin aus. Sie vollzog wieder einen deutlichen Stilwechsel und erregte bei ihren Zeitgenossen einige Aufmerksamkeit. Weitere Reisen folgten, und als 1893 in Chicago die »Colombian Expedition« ausstellte, beteiligte sich Luise Begas-Parmentier mit einer »Studie von Venedig« daran.
     Luise Begas-Parmentier nahm auch regen Anteil am gesellschaftlichen Leben in Berlin. Sie war einige Jahre im Vorstand des 1867 gegründeten Vereins Berliner Künstlerinnen, der geschaffen wurde, um Frauen eine vernünftige künstlerische Ausbildung zu gewährleisten.
Die Kunstakademien ließen nämlich bis 1919 Studentinnen nicht zu. Man wollte mit dieser Institution aber auch Frauen in der bildenden Kunst fördern. Deshalb führte der Verein im Abstand von zwei Jahren Ausstellungen durch, bei denen auch Luise Begas-Parmentier mehrmals ihre Werke ausstellte.
     In der Berliner Gesellschaft machte sich die Künstlerin auch einen Namen als Gastgeberin. So wurde ihr Wirken im Jahre 1900 in der Zeitschrift »Daheim« beschrieben: »Sie ist eine der beliebtesten und verehrtesten Erscheinungen der Berliner Künstlerinnenwelt, der Mittelpunkt einer feingeistigen, ungezwungenen künstlerischen Geselligkeit.« In den Jahren von 1905 bis 1908 wohnte der Schriftsteller Rudolf Alexander Schröder gemeinsam mit dem Kunsthistoriker- Ehepaar Meyer-Graefe als Mieter in der Parterre- Wohnung des Begasschen Hauses. Er berichtet, wie sie in ihren »Prunkgemächern« im ersten Stock des Hauses allmonatlich zu Spagetti und Würstchen einen Kreis erlauchter Geister um sich versammelte, darunter, neben angehenden Klaviervirtuosen, Bühnenstars, älterten Sangesgrößen und literarischem Fußvolk aller Art, auch Isadora Duncan (1878-1927) und Alfred Kerr (1867-1948). Außerdem gehörten die beiden Autorinnen unterhaltender Frauenromane Marie von Bunsen (1860-1941) und Ossip Schubin zu den Gästen dieser Gesellschaft. 1920 verstarb Luise Begas-Parmentier im Alter von 70 Jahren in Berlin.
BlattanfangArtikelanfang

© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 7/2000
www.berlinische-monatsschrift.de