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Es geschah gestern in Berlin
Juli 1998

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. Juli
Strengere Grenzwerte
für Schadstoffe des Straßenverkehrs – Ruß, Benzol und Stickstoffdioxyd – gelten in der Stadt. Schon ab acht Mikrogramm Ruß pro Kubikmeter Luft und ab zehn Mikrogramm Benzol kann der Verkehr eingeschränkt oder verboten werden.
     Die Instandsetzung des nördlichen Eingangsbereichs Oranienburger Straße/Göschenplatz des S-Bahnhofs Wittenau beginnt. Nach der Trockenlegung des Mauerwerks soll der gesamte Innenbereich nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten saniert werden.
     Ein offener Jugendtreff wird in der Jablonskistraße 34 (Prenzlauer Berg) eröffnet. Das mit EU-Mitteln geförderte Projekt bietet Jugendlichen über 14 Jahre einen Aufenthaltsort zur Gestaltung ihrer Freizeit.

2. Juli
Der Grundstein
für den Bau der »Annenhöfe« wird auf dem Gelände zwischen Heinrich-Heine-, Annen- und Dresdener Straße (Mitte) gelegt. Die »Bayerische Hausbau« will 400 neue Wohnungen sowie Büros und Ladenflächen für 190 Millionen bauen.
     An das Alliierte Museum übergibt der ehemalige Präsident der USA, George Bush, die Skulptur »Der Tag, an dem die Mauer barst« von Veryl Goodnight.

3. Juli
Zum 125jährigen Bestehen
der Berliner Stadtgüter beginnt auf dem Gut Kleinziethen ein dreitägiges Jubiläumsfest. Baurat James Hobrecht und der Arzt Robert Virchow hatten den Bau der unterirdischen Entwässerung und das Anlegen von Rieselfeldern angeregt.

4. Juli
Der Umzug
von Bundestag und Bundesregierung von Bonn nach Berlin wird um 1,5 Milliarden Mark billiger werden, teilt der Obmann der SPD in der Bundestagsbaukommission, Peter Conradi, mit. Statt ursprünglich 20 soll er nur 18,5 Milliarden Mark kosten.
     Ihren 50. Geburtstag feiert die Freie Universität Berlin mit einem Sommerfest.

5. Juli
Die Gartenbauausstellung
»Von der Suche nach dem Standort« am Marx-Engels-Forum schließt. Rings um die Plastiken hatten Landschaftsarchitekten und Künstler Vorschläge unterbreitet, wie man einen innerstädtischen Garten Eden einrichten kann.

6. Juli
Eine konzertierte Aktion
zum Abbau der Arbeitslosigkeit fordert Arbeitssenatorin Christine Bergmann (SPD). Sie verlangte ein Ende des »unkoordinierten Nebeneinanders der verschiedenen Politikbereiche«, eine der Ursachen für wachsende Arbeitslosigkeit.
     Eine Granitplatte, 120 Tonnen schwer, die von Norwegen mit dem Schiff nach Berlin transportiert wurde, wird mit einem Tausend-Tonnen-Kran auf den Boden eines Wasserbeckens vor der norwegischen Botschaft in der Stülerstraße (Tiergarten) montiert.

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7. Juli
Der Senat
beschließt, einen Teil der Berliner Wasserbetriebe zu privatisieren. Maximal 25,1 Prozent der Aktien können Investoren erwerben, das Land Berlin soll mit 50,1 Prozent die Aktienmehrheit behalten. Der Verkauf soll zwei Milliarden Mark einbringen.
     Unter dem Motto »Vom Arbeitsamt zum Sozialamt« demonstrieren ca. 250 Arbeitslose. Zu dieser Demonstration, die vom Arbeitsamt in der Gotlindestraße (Lichtenberg) zum Friedrichshainer Sozialamt am Bersarinplatz führte, hatten gewerkschaftliche Arbeitslosengruppen aufgerufen.

8. Juli
Rund 360 Berliner Jugendliche
entfernten in den vergangenen zwei Jahren von ihnen verursachte Graffitis, teilt die Senatsschulverwaltung mit. Die Aktion lief im Rahmen des Wiedergutmachungsprojektes »Aktionsplan Graffiti«.
     Die Sommerferien beginnen für die 410 000 Berliner Schüler mit »Winterwetter«: Nur 14 oC zeigte das Thermometer, damit war es kälter als am Heiligabend 1977, an dem 15 oC erreicht wurden.

