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gann dort mit seinem Hauptwerk, der Geschichte des Papsttums. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Forschungen war die Geschichte des Deutschen Ordens. C. setzte seine Lehrtätigkeit 1929 in Freiburg im Breisgau und 1930 in Berlin fort. Das Mitglied der Historischen Gesellschaft wurde auf dem Alten St.-Matthäus- Kirchhof in der Großgörschenstraße bestattet (Ehrengrab).

Cassirer, Paul
* 21. Februar 1871 in Görlitz
† 7. Januar 1926 in Berlin
Kunsthändler und Verleger

Nach dem Studium der Kunstgeschichte und einer redaktionellen Tätigkeit beim »Simplicissimus« in München verlegte C. seinen Wohnsitz nach Berlin und gründete hier 1898 mit seinem Vetter Bruno Cassirer (1874–1945) eine Kunst- und Verlagsbuchhandlung. Mit dem 1908 von ihm gegründeten Literaturverlag wandte er sich von der damaligen wilhelminischen Kunstauffassung ab und förderte vor allem Künstler der »Berliner Secession« wie Lovis Corinth (1858–1925) und Max Liebermann (1847–1935) sowie als erster den Expressionisten Ernst Barlach (1870–1938). 1910 gründete er die kunstkritische Zeitschrift »Pan«. Als Kriegsgegner früh aus dem Weltkrieg zurückgekommen und deswegen angegriffen, schloß sich C. 1918 der USPD an und verlegte die sozialistischen Schriften von Karl Kautsky (1854–1938) und Eduard Bernstein (1850–1932). Er schied freiwillig aus dem Leben und wurde auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße (Ehrengrab) bestattet. C. war seit 1910 in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Tilla Durieux (1880–1971) verheiratet.

Berliner Biographien (C)

Caragiale, Ion Luca
* 30. Januar 1852 in Haimanale Prahova (Rumänien)
† 9. Juni 1912 in Berlin
rumänischer Dramatiker und Erzähler

C. entstammte einer Schauspielerfamilie, verließ vorzeitig das Gymnasium und arbeitete zunächst als Souffleur, Journalist und Privatlehrer. In den Jahren 1888 bis 1889 leitete C. das Bukarester Nationaltheater. Seit 1904 lebte er in Berlin und schrieb satirische Komödien und phantastische Erzählungen. In ihnen verspottete er das politische Leben und Handeln seiner Zeitgenossen. Außerdem karikierte er den autokratischen Verwaltungsapparat, das Erziehungssystem und die Scheinheiligkeit der Bukarester Bourgeoisie.

Caspar, Erich
* 14. November 1879 in Potsdam
† 22. Januar 1935 in Berlin
Historiker

Der Sohn des Präsidenten der Reichsversicherungsanstalt Franz Caspar (1849–1927) studierte Geschichtswissenschaften in Heidelberg, Bonn und Berlin. Nach der Promotion lehrte C. ab 1906 als Privatdozent in Berlin. Seit 1908 war er Mitarbeiter der »Monumenta Germaniae Historica«. 1920 folgte C. einem Ruf als Professor der mittelalterlichen Geschichte an die Universität Königsberg und be-

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Cauer, Wilhelmine Theodore Marie (Minna)
* 1. November 1841 in Freyenstein (Ostprignitz)
† 3. August 1922 in Berlin
Lehrerin

Die Pfarrerstochter widmete sich seit den 1880er Jahren politischen Studien und setzte sich als Führerin des linken Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung vor allem für das Frauenwahlrecht ein. 1888 gründete sie den Verein »Frauenwohl«, wirkte seit 1889 im Vorstand des neuen »Kaufmännischen Hilfsvereins für weibliche Angestellte« und gab ab 1895 die Zeitschrift »Frauenbewegung« heraus. 1898 veröffentlichte sie ihr Buch »Die Frau im 19. Jahrhundert«. Sie fand ihre letzte Ruhe auf dem Alten St.-Matthäus- Kirchhof in der Großgörschenstraße (Ehrengrab).

