51   Berlin im Detail Parkanlagen in Pankow  Nächste Seite
hat, durch den Schloßpark Buch. Wenige Meter vom S-Bahnhof Buch entfernt, von der Wiltbergstraße, der Straße Alt-Buch, dem Pölnitzweg und dem Röntgentaler Weg begrenzt, ist er ein beliebter Ort zum Spazieren und Erholen. 1670–1672 ließ der preußische General Gothard Bernhard Freiherr von Pölnitz (1617–1679), gleich nachdem er 1699 das Gut Buch in Besitz nahm, einen Park im damals tonangebenden holländischen Stil anlegen. Der vormalige Eigentümer hatte nördlich des Gutshofes einen Hausgarten. Auf diesem Gelände entstand nun der neue Schloßpark, der noch nicht die heutige Größe hatte. Pfarre und Pfarrgarten, Küsterei und zwei Gehöfte lagen zwischen dem Park und der Dorfstraße. Von Süd nach Nord ließ Pölnitz drei gleichlaufende mit Buchen und Linden bepflanzte Alleen anlegen. Von der Panke gespeiste Kanäle begrenzten bzw. durchzogen den Park und dienten der Fischzucht. Nach dem Tod des Freiherrn erwarb Adam Otto von Viereck (1684–1758), Wirklicher Geheimer Rat und Staatsminister unter König Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), Gut, Schloß und Schloßpark Buch. Nach 1724 ließ von Viereck das Schloß als repräsentativen Herrensitz ausbauen. Dem Umbau des Schlosses folgte der des Parks. Der holländische Garten blieb unverändert, aber der Park wurde erweitert und dem Zeitgeschmack entsprechend eine Orangerie errichtet und ein Birkenwäldchen jenseits der
Hainer Weißpflug
»Grüne Perlen« an der Panke

Parkanlagen und ihre Naturdenkmale in Pankow

So wie Spree und Havel günstige Bedingungen für die Entstehung und Entwicklung Berlins boten, so haben auch Flüßchen wie die Panke die heutige Gestalt Berlins beeinflußt. An den Ufern der Panke entstanden Dörfer wie Buch, Karow, Blankenburg, Niederschönhausen, Pankow und Wedding. Diese Dörfer sind seit der Bildung der Großgemeinde Berlin in den zwanziger Jahren Stadtteile bzw. Bezirke Berlins. In der frühen Geschichte Pankows entstanden hier Schlösser und Parkanlagen, die dem Bezirk bis heute seinen besonderen Reiz verleihen.
     An den Ufern der Panke reihen sich Parkanlagen, Gärten und Grünzüge wie Perlen einer Kette aneinander, die beliebte Erholungsorte der Berliner waren und sind.

Schloßpark Buch

Die Panke fließt, nachdem sie ihr Quellgebiet bei Bernau, die Stadt selbst und die Orte Röntgental und Zepernick im Kreis Barnim verlassen und Berliner Territorium erreicht

