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Günter Thoms
29. Juli 1928:
Grundsteinlegung der Gewerkschaftsschule in Bernau

Die Führung des Dachverbandes der deutschen Gewerkschaften (ADGB) konnte am 29. Juli 1928 am Rande von Berlin, in Bernau, den Grundstein für den Neubau ihrer Bundesschule legen. Der Baukomplex ist ein wichtiges Zeignis der deutschen Architekturgeschichte, er verkörpert ein Stück Geschichte des Bauhauses. Walter Gropius (1883-1969) hatte das Bauhaus 1919 in Weimar gegründet, musste es 1925 nach Dessau verlegen. Von 1932-1933 konnte es noch in Berlin- Steglitz arbeiten. Gropius, der das Bauhaus bis 1928 leitete, und seine Nachfolger Hannes Meyer (1928-1930) und Mies van der Rohe (1930-1933) zählen zu den bedeutenden Repräsentanten der Moderne, die mit ihren Architekturauffassungen Maximen nicht nur für das Bauen in jener Zeit, sondern bis in die Gegenwart schufen. Neben ihnen lehrten am Bauhaus Künstler, deren Werke heute zu den begehrtesten Objekten gehören, um die Museen und Sammler streiten. Paul Klee, Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Gunta Stölzel, Lyonel Feininger, Marcel Breuer, Marianne Brandt und andere Lehrer am Bauhaus gehören zu den herausragenden Persönlichkeiten der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Diese Namen und die von ihnen vertretenen Kunstrichtungen machen deutlich, dass das Bauhaus keine Architekturschule im engeren Sinne war, sondern eine Kunstakademie, an der Künstler und Studenten unterschiedlichster Sparten sich mit neuen Anforderungen an Kunst und Architektur in der Nachkriegszeit auseinandersetzten. Im Manifest zur Gründung des Bauhauses lesen wir: »Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau ... Architekten, Maler und Bildhauer müssen die vielgliedrige Gestalt des Baues in seiner Gesamtheit und in seinen Teilen wieder kennen und begreifen lernen, dann werden sie von selbst ihre Werke wieder mit architektonischem Geiste füllen, den sie in der Salonkunst verloren. Die alten Kunstschulen vermochten diese Einheit nicht zu erzeugen, wie sollten sie auch, da Kunst nicht lehrbar ist ... Denn es gibt keine >Kunst von Beruf<. Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerker. Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerks.«1) Dieses anspruchsvolle Programm der Verbindung von Kunst und Handwerk, das im Bau seine Vollendung finden sollte, bestimmte das Lehrprofil am Bauhaus. Wenn, wie Gropius forderte, der Bau das Endziel der bildnerischen Tätigkeit sein sollte, so ist verwunderlich, dass es zunächst neben den Fachrichtungen Drucken, Töpfern, Malen, Tischlern, Weben, Stein-, Holz-, Metall- und Bühnengestaltung keine Architekturabteilung gab. Das änderte sich im April 1927, als der Schweizer Architekt Hannes Meyer an das Bauhaus kam und ein Jahr später dessen Leitung übernahm.
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Er sorgte dafür, dass das Architekturstudium, das mit vielen praktischen Einsätzen auf dem Bau verbunden war, den ihm gebührenden Platz im Lehrplan bekam. Sein Verdienst bestand jedoch vor allem darin, eine wissenschaftlich fundierte Architekturlehre am Bauhaus entwickelt zu haben, die »alle Ästhetizismen ausschied, die einem sozial bestimmten Funktionsbegriff widersprachen«.2)
     Rückblickend berichtet Hannes Meyer darüber:

Seitlicher Blick auf die Empfangshalle
»In unserer Baulehre entwickelten wir ein >funktionelles Bauen< welches im Gegensatz zur vulgären Auslegung über das >rein Technische< hinausging. Durch Analyse des gesellschaftlichen Zustands und ein sorgfältiges Studium aller biologischen Faktoren hofften wir, eine Vertiefung und Bereicherung der Architektur zu erreichen, wobei ein spezielles Augenmerk den psychologischen Faktoren und der Lebensorganisation galt.«3) Die Umsetzung dieser Prinzipien, die sich bei ihm in der Erkenntnis niederschlug, dass »Bauen die Gestaltung von Lebensvorgängen ist«, forderte er von seinen Studenten und machte sie zum Maßstab der eigenen Arbeit. Ein überzeugendes Ergebnis ist die von ihm und seinem Partner Hans Wittwer in der Nähe von Bernau errichtete Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB).
