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Frank Eberhardt
Geologische Wand und Wünschelruten Der Geologe Franz Beyschlag (18561935) Vorgestellt wird hier ein Naturwissenschaftler, der wie einige andere Gelehrte um
die Jahrhundertwende wissenschaftliche Arbeit und Leitungstätigkeit in bester Weise
vereinbaren konnte. Als Nachfolger des verdienstvollen Schöpfers des
umfangreichen Werkes der preußischen geologischen
Karte, Ernst Beyrich (BM 11/97), setzte Franz Beyschlag neue Akzente in der Arbeit
der Preußischen Geologischen Landesanstalt. Franz Beyschlag, Initiator
geologischer Lagerstättenkarten und des
Lagerstättenarchivs, wandte sich mehr als sein
Vorgänger oder andere Wissenschaftler der Praxis zu.
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Franz Beyschlag | ||||||
Franz Beyschlag wurde am 5. Oktober 1856 in Karlsruhe geboren. Sein Vater war im selben Jahr als Hofprediger in diese Stadt berufen worden, ging aber bereits vier Jahre später als Professor für praktische Theologie an die Universität nach Halle. Der junge Franz Beyschlag entschied sich für eine völlig andere, die naturwissenschaftlich-technische Richtung. Nach dem Besuch der Schule widmete er sich anfangs dem Bergfach. Nach praktischer Tätigkeit im Erz- und Steinkohlebergbau des Rheinlandes, | ||||||
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Westfalens und Nassaus studierte er an
der Universität Halle sowie an der Bergakademie Berlin und der Berliner Universität.
1881 bestand er die Erste Staatsprüfung für das höhere Bergfach am Oberbergamt Halle. Er begann seine Tätigkeit als Bergreferendar im Bergbau, war aber von seiner Arbeit keineswegs begeistert. Die pedantischen Verwaltungsformen sagten ihm nicht zu. Seine zur Bergreferendarprüfung vorgelegte geologische Meldearbeit baute er deshalb zur Doktorarbeit aus und promovierte in Halle zum Dr. phil. Geologenlaufbahn und
1883 nahm Beyschlag Urlaub aus dem Staatsdienst. Er fertigte für das Landwirtschaftliche Institut der Universität Halle ein geologisches Profil an. Aus natürlichem Gestein gestaltete er in Form einer Mauer das Aussehen eines Schnittes durch die oberen Schichten der Erdkruste. Die Anfertigung solcher geologischen Wände lag offenbar im Zuge der Zeit, denn auch in Berlin wurde 1894/95 im Weddinger Humboldthain eine derartige Wand errichtet. Diese wurde allerdings schon 1912 nach PankowBlankenfelde umgesetzt und steht noch heute in der dortigen botanischen Anlage. Sie stellt einen idealisierten Schnitt durch die obersten Schichten der Erdkruste Mitteleuropas dar. Für die Berliner Wand wurden | Gesteine aus dem Harz, aus
Thüringen, Sachsen, Schlesien und aus dem
Rheinland verwendet. Sie ist so gebaut, daß auch
geologische Lagerungsverhältnisse abgelesen werden können. Für Laien ist sie
allerdings schwierig zu lesen. Eine bessere
Erläuterung der Berliner Geologischen Wand
würde viel zu ihrem Verständnis beitragen.
Um sein Fortkommen außerhalb des Bergfaches zu suchen, wandte Beyschlag sich an den damaligen Leiter der Geologischen Landesanstalt, Wilhelm Hauchecorne (BM 10/97). Dieser schlug ihm vor, die geologische Kartierung für ein Gebiet bei Heldburg zu übernehmen. Eine Besoldung konnte er ihm aber nicht in Aussicht stellen. Beyschlag übernahm diese Aufgabe trotzdem und löste sie so gut, daß er im November des gleichen Jahres »zwecks Hilfeleistung bei Prof. Dr. Weiss in der Mineraliensammlung und in der Bearbeitung der pflanzenpaläontologischen Sammlung« als Geologe angestellt wurde. Damit wechselte Beyschlag zur Geologie über, der er zeitlebens treu blieb. Er durchlief die normale Geologenlaufbahn, wurde 1886 Bezirksgeologe und drei Jahre später Landesgeologe. Im Wirken Beyschlags lassen sich zwei Perioden unterscheiden. In der ersten von 1883 bis 1901 führte er geologische Kartierungsarbeiten durch, die sich vor allem auf Gebiete in Hessen und Thüringen erstreckten. Dabei zeichnete sich Beyschlag | |||||
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immer stärker vor den übrigen
kartierenden Geologen aus, so daß der
wissenschaftliche Direktor der Landesanstalt,
Ernst Beyrich, ihn in wachsendem Maße zur
Mitarbeit bei den Revisionsarbeiten hinzuzog. Dabei handelte es sich vor allem um die Prüfung der von den kartierenden Geologen vorgelegten Karten und der dazugehörigen Erläuterungen. Nach Beyrichs
Tod 1896 übernahm Beyschlag diese Revisionsarbeiten vollständig.