10. Juli
Der Grundstein
für die französische Botschaft (neben der Dresdener Bank und einem Geschäftsblock) wird am Pariser Platz (Mitte) gelegt. Bis auf die Gebäude der Akademie der Künste und der US-Botschaft ist die Projektplanung Pariser Platz nunmehr abgeschlossen.

11. Juli
Die zehnte Love Parade
verläuft im Tiergarten ohne größere Zwischenfälle. Während die Veranstalter von 600 000 bis zu einer Million Tänzern ausgingen, sprach die Polizei bis zum Beginn der Abschlußkundgebung von 350 000 Teilnehmern.

12. Juli
Ein Jugendtreffen
, das vom griechisch-deutschen Jugendzentrum »Filia« veranstaltet wurde, geht nach einer Woche zu Ende. 50 Jugendliche und Pädagogen aus fünf Ländern berieten über Wege zur Überwindung von Rassismus und Gewalt.
     Ein dreitägiges Ausbildungs-Fest »Zukunft für junge Menschen« in Kreuzberg, an dem rund 20 000 Menschen teilnahmen, wird beendet.
     Organisiert wurde es vom »Kreuzberger Kreis«, einer regionalen Ausbildungsinitiative von über 60 Firmen.

13. Juli
In Berlin-Buch
wird der Grundstein für den Neubau des Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie gelegt. Das Institut, das derzeit an drei Standorten untergebracht ist, soll im Jahr 2000 in Buch vereint sein.
     Der Caritasverband des Erzbistums Berlin teilt mit, daß sein Haushalt 1998 um rund acht Millionen Mark niedriger als im Vorjahr liegt. Der Etat für die Verbände in Berlin, Brandenburg und Vorpommern belief sich auf insgesamt 152,7 Millionen Mark.

14. Juli
Am Weißensee
werden im Rahmen der Umgestaltung des Parks die Seeterrassen wieder eröffnet.

15. Juli
In der Unterhavel
werden 30 000 junge Aale ausgesetzt. Die 15 Zentimeter langen und 10 Gramm schweren Jungtiere waren im Bermudadreieck geschlüpft und wurden mit dem Golfstrom nach Europa gespült. Schleusen verhinderten den natürlichen Zugang zur Havel.

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16. Juli
Im künftigen Regierungsviertel
ist die erste Phase der Spree-Rückverlegung abgeschlossen. Der für den Bau des Nord-Süd-Tunnels trockengelegte Abschnitt wurde wieder mit Wasser gefüllt. Die Spree war für die Arbeiten zwei Jahre umgeleitet worden.

17. Juli
Ein Volksbegehren
für mehr Bürgerrechte wird gestartet. Unter dem Motto »Erwecken Sie die Berliner Demokratie« sollten zunächst 25 000 Unterschriften gesammelt werden, teilte die Initiative »Mehr Demokratie« mit.

18. Juli
Hunderte Skater
fahren erstmals legal auf der Straße des 17. Juni (Tiergarten). Bei einer »Skate Parade« konnten sie bis zum späten Abend zwischen Siegessäule und Klopstockstraße ungehindert vom Autoverkehr über die innerstädtische Straße rollen.

19. Juli
Der Umzug
der Fachbereiche Recht und Wirtschaft aus der Amerika-Gedenkbibliothek in die Berliner Stadtbibliothek, der am 18. Juli begann, wird beendet. Damit ist die Vereinigung der Bestände beider Bibliotheken abgeschlossen.
     Eine Ausstellung, die den aktiven Widerstand der Sinti und Roma am 16. Mai 1944 gegen ihre Ermordung in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau dokumentiert, wird in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Stauffenbergstraße (Tiergarten) eröffnet.

20. Juli
Mit einer Gedenkfeier
in Tiergarten und einem ökumenischen Gottesdienst in Plötzensee erinnert die Bundesregierung an die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. An der Gedenkstunde im Ehrenhof des Bendlerblocks nahmen 300 Gäste teil.

