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Berliner Biographien (W)

Waesemann, Hermann Friedrich
* 6. Juni 1813 in Danzig
† 28. Januar 1879 in Berlin
Architekt

W. studierte an der Bauakademie und erwarb die Bauführerbzw. Baumeisterprüfung. Von 1841 bis 1844 war er bei Friedrich August Stüler (1800–1865) am Entwurf und an der Bauleitung des Neuen Museums beteiligt. Mit Albert Dietrich Schadow (1797–1867) führte er die Rekonstruktion des Weißen Saales im Berliner Schloß durch. Der 1855 zum Bauinspektor und später zum Baurat ernannte W. errichtete den Getreidespeicher in der Holzmarktstraße und war für die Erweiterung des Kammergerichts in der Lindenstraße verantwortlich. Ab 1859 widmete er sich ausschließlich dem Bau des Roten Rathauses. 1865 gehörte W. zu den Mitbegründern der Bauvereinsbank und übernahm deren Vorsitz.

Warnke, Herbert
* 24. Februar 1902 in Hamburg
† 26. März 1975 in Berlin
Metallarbeiter, Gewerkschaftsfunktionär

W., ausgebildeter Nieter, wurde 1923 Mitglied der KPD und setzte sich im Deutschen Metallarbeiterverband und als Betriebsratsvorsitzender bei Blohm & Voss in Hamburg für die Wahrung und Durchsetzung der Rechte der Hafenarbeiter ein. 1938 ordneten die Nationalsozialisten seine Ausbürgerung nach Schweden an, wo er von 1939 bis 1943 interniert war. W. kehrte 1945 nach Deutschland zurück und

übernahm 1946 den Vorsitz des FDGB- Landesvorstandes Mecklenburg- Vorpommern. Von 1948 bis zu seinem Tode war er 1. Vorsitzender des Bundesvorstandes des FDGB, ab 1949 Mitglied des ZK der SED und Abgeordneter der Volkskammer. Sein Urnengrab befindet sich in der Ringmauer der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Städtischen Zentralfriedhof in Friedrichsfelde.

Wauer, William
* 26. Oktober 1866 in Oberwiesenthal/ Sachsen
† 10. März 1962 in Berlin
Bildhauer, Maler und Graphiker

W. erhielt seine akademische Ausbildung in Berlin, Dresden und München und gehörte zu den Wegbereitern des Expressionismus. Als einer der Wortführer des »Sturm«- Kreises trat er schon früh mit expressionistischen Skulpturen und Gemälden hervor. Er war engagierter Vorsitzender der internationalen Vereinigung der Expressionisten und Leiter der Gruppe »Die Abstrakten«. Zu seinen Werken gehören u. a. »Zur Theater Reform«, »Der Kunst eine Gasse«, »Die Kunst im Theater«. Der Künstler hatte seinen Wohnsitz in Klein- Machnow bei Berlin und wurde auf dem Landeseigenen Waldfriedhof Dahlem beigesetzt (Ehrengrab).

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Wege, Georg Albert Fritz
* 22. Oktober 1862 in Berlin
† 20. Juni 1953 in Berlin
Stadtrat

Er wuchs im Militärwaisenhaus in Potsdam auf und diente als Freiwilliger und Unteroffizier bis 1885 im 1. Garde- Feldartillerie- Regiment. 1892 trat W. in den Dienst der Stadt ein. Höhepunkt seiner Karriere war die Wahl zum Stadtverordneten und die Ernennung zum Stadtrat. In diesem Amt verwaltete er die städtischen Forste und übernahm die Leitung des Pfandbriefamtes. Außerdem setzte er sich für die Erneuerung der Ausstattung und Beleuchtung des Roten Rathauses ein. Anläßlich seines 65. Geburtstages erhielt W. 1927 vom Magistrat die Würde eines Stadtältesten.

Wegner, Kurt
* 2. Juli 1898 in Berlin
† 21. Februar 1964 in Berlin
Kommunalpolitiker

Mit vierzehn Jahren war er bereits in der Jugendbewegung tätig, wurde 1917 SPD- Mitglied und stieg bald zum Reichsvorsitzenden der Jungsozialisten auf. Nach zwei Jahren Kriegsdienst arbeitete er als Buchhändler, Redakteur und Chefredakteur der »Märkischen Volksstimme« in Cottbus. W. vertrat den Wahlkreis Frankfurt/ Oder im Preußischen Landtag und ab 1932 im Reichstag. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er eine Tätigkeit in der Berliner Kommunalpolitik. Seit 1954 Stadtrat für Personal und Verwaltung, wurde W. am 21. Januar 1959 zum Bürgermeister von Charlottenburg gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode inne. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße.