Neben diesen Arbeiten hielt Beyschlag seit 1892 Vorlesungen an der Bergakademie Berlin. Die bisher nur in Freiberg mit großem Erfolg betriebene Lagerstättenkunde sollte auch in Berlin eingeführt werden. Den Lehrauftrag dazu erhielt Beyschlag. 1895 wurde der Lehrauftrag auf Vorlesungen über Geologie erweitert und Beyschlag hierfür zum Professor ernannt (ab 1898 war er etatsmäßiger Professor). Er vereinigte nun die früher von Hauchecorne und Beyrich getrennt ausgeübte Lehrtätigkeit für das lagerstättenkundliche und das geologische Gebiet in einer Person. Eine Berufung an die Technische Hochschule Hannover hatte er abgelehnt. Beyschlags Vorlesungen ragten weit über das hinaus, was sonst an der Berliner Bergakademie geboten wurde. Sein Vortrag war anschaulich und damit ungemein fesselnd, so daß er bei den Studierenden ungewöhnlich beliebt war. Vor allem verstand er es, die durch seine frühere Bergbau- | tätigkeit in ihm selbst geweckte Liebe
und Verständnis für die nutzbaren
Lagerstätten auf die Studenten zu übertragen. Es war keine abstrakte Weisheit, die er vortrug, sondern aus ihm sprach der reiche Sinn für die geologischen Zusammenhänge, z. B.
zwischen Landschaftsform und geologischem Gebirgsbau oder für die Beziehungen der Lagerstätten zur geologischen Umwelt. Das beruhte vor allem auch auf der persönlichen Kenntnis vieler Lagerstätten in europäischen Ländern, um die er sich in all den Jahren auf seinen zahlreichen Reisen bemüht hatte. Er begann mit der Sammlung von Belegstücken aus den verschiedensten Lagerstätten und bereicherte sie durch eigene Funde ausgewählter Erzstufen. Berufung zum Direktor der Geologischen Landesanstalt Auch nach seiner Berufung zum wissenschaftlichen Direktor der Geologischen Landesanstalt hielt er weiterhin Vorlesungen über die Lagerstätten von Kohle,
Salz und Erdöl.
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inne, der Geologischen Landesanstalt.
Er wollte das Werk seines Vorgängers Beyrich nicht einfach nur fortsetzen. So versuchte er anfangs, die wissenschaftliche Leitung der Landesanstalt mit eigener
Kartierungsarbeit im Feld zu verbinden. Es schien ihm wichtig, daß jemand, der in
verantwortlicher Position für die Feldarbeiten
anderer Geologen tätig war, diese Arbeiten
auch selbst durchführt. Da ihn die Leitungstätigkeit der schnell wachsenden
Landesanstalt zunehmend in Anspruch nahm, mußte dieser Wunsch allerdings zurücktreten. Beyschlag ist zwar auch später oft und mit besonderer Freude in seinem alten Arbeitsgebiet Hessen tätig gewesen, aber nun weniger zu systematischer
wissenschaftlicher Forschung als vielmehr als Berater und zugleich Helfer in vielen Fragen, die mit diesem Gebiet in Verbindung standen.