     Der ADGB, der die Moderne in Deutschland förderte und seine neue Zentrale in der Berliner Wallstraße 1923/24 von Max Taut und Franz Hoffmann, ebenfalls Vertreter des Neuen Bauens, errichten ließ, war auch in den folgenden Jahren bemüht, dieser Architektur zum Durchbruch zu verhelfen. Davon zeugen viele Gewerkschaftseinrichtungen, die in den 20er Jahren in Berlin und an anderen Orten Deutschlands gebaut wurden.
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Im Mai 1927 zog der Bundesausschuss ein Resümee seiner bisherigen Bildungsarbeit und beschloss, seine »Funktionärsschulung auf eine breitere Basis zu stellen.«4) Diesem Erfordernis konnte die bisherige Bildungsarbeit, die im wesentlichen von den Verbänden in eigenen Schulen und in Lehrgängen an anderen Bildungseinrichtungen der Arbeiterbewegung geleistet wurde, nicht gerecht werden. So kam es zu dem Beschluss, eine Bundesschule zu errichten, die von allen dem ADGB angehörenden Verbänden genutzt und nach einheitlichen Ausbildungsrichtlinien von fest angestellten Lehrkräften geleitet werden sollte. Nachdem Einigkeit darüber erzielt worden war, dass der Standort Bernau die günstigsten Voraussetzungen für den Schulbau bot, schrieb die ADGB- Führung einen begrenzten Wettbewerb aus, der unter der Architektenschaft einer Region oder des ganzen Landes stattfinden sollte. Dazu fehlten offenbar die Mittel, und es schien schon aus politischen Gründen suspekt, die ganze Architektenoligarchie für dieses Bauwerk der Gewerkschaften zu interessieren.5) Es wurden nur sechs Architekten, die sich der Moderne verpflichtet fühlten, zu diesem Wettbewerb eingeladen. Zu ihnen gehörten Max Taut, der Architekt des Bundeshauses des ADGB in der Wallstraße, Erich Mendelsohn, der Schöpfer des phantasievollen Einsteinturms in Potsdam, Max Berg, der Architekt der Jahrhunderthalle in Breslau, Aloys Klement aus Hamburg, Wilhelm Ludewig aus Berlin und der Meister für Architektur am Bauhaus, Hannes Meyer.

Rückwärtiger Blick auf den abgewinkelten Hörsaaltrakt
Für Meyer war dies eine Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit des Bauhauses nachzuweisen und seiner Architekturauffassung Ausdruck zu verleihen. Mit Unterstützung von Hans Wittwer, dem Lehrer für Architektur am Bauhaus, und mehrerer Studenten, die dann auch ihr Praktikum an der Baustelle absolvierten, wurde der Entwurf ausgearbeitet und durchgezeichnet.
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Von den Entwürfen, die von einer Jury, der auch der bekannte Berliner Architekturkritiker Adolf Behne angehörte, erhielt das Projekt von Hannes Meyer den ersten Preis. Ihm war es gelungen - entgegen allen konventionellen Auffassungen vom Bau einer Schule -, in der Architektur ein sozialpädagogisches Programm umzusetzen und eine unkonventionelle Lösung anzubieten, die sich harmonisch in die Landschaft einfügte und äußerst kostengünstig kalkuliert war. Mit diesem Bau löste sich Meyer von den klassischen Kompositionsregeln der Architektur und nahm die funktionale Organisation des Bauwerks als Ausgangspunkt für seinen Entwurf.
