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Hainer Weißpflug
Das Bredow-Denkmal im Tiergarten

Im Tiergarten, zwischen dem Englischen Garten und dem Schloßpark Bellevue, befindet sich nahe am Zaun des Parks ein Denkmal für einen Herrn von Bredow. Das Denkmal zeigt einen Obelisken, der auf einem mehrfach gegliederten Sockel steht, der wiederum auf naturbelassenen Steinen ruht. Vor dem Obelisken befindet sich eine Flügelgestalt und ein Putto, der auf das Wappen der Bredows weist. Auf dem teils von einem Trauertuch bedeckten Obelisken befindet sich eine französische Inschrift, die auf einen C. F. E. von Bredow verweist, der Hofmarschall des Prinzen Ferdinand von Preußen (1730-1813) war und am 13. März 1774 gestorben ist. Das ganze Denkmal, eher ein Gedenkstein, ist über zwei Meter hoch.
     Auf der Suche nach detaillierteren Angaben zum Denkmal und zur Person des Geehrten fand ich in dem Buch »Skulpturen und Denkmäler in Berlin« von Stefanie Endlich und Bernd Wurlitzer (Stapp 1990) folgende Beschreibung:
     »Von-Bredow-Denkmal
     Östlich des Englischen Gartens, nahe der Mauer zum Schloßpark Bellevue

Tassaert, Antoine zugeschrieben, zwischen 1774 und 1785
     8 m hohes Sandstein- Standbild des Hofmarschalls Friedrichs des Großen.
     An die von einem steinernen Tuch teils bedeckte Inschriftenplatte lehnen sich ein Genius (eine Flügelgestalt) und ein Putto.«

Hier haben sich offenbar mehrere Fehler eingeschlichen. Zwar stimmt der Standort, aber da befindet sich kein 8 m hohes Standbild, und im ganzen Tiergarten ist kein solches zu finden, außerdem wurden derartige Monumente nur für hochrangige Persönlichkeiten und keineswegs für Hofmarschälle geschaffen und aufgestellt. Und der Herr von Bredow, dem das Denkmal an besagter Stelle gewidmet ist, war auch nicht Hofmarschall Friedrichs des Großen, sondern des Prinzen Ferdinand von Preußen, wie die Inschrift besagt.
     Dieses Denkmal ist tatsächlich von dem niederländischen Bildhauer Jean Pierre Antoine Tassaert (1727-1788) geschaffen worden, wie Bogdan Krieger in seinem Buch »Das königliche Schloß Bellevue und sein Erbauer Prinz Ferdinand von Preußen« (1906) schrieb. Tassaert war der Sohn eines Bildhauers, er kam um 1770 nach Berlin, nachdem er zuvor in England und danach in Paris gelebt und gewirkt hatte. In Paris, wo er erste Werke geschaffen und auf Ausstellungen gezeigt hatte, machte er die Bekanntschaft eines Bruders des Prinzen Ferdinand, des Prinzen Heinrich (1726-1802)

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und wurde 1774 auf dessen Vermittlung und auf Empfehlung d'Alemberts (1717-1783) und Voltaires (1694-1778) Hofbildhauer und Leiter des königlichen Bildhauerateliers und Rektor der Akademie der Bildenden Künste in Berlin. Er schuf Marmorbüsten des Großen Kurfürsten (1620-1688, Kurfürst ab 1640) und Friedrichs des Großen (1712-1786, König ab 1740), Marmorstatuen der Herren von Seydlitz und Keith u.a. und war der Lehrer Schadows (1764-1850).

Gedenkstein für C. F. E. de Bredow am Zaun zwischen Englischem Garten und Schloßpark Bellevue
Nachdem nun klar war, um welches Denkmal es sich handelt, blieb die Frage, wer war C. F. E. von Bredow, dem der Prinz Ferdinand ein solches Denkmal errichten ließ? Kein Biographisches Lexikon und keine Beschreibung des Lebens der Hohenzollern und ihres Umfeldes geben Auskunft über diesen Bredow. Weder im Gothaischen Genealogischen Taschenbuch noch in anderen Werken über Adelsgeschlechter war derselbe mit dem Todesdatum 13.März 1774 zu finden. Zwar findet man viele berühmte Bredows, aber sie alle haben keine Beziehung zu jenem Bredow auf dem Denkmal. Eine kleingedruckte Anmerkung im Gotha, die auf »Die Geschichte des Geschlechts von Bredow«, Halle 1872-90 verwies, war schließlich der entscheidende Fingerzeig,
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wo Aufklärung zu finden sein könnte. Tatsächlich fand sich hier die Ahnentafel und ein kleiner Lebensabriß.
     Danach wurde Caspar Friedrich Ernst von Bredow am 11.Juni 1739 auf Senzke (bei Nauen) als zwölfter Sohn des Caspar Friedrich von Bredow auf Senzke, Pessin, Retzow und Buchow-Carpzow (1680-1739) und dessen Gemahlin Oelgard Dorothee Friederike von Barnewitz aus dem Hause Netzeband (1699-1745) acht Wochen nach dem Tod des Vaters geboren. Er besuchte wie seine Brüder mehrere Jahre die Ritterakademie zu Brandenburg und danach die Universität Lausanne. Danach trat er auf Empfehlung des entfernten Verwandten Oberhofmarschall Graf von Redern und seiner Cousine, der Oberhofmeisterin Isabel Sophie Dorothee, verwitwete von Schwerin, geborene von Bredow, mit dem Patent eines Königlichen Kammerjunkers in den Hofstaat des Prinzen Ferdinand von Preußen, eines Sohns Friedrich Wilhelms I. (1688-1740, König ab 1713) und Bruders von Friedrich II., ein. Er wurde wirklicher Kammerherr und Hofmarschall seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ferdinand. Im Jahre 1766 wurde C. F. E. von Bredow in den Johanniterorden aufgenommen, wie sein Herrenmeister Ferdinand August von Preußen am 4. Juni 1766 attestierte. Am 1.September 1772 erhielt von Bredow den Ritterschlag und wurde damit »investirt«. Er genoß das Vertrauen des Prinzen Ferdinand
und dessen Gemahlin Luise, Tochter des Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg- Schwedt (1738-1820), sowie von deren Schwester Philippine. Von Bredow verwaltete die Hofstaatskasse des Prinzen und erwarb sich Verdienste in Vermögensangelegenheiten der beiden obengenannten Damen. Allerdings war es ihm nicht vergönnt, dieses Vertrauen lange zu genießen. Schon als 35jähriger verstarb er an einer »Brustkrankheit, deren Symptome so ungewöhnlich, so veränderlich, so täuschend und so hartnäckig waren, daß sie den berühmtesten Theil der Berliner medizinischen Fakultät in Verwunderung, fast möchte man sagen, in Verlegenheit setzte«, wie Prinz Ferdinand in einem Nachruf auf seinen Vertrauten äußerte. Dieser Nachruf und andere Äußerungen des Prinzen lassen auf ein fast freundschaftliches Verhältnis zwischen von Bredow, dem Prinzen und seiner Gemahlin schließen. Ausdruck dieses Vertrauensverhältnisses ist das Denkmal, das der Prinz in Bellevue errichten ließ.

Foto: Autor

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 2/2000
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