93   Dokumentiert Januar 2000  Nächstes Blatt
Es geschah gestern in Berlin
Januar 2000

1. Januar
Kurz nach Mitternacht
stürzt der Hauptcomputer der Berliner Feuerwehr in der Leitstelle in Charlottenburg ab, was zu chaotischen Zuständen in den Einsatzzentralen führt. Aus Brandenburg wurden zusätzliche Kräfte angefordert.

2. Januar
In Berlin stirbt im Alter von 78 Jahren Karl H. Bröhan,
einer der bedeutendsten Kunstsammler der Stadt und Direktor des gleichnamigen Landesmuseums für Jugendstil, Art Déco und Funktionalismus in der Charlottenburger Schloßstraße.

3. Januar
Der Abriß der Diskothek »Alex-Treff«
in der Rathausstraße (Mitte) beginnt nach 10 Jahren Leerstand. An dieser Stelle entsteht ein Großkino mit 2600 Plätze. Mieter und Betreiber wird die Ufa-Theater GmbH & Co. KG sein.

4. Januar
In der Philharmonie
(Tiergarten) singt eine japanische Reisegruppe von Chorsängern aus Osaka gemeinsam mit den Mitgliedern des Berliner Oratorienchors und der Singakademie Potsdam den Schlußchor aus Beethovens Neunter Symphonie.

5. Januar
An einer Tankstelle
in Wilmersdorf gibt es eine Stunde lang Benzin zum Steuerfrei- Preis. Normalbenzin kostete 50 Pfennig, Super plus 58 Pfennig. Gesponsert wurde die PR-Aktion von der FDP, die damit gegen die Ökosteuer protestierte.

6. Januar
Die Max-Taut- Schule
(Fischerstraße 36, Lichtenberg), seit 1992 Oberstufenzentrum, erhält ein TÜV- Zertifikat. Sie war die erste staatliche Schule in Deutschland, die nach den Maßstäben eines Qualitätsmanagement- Systems nach DIN EN ISO 9001 arbeitete.

7. Januar
Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen
(CDU) spricht mit den Bundesvorständen der gesetzlichen Krankenkassen über Einsparungen im Berliner Krankenhauswesen. Anlaß des Gespräches ist die Sanierung der AOK.

8. Januar
Das Berliner Ensemble am Schiffbauerdamm
(Mitte) wird mit der Uraufführung des Stückes »Die Brechtakte« von George Tabori wiedereröffnet. Tabori führte selbst die Regie.

9. Januar
Im Leo-Baeck- Haus
in der Tucholskystraße (Mitte) wird Paul Spiegel zum Vorsitzenden des Zentralrats der Juden gewählt. Spiegel trat die Nachfolge des am 13. August 1999 verstorbenen Ignatz Bubis an.

10. Januar
Rut Brandt,
Witwe von Alt- Bundeskanzler Willy Brandt, feiert in der »Ständigen Vertretung« am Schiffbauerdamm (Mitte) ihren 80. Geburtstag. Unter den Gästen war auch Bundespräsident Johannes Rau.

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   94   Dokumentiert Januar 2000  Voriges BlattNächstes Blatt
11. Januar
Am Deutschen Herzzentrum Berlin
(Wedding) wird der siamesische Zwilling Ding-Ding erfolgreich am Herzen operiert. Ding-Ding wurde am 21.Dezember 1998 als siamesischer Zwilling geboren und war am 5. Februar 1999 von seinem Bruder getrennt worden.

12. Januar
Im Entwicklungsgebiet Biesdorf- Süd
(Marzahn) machten Archäologen einen sensationellen Fund. Sie entdeckten einen 2000 Jahre alten noch sehr gut erhaltenen Kachelofen.

13. Januar
Im Babelsberger Park ist die Bismarckbrücke,
auch als »Astbrücke« bezeichnet, nach Sanierungsarbeiten wieder begehbar. Die Brücke verbindet ein Trockental am Babelsberg.

14. Januar
Das »Haus der Demokratie«
in der Greifswalder Straße 4 (Prenzlauer Berg), das bis zum Sommer 1999 in der Friedrichstraße sein Domizil hatte, begeht mit einem Tag der offenen Tür sein zehnjähriges Bestehen.

15. Januar
In Lichtenberg
findet die von der PDS initiierte traditionelle Demonstration zu Ehren von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt. Wegen einer Attentatsdrohung war die Demonstration um eine Woche veschoben worden.

16. Januar
Auf dem Jüdischen Friedhof an der Heerstraße
(Charlottenburg) findet die Trauerfeier für den am 14. Januar im Alter von 81 Jahren verstorbenen Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Estrongo Nachama statt.

