118   Dokumentiert Januar 1998  Nächste Seite
Matthias Koeppel, Berliner Maler und Dichter, zeigt im Ausstellungsraum des Lindencorsos Unter den Linden/Ecke Friedrichstraße (Mitte), wie seine Bilder entstehen. Er arbeitete vor Publikum an seinem neuen Bild »Brandenburger Tor«.

5. Januar
Das Tief »Fanny«
stürmt mit Windstärke 9 über Berlin hinweg. Trotz starken Sturmes gab es nur wenige Schäden. Die Feuerwehr wurde zu 29 Einsätzen gerufen.
     Gegen Peter-Michael Diestel (CDU), den letzten DDR-Innenminister, beginnt vor dem Berliner Landgericht der Prozeß wegen Untreue im Zusammenhang mit dem Kauf einer Villa in Zeuthen am südöstlichen Berliner Stadtrand. Er soll sie unter Wert erworben haben.

6. Januar
Die Berliner Flughafengesellschaft
beantragt die Schließung des Flughafens Tempelhof. Die Betriebsgenehmigung soll mit Abschluß des Planfeststellungsverfahrens für den Bau des Großflughafens Berlin (voraussichtlich im Jahr 2002) enden.
     In der Ausstellung »Heinrich Zille – Zeichner der Großstadt« im Ephraim-Palais in Mitte wird der 25 000. Besucher begrüßt. Der Generaldirektor der Stiftung Stadtmuseum Berlin, Reiner Güntzer, überreichte dem Jubiläumsgast ein Präsent.

7. Januar
Günter Schade
, ehemaliger Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin (Ost) und seit 1992 stellvertretender Generaldirektor der Gesamtberliner Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, wird mit einem Festakt aus seinem Amt in die Pensionierung verabschiedet.

Es geschah gestern in Berlin
Januar 1998

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. Januar
Während der Silvesterfeiern
zum Jahreswechsel verletzen sich 533 Menschen beim Feuerwerk. In 26 Fällen trugen die Unfallopfer schwere Verletzungen davon. 35 mußten in Krankenhäusern behandelt werden.

2. Januar
Der Karibik-Klub Yaam Office
wird in der Kreuzberger Cuvrystraße eröffnet. Zu den bevorzugten Musikrichtungen gehören Reggae, Ragga und Drum 'n' Bass.

3. Januar
Der Winter in Berlin
zeigt sich mit Temperaturen bis zu 8 OC eher als Frühling. Bei kräftigem Wind schien tagsüber sogar die Sonne.
Die Kalkscheune in Mitte eröffnet mit einer Hommage an die als »L'Ange noir« bekannt gewordene französische Chansonsängerin Barbara ihr 98er Programm. Die Chansonette war im November 1997 gestorben.

4. Januar
Den Caroline-Neuber-Preis
erhält die 56jährige Berliner Schauspielerin Jutta Hoffmann von der Stadt Leipzig. Sie war jahrzehntelang an Ostberliner Bühnen engagiert und ist in Filmen und im Fernsehen präsent.

SeitenanfangNächste Seite


   119   Dokumentiert Januar 1998  Vorige SeiteNächste Seite
8. Januar
Ein bundesweiter Studentenkongreß
zu Bildung und Gesellschaft (BUG) beginnt in Berlin. An vier Tagen trafen sich etwa 2 000 Studenten aus 86 Hochschulen und 50 Städten, um über Fragen der gegenwärtigen Bildungspolitik zu diskutieren und an möglichen Protestaktionen teilzunehmen.
Der Stadtbär »Tilo« im Zwinger am Köllnischen Park (Mitte) wird acht Jahre alt. Das Bezirksamt Mitte, der Verein Berliner Bärenfreunde sowie Tierliebhaber hatten ihm und den anderen Wappentieren ein Bären-Delikatessenessen spendiert.

9. Januar
Das Bundesverkehrsministerium
sichert die Finanzierung der umfangreichen Bauarbeiten an der Berliner Stadtautobahn in Höhe von 30 Mill. Mark zu. Insgesamt sollten Berlin 1998 rund 136 Mill. Mark für Autobahnbau und -erhaltung zur Verfügung stehen.
Der Chef des Präsidialamtes, Wilhelm Staudacher, teilt den Entschluß von Bundespräsident Roman Herzog mit, auf den Bau eines Bungalows im Garten des Schlosses Bellevue zu verzichten.

