110   Dokumentiert April 1998  Nächste Seite
4. April
Wolf Vostell
stirbt im Alter von 65 Jahren in Berlin an Herzversagen. Mit Happenings und Aktionen hatte der Maler und Grafiker lange Zeit das künstlerische Leben in Berlin mitgeprägt.
     Das Schloß Niederschönhausen wird erstmals zu regelmäßigen Führungen geöffnet. Auch Konzerte und Autorenlesungen sowie Trauungen des Standesamtes Pankow waren vorgesehen.

5. April
Den 18. Berliner Halbmarathon
des Sportclubs Charlottenburg gewinnen die Belgierin Marleen Renders (1:10:04 Stunden) und der Kenianer Andrew Eypan (1:03:57 Stunden). Der Startschuß fiel um 10.00 Uhr in der Karl-Marx-Allee (Mitte).
     Zum 90. Geburtstag von Herbert von Karajan erhält die Matthäikirchstraße am Kulturforum in Tiergarten den Namen des Dirigenten und Berliner Ehrenbürgers. Die Berliner Philharmonie, an der Karajan lange Zeit wirkte, erhielt die Nummer 1 der Straße.
     Juliane Bartel, langjährige Moderatorin der Fernseh-Talkshows »3 nach 9« und »Alex«, stirbt in der Nacht 52jährig überraschend in Berlin. Juliane Bartel war seit den 60er Jahren vor allem für den Sender Freies Berlin tätig gewesen.

6. April
Der erste Storch
dieses Jahres trifft im Hohenschönhausener Ortsteil Malchow ein. Auf dem Schornstein einer stillgelegten Gärtnerei nistet seit mehreren Jahren ein Storchenpärchen.

7. April
Den Grundstein
für den Erweiterungsbau des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt in Mitte legt Bundesaußenminister Klaus Kinkel. Um Offenheit und Transparenz zu erreichen, sollte das Bauwerk große Glasflächen erhalten.

Es geschah gestern in Berlin
April 1998

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. April
Eine Protestaktion
organisieren Berliner Gegner des Transrapid-Projektes auf dem Wittenbergplatz. Innerhalb von zwei Stunden gaben 500 Gegner ihre Unterschrift. 200 weitere wurden schriftlich an den BUND geschickt. 90 000 sind zum Stopp des Projekts nötig.
     Mit Aprilscherzen überraschen viele Berliner Zeitungen ihre Leser. »Der Tagesspiegel« lud zum »Protest« gegen eine neue »Gassi-Verordnung« für Hunde vor das Rote Rathaus. Man durchschaute den Scherz, und der Fotograf blieb allein.

2. April
Die Baukommission
des Bundestages in Bonn beschließt, künftig keine Wohnungen für seine Bediensteten mehr im Ostteil Berlins bauen zu lassen. Das Programm wurde von ursprünglich 12 000 auf 9 100 Wohnungen reduziert.

3. April
Die Berliner Staatsbibliothek
teilt mit, daß sie den gesamten Nachlaß von Gustaf Gründgens (1899–1963) erworben hat. Die Dokumente wurden nach einem Rechtsstreit seinem Adoptivsohn aus Zeesen bei Berlin abgekauft.
     Für den Erweiterungsbau des Deutschen Historischen Museums – Architekt ist Ieoh Ming Pei –, auf dessen 363 m² großem Grundstück an der Mollergasse hinter dem Zeughaus fordert die Berliner Finanzverwaltung Mittel vom Bund.

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Umweltsünder müssen künftig mit höheren Bußgeldern rechnen. Auf Beschluß des Senats soll bei sogenannten Kleinverschmutzungen das Bußgeld verdoppelt bzw. verdreifacht werden. Das Wegwerfen von Zigarettenschachteln beispielsweise soll 60 bis 100 DM kosten.

8. April
Werner Orlowsky
(AL), engagierter Kreuzberger Politiker, begeht seinen 70. Geburtstag. Von 1981 bis 1989 hatte er sich als Baustadtrat für eine behutsame Stadterneuerung eingesetzt und zwischen Hausbesetzern und Senatsverwaltungen vermittelt.

9. April
Das UCI-Multiplex-Kino
an der Landsberger Allee in Friedrichshain wird eröffnet. Es ist das fünfte Großkino dieser Art und verfügt über acht Säle mit 2 080 Plätzen. Das Großkino »Kosmos« ist nur knapp 1 Kilometer entfernt.

10. April
BVG und Stern- und Kreisschiffahrt
starten in die diesjährige Freiluftsaison. Gemeinsam boten sie erstmals eine kombinierte Tour im historischen Bus und in dem ebenso historischen Dampfer »Kaiser Friedrich« an. Start war an der Neuen Wache.

