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Dieter Götze
Berühmte Ausländer an Spree und Havel

Ausländer nehmen in Geschichte und Gegenwart Berlins einen beachtlichen Platz ein. Von ihrer Präsenz erzählen Gebäude und Denkmäler, Straßennamen und Gedenktafeln.
     Besonders seit dem 18. Jahrhundert, den Jahrzehnten der Zuwanderung der Hugenotten, verdanken ihnen Politik und Wirtschaft, Kultur und Wissenschaften beachtliche Impulse.
     Ausländer beeinflußten Lebensweise und Alltag der Berliner, profitierten aber auch selbst immer wieder von Vielfalt, Attraktivität und Reichtum des Berliner Gemeinwesens. Diese Dialektik ist in vielen Lebensläufen »berühmter Ausländer« - sie hielten sich häufig nur vorübergehend in der Stadt auf - spürbar. Über einige von ihnen, Politiker und Gelehrte, Schriftsteller und Künstler, berichten diese kurzen biographischen Skizzen.
     Der zeitliche Bogen spannt sich vom 18. Jahrhundert bis zur unmittelbaren Gegenwart.
     Es muß dabei nicht besonders betont werden, daß es sich bei den hier versammelten Miniaturen um eine Auswahl handelt, die der Fortschreibung bzw. Ergänzung bedarf, besonders hinsichtlich außereuropäischer Biographien.


John Quincy Adams

 

John Quincy Adams

Am Beginn der Beziehungen zwischen Berlin und den Vereinigten Staaten von Nordamerika stehen mit John Adams (1735-1826) und seinem Sohn John Quincy Adams (1767-1848) zwei Persönlichkeiten, die zu einem späteren Zeitpunkt, als ihr Aufenthalt in der Preußenmetropole längst Geschichte war, die Geschicke der USA als Präsidenten in bemerkenswerter Weise gelenkt und geleitet haben.

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     Berlin war besonders für John Quincy Adams wichtige Lebens- und Erfahrungsstation. Der versierte Jurist kam im November 1797 im Auftrag seines Vaters, der das Präsidentenamt von 1797 bis 1801 ausübte, in die Stadt. John Adams hatte zwölf Jahre zuvor gemeinsam mit Benjamin Franklin und Thomas Jefferson einen Freundschafts- und Handelsvertrag mit Preußen abgeschlossen, den es nun zu verlängern galt. Wenige Tage nach seiner Ankunft starb Preußenkönig Friedrich Wilhelm II., so daß an eine schnelle Erfüllung dieser Aufgabe nicht zu denken war. Nachdem er den neuen Regenten Friedrich Wilhelm III. bei einem Treffen in Potsdam kennengelernt hatte, kam es erst im Juli 1798 zur Übergabe des offiziellen Beglaubigungsschreibens. In den folgenden Monaten hatte Adams genügend freie Zeit, um gemeinsam mit seiner Frau Luisa Catherine und seinem Bruder Thomas die Sehenswürdigkeiten Berlins und seiner Umgebung kennenzulernen. Dazu gehörten auch Theater- und Konzertbesuche, u.a. in der berühmten Berliner Singeakademie, die in ihren Annalen stolz auf Adams Besuch verweist. Vor allem nutzte der Botschafter seinen Aufenthalt zu intensiver Beschäftigung mit der deutschen Sprache und Literatur. Mit Feuereifer begann er eine Übersetzung von Christoph Martin Wielands Versdichtung »Oberon« ins Englische. Für seinen Präsidentenvater in der fernen Heimat waren seine Einschätzungen der politischen Situation in Europa - es waren die Jahre des rasanten Aufstiegs Napoleons - von Bedeutung, ging es doch für die junge nordamerikanische Republik darum, sich aus den europäischen Kriegen herauszuhalten.      Am 11. Juli 1799 kam es endlich zur Unterzeichnung des neuen Freundschafts- und Handelsvertrages, dessen Artikel 1 lautete:
     Es soll fester, unverletzlicher und allgemeiner Friede und wahre Freundschaft zwischen seiner Majestät, seinen Erben und Nachfolgern sowie seinen Untertanen einerseits und den Vereinigten Staaten und ihren Bürgern andererseits ohne irgendwelche Ausnahme hinsichtlich der Gebiete und Personen bestehen.1)
     1801 kehrte John Quincy Adams in die Vereinigten Staaten zurück, mit einer Fülle in Europa und nicht zuletzt in Berlin gesammelter Eindrücke und Erfahrungen.
     Nun begann seine eigentliche Karriere, die ihn in höchste Staatsämter führte: 1817-1825 war er Außenminister der USA, schließlich von 1825-1829 sechster Präsident der Vereinigten Staaten.

Quellen:
1 Zit. nach John Hermansen: Dauerhafte Beziehungen. 200 Jahre Amerikaner in Berlin, Herausgeber: Die Ausländerbeauftragte des Senats 1995, S. 22

Bildquelle: Archiv LBV

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 5/2000
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