Chemin-Petit, Hans-Helmuth
* 24. Juli 1902 in Potsdam
† 12. April 1981 in Berlin
Musiker, Hochschullehrer

C. studierte an der Hochschule für Musik Violoncello und Komposition bei Paul Juon (1872–1940). Zunächst als Cellist und Dirigent erfolgreich, erhielt er 1929 eine Professur an der Hochschule. 1944 übernahm er die künstlerische Leitung des Philharmonischen Chores. In seiner letzten Schaffensperiode war er ab 1968 Direktor der Musikabteilung der Akademie der Künste. Er komponierte u. a. die Bühnenmusik zu Shakespeares »Komödie der Irrungen«. Der Kunstpreisträger (1964) wurde 1979 mit der Ernst-Reuter- Plakette geehrt und fand seine letzte Ruhe auf dem Alten Luisenstadtkirchhof in Kreuzberg (Ehrengrab).

Chwalek, Roman
* 24. Juli 1898 in Woinowitz/ Oberschlesien
† 27. November 1974 in Berlin
Politiker

C. trat 1919 der USPD und ein Jahr später der KPD bei. Er war von 1928 bis 1933 Mitglied der KPD- Bezirksleitung Oberschlesien und gehörte zwischen 1930 und 1933 dem Deutschen Reichstag an. Von den Nationalsozialisten zu einer vierjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, überlebte er nach deren Verbüßung eine zweijährige Lagerhaft im KZ Sachsenhausen. Bis 1945 arbeitete er in Neukölln als Schlosser. C. gehörte im Juni 1945 zu den Wiederbegründern der Gewerkschaft in Berlin als Mitglied des Gründungsausschusses für den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund Groß-Berlins. In der DDR war er Mitglied des Bundesvorstandes des FDGB und der Volkskammer. Von 1950 bis 1954 gehörte er als Minister für Arbeit bzw. für das Eisenbahnwesen der Regierung der DDR an.

Conwentz, Hugo Wilhelm
* 20. Januar 1855 in Danzig
† 12. Mai 1922 in Berlin
Botaniker

C. gilt als Begründer der Naturschutzbewegung. Nachdem er Naturwissenschaften studiert hatte, kam er 1876 an den Botanischen Garten in Breslau. 1879 berief man ihn als Leiter des neugegründeten Westpreußischen Provinzialmuseums nach Danzig. Ab 1906 leitete er in Berlin die preußische Naturdenkmalpflege. Hier engagierte er sich bis zu seinem Tode für den Naturschutz und seine pädagogische Umsetzung im Schulunterricht. Seine Ruhestätte auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf wurde 1952 vom Berliner Senat zum Ehrengrab erklärt.

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Cornelsen, Franz
* 22. Juli 1908 in Minden/Westfalen
† 31. Oktober 1989 in Berlin
Verleger

Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften, Sprachen und Elektrotechnik arbeitete C. bis 1945 als Diplomingenieur in der Auslandsabteilung der Siemens AG. 1946 gründete er in Berlin den Cornelsen- Verlag, der zu einem der führenden Schulbuchverlage im gesamten Bundesgebiet wurde. C. errichtete drei gemeinnützige Stiftungen auf den Gebieten Kultur, Bildung und Umwelt. Mit seiner Initiative »Englisch für alle« leistete er einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Verständigung. Der Träger der Ernst-Reuter- Plakette wurde 1981 mit dem Master of Arts h.c. Oxford geehrt.

Coulon, George Eduard
* 16. März 1800 in Potsdam
† 13. April 1869 in Berlin
Kommunalpolitiker

C. erhielt seine Schulbildung auf dem Französischen Gymnasium und war danach mehrere Jahre bei der preußischen Gesandtschaft in Paris als expedierender Sekretär beschäftigt. 1839 nahm er als Hofrat seinen Abschied aus dem Staatsdienst und lebte in der Folgezeit als Rentier in seinem Hause in der Potsdamer Straße. Als Bürgerdeputierter berief man ihn 1849 in die Servis- und Einquartierungsdeputation. Im Dezember 1850 wählte der Gemeinderat ihn zum unbesoldeten Stadtrat; in den Jahren 1853 und 1860 wurde er wiedergewählt. Der Mitdirektor des »Hospice pour les enfants du refuge« (1852) und Inhaber des Roten Adlerordens IV. Klasse (1857) wurde 1863 zum Stadtältesten ernannt.

