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Gerhard Fischer
Expeditionen durch Afrika und die Mark Brandenburg
     

Der Botaniker Paul Friedrich
August Ascherson (1834 –1913)

In Berlin wurde er am 4. Juni 1834 geboren, in Berlin verstarb er am 6. März 1913, vor 85 Jahren – Prof. Paul Friedrich August Ascherson, der verdienstvolle Botaniker.
     Aus alteingesessenen Berliner Familien stammten seine Eltern: Der Vater, Ferdinand Moritz Ascherson (1798–1879), Geheimer Sanitätsrat, war Sohn des jüdischen Kaufmanns Samuel Ascherson; Pauls Mutter, Henriette Ferdinandine Auguste, war Tochter des Kaufmanns Karl Odenheimer. Und mit Berlin blieb Paul Ascherson, abgesehen von Studienreisen in andere Länder, zeit seines Lebens und Schaffens verbunden. Schon mit 16 Jahren machte er hier am Friedrichswerderschen Gymnasium sein Abitur, um dann auf Wunsch des Vaters das Medizinstudium aufzunehmen. Doch so wie der Vater sich neben seiner ärztlichen Tätigkeit der Mykologie, der Pilzkunde, verschrieben hatte, so interessierte sich nun der Sohn an der Berliner Universität, ange-

regt von seinen Lehrern Alexander Heinrich Braun (1805–1877), Robert Caspary (1818–1887) und Nathanael Pringsheim (1823–1894), für die Botanik, für die seinerzeit im Universitätsbetrieb generell noch die medizinischen Fakultäten zuständig waren.

Assistent am Botanischen Garten

So war es nur folgerichtig, daß Ascherson 1855 – mit 21 Jahren! – für seine medizinische Doktorarbeit ein botanisches Thema wählte, nämlich die Pflanzengeographie der Mark Brandenburg (Studiorum phytogeographicorum de Marchia Brandenburgensis specimen). Von 1860 bis 1876 arbeitete er als Assistent am Berliner Botanischen Garten, der damals noch an der Potsdamer Straße lag. 1863 habilitierte er sich. Am Königlichen Herbarium, das 1865 seine Wirkungsstätte wurde, und als Kustos am Berliner Botanischen Museum – Einrichtungen, die aus dem Botanischen Garten hervorgegangen waren – widmete er sich vornehmlich der speziellen Botanik und der Pflanzengeographie.

»Flora der Provinz Brandenburg«

In dem letztgenannten Bereich knüpfte er an den Gegenstand seiner Dissertation an, als er – von Alexander Braun angeregt – von 1859 bis 1864 seine »Flora der Provinz Bran-

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denburg« erscheinen ließ. Während in solchen Grundlagenwerken bis dahin meist die beschreibende Darstellung überwogen hatte, ließ Ascherson hier biologische und ökologische Gesichtspunkte in den Vordergrund treten. In der Folgezeit arbeitete er mit zahlreichen Artikeln an botanischen Hand und Wörterbüchern mit.

Oasen in der Libyschen Wüste

Wissenschaftlichen Ruf erwarb sich Paul Ascherson durch Forschungsaufenthalte in den Mittelmeerländern, namentlich in Nordost-Afrika. 1873/74 begleitete er zusammen mit neun anderen deutschen Gelehrten den Afrikareisenden Gerhard Rohlfs (1831–1896) in die Libysche Wüste; dabei wurde die Kleine Oase aufgenommen – 1875 veröffentlichte Ascherson die erste exakte Karte dieses Gebiets – und die Oasen Dachel, Farafrah und Baharije erkundet. 1876 leitete er gemeinsam mit dem Naturwissenschaftler Georg August Schweinfurth (1836–1925) eine Expedition in die ägyptische Thomaswüste; beide verfaßten als Ergebnis dieser Reihe die »Illustrations de la flore d'Egypte«, die 1887 und 1889 in Kairo herauskamen.
     Sein wissenschaftliches Lebenswerk krönte Ascherson, dem die Universität Rostock den Dr. phil. h. c. verlieh, ab 1894 mit der »Synopsis der mitteleuropäischen Flora«, die er zusammen mit P. Graebner

(1871–1933) herausgab und von der bis zu Aschersons Tod sieben Bände erschienen, und 1898/99 mit der »Flora des norddeutschen Flachlands«.
      Auch als Sprachwissenschaftler, Völkerkundler und Historiker betätigte er sich.
Den Zeitgenossen galt er als ein »lebendes Lexikon«.
     Seine letzte Ruhestätte fand Paul Ascherson auf dem Landeseigenen Friedhof Berlin-Lichterfelde in der Moltkestraße, unweit des Botanischen Gartens, der von 1897 bis 1906 an seinen neuen Standort in Dahlem verlegt worden war. Bei den Botanikern lebt Aschersons Name nicht zuletzt durch zwei Benennungen fort: durch die »Aschersonia« aus der Gruppe der »Fungi imperfecti«, der »unvollkommenen Pilze«, und durch die Gattung »Aschersoniodoxa«, so benannt von Aschersons Fachgenossen Ernst Friedrich Gilg (1867–1933) und Reinhold Conrad Muschler (1882–1957), der auch als Schriftsteller weithin bekannt wurde.
     
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