10. Januar
Nur rund 6 000 Studenten
statt der vom Veranstalter erwarteten 15 000 protestieren am Abend in der Innenstadt gegen Sozial- und Bildungsabbau. Der weitgehend ruhig verlaufende Marsch führte vom Brandenburger Tor zum Rosa-Luxemburg-Platz (Mitte).
Der Berliner Presseball findet im ICC (Charlottenburg) unter dem Motto »Stockholm in Berlin – gemeinsam für Europa« statt. Mit den Erlösen der Wohltätigkeitsveranstaltung unterstützt der Journalisten-Verband in Not geratene Kollegen.

11. Januar
Zum Gedenken
an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg nehmen Zehntausende Menschen an der diesjährigen Demonstration zur »Gedenkstätte der Sozialisten« teil. Kurz nach 9.00 Uhr eröffnete die PDS-Spitze mit Lothar Bisky, Gregor Gysi u. a. die Veranstaltung.
Frühlingshafte Temperaturen von 10 OC und warmer Sonnenschein locken Tausende Berliner in die Ausflugslokale und auf die Ausflugsschiffe.

12. Januar
Die ABB Kraftwerke GmbH
, der frühere VEB Bergmann-Borsig, kündigt an, daß das Werk in Berlin-Pankow Ende des Jahres geschlossen wird. Von den noch 415 Mitarbeitern sollen nur 80 in dem verbleibenden Servicebetrieb in Berlin weiterbeschäftigt werden.
Klaus Tennstedt, 1970 bis 1971 Gastdirigent des Orchesters der Komischen Oper und seit 1977 des Berliner Philharmonischen Orchesters, stirbt im Alter von 71 Jahren in Heikendorf bei Kiel. Der Dirigent hatte 1971 die DDR verlassen.

13. Januar
Ein Raubüberfall
auf einen Lebensmittelmarkt an der Sonnenallee in Neukölln scheitert mangels Geld. Die Tageseinnahmen waren bereits weggebracht worden, so daß die Täter vor leeren Kassen standen und ohne Beute flohen.
Gegen eine Schließung des Olympiastadions (Charlottenburg) während der notwendigen Sanierungsphase spricht sich der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen im Senat aus. Der Spielbetrieb von Hertha BSC solle weiter aufrechterhalten werden.

SeitenanfangNächste Seite


   120   Dokumentiert Januar 1998  Vorige SeiteNächste Seite
14. Januar
Eine neue Friedhofsordnung
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung läßt u. a. wieder Familiengrabstätten zu. Ein Grund für die Neufassung liegt im Rückgang der Sterbezahlen, die eine größere Gestaltung der Friedhofsfläche ermöglicht.

15. Januar
Der Rechtsausschuß des Abgeordnetenhauses
lehnt eine drastische Verkleinerung der Bannmeile rund um das Parlamentsgebäude ab. Der Ausschuß votierte aber für den Antrag, während der sitzungsfreien Zeit Versammlungen innerhalb der Bannmeile zuzulassen.
Die 63. Internationale Grüne Woche wird im ICC (Charlottenburg) eröffnet. Die Fläche des »Bio-Marktes« war so groß wie nie zuvor. Insgesamt waren 56 Länder vertreten. Auch Sonderschauen wie die »Heim-Tier & Pflanzen« gehörten zum Programm.
Sechs Neuankäufe berühmter Gemälde übergibt der Berliner Kunstsammler Heinz Berggruen dem Museum im Charlottenburger Stülerbau. Darunter befand sich auch Pablo Picassos »Liegender Akt« aus dem Jahre 1942, den Berggruen 1997 für 25 Mill. Mark ersteigerte.

16. Januar
René Kollo
lehnt vor der Presse im Hotel Intercontinental die Verantwortung für den Konkurs des Metropol-Theaters (Mitte) ab. Kollo hatte im Juli 1997 nach kaum einem Jahr Intendantentätigkeit die Gesamtvollstreckung beantragt.
Auf der Strecke Westkreuz – Pichelsberg wird der S-Bahn-Verkehr wieder aufgenommen. Damit wuchs das S-Bahn-Netz um weitere 4,7 Kilometer.