SeitenanfangNächste Seite


   52   Berlin im Detail Parkanlagen in Pankow  Vorige SeiteNächste Seite
Panke als Irrgarten angelegt. Mit seinen verschlungenen Blumenrabatten und »naturfreudige(m) Bildwerk«, z. B. »eine anmutige Nymphe, die eben der Panke entstiegen scheint«,1) wies er typische Merkmale eines Rokokogartens auf. Seine dritte Umgestaltung erfuhr der Park durch die Familie von Voß. Vor allem Otto von Voß (1755–1823) ließ den Park vergrößern und ihn in der Manier englischer Gärten anlegen. Schon 1786 wurden mit der Verlegung der Pfarre Voraussetzungen für die Erweiterung geschaffen. Der nach seinen Plänen veränderte Park dehnte sich nun bis zur Straße nach Süden und Westen aus. Der Pölnitzsche holländische Garten und von Vierecks Orangerie mit Rasenplatz und Nymphe blieben erhalten. Die nunmehr in der Mitte des Parks liegende Gärtnerei wurde an die Straße auf das Gelände der Pfarre verlegt, und an ihrem ursprünglichen Platz entstand ein Teich. Den Irrgarten ließ man verwildern und zuwachsen, die nordwestlich liegenden Wiesen wurden mit Baumgruppen seltener Buchen- und Kiefernarten bepflanzt, die Rokokobeete und eine Terrasse vor dem Schloß beseitigt; an ihrer Stelle legte man von Baumgruppen unterbrochene Grünflächen an. Östlich reichte der Park bis an ein Tannenwäldchen, in dem die Fasanerie war, und ging in Wiesengelände über. Später befand sich hier das Ludwig-Hoffmann-Hospital (Waldhaus). Auf seinem Gelände stehen mehrere mächtige alte Eichen und Eiben. 1898 wurden Gut, Schloß und Park an die Stadt Berlin verkauft, die den Park 1907 der Bevölkerung zugänglich machte. 1927 erfolgten Arbeiten an den gärtnerischen Anlagen, der Orangerie und dem Schloß. Von 1955 bis 1957 wurde der Park nach Plänen von Folkwin Wendland instand gesetzt. Die Wege wurden befestigt, die Kanäle gereinigt und Brücken erneuert. Nur Schloß und Orangerie waren schon längere Zeit dem Verfall preisgegeben und wurden 1964 wegen Baufälligkeit abgerissen. Eine Tafel im Park zeigt den ehemaligen Standort von Orangerie und Schloß und die frühere Parkanlage. Der Baumbestand des Parkes besteht aus Eichen, Buchen, Hainbuchen, Birken, Erlen, Eiben, Ulmen, einzelnen Fichten und Lärchen.
     Eine Stieleiche (Quercus robur) im Klinikum Buch (nahe Haus 401) ist laut »Zweiter Verordnung zur Änderung der Verordnung zum Schutz von Naturdenkmalen in Berlin« vom 12. Mai 1997 als Naturdenkmal NDM XIX-27/B geschützt. Die Eiche hat einen Stammumfang von 3,92 m, eine Höhe von 25 m und einen Kronendurchmesser von 15 m. Sie gehört zu jenen Eichen und Eiben, die sich auf dem Gelände des Ludwig-Hoffmann-Hospitals (Waldhaus) befinden, das ursprünglich Teil des Schloßparks war. Der Bucher Pfarrer Martin Pfannschmidt schrieb 1927 dazu: »Dieser Parkteil, der heute den Lungenkranken des Waldhauses Erquickung spendet, birgt – von Dendrolo-
SeitenanfangNächste Seite


   53   Berlin im Detail Parkanlagen in Pankow  Vorige SeiteNächste Seite
gen wohl beachtet – einen sehr alten, starken Eibenbaum (Taxus baccata), dessen Art in Deutschland am Aussterben ist: er ist vielleicht ein lebendiger Zeuge aus der Zeit drei Eichengruppen an der Parkgrenze zur Wiltbergstraße, in der Nähe eines Denkmals für die Gefallenen der Sowjetarmee, zu. Der Straße am nächsten steht eine
des Herrn v. Viereck.«2) Die Eibe ist ca. 250 Jahre alt. Seit den fünfziger Jahren als Naturdenkmal geschützt, verlor sie 1989 diesen Status. Zwei weitere Stieleichen in ihrer unmittelbaren Nähe, vom Bezirksamt Pankow als Naturdenkmale in Betracht gezogen, wurden ebenfalls nicht in die Liste aufgenommen.
     Zu den besonderen Bäumen des Schloßparks gehören zwei mächtige Eichen am Parkeingang an der Wiltbergstraße. Mit einem Stammumfang von ca. sechs Metern und einer geschätzten Höhe von 20 Metern sind sie wahrscheinlich älter als 300 Jahre. Das trifft auch auf

Die Panke im Schloßpark Buch

SeitenanfangNächste Seite


   54   Berlin im Detail Parkanlagen in Pankow  Vorige SeiteNächste Seite
Zwillingseiche, deren einer Stamm abgebrochen ist, in einiger Entfernung davon stehen eine Drillingseiche und sogar ein Vierling. Ihr Umfang, gemessen am Fuß der Bäume, beträgt sechs bis acht Meter, und ihre Höhe liegt bei etwa 15 Metern. Weitere starke Eichen stehen in der Nähe der Parkgrenze am Pölnitzweg. Besonders markant sind auch die Linden an der äußersten der drei Alleen, die Pölnitz anlegen ließ. Schließlich seien die Eiben erwähnt, die auf die Gartengestaltung von Vierecks zurückgehen sollen.
     Verlassen wir nun den Schloßpark Buch und folgen dem weiteren Verlauf der Panke. Sie kreuzt schon bald den Berliner Ring und die S-Bahn und erreicht das Naturschutzgebiet Karower Teiche. An der Pankgrafenstraße angelangt, fließt sie durch Gartenkolonien entlang dem Autobahnabzweig Berlin-Pankow, speist einen Teich, fließt durch das Gelände des Städtischen Krankenhauses Pankow und erreicht schließlich den Schloßpark Niederschönhausen.