11. April
Zum Gedenken
an den Studentenführer Rudi Dutschke versammeln sich 200 Menschen am Kurfürstendamm an jener Stelle, an der Dutschke am 11. April 1968 bei einem Attentat schwer verletzt wurde. Am 24. Dezember 1979 starb Dutschke an den Spätfolgen der Schußverletzung.
     

12. April
Anne Geelhaar
stirbt in Berlin kurz nach ihrem 84. Geburtstag. Die 1914 in Teichrode/Posen geborene Schriftstellerin veröffentlichte 60 Kinderbücher, darunter »Drei Hasen im Schnee«. Sie schrieb in der DDR Hör- und Fernsehspiele.

15. April
Die Forschungsfirma
»BioGenes« vom »Innovationspark Wuhlheide« stellt ihren zum Patent angemeldeten Test auf Leberkrebs vor. Noch in diesem Jahr soll das Verfahren zur Früherkennung von Leberkrebs auf den Markt kommen.

16. April
Den 30. Jahrestag
ihrer Gründung begeht die Freie Universität Berlin mit einer Immatrikulationsfeier. Festredner ist Ernst Benda, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Gründerstudent mit der Matrikelnummer 462.

17. April
Die Arbeitsgemeinschaft
»Leben mit Obdachlosen« fordert eine Umwandlung der zeitlich begrenzten »Kältehilfe« in eine ganzjährige »Armenhilfe«. Zahlreiche der 38 Berliner Notübernachtungen hatten schließen müssen, als Ende März die Fördermittel ausliefen.

19. April
Den Heinrich-Stahl-Preis
verleiht die Jüdische Gemeinde von Berlin der Sängerin Paula Lindberg-Salomon auf ihrer Gedenkveranstaltung zum 55. Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto. Die Sängerin hatte ihre Karriere in den 20er Jahren in Berlin begonnen.

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22. April
Das Statistische Landesamt
teilt mit, daß sich die Zahl der Berliner Familien mit Kindern, die ihren Unterhalt aus Arbeitslosengeld und -hilfe bestreiten müssen, seit 1991 verdoppelt hat. Die Zahl der Familien, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, hatte sich verdreifacht.

23. April
Die Räumung
eines der Zelte der Berliner Kabarett-Anstalt (BKA) am Kulturforum (Tiergarten) beginnt am Morgen. Das zweite Zelt blieb stehen, da es sich auf Kirchengelände befindet. Einen neuen Standort in Siemensstadt hatten die Kabarettisten abgelehnt.

24. April
Seinen 85. Geburtstag
begeht der Berliner Schriftsteller Stefan Heym im »Westin Grand Hotel«. Das Interesse der Medien und der Anhänger Heyms war groß.

25. April
Ein
Sonderzug fährt nach vierjähriger Bauzeit über die sanierten Gleise der 1882 eröffneten Stadtbahn zwischen Hauptbahnhof (Ostbahnhof) und Zoo. Die Schienen liegen jetzt auf lärmgeschützten Blähtonplatten (Betonplatten).

27. April
Im Britzer Garten
eröffnet der »Erlebnisgarten Ökolaube« seine Pforten für Schulkinder aus Berlin und dem Umland. Hier können die Kinder den naturnahen Umgang mit Pflanzen und Tieren auf spielerische Weise kennenlernen.
Vier Fallschirmspringer und Turn-Olympiasieger Eberhard Gienger springen erstmals vom Fernsehturm (Mitte). Rund 30 Sekunden dauerte die Aktion, bevor sie mit ihren Fallschirmen auf einem markierten Platz am Neptunbrunnen landeten.

28. April
Einem Sanierungskonzept
für die 235 Jahre alte Königliche Porzellanmanufaktur (KPM) stimmt der Berliner Senat zu. Die finanzielle Grundausstattung soll durch Verkauf und Tausch von KPM-Grundstücken gesichert werden.

29. April
Andreas Wecker
, der mehrfache Welt- und Europameister im Turnen, unterzeichnet einen Vertrag mit dem Berliner Friedrichstadtpalast. Der 28jährige soll in der neuen Revue »Elements«, die ab Februar 1999 aufgeführt wird, artistische Solodarbietungen zeigen.

30. April
Zum 50jährigen Jubiläum
des Staates Israel findet im Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße (Charlottenburg) eine Veranstaltung statt.
     Neben Musik und Tanz sorgte eine Satellitenleitung für die Übertragung der aktuellen Ereignisse in Jerusalem.

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© Edition Luisenstadt, 1998
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