17. Januar
Mit einer Kranzniederlegung
an den Gedenkstätten in Tiergarten gedenkt die Berliner SPD der vor 79 Jahren ermordeten Arbeiterführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Auf einer PDS-Parteikonferenz in Berlin wird bekanntgegeben, daß die Partei die Kriminalität zum Thema ihres Wahlkampfes machen will. Vor allem sollte die Debatte über die Ausländerkriminalität versachlicht werden.

18. Januar
Der Berliner Tierschutzverein
teilt auf der Internationalen Grünen Woche mit, daß in Berlin derzeit die meisten Bio-Schlachter Deutschlands arbeiten. Insgesamt boten 14 Schlachtereien Produkte von artgerecht gehaltenen Tieren an.
Ein Modell der Benzinpreis-Entwicklung schlägt der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Andreas Troge, vor. Demnach sollen nach einer zweijährigen Ankündigungsphase die Preise jährlich um zehn Pfennig steigen – und das für die Dauer von fünf Jahren.

19. Januar
Der neue Umzugsbeauftragte
der Bundesregierung, Bauminister Eduard Oswald (CSU), versichert bei seinem Antrittsbesuch in Berlin, daß Parlament und Regierung fristgerecht nach der Sommerpause 1999 ihre Arbeit in der Hauptstadt aufnehmen können.
Das Berliner Landgericht spricht den letzten DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel vom Vorwurf der Untreue im Zusammenhang mit dem Kauf eines Seegrundstücks in Zeuthen frei.

20. Januar
DDR-Bürgerrechtler
stellen die Neuauflage des »Lexikons des DDR-Sozialismus« vor. Dabei beklagten sie acht Jahre nach dem Fall der Mauer »erschreckende Lücken« in der Erinnerung an das Leben in der DDR.

SeitenanfangNächste Seite


   121   Dokumentiert Januar 1998  Vorige SeiteNächste Seite
Zum 30. Geburtstag des 1. FC Union appelliert der Fußballverein an die Berliner, mit 200 000 Spenden zu je fünf Mark den Traditionsklub zu erhalten. »Mißwirtschaft durch die falschen Leute« habe den Verein an den Rand des Abgrunds geführt.

21. Januar
Das Ministerium für Bauwesen
wird auch künftig im ehemaligen Staatsratsgebäude und in dem angrenzenden Bürohaus an der Scharrenstraße bleiben, teilt die Pressestelle mit. Die Gebäude werden künftig 460 Bedienstete in Berlin beherbergen.
Die Entscheidung über das Holocaust-Denkmal in Berlin soll bereits im März fallen, teilt Bundeskanzler Helmut Kohl nach einem Rundgang durch die Ausstellung der Entwürfe für das geplante Mahnmal mit. Sie wurden im Marstall (Mitte) gezeigt.

22. Januar
Die Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF)
gibt Rekordzahlen für ihre Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld bekannt: Zum ersten Mal seit 1995 wurden wieder mehr als elf Millionen Passagiere – 5,5 % mehr als im Vorjahr – gezählt.
Im Abgeordnetenhaus kommt es nach der Abstimmung über das geplante öffentliche Gelöbnis von Rekruten am 13. August vor dem Roten Rathaus zu einem Eklat. Die Oppositionsparteien sahen ihr Abstimmungsverhalten gegen den Termin nicht korrekt wiedergegeben.

23. Januar
Zum Jury-Präsidenten der 48. Berlinale
wurde der britische Schauspieler und Oscar-Preisträger Ben Kingsley ernannt, teilt die Leitung der Filmfestspiele Berlin mit. Kingsley spielte u. a. 1982 die Hauptrolle in Richard Attenboroughs Filmepos »Gandhi«.

Die vier Industrie- und Handelskammern Berlins und Brandenburgs verkünden bei der Vorlage ihrer jüngsten Konjunkturumfrage eine Stimmungsaufhellung. Die Kammern erwarten für 1998 eine Steigerung des Wirtschaftswachstums in der Region um zwei Prozent.