Speiseraum, Foto aus dem Jahre 1930
Hinzu kam eine spartanische Ausstattung und eine asketische baukünstlerische Haltung, die man als eine Verbeugung vor der bescheidenen Lebenshaltung der hier zu schulenden Gewerkschafter deuten kann und die wohl auch die Architekten am Bauhaus im Sinne hatten. Der Entwurf erregte Aufsehen in der Fachwelt und beeinflusste die Architekturdiskussion in jener Zeit.6) Mit diesem Projekt gelang es Hannes Meyer erstmals, seine Auffassungen von zeitgemäßer Architektur am praktischen Beispiel zu verdeutlichen. Die Universalität und Bedeutung dieses Schulbaus liegt vor allem darin, dass hier ein Ausgangspunkt für die künftige Planung von Schulinternatsbauten geschaffen wurde. Für die Bauausführung richtete Hannes Meyer ein spezielles Baubüro in Berlin ein, in dem sein Partner Hans Wittwer, die Architekten Hermann Bunzel, Arieh Sharon, sowie auch Bauhaus- Studenten mitarbeiteten.
     Die Studenten, zu denen auch der spätere Architekturprofessor Konrad Püschel gehörte, arbeiteten danach als Praktikanten auf der Baustelle.
     Die geplanten Mittel für den Bau betrugen 800 000 RM. Sie wurden z.T. durch die Gewerkschaftsmitglieder aufgebracht, indem viele Gewerkschafter 0,60 Pfennige zum Bau der Schule beisteuerten. Die Gewerkschaftsverbände, die später die Schule nutzen sollten, beteiligten sich finanziell an dem Vorhaben.
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Mit diesen Mitteln ließ sich jedoch der Bau nicht realisieren. Die Krise und zusätzliche Ausbauarbeiten verdreifachten schließlich die ursprünglich veranschlagten Kosten. Die Stadt Bernau, die am Zustandekommen des Projektes interessiert war, das für sie nicht nur Prestigezuwachs, sondern auch ökonomische Vorteile versprach, stellte dem ADGB im Stadtwald von Bernau ein Grundstück für einen günstigen Erbbaupachtzins zur Verfügung und bezahlte die Strom-, Wasser- und Gaszuführung sowie den Bau einer Zufahrtsstraße.
     Am 29. Juli 1928 war es dann endlich so weit. Bernau hatte ein Festgewand angelegt, um die rd. 4000 Vertreter der Gewerkschaften, der örtlichen Behörden und Vereine, der Reichs- und Landesregierung, von Organisationen und Institutionen auf dem Marktplatz zu einer Kundgebung zu empfangen. Danach marschierten die Teilnehmer zum vier Kilometer entfernten Bauplatz, um an der feierlichen Grundsteinlegung teilzunehmen. Theodor Leipart (1867-1947), der Vorsitzende des ADGB, würdigte in seiner Festrede die Bildungsanstrengungen der Gewerkschaften und schilderte das Anliegen der zu errichtenden Schule. »Diesem unserem Wollen,« so führte er aus, »gibt der Entwurf des Herrn Hannes Meyer, dem wir als künstlerischen und technischen Leiter unser Vertrauen geschenkt haben, eindeutigste und wirksamste Prägung.
Ihnen, Herr Baumeister, ... rufe ich zu: Führen Sie das Werk so seiner Vollendung zu, dass es seinen Meister lobt, dass alle, die es je betreten, es nie aus der Erinnerung verlieren, und dass die deutsche Gewerkschaftsbewegung mit freudigem Stolz auf dieses Haus blicken kann.«7) Im August begannen dann die Bauarbeiten, die mit kurzen Unterbrechungen bis zum Frühjahr 1930 dauerten. Ausführender Auftragnehmer war die Berliner Bauhütte, die wiederum verpflichtet war, nur solche Gewerke am Bau zu beteiligen, die auch Gewerkschaftsmitglieder unter ihren Mitarbeitern duldeten und in die Verträge eine Streikklausel aufnahmen. Hannes Meyer hat sich den spezifischen Anforderungen der Gewerkschaften auf dieser Baustelle diszipliniert unterworfen, obwohl sie dem Bauablauf nicht immer dienlich waren. Das gesamte Baugeschehen wurde in einem Dokumentarfilm festgehalten, der bisher nicht auffindbar war.
     Mit dem Bau sollte die räumliche Verwirklichung eines pädagogischen Programms erfolgen, um nicht nur eine Schule, sondern auch eine »Schule hinter der Schule« zu bauen, wie Adolf Behne treffend feststellte.8) Das von Hannes Meyer in Architektur umgesetzte Erziehungskonzept der Reformpädagogik der Moderne, den »neuen Menschen« zu formen, fand in dem Schulbau seine ideale Umsetzung.