Geologische Karten für
Mit der industriellen Entwicklung um die Jahrhundertwende kamen auf die Geologie neue Aufgaben zu. Geologische Karten waren bis dahin im wesentlichen nur von Gelehrten benutzt und für wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet worden, in der Wirtschaft blieben sie weitgehend ungenutzt. Beyschlag sah seine Aufgabe darin, einen engeren Zusammenhang vor allem | zwischen der Geologischen
Landesanstalt und dem Bergbau zu schaffen. Seine
Vorlesungen trugen dazu bei, seinen Ruf als praktischer Geologe zu bestätigen. 1904 äußerte er in einer grundlegenden
Darstellung über eine zu schaffende montangeologische Abteilung in der
Landesanstalt sein Kredo: »... sie hat auch die Aufgabe, die wissenschaftliche Seite der
Lagerstättenkunde zu vertiefen und die
wirtschaftliche Seite auszubauen. Das letztere hätte
namentlich zu geschehen durch Bearbeitung und Veröffentlichung von Karten der
Lagerstätten nutzbarer Mineralien und dazugehörigen erläuternden Texten und
Abhandlungen.« Und es folgte auch gleich ein Plan, in dem sowohl die Idee von Monographien über verschiedene Erze und einer Montanstatistik, ganz besonders aber von Verbreitungskarten einzelner Lagerstätten oder Lagerstättengruppen
enthalten waren.
Damit hatte Beyschlag sein künftiges Aufgabengebiet abgesteckt und verfolgte es voller Energie. 1907 wurde er alleiniger Direktor der Geologischen Landesanstalt. Nun entstand unter seiner persönlichen Führung die »Karte der nutzbaren Lagerstätten Deutschlands« in 76 Blättern, die nicht nur die geologische Situation enthielt, sondern diese mit Angaben über die bergbauliche Produktion verband. Ein Ergebnis seiner lagerstättenkundlichen Arbeiten und Vorlesungen | |||||
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waren auch die noch vor dem Ersten Weltkrieg erschienenen zwei Bände
über »Die Lagerstätten der nutzbaren Mineralien und Gesteine«, die ihm Weltruf verschafften.
Mit dem zunehmenden Rohstoffverbrauch wuchs auch das Interesse des Staates an den eigenen Bodenschätzen, wobei anfangs Kali und Eisenerz im Vordergrund standen. Wie im Jahrbuch der Preußischen Geologischen Landesanstalt nachzulesen ist, betonte der zuständige Minister 1906: »Die immer dringlicher hervortretende Notwendigkeit einer Berechnung der auf dem Gebiete des Deutschen Reiches vorhandenen Vorräte an wichtigen nutzbaren Mineralien läßt es wünschenswert erscheinen, die Geologische Landesanstalt in stärkerem Maße als bisher mit der Aufnahme der nutzbaren Lagerstätten zu betrauen. Nachdem in dieser Richtung mit den Kalisalzlagern bereits ein Anfang gemacht ist, wird nunmehr in erster Linie eine Ermittelung der vorhandenen Eisenerzlagerstätten, und zwar zunächst für das Gebiet des preußischen Staates, zu folgen haben. Eine solche erscheint umso dringender, als die fortwährende Zunahme der in- und ausländischen Eisenproduktion die zur Zeit bekannten Eisenerzlagerstätten in steigendem Maße in Anspruch nimmt und damit den Bezug ausländischer Eisenerze im Laufe der Zeit zu erschweren droht. Unter diesen Umständen ist ein möglichst genauer Überblick über die Höhe | der inländischen Eisenerzvorräte und
über die Nachhaltigkeit der einzelnen
Erzreviere besonders wünschenswert.«
Betrachtet man diesen Erlaß von 1906 unter dem Aspekt der Rüstung vor dem Ersten Weltkrieg, so deutet sich hier bereits eine Umstellung der Wirtschaft auf die Sicherung der Rohstoffversorgung in Kriegszeiten durch einheimische Rohstoffe an. Außer Kali und Eisenerz wurden deshalb auch die Stein- und Braunkohlevorräte Deutschlands neu berechnet, wohl unter der Einsicht, daß nur mittels Kohle aus Eisenerz Stahl geschaffen werden konnte. Mit Beyschlag stand damals ein Mann an der Spitze der Geologischen Landesanstalt, der dieser Aufgabe bestens gewachsen war. Seiner Einstellung zum Staat gab er mit folgenden Worten Ausdruck: »Staatsdienst heißt nach meiner Überzeugung unbedingte Unterordnung der persönlichen Wünsche unter die Bedürfnisse der Allgemeinheit.« Diese Überzeugung hat ihn auch sein Leben lang geleitet. Und so wurde er mit den unter seiner Leitung geschaffenen zusammenfassenden Darstellungen der wichtigsten in Deutschland vorkommenden Lagerstätten der Vorreiter einer gesamtstaatlichen Lagerstättenprognose, die auf Grund sorgfältiger bergbautechnischer Untersuchungen und einer modernen geologischen Kartierung zur Bewertung der noch zu erwartenden Lagerstättenvorräte beitrug. | |||||
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Beyschlag hatte sich nicht nur in seinen Vorlesungen an der Berliner Bergakademie über Lagerstättenkunde, sondern auch
in vielen Veröffentlichungen zu
Lagerstättenfragen geäußert. Dabei war das
Spektrum seiner Arbeiten äußerst groß und
betraf nicht nur Salze und Eisenerz, sondern auch Bauxit, Golderz, Erdöl und sogar Wasser. Es erstaunt, wie vielseitig Beyschlag sich zu den unterschiedlichsten Lagerstätten geäußert hat. Über 100
Ver-öffentlichungen (ohne die von ihm aufgenommenen geologischen Karten mit Erläuterungen) entstammen seiner Feder, fast 60 Prozent davon beschäftigen sich
mit praktischen Themen der Geologie, insbesondere mit Lagerstätten.
