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PATENTSCHRIFT NR. 106896
RAIMUND GÜNTHER, EDLER von KRONMYRTH JR. in WIEN

 

 

Vorrichtung zur Aufzeichnung telephonisch übermittelter Gespräche auf einer Phonographenwalze ohne Thätigkeit des angerufenen Theilnehmers
Patentirt im Deutschen Reiche vom 17. Dezember 1898 ab
 


Der Anrufbeantworter, vielgepriesene technische Neuerung und aus dem heutigen Alltag kaum noch wegzudenken, wurde bereits vor 100 Jahren erfunden und zum Patent angemeldet.
     Vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung, durch welche ein telephonisches Gespräch ohne Thätigkeit des angerufenen Theilnehmers mit Hülfe eines Phonographen aufgezeichnet werden kann. Das Wesen dieser Einrichtung besteht darin, dass die Klingel und der Hörer seitens des Theilnehmers ausgeschaltet und dafür eine Hemmvorrichtung für das Uhrwerk eines

Phonographen, sowie die Sprecheinrichtung des letzteren an die Fernsprechleitung angeschlossen werden kann, so dass also durch den Anruf seitens eines Theilnehmers oder des Vermittlungsamtes bei dem angerufenen Theilnehmer anstatt der Bethätigung der Klingel die Auslösung der Hemmvorrichtung veranlasst und darauf die Sprechwirkungen statt auf die Membran des Hörers auf die den Schreibstift tragende Membran des in Gang gesetzten Phonographen übertragen werden.
     Auf diese Weise ist es dem angerufenen
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Theilnehmer ermöglicht, eine telephonische Mittheilung zwecks späterer Wiedergabe aufzeichnen zu lassen, was namentlich im Falle seiner Abwesenheit von Werth ist, da auch in diesem Falle die Verbindung zwischen den beiden Theilnehmerstellen hergestellt und die Mittheilung gemacht werden kann. Durch das Abläuten wird das Uhrwerk gehemmt und die Phonographenwalze zum Stillstand gebracht.
     Beiliegende Zeichnungen veranschaulichen in den Fig. 1 bis 3 eine Ausführungsform der Vorrichtung zum Ingangsetzen des die Phonographenwalze treibenden Uhrwerks; Fig. 4 zeigt das Schaltungsschema mit zwei Theilnehmern und angeschaltetem Telephonographen. I und II sind die beiden Theilnehmerstellen, und zwar ist I als die rufende Stelle angenommen. M ist ein Elektromagnet, welcher durch einen bei Fernsprechanlagen gebräuchlichen Umschalter U statt des die Klingel bethätigenden Elektromagneten der Stelle II an die Leitung angeschaltet werden kann, und N ein zweiter, der Membran des Phonographenschreibstiftes gegenübergestellter Elektromagnet, der ebenfalls mittels des Umschalters U an Stelle des Elektromagneten des Fernhörers anschliessbar ist.
     Wenn ein Theilnehmer sich entfernt, schaltet er mittels des Umschalters U die Telephon- und Klingelleitung auf den Telephonographen um. Wird dann der Abwesende ans Telephon gerufen, so setzt sich das
Uhrwerk der Phonographenwalze in Bewegung und der anrufende Theilnehmer kann seine Mittheilung in den Phonographen sprechen. Kehrt der Angerufene wieder zurück, so schaltet er die beiden Leitungen wieder zurück, entfernt den Elektromagneten N des Phonographen von dessen Membran und veranlasst durch Ingangsetzen des Phonographen die Wiedergabe der auf der Walze desselben verzeichneten telephonischen Mittheilung.
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© Edition Luisenstadt, 1998
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