17. Januar
In der Berliner Ehrenbürgergalerie
im ehemaligen Preußischen Landtag (Mitte) wird ein Gemälde des ehemaligen Daimler- Vorstandsvorsitzenden Edzard Reuter enthüllt. Es hängt an der Stelle, die für Helmut Kohl bestimmt war, der sich bisher nicht malen ließ.

18. Januar
Im Unfallkrankenhaus Marzahn,
eine der modernsten Kliniken Europas, wird einem Patienten aus Templin in einer fünf Stunden dauernden Operation ein abgetrennter Arm wieder angenäht.

19. Januar
Im Hotel Kempinski am Kurfürstendamm
(Charlottenburg) schätzen für einen Tag acht Mitarbeiter von Sotheby's »Kunstgegenstände kleiner Leute«. Die Berliner Filiale des Auktionshauses »Sotheby's« war im September 1999 geschlossen worden.

20. Januar
Für das neue Auswärtige Amt
am Werderschen Markt (Mitte) übergibt Bundesbauminister Reinhard Klimmt (SPD) offiziell die Schlüssel an Bundesaußenminister Joseph Fischer (Bündnis 90/ Die Grünen).

21. Januar
Der Bauingenieur Ulrich Müther
veranstaltet eine Führung durch sein Bauwerk »Ahornblatt« auf der Fischerinsel (Mitte), der ehemaligen Kantine des DDR- Bauministeriums. Das Gebäude sollte im März zugunsten der städtebaulichen Ordnung abgerissen werden.

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   95   Dokumentiert Januar 2000  Voriges BlattNächstes Blatt
22. Januar
Die neue Schaubühne am Lehniner Platz
(Charlottenburg) wird mit dem Stück »Körper« von Sasha Waltz eröffnet. Diese Premiere war die erste von vier dicht aufeinanderfolgenden Eröffnungspremieren.

23. Januar
Im GSW- Hochhaus an der Kochstraße
(Kreuzberg) eröffnet die Gemeinnützige Siedlungsund Wohnungsbaugesellschaft (GSW) einen Wohnungsmarkt. Es wurden rund 630 GSW- Wohnungen zum Verkauf oder zur Miete angeboten.

24. Januar
Im Erzbischhöflichen Ordinariat
wird eine Studie mit dem Titel »Illegal in Berlin« von Bettina Hartmann vorgestellt, die den Alltag der ca. 100000 in Berlin illegal lebenden Menschen schildert.

25. Januar
Der Vizepräsident der Akademie der Künste Matthias Flügge
teilt auf einer Pressekonferenz mit, daß vier kunsthistorisch bedeutsame Gemälde an den Kellerwänden der alten Akademie der Künste (Mitte) vor der Zerstörung beim Kellerabriß gerettet werden.

26. Januar
In der Oranienburger Straße
(Mitte) eröffnet der Paritätische Wohlfahrtsverband ein Hauptstadtbüro. Der Verband kehrte nach 65 Jahren an den Ort seiner Gründung zurück.

27. Januar
Auf dem Gelände an der Ebertstraße
(Mitte) wird in einem Festakt der symbolische Baubeginn für das Holocaust- Denkmal gefeiert. Zuvor hatte im Reichstag in einer Gedenkstunde Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel an die Opfer des Holocaust erinnert.

28. Januar
Der Berliner Schriftsteller Thomas Brussig
erhält den mit 10000 Mark dotierten Hans-Fallada- Preis der Stadt Neumünster für seinen Roman »Am kürzeren Ende der Sonnenalle«. Der Roman war von Leander Haußmann verfilmt worden.

29. Januar
Im Museum der Dinge im Martin-Gropius- Bau
(Kreuzberg) eröffnet mit der Siebenten langen Nacht der Museen Bill Gates die Ausstellung »Leonardo da Vinci: Joseph Beuys«. Es wurden der »Codex Leicester« Leonardo da Vincis aus Gates Privatbesitz und 96 Zeichnungen von Joseph Beuys gezeigt.

30. Januar
Im Atrium der Deutschen Bank
(Unter den Linden 13/15, Mitte) findet ein Benefizkonzert der zwölf Cellisten des Berliner Philharmonischen Orchesters »Classics meets Pop« statt. Der Erlös der Veranstaltung ging an die Franziskaner Suppenküche in Pankow.

31. Januar
Das Sturmtief »Liane«
überquert mit Böen mit bis zu 100 Stundenkilometern Berlin. Auf der S-Bahn- Linie 1 stürzte ein Baum auf die Gleise, Fahrgäste eines Zuges kamen mit dem Schrecken davon, die Zugführerin wurde leicht verletzt.