Dabei veröffentlichte er Artikel, welche Lagerstätten betrafen, besonders gern in der »Zeitschrift für praktische Geologie«, deren Herausgeber er zehn Jahre war. So setzte er sich hier auch mit den Aufgaben der praktischen Geologie auseinander. 1902 kritisierte er in einem kleinen Artikel über »Den Werth der Geologie für die Praxis« die Nichtbeachtung der Kenntnisse der Geologen bei der Trassierung von Eisenbahnstrecken, die zu hohen Kosten bei den erforderlich werdenden Nacharbeiten wegen ungeeigneter Bodenverhältnisse führten. Nach dem Ersten Weltkrieg gab er einen Überblick über die Möglichkeiten der verstärkten Nutzung einheimischer Rohstoffe, und noch kurz vor seinem Tod erschien | sein Artikel »Sind die Geländeschäden
am Süßen See durch den Mansfelder
Bergbau erzeugt?« So hat er sich damals schon
mit den Problemen der Umweltbelastung durch den Bergbau beschäftigt.
Am Anfang und am Ende seiner Tätigkeit als Direktor der Geologischen Landesanstalt hat sich Beyschlag öffentlich zur Wünschelrute geäußert. (Die Wünschelrute ist bekanntlich eine Astgabel eines Weiden-, Kirsch- oder Haselstrauches oder ein gebogener Metalldraht, mit der sich angeblich Bodenschätze oder Grundwasser aufsuchen und gesundheitsschädliche »Erdstrahlen« feststellen lassen. Sie wird vom Rutengänger beim Durchschreiten des Geländes waagerecht gehalten, bis das freie Ende nach oben oder unten »ausschlägt«. An dieser Stelle soll sich die gesuchte Lagerstätte bzw. das Wasser für den Brunnen im Untergrund befinden.) Bereits 1903 erklärte Beyschlag in der Zeitschrift für praktische Geologie wie auch andere führende Geowissenschaftler: »Es ist nicht Aufgabe der Geologie, sondern der Physik, Physiologie und Psychologie, zu untersuchen, ob, wie und wann die Wünschelrute sich bewegt. Die bisherigen Untersuchungen der Physiker ... zeigten, daß es sich hier um unbewußte, sog. ideomotorische Muskelbewegungen handelt, die durch Einbildung zu stande kommen.« Und sie kamen zu dem Schluß: »Die Wünschelrute kann sonach von einem ernsthaften und | |||||
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wissenschaftlich denkenden Menschen, der ein einigermaßen entwickeltes Verantwortlichkeitsgefühl besitzt, nur als
Aberglaube, als auf Einbildung und Täuschung beruhend zurückgewiesen werden ...« 1921 widmete sich Beyschlag nochmals diesem Thema und nahm auch Stellung zu systematischen Versuchen, die unter Aufsicht von Geologen erfolgten. Er bezeugte »glänzende Mißerfolge« sowohl bei einem Kongreß der Wünschelrutengänger als auch bei Versuchen der Geologischen Landesanstalt mit drei dieser Herren, die »sich fast ausschließlich als völlige Fehlansagen erwiesen« haben. Darüber veröffentlichte die Geologische Landesanstalt sogar eine Broschüre. Arbeit an der »Carte Géologique
Doch trotz dieser Erkenntnisse kamen die Geologen bereits 1903 resignierend zu dem Schluß: »So wenig jedoch viele
Zweifel und Einwände gegen die Echtheit und Wirksamkeit mancher sog. Reliquie ihrer Verehrung Eintrag zu tun vermochten,
so wenig wir weiter der Meinung sind, daß die Verurteilung von 100 Nardenkötters die Kurpfuscherei vernichten wird, so wenig erwarten wir auch, daß die
Wünschelrute verschwinden wird.«
| Für Beyschlags Arbeiten konnte die
Anerkennung nicht ausbleiben. So wurde ihm die Weiterführung der unter Beyrich und Hauchecorne 1881 begonnenen
»Carte Géologique internationale de l'Europe« anvertraut. Die 49 Kartenblätter