24. Januar
Gegen die geplanten Fahrpreiserhöhungen
für Busse und Bahnen, die am 1. März dieses Jahres wirksam werden sollen, protestieren über 1 000 Berliner am Brandenburger Tor. Die Polizei begleitete den Zug zum Roten Rathaus (Mitte) mit zahlreichen Einsatzgruppen.
Der erste Schnee dieses Winters fällt in Berlin. Tausende Kinder nutzten die weiße Pracht, um ihre Schlitten und Skier auszuprobieren.

25. Januar
Zum hundertsten Geburtstag Bertolt Brechts
wird in der Akademie der Künste am Hanseatenweg (Tiergarten) eine Ausstellung mit dem Titel »... und mein Werk ist der Abgesang des Jahrhunderts« eröffnet.

26. Januar
Die Frist
für das Einreichen der Bebauungspläne des Schloßplatzes in Mitte läuft um Mitternacht ab. Mindestens 15 Investoren hatten dem Bund und dem Land Berlin ihre Pläne übergeben. Das Auswerten der Vorschläge soll im März beendet sein.

27. Januar
Das Statistische Landesamt
teilt mit, daß sich die Abwanderung aus Berlin im dritten Quartal 1997 fortgesetzt hat. Bei einem Zuzug von 30 047 Personen und einem Fortzug von 40 278 ergab sich in diesen Monaten ein Verlust von 20 231 Einwohnern.

SeitenanfangNächste Seite


   122   Dokumentiert Januar 1998  Vorige SeiteAnfang
Am 53. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz wird in Berlin ein Mahnmal für die 56 000 mit der Reichsbahn in den Tod deportierten Juden eingeweiht. Am Bahnhof Grunewald erinnert nunmehr das »Gleis 17« an die Abfahrt der 186 Transportzüge.

28. Januar
Zwei Urenkel
des von 1848 bis 1856 amtierenden Berliner Polizeipräsidenten Carl Ludwig Friedrich von Hinckeldey werden von Innensenator Jörg Schönbohm empfangen. Die Nachfahren hatten eine Stiftung für in Not geratene Polizeiangehörige ins Leben gerufen.
Der zweite Prozeß gegen 16 Angehörige der Vietnamesen-Mafia beginnt in Berlin. Die Männer im Alter von 18 bis 43 Jahren, die der Ngoc-Thien-Bande zugerechnet werden, kontrollierten zeitweise zwei Drittel des illegalen Zigarettenmarktes in Berlin.

29. Januar
Die Bahn AG
teilt mit, daß der Hauptbahnhof in Friedrichshain vom 24. Mai an wieder Ostbahnhof heißt. Mit dem Fahrplanwechsel wird auch wieder der Fernverkehr auf der dann sanierten Stadtbahn aufgenommen.
Die Berliner Schulverwaltung teilt mit, daß die Klassenstärke in Oberschulen maximal 29 Jugendliche betragen soll. Sofern das Klassenzimmer ausreichend Platz biete, könnten vier weitere Schüler hinzukommen. Die Vorschrift soll ab März gültig sein.

30. Januar
Ihre Halbjahreszeugnisse
erhalten 377 000 Berliner Schüler. Die Bildungsgewerkschaft GEW forderte, die Halbjahreszeugnisse abzuschaffen. Die Linke Schüler Aktion (Lisa) rief zu einer »öffentlichen Zeugnisverbrennung« auf dem Breitscheidplatz auf.

In der Akademie der Künste am Pariser Platz (Mitte) wird Esther Vilars Theaterstück »Speer« uraufgeführt. Regie und Hauptrolle übernahm Klaus Maria Brandauer.

31. Januar
Einen Riesenansturm
auf warme Sachen, die im Winterschlußverkauf angeboten werden, erleben die Berliner Kaufhäuser und Textilläden nach dem Kälteeinbruch.
Hertha BSC gewinnt gegen den VfL Wolfsburg im Olympiastadion (Charlottenburg) 1:0. Ein großer Teil der 40 000 Besucher nutzte den wiedereröffneten S-Bahnhof Olympiastadion für die An- und Abfahrt.

SeitenanfangAnfang

© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de