Schloßpark Niederschönhausen

Der Schloßpark und das Schloß Niederschönhausen haben eine jahrhundertelange und recht bewegte Geschichte. Schon der Kurfürst Johann Cicero (regierte 1486–1499) hatte hier in der Pankeniederung das Weidwerk betrieben und ein Haus bauen lassen. Sein Sohn Joachim I. (1484–1535) überließ

die Besitzung 1525 dem Bürgermeister von Blankenfelde. Die Gräfin Dohna (* 1679)
Gräfin von Holland-Brederode-Vianaen, kaufte das Gut, auf dem ein von ihrem Gemahl Graf Christian Albrecht Dohna (* 1677) entworfenes Wohnhaus (petit palas) errichtet und eine Melkerei nach holländischem Stil anlegt wurde. 1684 verkauften die Söhne Dohnas Niederschönhausen an den späteren Großkanzler Joachim Ernst von Grumbkow (1637–1691). Aus dessen Nachlaß erwarb Kurfürst Friedrich III. (1657–1713) die Besitzung Niederschönhausen und vereinte sie mit den Besitzungen Rosenthal und Blankenfelde zum Amt Niederschönhausen. Friedrich III. beauftragte Johann Friedrich Eosander (1669–1728), Garten und Schloß auszubauen. Von hier aus hielt er 1701 als König Friedrich I. Einzug in Berlin. Friedrich II. (1712–1786) schließlich schenkte Schloß und Garten seiner Gemahlin Elisabeth Christine (1715–1797), die sich intensiv um die Gestaltung des Parkes bemühte. Neben Obstbäumen und Weinstöcken, Buchsbaumhecken, Eiben und Liguster ist in Garteninventaren aus dieser Zeit vermerkt, daß Eichen, Buchen, Elsen, Rüstern, Linden, Espen und Haselsträucher zum Bestand des Gartens Niederschönhausen gehörten. Im März 1827 bekam Peter Josef Lenné (1789–1866) den Auftrag, die Anlagen nach den Wünschen der Herzogin von Cumberland umzugestalten. König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) genehmigte die Pläne Lennés
SeitenanfangNächste Seite


   55   Berlin im Detail Parkanlagen in Pankow  Vorige SeiteNächste Seite
der Park wieder in seiner Ganzheit öffentlich zugänglich. In beiden Parkteilen stehen mächtige alte Eichen, Buchen, Kastanien und Platanen. Besonders die Eichen an der Gartenseite des Schlosses und jene an dem Weg, der parallel zur Straße Am Schloßpark verläuft, sind Zeugen längst vergangener Zeiten. Einige von ihnen waren schon in der DDR als Naturdenkmale geschützt und tragen noch heute
Schloß Niederschönhausen das Schild mit der Eule. Manche der alten Eichen im Schloßpark Niederschönhausen sollen Reste jener Wälder sein, die sich vor der Besiedelung des Gebietes hier befanden. »Die alten Eichen unseres Schloßparks, deren einige ein Alter bis tausend Jahre haben, und die wenigen alten Kiefern sind wohl noch ein Rest des wunderbaren einstigen Waldes und erzählen in ihrem Rauschen vom alten Wendenleben, das sie einst geschaut und geschützt haben. Bis in die Neuzeit hinein hat sich in den Grundbüchern der Name >das große Eichholz< erhalten ...«3)
mit großen Einschränkungen. Doch seither gehörten die Panke und die Bauernwiesen zum Schloßpark. In der Gestalt, die der Park durch Lenné erhielt, überdauerte er zwei Weltkriege. Nach 1945 wurde die Stadt Berlin Eigentümerin des Parks, und das Schloß wurde Amtssitz des Präsidenten der DDR, später repräsentativer Aufenthaltsort für hohe Staatsgäste. Der unmittelbar ans Schloß grenzende Teil war vom übrigen Park durch eine Mauer abgetrennt. Seit 1989 ist
SeitenanfangNächste Seite


   56   Berlin im Detail Parkanlagen in Pankow  Vorige SeiteNächste Seite
Aus der Vielzahl alter bzw. interessanter schöner Bäume des Parks stehen 18 Exemplare unter Naturschutz. Darunter eine Ahornblättrige Platane (Platanus acerifolia) westlich der Panke, eine Winterlinde (Tilia cordata) im westlichen Bereich des Parks, zwei Rotbuchen (Fagus sylvatica) und sechs Stieleichen. Erwähnenswert auch die Balkan-Roßkastanie (Aesculus hippocastanum) im Nordosten der Anlage – am Spielplatz; schließlich sind sieben Ahornblättrige Platanen ausgewiesen, die direkt an der Gartenseite des Schlosses, links und rechts vom Hauptweg, stehen.