Wegscheider, Hildegard
* 2. September 1871 in Berlin
† 4. April 1953 in Berlin
Lehrerin, Schulreformerin

Sie war die erste Abiturientin in Preußen und wurde vom Dekan der Philosophischen Fakultät, Heinrich von Treitschke (1834–1896), mit den Worten abgewiesen: »Ein Student, der sich nicht besaufen kann? Unmöglich!« Daraufhin studierte W. in Zürich und vier Semester in Halle. Nach der Promotion (1898) lehrte sie an der Humboldt- Akademie und gründete die erste Berliner Mädchenschule mit Gymnasialstufe. Die staatliche Anerkennung blieb ihr allerdings verwehrt. Ab 1920 wirkte W., inzwischen zur Oberschulrätin ernannt, im Provinzialschul- Kollegium und regte Aufbauschulen und Arbeiter- Abiturienten- Kurse an. Von den Nationalsozialisten ins Abseits gedrängt, gewährte sie Verfolgten in ihrem Haus Zuflucht. Unmittelbar nach der Beendigung des Zweiten Weltkrieges wandte sich die engagierte Pädagogin in einer Schriftenreihe an alle Mädchen und Frauen. Unter dem Motto »Eine lockende Aufgabe für uns alle« vermittelte sie Hoffnung, Mut und Entschlossenheit für den Neuanfang. Die langjährige Bezirksverordnete von Wilmersdorf fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Landeseigenen Friedhof in der Berliner Straße.

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Wernicke, Erich Arthur Emanuel
* 20. April 1859 in Friedeberg/ Neumark
† 20. Mai 1928 in Berlin
Arzt

Dem Mediziner und Forscher gelang die Gewinnung eines Diphtherieheilserums. Er beschäftigte sich darüber hinaus mit Untersuchungen über die Pest, Cholera, Typhus, Immunität und die Schulhygiene sowie die Wasserversorgung. Nach dem Medizinstudium in Berlin und erfolgter Promotion 1885 wurde er Assistent am Hygienischen Institut unter Robert Koch (1843–1910). Er habilitierte sich 1894 und folgte 1896 einem Ruf nach Marburg. Von hier aus übernahm er 1899 die Leitung des Hygienischen Instituts in Posen und hatte ab 1903 den Lehrstuhl für Hygiene und Bakteriologie an der Akademie inne. 1921 errichtete er ein Hygienisches Institut in Landsberg an der Warthe. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof der Kaiser- Wilhelm- Gedächtnis- Kirchengemeinde, Fürstenbrunner Weg.

Wiegand, Theodor
* 30. Oktober 1864 in Bendorf
† 19. Dezember 1936 in Berlin
Archäologe

Der Sohn eines Arztes studierte in München, Berlin und Freiburg/Br. klassische Archäologie, promovierte in den Fächern Philosophie und Theologie. 1897 wurde er zum Direktor des Berliner Museums mit Amtssitz in Konstantinopel berufen. Von 1912 bis 1931 war er Erster Direktor der Antikensammlungen zu Berlin. W. leitete bis 1914 die Ausgrabungen in Milet und anderen Orten in Kleinasien, ab 1927 in Pergamon. In seiner Amtszeit setzte er sich für den Neubau des Pergamonmuseums ein und hatte wesentlichen Anteil an dessen Einrichtung.

Das Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften wurde auf dem Landeseigenen Waldfriedhof Dahlem beigesetzt (Ehrengrab).

Winterfeld, Carl Georg August von
* 28. Januar 1784 in Berlin
† 19. Februar 1852 in Berlin
Jurist

Er gilt als einer der Begründer der historischen Musikwissenschaften. Nach dem Besuch des Gymnasiums zum Grauen Kloster studierte W. in Halle die Rechte und begann seine Laufbahn 1806 als Auskultator beim Stadtgericht Berlin. 1832 stieg er zum Geheimen Obertribunalsrat auf. Durch seine Bekanntschaft mit Carl Friedrich Zelter (1758–1832) und seine Mitgliedschaft in der Berliner Singakademie beschäftigte sich W. mit der Kirchenmusik. Sein Werk »Der ev. Kirchengesang und sein Verhältniß zur Kunst des Tonsatzes« in drei Bänden (1843–1847) ist die erste umfangreiche Darstellung der Geschichte der evangelischen Kirchenmusik. 1839 ernannte ihn die Preußische Akademie der Künste zu ihrem Ehrenmitglied. Als erster seiner Zeit erkannte er die Bedeutung des in Vergessenheit geratenen Komponisten Heinrich Schütz (1585–1672).