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Aller Leistungsanspruch an die Schule sollte dem Ziel dienen, durch eine bewusste Organisation der baulichen Anlage ein »maximum an lebensäußerungen« zu erreichen. Eine größtmögliche Einwirkung auf die Psyche der Kursteilnehmer musste in der kurzen Zeit von vier Wochen durch »landschaft, gemeinschaft (und) einzelwohnraum« ermöglicht werden. Die Erziehung zum Gemeinschaftsleben und die Entwicklung des »Kollektivgefühls« sind übergeordnete Funktionen, die der Schulbau fördern sollte,9) wie Hannes Meyer in seiner Baubeschreibung betonte.
Küche, Foto 1930
Behutsam wurde das Bauwerk in die natürliche Umgebung eingefügt und unter Berücksichtigung der Vegetation und Himmelsrichtung bewusst an die Topographie des Geländes angepasst. Meyer erstellte ein Sonnendiagramm, um die Ausrichtung des Baus so einzurichten, dass eine maximale Besonnung der Lebensbereiche erfolgen konnte. Es entsteht eine differenzierte Baugruppe in einem von Kiefernwald umgebenen Gelände an einem kleinen See, in deren Schwerpunkt die Gemeinschaftseinrichtungen Aula, Kantine, Küche und die Aufenthaltsräume, liegen. Ein gläserner Verbindungsgang führt hangabwärts zum Schultrakt, der eine Turnhalle, die Klassen- und Seminarräume sowie die Bibliothek aufnimmt. An ihn sind vier dreigeschossige Internatstrakte und ein Personaltrakt in gestaffelter Form angelagert. Gegenüber der Straße schließen vier aufgeständerte Familienhäuser für Lehrer und Verwalter an. Zum Komplex gehören ein umfangreiches Sportgelände und ein Schwimmbad, das durch eine Teilumgestaltung des anliegenden Sees installiert wurde. Beim Bau werden industriell vorgefertigte Elemente (Stahlbetonpfeiler und -träger) verwendet, die zum Skelett montiert und dann mit gelben Tonziegeln verfacht werden. Der Einsatz von Farben erfolgt sparsam, Beton und Ziegel bleiben naturbelassen, um dem Bewohner das Flair der Baustoffe zu vermitteln. Türen und Fenster sind größtenteils aus Stahl und Glas gefertigt und garantieren eine maximale Aufnahme von Außenlicht.
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Hörsaal, Foto 1930
Und der bereits zitierte Adolf Behne beschreibt die ästhetische und sozial- ethische Wirkung des Baus mit den Worten: »Mit einer kühlen Knappheit und Frische steht der Bau lebendig sich gliedernd, der Bewegung des Bodens folgend in dieser einzig schönen märkischen Natur. Er prätentiert nichts, er repräsentiert nichts, er markiert nichts, er ist, was er ist, auf die einfachste, klarste, sympahtischste Art. Aber dies ist kein ödes, trockenes Spartanertum, sondern ein Spartanismus, der erfüllt ist mit Lebensfreude und Lebensfülle - und durchaus nicht ohne Liebenswürdigkeit.
Auf diese Weise entsteht ein Schulbau, der von der Form und Gestaltung weit über das hinausgeht, was die Schularchitektur bisher hervorgebracht hatte. Es dürfte nach dem Dessauer Bauhaus selbst der erste Schulbau sein, der mit dem Ziel entworfen und gebaut wurde, Voraussetzungen für die Realisierung eines völlig neuen pädagogischen Programms zu schaffen.
     Nachdem der Bau im Frühjahr 1930 vollendet worden war, bescheinigte man dem Baumeister, »in diesem Bau so ziemlich das Modernste angewandt und verwirklicht zu haben, was die neue Baukunst überhaupt kennt. […] Immer ist der Einruck des Zweckhaften gewaltig«, resümiert die in Hamburg erscheinende Holzarbeiter- Zeitung (Nr. 20/1930, S. 155).