Der Bürgerpark

Folgen wir nun wieder der Panke, so kommen wir über den Elisabethweg, vorbei an der Herz-Jesu-Kapelle, zum Bürgerpark. Der Eingang an der Kreuzstraße entstand erst in den 30er Jahren. Älter und berühmter ist das Eingangsportal an der Wilhelm-Kuhr-Straße, das 1860 im Stil der Stüler-Schule (Friedrich


August Stüler 1800–1865, Hofbauinspektor in Berlin) errichtet wurde. Hier befanden sich Kiesgruben und Wassermühlen, ehe zwischen 1854 und 1864 unter Leitung des Gartengestalters Wilhelm Perring
Musikpavillon im Bürgerpark Pankow
SeitenanfangNächste Seite


   57   Berlin im Detail Parkanlagen in Pankow  Vorige SeiteAnfang
ein Privatpark im Stil der italienischen Renaissance angelegt wurde. Eigentümer war der Begründer der Berliner Börsenzeitung, Herrmann Killisch von Horn. Herrenhaus, Fasanerie, Palmenhaus, eine indische Pagode, Marmorplastiken, schöne Bäume und seltene Pflanzen gaben dem Park sein besonderes Gepräge. 1907 kam der Park an die Gemeinde Pankow und erhielt als nunmehr öffentliche Anlage den Namen Bürgerpark. Eine Brücke, die die Hügel im Park verband, und ein Goldfischteich entstanden neu.
     1945 zerstörten Bomben die Gebäude der Anlage; die Ruinen wurden 1961 abgerissen. Unmittelbar nach Kriegsende wurden die freien Flächen des Parks zum Gemüse und Kartoffelanbau genutzt, die erhalten gebliebenen Bäume ständig bewacht, damit sie von den Pankowern nicht zu Brennholz verarbeitet werden konnten. Schon 1947 wurde der Park instand gesetzt und seiner eigentlichen Bestimmung wieder zugeführt. Von 1964 bis 1967 rekonstruiert und 1971 durch die Flächen des angrenzenden Gemeindefriedhofs (Grab des Parkbegründers) erweitert, erfreut sich der Bürgerpark mit seinen Liegewiesen, alten Baumgruppen, Blumenbeeten, Pavillons und Skulpturen großer Beliebtheit. Von den Bäumen sind zwei als Naturdenkmale geschützt.
     Eine Amerikanische Roteiche (Quercus rubra) NDM XIX-35/B, die sich südlich der Panke und nördlich der Gaststätte befindet,
und eine Rotbuche (Fagus sylvatica) NDM XIX-36/B, ebenfalls südlich der Panke im nördlichen Parkbereich. Zu den alten, interessanten und wertvollen Bäumen im Bürgerpark gehört u. a. eine 80bis 90jährige Sumpfzypresse (Taxodium distichum), die, entsprechend der Baumschutzordnung von 1982, »auf Grund ihrer Seltenheit, ihrer Größe oder ihrer historischen Bedeutung als Naturdenkmale unter Schutz gestellt wurde(n)«.4) Daß sie heute nicht mehr zu den Naturdenkmalen zählt, liegt vermutlich daran, daß einheimische Arten vorrangig zu schützen sind. Dennoch ist diese Sumpfzypresse ein besonders schönes Exemplar ihrer Art und für mich ein Denkmal der Natur und der Geschichte des Parks.

Quellen:
1 Pfannschmidt, Martin: Geschichte der Berliner Vororte Buch und Karow. Berlin 1927 S. 104
2 Ebenda, S. 149
3 Beier, Ferdinand: Aus vergilbten Blättern. Geschichte von Pankow. 1922, S. 11
4 Baumschutzordnung. Ordnung über die Erhaltung, die Pflege und den Schutz der Bäume auf dem Territorium der Hauptstadt der DDR, Berlin. 1982

Bildquellen:
LBV, Detlef Christel

SeitenanfangAnfang

© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de