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Berliner Biographien
(K)

Kermbach, Karl Friedrich Otto
* 29. März 1882 in Berlin
† 17. Juni 1960 in Berlin
Musiker und Kapellmeister

Otto K. war nicht nur ein vorzüglicher Interpret Alt-Berliner Melodien, er bewahrte sie auch vor dem Vergessen. Er dirigierte die »Maikäfer«, spielte In den Zelten, in Krolls Garten, im Haus Vaterland, auf Bällen und mehr als dreißig Jahre im Zoologischen Garten. Die Berliner nannten ihn »Otto-Otto«. Als er im alten Sportpalast die Sechs-Tage-Radrennfahrer mit dem Walzer »Wiener Praterleben« aufmunterte, pfiffen die Zuschauer auf dem Heuboden begeistert mit – der »Sportpalast-Walzer« war geboren. Seine Sendung »Olle Kamellen« in der Berliner Funkstunde lief mehr als 2 000 mal. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes konnte 1958 sein 50jähriges Kapellmeister-Jubiläum im Sportpalast feiern. Er fand seine letzte Ruhe auf dem Landeseigenen Waldfriedhof Dahlem (Ehrengrab).

Kessel, Martin
* 14. April 1901 in Plauen/ Vogtland
† 14. April 1990 in Berlin
Schriftsteller

K. studierte Germanistik, Musik- und Kunstwissenschaft sowie Philosophie in Berlin, München und Frankfurt am Main. In seiner Promotionsschrift beschäftigte er sich mit der Novellentechnik von Thomas Mann (1875–1955). Er lebte seit 1923 als freier Schriftsteller in Berlin und bekam 1926 den Kleist-Preis für seinen Gedichtband »Gebändigte Kurven«. Bekannt wurde K. vor allem durch seinen Berlin-Roman »Herrn Brechers Fiasko«, eine Satire auf die Angestelltenwelt. Neben Romanen und Erzählungen schrieb er Essays, Aphorismen und theoretische Schriften zur Literaturgeschichte.
     K. erhielt 1954 den Georg-Büchner-Preis sowie 1961 das Bundesverdienstkreuz. Dem Mitglied der Westberliner Akademie der Künste wurde am 3. September 1980 die Ehrenprofessur verliehen.

Kirchhoff, Gustav Robert
* 12. März 1824 in Königsberg
† 17. Oktober 1887 in Berlin
Physiker

Im Alter von 21 Jahren stellte K. die nach ihm benannten »Kirchhoffschen Regeln« der Stromverteilung auf. 1859 entwickelte er gemeinsam mit dem Chemiker Robert Wilhelm Bunsen (1811–1899) die Spektralanalyse, mit deren Hilfe sie das Cäsium (1860) und Rubidium (1861) entdeckten. K., 1875 als Professor für theoretische Physik an die Berliner Universität berufen, war von 1883 bis 1884 deren Rektor. Bedeutsam sind seine Arbeiten zur Elektrizitätslehre und die Untersuchungen zur Elastizität, Wärmetheorie, Wärmeleitung und Optik. Ab 1867 veröffentlichte K. seine »Vorlesungen über mathematische Physik«.

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Knobelsdorff, Curt von
* 31. Januar 1839 in Berlin
† 24. Januar 1904 in Berlin
Militär, Oberstleutnant

Zu Beginn seiner militärischen Karriere diente er als Leutnant im 1. Garderegiment zu Fuß in Potsdam. Der mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnete K. war Zeuge der Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles (18. Januar 1871) und am 1. März 1871 Teilnehmer der Heerschau vor Kaiser Wilhelm I. (1797–1888) auf dem Place de la Concorde in Paris. K. entsagte nach schwerer Krankheit dem Alkohol. Er fand Kraft im Glauben, und 1888 nahm er seine Arbeit beim Blauen Kreuz in Berlin auf, um gegen die Trunksucht zu kämpfen. An seiner Eingangstür hing ein Schild mit der Inschrift »die Trunkenbolde (werden) das Reich Gottes nicht ererben«. Der Mitbegründer und Leiter des Blauen Kreuzes in Deutschland wurde auf dem Garnisonsfriedhof Süd an der Hasenheide bestattet.