erschienen in den Jahren 1893 bis 1913. Mehr als
zwanzig Jahre hat Beyschlag diesem Werk gewidmet und mit seiner Arbeitskraft und seinem organisatorischen Können über
alle persönlichen und materiellen Schwierigkeiten hinweg vollendet. Der Erste
Weltkrieg konnte diese internationale Zusammenarbeit zwar unterbrechen, aber
nicht aufheben. Bereits kurz danach liefen Arbeiten zu einer »Geologischen Karte der
Erde« noch unter seiner Leitung an; die Karte erschien in 12 Blättern in den Jahren 1929 bis 1932. Das zeigt, daß es Beyschlag
offensichtlich gelungen war, die internationale Anerkennung der Geologischen
Landesanstalt nicht nur zu halten, sondern auch auszubauen.
Hinsichtlich der nationalen Bedeutung kann man feststellen, daß unter seiner Leitung die Geologische Landesanstalt zu einer Zentralstelle für Wirtschaftsgeologie ausgebaut wurde. Für diese Aufgabe hat er auch die Mitarbeiter herangebildet. Dafür wurde ihm hohe nationale Anerkennung zuteil. Anläßlich der Feier des fünfzigjährigen Bestehens der Geologischen Landesanstalt und der dabei erfolgten Verabschiedung als ihr Präsident im Jahre 1923 | |||||
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ernannte ihn die Bergakademie
Klausthal zum Dr.-Ing. e. h. und die Universität
Berlin zum Dr. rer. pol.
In der Deutschen Geologischen Gesellschaft, der bereits 1848 gegründeten führenden wissenschaftlichen Vereinigung der Geologen, war Beyschlag aktiv tätig. 1893 wurde er in den Vorstand gewählt, in den folgenden Jahren war er u. a. Schriftführer, stellvertretender Vorsitzender und wieder Vorsitzender. Er versuchte auch hier immer, praktikable Lösungen zu finden. So strebte er im Interesse einer aktionsfähigen Führung eine starke Besetzung des Vorstandes mit Berliner Mitgliedern an. Das führte jedoch naturgemäß zu Differenzen innerhalb der Gesellschaft, die erst durch Schaffung eines aus Nichtberlinern bestehenden Beirates beigelegt werden konnten. Sein Wirken in der Deutschen Geologischen Gesellschaft hat der bedeutende deutsche Geologe Hans Stille (18761966) anläßlich des ersten Todestages mit folgenden Worten gewürdigt: »... man darf in der Geschichte unserer Gesellschaft sehr wohl von einer Ära Beyschlag sprechen, die der Ära Beyrich gefolgt ist.« Für seine großen Leistungen ernannte ihn die Deutsche Geologische Gesellschaft 1921 zum Ehrenmitglied: »dem Organisator der geologischen Landeserforschung, der die geologische Wissenschaft dem Leben nutzbar gemacht hat.« | 1923 trat Franz Beyschlag mit 67 Jahren
in den Ruhestand, nachdem er noch drei Jahre zuvor zum Präsidenten der
Geologischen Landesanstalt ernannt worden war.
Zwölf Jahre später, am 23. Juli 1935, starb er in Berlin.
Die Worte des schon genannten Geologen Hans Stille charakterisieren sein Leben: »Beyschlag's Leben war ein Leben der Harmonie eines starken Willens und eines großen Könnens. Er war eine Kämpfernatur ... Und schließlich hat Beyschlag für die ganze Geologie gekämpft. Denn wenn er gestritten hat für seine Geologische Landesanstalt, so stritt er damit doch schließlich für etwas, was die ganze deutsche Geologenschaft wärmstens angeht; und wenn er dafür kämpfte, daß der Geologie der ihr zustehende Platz im öffentlichen und Wirtschaftsleben wie auch im Unterrichtswesen zufiele, so führte er doch unseren Kampf.« Bildquelle:
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