Ein wundervoller Respekt vor Natur und Leben geht durch das ganze Haus, eine Bejahung aller natürlichen Gegebenheiten, Stoffe und Materien, eine positive Haltung, die jede Bemäntelung, jedes Verhüllen und Verbrämen von sich weist.«10)
     Natürlich fehlten auch kritische Stimmen nicht, denn das Bauhaus und seine Ideen waren vielen arrivierten Architekten und Bauherren vor allem aufgrund seines sozialen Engagements, seiner Schlichtheit in der Formensprache und seiner Orientiertheit auf die Bedürfnisse der Allgemeinheit suspekt. Aber sie konnten nicht verhindern, dass das Bauhaus, das in der NS-Zeit regelrecht verfemt und auch in der DDR bis Ende der fünfziger Jahre abgelehnt worden war,
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weltweit seine Anhänger fand, eine neue Architektur mit begründete und sich bis in die Gegenwart in vielen Gegenständen des täglichen Bedarf reflektiert. Die Bundesschule des ADGB konnte nur drei Jahre, vom 4. Mai 1930 bis zum 2. Mai 1933, als Bildungsstätte für Gewerkschafter genutzt werden. Dann wurde auch sie ein Opfer der faschistischen Willkürherrschaft. Das NS-Regime richtete hier seine Reichsführerschule für die Schulung von Parteikadern und ab 1936 eine Ausbildungsstätte für die SS ein.
     Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der FDGB das Objekt und schulte hier seine Funktionäre sowie Gewerkschafter aus dem Ausland. Als die Wende auch das Aus für den FDGB brachte, übernahm die Landesregierung Brandenburg die Schule, um hier Verwaltungs- und Polizeibeamte auszubilden. Doch auch diese Nutzung ging 1998 zu Ende. Seitdem steht das Gebäude leer und weist zum Teil bereits erhebliche Schäden auf. Eine neue Nutzung ist zwar in Sicht, aber noch sind nicht alle bürokratischen Hemmnisse ausgeräumt, um einen Neubeginn, der mit umfangreichen Sanierungs- und Rekonstruktions- Maßnahmen verbunden sein muss, prognostizieren zu können. Dennoch gibt es einen Lichtblick. Seit 10 Jahren wacht der Verein »baudenkmal bundesschule bernau e.V.« mit seinen Freunden und Mitgliedern aus dem In- und Ausland über das bedrohte Gebäude. Er hat dort ein Informations- und Kommunikationszentrum mit Ausstellungen und Sammlungen eingerichtet, das täglich von 9 bis 16 Uhr zu besichtigen ist.
     Der Verein ist schriftlich unter der Anschrift: Verein »baudenkmal bundesschule bernau e. V., Fritz-Heckert- Str. 43, 16321 Bernau, oder unter der Telefon- u. Faxnummer 03338/767875 zu erreichen.
Quellen:
1 Zitiert bei: Reiner K. Wick, bauhaus Pädagogik, Dumont Verlag Köln, 4. Aufl. 1994, S. 30
2 Ebenda, S. 46
3 Ebenda
4 Quellen zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung im 20. Jahrhundert, Bd. 3/II, Bund Verlag Köln 1986, S. 920
5 Vgl. Klaus-Jürgen Winkler, Der Wettbewerb zum Bau der ADGB- Bundesschule, in: baudenkmal bundesschule bernau - Die Bau- und Nutzungsgeschichte, Der Verein zu dessen Bewahrung, VDG Verlag Weimar 1997, S. 21
6 Ebenda, S. 21-23
7 Gewerkschafts- Zeitung (Berlin), 31/1928. S. 492 ff.
8 Adolf Behne, Die Bundesschule des ADGB in Bernau bei Berlin, in: bauhaus, zeitschrift für Gestaltung, Dessau, 2. Jhrg. (1928), Nr. 2/3, S. 12
9 Vgl. Klaus-Jürgen Winkler, a. a. O. S. 8/9 und Hannes Meyer, erläuterungen zum wettbewerbsaufruf, in: bauhaus. zeitschrift für gestaltung, Dessau, 2. Jg., (1928) Nr. 2/3, S. 14
10Adolf Behne, Die Bundesschule des ADGB in Bernau bei Berlin, in: Soziale Bauwirtschaft, (1930) Nr. 17, S. 376

Bildquelle: Archiv Autor

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 6/2000
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