Koeltze, Friedrich Wilhelm Georg
* 23. April 1852 in Züllichau
† 25. Juni 1939 in Berlin
Jurist, Oberbürgermeister

Nach Studien in Halle, Breslau und Berlin legte K. 1874 das erste Staatsexamen ab. Als Einjähriger diente er im 12. Infanterieregiment Frankfurt an der Oder und beendete den Militärdienst als Reserveoffizier. 1884 wurde K. unbesoldeter Beirat in Spandau und im April 1886 Bürgermeister. Am 18. Februar 1894 erhielt K. per Kabinettsorder den Titel Oberbürgermeister der Stadt Spandau. Der Geheime Regierungsrat war auch Mitglied im Vorstand der Schützengilde und übte sein kommunales Bürgermeisteramt über drei Jahrzehnte aus. Ein Park in Spandau trägt seinen Namen.

Klein, Gerhard
* 1. Mai 1920 in Berlin
† 21. Mai 1970 in Berlin
Regisseur

Bereits als Mitglied des Jugendspartakusbundes schloß er sich 1933 der Widerstandsorganisation der KPD an und wurde von den Nationalsozialisten mehrmals verhaftet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam er als Autodidakt 1946 zur DEFA nach Babelsberg und war dort zunächst Regieassistent für Kurzfilme. K. wechselte 1952 in das Studio für Spielfilme und drehte die Filme »Alarm im Zirkus« (1954) und »Berlin-Ecke Schönhauser« (1957). International bekannt wurde er mit einer semidokumentarischen Nachgestaltung der Gestapo–Provokation »Der Fall Gleiwitz« (1961).

Klose, Margarete
* 6. August 1902 in Berlin
† 14. Dezember 1968 in Berlin
Kammersängerin

Sie besuchte das Sophie-Charlotte-Lyzeum und erhielt ihre Gesangsausbildung am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium. Nach Engagements in Ulm und Mannheim wurde die Sängerin 1931 als Altistin an die Staatsoper verpflichtet. Während ihrer erfolgreichen Karriere sang sie das gesamte dramatische Alt- und Mezzofach. Voller Schönheit, eindringlich und dämonenhaft gestaltete sie ihre Rollen, wie die der Amme in »Frau ohne Schatten«, der Klytämnestra in »Elektra« und der Ortrud in »Lohengrin«. Von 1949 bis 1958 gehörte sie dem Ensemble der Städtischen Oper Berlin an. Ihre letzten Erfolge feierte K. bis zum Mauerbau an der Staatsoper. Die außergewöhnliche Künstlerin fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Landeseigenen Friedhof in der Heerstraße.

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Kolbe, Georg
* 13. April 1877 in Waldheim/ Sachsen
† 15. November 1947 in Berlin
Bildhauer

Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Mit seiner »Tänzerin« von 1911/1912, im Besitz der Alten Nationalgalerie, hat er seinen Ruhm begründet. Der seit 1903 in Berlin wohnende K. schuf u. a. auch Porträtköpfe von Max Liebermann (1847–1935) und Henry van de Velde (1863–1957). Seine weiblichen Bronzestatuen »Abend« und »Morgen« fanden ihren endgültigen Platz im Schöneberger Stadtpark. Im Georg-Kolbe-Museum (Sensburger Allee 25) in Charlottenburg wird eine repräsentative Auswahl von insgesamt 180 Skulpturen und 1 500 Zeichnungen gezeigt. Im Georg-Kolbe-Hain, nahe dem Museum, sind fünf Bronzen aus seinem Spätwerk aufgestellt.

Krause, Willi
* 2. Juli 1903 in Königsberg/ Ostpreußen
† 4. Dezember 1987 in Berlin
Zimmerer, Kommunalpolitiker

Er fand nach bestandener Gesellenprüfung und Wanderschaft 1928 in Berlin seinen endgültigen Wohnsitz. Als Gewerkschafter und SPD-Mitglied übte er bis 1933 mehrere ehrenamtliche Funktionen aus. Die schweren Jahre der Hitler-Diktatur überstand K. in der „inneren Emigration". Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges und Gründung der Unabhängigen Gewerkschaftsorganisation wurde K. zum Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden und in den Vorstand des DGB gewählt. In dieser Funktion organisierte er Programme zur Arbeitsbeschaffung. Mehrere Jahre gehörte K. dem Wilmersdorfer Kreisvorstand

der SPD an und vertrat seine Partei von 1950 bis 1971 im Bezirksparlament. In Anerkennung seiner langjährigen kommunalpolitischen Verdienste erhielt er 1973 die Würde eines Stadtältesten. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes wurde auf dem Landeseigenen Friedhof in Wilmersdorf (Ehrengrab) beigesetzt.