Crayen, Henriette von
* 1. November 1755 in Berlin
† 26. Februar 1832 in Berlin
Saloniere

Sie stammte aus der angesehenen und wohlhabenden Familie der Leveaux (französische Refugiés) und erhielt eine ausgezeichnete Erziehung. Im Alter von 22 Jahren heiratete sie den Bankier August Wilhelm Crayen (1751–1803), der als preußischer Konsul in Leipzig tätig war. Nach dem Tode ihres Mannes kehrte die Witwe C. nach Berlin zurück und empfing zwischen 1805 und 1830 in ihrem Salon Unter den Linden 32 Ecke Charlottenstraße Mitglieder des Hofes und Diplomaten. Sie und ihre Tochter Victoire waren die Vorbilder der »Josephine« und »Victoire« in Theodor Fontanes Roman »Schach von Wuthenow«.

Crelinger, Auguste
* 7. Oktober 1795 in Berlin
† 11. April 1865 in Berlin
Schauspielerin

Die Künstlerin gehörte mit ihrer ausdrucksvollen Mimik zu den Stars an der Berliner Hofbühne und überzeugte in den Rollen der Maria Steward, Lady Macbeth und Iphigenie. Sie war in erster Ehe mit dem Schauspieler Stich verheiratet, der am Abend des 6. Februar 1823 von einem glühenden Verehrer seiner Frau mit einem Dolch schwer verletzt wurde und später an den Folgen starb. Ihre Töchter Bertha Stich (1818–1876) und Klara Stich (1820–1862) spielten in den 1840er Jahren gemeinsam am Hoftheater.

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Cremer, Fritz
* 22. Oktober 1906 in Arnsberg/ Ruhr
† 1. September 1993 in Berlin
Bildhauer, Graphiker

Er wurde zum Steinbildhauer ausgebildet und war 1929 bis 1934 Schüler und Meisterschüler an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Charlottenburg. 1938 erhielt C. ein Meisteratelier an der Preußischen Akademie der Künste. Nach seiner Tätigkeit als Professor an der Akademie für angewandte Kunst in Wien lebte er seit 1950 in Berlin, wurde Mitglied der Deutschen Akademie der Künste und Leiter eines Meisterateliers. Seit 1974 Vizepräsident der Akademie der Künste, gehörte C. zu den bedeutendsten Bildhauern der DDR. Zu seinem umfangreichen Schaffen gehörten Porträts und Aktdarstellungen ebenso wie Aquarelle und ein reiches lithographisches Werk. Bekannt wurde er vor allem durch seine Denkmale. Zu seinen Hauptwerken zählen die Mahnmale in den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald und Ravensbrück. Im Friedrichshain ist das 1968/69 geschaffene bronzene Spanienkämpfer- Denkmal aufgestellt.

Culemeyer, Johann
* 16. Oktober 1883 in Hannover
† 20. Januar 1951 in Nordholz/ Cuxhaven
Ingenieur

C. wurde 1936 Reichsbahndirektor und war für den Bau, Einkauf und Betrieb von Straßenfahrzeugen, Eisenbahnwagen und Schwerlastern verantwortlich. Der Eisenbahntechniker hatte bereits 1931 durch einen von ihm konstruierten und nach ihm benannten Straßenroller bleibende Verdienste erworben. Dieses Schwerlaststraßenfahrzeug ermöglichte die

Beförderung von Güterwagen auf der Straße. 1976 wurde auf Vorschlag des Reichsbahnvermögensamtes eine Straße im Bezirk Tempelhof (Ortsteil Marienfelde) nach ihm benannt.

Curtius, Ernst
* 2. September 1814 in Lübeck
† 11. Juli 1896 in Berlin
Historiker, Archäologe

Er studierte klassische Altertumswissenschaften an den Universitäten in Bonn, Göttingen und Berlin und war anschließend von 1837 bis 1840 bei dem Altphilologen Christian August Brandis (1790–1867) in Athen tätig. Nach seiner Promotion in Halle habilitierte er sich 1843 in Berlin. Hier lehrte er zunächst am Französischen bzw. am Joachimsthalschen Gymnasium. Von 1844 bis 1849 war er Erzieher des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und hatte gleichzeitig eine außerordentliche Professur an der Berliner Universität inne. In diesem Zeitraum entstand sein zweibändiges Standardwerk »Peloponnesos« (1851/52). 1868 avancierte er zum Professor der klassischen Archäologie und Direktor des Königlichen Museums. 1871 betraute ihn die Reichsregierung mit der Leitung von Ausgrabungen in Olympia. Im gleichen Jahr wurde er Sekretär der philosophisch- historischen Klasse an der Akademie der Wissenschaften.

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