Winterstein, Eduard Clemens Franz Anna von
* 1. August 1871 in Wien
† 22. Juli 1961 in Berlin
Schauspieler

Er entstammte dem Adelsgeschlecht derer von Wangenheim. Den ersten Schauspielunterricht erhielt der begabte Schüler bei seiner ungarischen Mutter, Luise von Wangenheim- Dub. 1895 kam W. nach Ber-

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lin und wurde bald von so bedeutenden Theaterleitern wie Otto Brahm (1856–1912) und Max Reinhardt (1873–1943) engagiert. Er trat vorwiegend im Deutschen Theater, aber auch im Schillertheater auf. W. entwickelte sich zu einem herausragenden Charakterdarsteller, besonders als Interpret Lessingscher Figuren. Von besonderer Gestaltungskraft und unvergessen waren seine Bühnenrollen als Fuhrmann Henschel (1916) und als Nathan (1955). Einschließlich seiner Rollen in der Stummfilmzeit hat er in über 168 Filmen mitgewirkt. Am Deutschen Theater feierte der »Nestor der deutschen Schauspielkunst« sein siebzigjähriges Bühnenjubiläum.

Wohlberedt, Willi
* 29. Juli 1878 in Berlin
† 26. August 1950 in Wieck/ Darß
Heimatforscher

Als Kaufmännischer Angestellter bei der AEG tätig, beschäftigte er sich in seiner Freizeit mit den Ruhestätten prominenter, aber auch weniger bekannter Persönlichkeiten, die in Berlin und Umgebung gewirkt haben. Im Ergebnis seiner akribischen Nachforschungen erschien 1932 das »Verzeichnis der Grabstätten bekannter und berühmter Persönlichkeiten in Groß-Berlin, Potsdam und Umgebung«. Weitere Ausgaben gab er 1934 und 1939 im Selbstverlag heraus. Der »Wohlberedt« gilt bis heute als eine der wichtigsten und umfassendsten Datensammlungen zu Berliner Grabstätten. Sein Grab befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof Grunewald.

Wolff, Amalie
* 11. Dezember 1786 in Leipzig
† 18. August 1851 in Berlin
Schauspielerin

Sie debütierte bereits im Alter von acht Jahren am Hoftheater Weimar. Auf Wunsch Johann Wolfgang von Goethes erhielt sie bei Corona Elise Wilhelmine Schröter (1751–1802) Ausbildung in Sprache und Darstellung. Gemeinsam mit ihrem dritten Ehepartner, dem Schauspieler und Regisseur Pius Alexander Wolff (1782–1827), der als Meisterschüler Goethes galt, wurde sie 1821 von Karl Moritz Graf von Brühl (1772–1837) an das Hoftheater verpflichtet. In dramatischen Rollen brillierten sie auf damals in Berlin ungewöhnlich hohem Niveau. Bei der Eröffnung des Schinkelschen Schauspielhauses am 26. Mai 1821 spielte W. die Titelrolle in Goethes »Iphigenie auf Tauris«. Ihren letzten Auftritt hatte die inzwischen durch ein Augenleiden stark behinderte Schauspielerin am 13. Juli 1845.

Wredow, August
* 5. Juni 1804 in Brandenburg/ Havel
† 21. April 1891 in Berlin
Bildhauer

W. ist Schöpfer der »Siegesgöttin, den gefallenen Helden zum Olymp emportragend«, einer der von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) konzipierten Figuren auf der Berliner Schloßbrücke. Bereits 1823 hatte er bei Christian Daniel Rauch (1777–1857) gearbeitet. Ab 1841 lebte er ständig in Berlin. Auf Anregung von Johann Gottfried Schadow (1764–1850) wurde W. in die Akademie der Künste aufgenommen und später zum Professor und Mitglied des Senats ernannt. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus- Kirchhof in der Großgörschenstraße.

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