21. Juli
Ein Interview
mit dem Verleger Michael Naumann, der in einer SPD-geführten Bundesregierung als »Staatsminister für Kultur« vorgesehen ist, veröffentlicht »Der Tagesspiegel«. Naumann sprach sich u. a. für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses aus.

22. Juli
In der Berliner Gemäldegalerie
wird fünf Wochen nach ihrem Einzug in den Neubau im Tiergarten der 100 000. Besucher begrüßt. Von den 3 000 Gemälden der Sammlung im Museum am Kulturforum sind rund die Hälfte in der ständigen Ausstellung zu sehen.

23. Juli
Hermann Prey
stirbt 69jährig in München an einem Herzinfarkt. Der 1929 in Berlin geborene Bariton galt als einer der bedeutendsten Sänger der Nachkriegszeit.
     Die Deutsche Bahn AG stellt das Projekt zum Bau des Inter City Hotels am Berliner Ostbahnhof (Friedrichshain) vor. Bis zur Jahrtausendwende sollen hier Geschäfts- und Städtereisende eine zentral gelegene Unterkunft finden.

24. Juli
Das Deutsch-Amerikanische Volksfest
wird in Zehlendorf auf dem Volksfestgelände (Eingang Marshallstraße) eröffnet.

25. Juli
Das neue Haus
der Konrad-Adenauer-Stiftung an der Ecke TiergartenKlingelhöferstraße wird der Öffentlichkeit übergeben. Als Stätte der Begegnung soll es u. a. zur Annäherung zwischen den Weltreligionen beitragen.

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26. Juli
»Thespis in Spree-Athen«
ist Thema einer Stadtrundfahrt, die am Bebelplatz (Mitte) beginnt. Vorgestellt wurde die jahrhundertealte Theatergeschichte der Stadt.
     Zu einer »Litera-Tour« durch Berlin startet das Schiff »Captain Cook« an der Hansabrücke (Tiergarten). Da keine andere deutsche Stadt so häufig in Gedichten, Liedern oder Prosa beschrieben wird wie Berlin, hofften die Veranstalter auf den Erfolg ihres Angebots.

27. Juli
Mit einer Feier
wird der langjährige Direktor der Berliner Nationalgalerie, Peter-Klaus Schuster, offiziell verabschiedet. Nach 1989 trug er wesentlich zur Wiedervereinigung der Staatlichen Museen bei.

28. Juli
Das Statistische Landesamt
teilt mit, daß bei der medizinischen Versorgung mit niedergelassenen und ambulanten Ärzten der Westteil Berlins mit 188 Medizinern auf je 100 000 Einwohner an der Spitze im bundesweiten Vergleich liegt. Berlin insgesamt lag auf dem zweiten Platz.

29. Juli
Mit einer Haushaltssperre
, die bis »mindestens Ende September« andauern wird, reagiert der Hohenschönhausener Finanzstadtrat Mattias Stawinoga (SPD) auf das drohende Millionen-Defizit. Hohenschönhausen ist nach Mitte und Treptow der dritte Bezirk, der zu dieser Maßnahme griff.

30. Juli
Hertha BSC
schlägt in einem Testspiel den dänischen Fußball-Meisterschaftszweiten Silkeborg IF 3:1. Damit blieb die Mannschaft in ihrer Saisonvorbereitung weiterhin ungeschlagen. Sie gewann zehn Testspiele, zwei endeten unentschieden.

31. Juli
Eine Ausstellung
rund um die ausgegrabenen Fundament-Teile des Schlosses wird durch Wilhelm von Boddien, den Vorsitzenden des Fördervereins des Berliner Stadtschlosses, eröffnet. 16 Tafeln erläutern die Schloßgeschichte und 31 Tafeln skizzieren die Mauerrestfunde.
     Die George-C.-Marshall-Brücke, das erste Teilstück der Nord-Süd-Straße (B 96), wird feierlich eröffnet. Die 30,5 m lange, 25,7 m breite und fünfspurige Stahlbetonkonstruktion verbindet das Schöneberger Ufer mit dem Reichpietschufer am Landwehrkanal.
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© Edition Luisenstadt, 1998
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