Kretzschmar, August Ferdinand Hermann
* 19. Januar 1848 in Olbernhau
† 10. Mai 1924 in Berlin
Musiker und Hochschullehrer

K. entstammte einer alten Kantor- und Organistenfamilie und besuchte die Dresdner Kreuzschule. Nach Studien am Leipziger Konservatorium wurde er 1877 Universitäts-Musikdirektor in Rostock. Nach seiner Anstellung in Leipzig (1897–1904) folgte er einem Ruf nach Berlin. Hier übernahm er die Leitung des Institutes für Kirchenmusik und als Nachfolger von Joseph Joachim (1831–1907) die Musikhochschule. K. veröffentlichte die »Geschichte der Oper« (1919) und eine »Einführung in die Musikgeschichte« (1920). Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Kirchhof der Ev. Kirchengemeinde Nikolassee.

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Kugler, Clara
* 10. August 1812 in Berlin
† 4. Dezember 1873 in München
Saloniere

Die Tochter des Schriftstellers und Buchhändlers Julius Eduard Hitzig (1780–1849) heiratete im Oktober 1833 den Kunsthistoriker und Dichter Franz Kugler (1808–1858). In ihrem Salon – ein kleines Mansardenwohnzimmer in der Friedrichstraße 242 – verkehrten Schüler Kuglers, Kollegen aus dem Kultusministerium, junge Dichter und Schriftsteller. Zu den näher befreundeten Gästen der »Frau Clara« zählten Paul Heyse (1830–1914), Theodor Fontane (1819–1898) und Theodor Storm (1817–1888). Die Gäste des Salons verewigte sie in ihrem Porträtalbum. Clara K., unheilbar erkrankt, nahm sich mit Gift das Leben.

Külz, Wilhelm
* 18. Februar 1875 in Borna
† 10. April 1948 in Berlin
Jurist und Politiker

Der Sohn eines Pfarrers studierte in Leipzig, promovierte in Tübingen zum Dr. rer. pol. und war von 1912 bis 1923 Oberbürgermeister von Zittau. 1919 wurde er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, die er von 1922 bis 1932 im Reichstag vertrat. Im Januar 1926 berief ihn der parteilose Reichskanzler Hans Luther (1879–1962) zum Reichsminister des Innern. 1931 wurde er zum Oberbürgermeister von Dresden gewählt, jedoch bereits zwei Jahre später durch den Reichskommissar für Sachsen aus politischen Gründen seines Amtes enthoben. Anschließend arbeitete K. als Rechtsanwalt in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Mitbegründer und erster Vorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei.

Kurella, Alfred
* 2. Mai 1895 in Brieg/ Oberschlesien
† 12. Juni 1975 in Berlin
Schriftsteller und Kulturpolitiker

K. studierte Malerei und Graphik an der Kunstgewerbeschule in München. Als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg lernte er schon früh den Chauvinismus in der wilhelminischen Armee kennen und wurde Pazifist und Kommunist. 1919 gehörte er zu den Begründern der Kommunistischen Jugendinternationale und stieg zum Sekretär ihres Exekutivkomitees mit Sitz in Berlin auf. Von 1929 bis 1932 lehrte er an der Marxistischen Arbeiter-Schule. Seit 1934 lebte K. als Emigrant in Moskau und war bis 1935 persönlicher Referent von Georgi Dimitroff (1882–1949), ab 1943 stellvertretender Chefredakteur der Zeitung des »Nationalkomitees Freies Deutschland«. 1954 kehrte er in die DDR zurück und war maßgeblich an der Gestaltung der sozialistischen Kulturpolitik (Bitterfelder Weg) beteiligt, in der er durch Dogmatismus hervorstach.

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