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   96   Dokumentiert Februar 2000  Voriges BlattNächstes Blatt
Es geschah gestern in Berlin
Februar 2000

1. Februar
Stadtentwicklungssenator Peter Strieder
(SPD) legt in der Senatssitzung eine Prognose zur Bevölkerungsentwicklung Berlins vor. Danach ist in den Jahren 1999 bis 2010 mit einem Bevölkerungsrückgang von 65000 bis 70000 Personen zu rechnen.

2. Februar
In der Herz-Jesu- Kirche
in der Riemeisterstraße (Zehlendorf) werden anläßlich »Mariä Lichtmess« vier restaurierte neugotische Wandteppiche enthüllt. Die Teppiche lagerten über 50 Jahre auf dem Dachboden des Pfarrhauses und galten als verschollen.

3. Februar
Der Leiter der Geschäftssparte BMW Motorrad, Marco von Maltzan,
kündigt an, daß in den kommenden zwei Jahren 100 Millionen Mark in den Ausbau des Berliner Motorradwerkes in Spandau investiert werden.

4. Februar
In der Rotunde des Alten Museums
(Mitte) wird die Ausstellung »Schöne Knaben aus Bronze« eröffnet. Unter den Exponaten war auch die italienische Knabenstatue »Idolino«, deren Alter zuvor in der Bundesanstalt für Materialprüfung untersucht worden war.

5. Februar
Der Geschäftsführer der Berlin Tourismus GmbH
teilt mit, daß seit dem Regierungsumzug nach Berlin die Zahl der Berlinbesucher deutlich gestiegen ist. 1999 stieg die Zahl der Übernachtungen um 14 % gegenüber dem Vorjahr. Es kamen 90 bis 100 Mill. Gäste.

6. Februar
Das Ehrenmitglied des SC Charlottenburg (SCC) Siegfried Eifrig
feiert seinen 90. Geburtstag. Der Läufer Eifrig war 1936 von seinem Verein, dem SCC, ausgewählt worden, das olympische Feuer auf der Schlußetappe durch Berlin zu tragen.

7. Februar
Im Regionalbahnhof Potsdamer Platz
eröffnet die Deutsche Bahn den nördlichen Teil des Fußgängergeschosses, das die U- und S-Bahn mit zukünftigen Regionalbahnhof verbindet. Der südliche Teil der sogenannten Passerelle war schon seit 2. Oktober 1998 offen.

8. Februar
Der Berliner Pharmakonzern Schering AG
teilt mit, das er 1999 wieder ein Rekordgewinn erzielt hat. Das Gruppenergebnis hatte sich gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent erhöht. Der Gruppenumsatz erhöhte sich um zwölf Prozent auf 7,2 Milliarden Mark.

9. Februar
Im Sony-Center am Potsdamer Platz
(Tiergarten) wird das erste Berliner Hofbräuhaus eröffnet.

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   97   Dokumentiert Februar 2000  Voriges BlattNächstes Blatt
10. Februar
Im Zentrum Judaicum
(Oranienburger Straße, Mitte) werden das Ehepaar Berthold und Else Beitz mit dem Leo-Baeck- Preis für ihre Verdienste um die Rettung von Juden in der NS-Zeit ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Bundespräsident Johannes Rau.

11. Februar
Im Architekturgebäude der Technischen Universität Berlin
(Charlottenburg) wird ein Schinkelzentrum eröffnet. An diesem bereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkt sollten viele Fachrichtungen gemeinsam historische Ingenieurleistungen erforschen.

12. Februar
Auf dem Landesparteitag der Berliner FDP
wird Günter Rexrodt zum neuen Vorsitzenden gewählt. Rexrodt trat die Nachfolge von Rolf-Peter Lange an, der nicht mehr für den Vorsitz kandidierte.

13. Februar
Kammersänger Rudolf Asmus
stirbt im Alter von 78 Jahren in Berlin. Asmus gehörte seit 1956 zum Ensemble der Komischen Oper (Mitte), deren Ehrenmitglied er seit 1988 war. Eine seiner Rollen war der Milchmann Tewje im Musical »Der Fiedler auf dem Dach«.

14. Februar
Im Willy-Brandt- Haus
an der Stresemann-/ Ecke Wilhelmstraße (Kreuzberg) wird ein Image-Shop der SPD eröffnet. Angeboten wurden u.a. Eisbären mit roten Tatzen, Kugelschreiber, Feuerzeuge, Flaschenöffner, Schlipse und Stifte mit SPD-Logo.

15. Februar
Im Institut für Radiologie der Charité
(Mitte) wird der schnellste Computertomograph Europas in Betrieb genommen. Der Senat beschließt, daß die Forschungskliniken Robert Rössle und Franz Volhard in Buch zum 1. Juli 2000 ihre Bettenanzahl von 315 auf 165 reduzieren müssen.

16. Februar
In der Lepsiusstraße 57 in Steglitz
erfolgt der erste Spatenstich zum Bau eines neuen Mehrfamilienhauses. An dieser Stelle war am 4. August 1998 ein Wohngebäude durch eine Gasexpolsion eingestürzt.

17. Februar
Auf der Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
wird mitgeteilt, daß auf der Museumsinsel (Mitte) eine neue Gemäldegalerie gebaut werden soll. Die Neue Gemäldegalerie am Kulturforum sollte dann der Moderne gewidmet werden.

18. Februar
Im Pankower Ortsteil Rosenthal
wird die Straße 90 feierlich in Abajstraße umbenannt. Die Benennung der Straße nach dem kasachischen Volksdichter Abaj Kunanbajew (1845 1904) erfolgte auf Anregung der Kasachischen Botschaft, die dort ihren Sitz hat.

19. Februar
Die DT- Kammerspiele
(Mitte) werden nach einem Umbau mit dem Stück »Die Schwärmer« von Robert Musil in der Inszenierung von Stefan Otteni wiedereröffnet. Wegen eines Unfalls auf der Generalprobe war die Wiedereröffnung um drei Tage verschoben worden.

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   98   Dokumentiert Februar 2000  Voriges BlattArtikelanfang
20. Februar
Die Theologin Irene Ahrens
übernimmt das Amt der AssistenzPastorin an der anglikanischen Saint-George's- Kirche in Charlottenburg . Die Theologin ist die erste anglikanische Priesterin in Deutschland.

21. Februar
In der Bar jeder Vernunft
in der Schaperstraße (Wilmersdorf) wird der Nachlaß der 1998 verstorbenen Sängerin und Schauspielerin Lotti Huber versteigert. Der Erlös von 10800 Mark ging an das Projekt »Musik hilft« .

22. Februar
Der Senat verabschiedet
ein Haushaltssanierungsgesetz. Danach mußten alle Senatsverwaltungen das Geld für »Zuwendungsempfänger« (z.B. Zoologischer Garten, Tierpark, Deutsche Oper, soziale Einrichtungen) ab 2001 um 5 % senken.

23. Februar
Das Statistische Landesamt
gibt bekannt, daß sich 4 121 Bonner mit Hauptwohnsitz im Jahr 1999 in Berlin angemeldet haben. Mit einer Nebenwohnung ließen sich 1 305 Bonner registrieren. Die meisten der »Neuen« zogen nach Reinickendorf und Zehlendorf.

24. Februar
Vor dem Neuköllner Kaiser KWO Kabelwerke Energie
demonstrieren die Mitarbeiter gegen die Schließung des Betriebes durch den Eigentümer BICC General.

25. Februar
Bauleute betonieren
den letzten Teil der 1,5 m dicken Straßentunneldecke der 540 m langen Betonröhren für die B 96, die Eisenbahn und die UBahnLinie U5 zwischen Reichstag und Spree. Damit waren die Tunnel unter dem Regierungsviertel im Rohbau fertig.

26. Februar
In der Deutschen Oper Berlin
(Bismarckstraße, Charlottenburg) hat Giuseppe Verdis Oper »Nabucco« in der Inszenierung von Hans Neuenfels Premiere. Von Teilen des Publikums wurde die Aufführung minutenlang ausgebuht.

27. Februar
Vor dem Deutschen Theater
(Mitte) wird von einer holländischen Stiftung ein Gedenkstein für den Holländer Marinus van der Lubbe aufgestellt. Van der Lubbe war wegen der Brandstiftung im Reichstag zum Tode verurteilt und 1934 hingerichtet worden.

28. Februar
In Dahlem
wird am Nachmittag eine Temperatur von 17,5°C gemessen. Damit war dieser Tag der wärmste 28. Februar seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1908.

29. Februar
Im Karower Neubaugebiet
(Bedeweg 1, Weißensee) wird für eine Grundschule Richtfest gefeiert. Die Schule wurde nach Plänen eines Berliner Architektenbüros für 26,2 Millionen Mark gebaut. 600 Schüler der Klassen 1 bis 6 sollten hier unterrichtet werden.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 5/2000
www.berlinische-monatsschrift.de