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Märkten Preußens in immer unerfreulicherer Weise für die einheimische Wirtschaft bemerkbar. Bemühungen Preußens, sich das englische Technikpotential zu erschließen, wurden zu einem dringlichen ökonomischen Gebot.
     Dem stand entgegen, daß Großbritannien durch Verbote und Strafandrohungen versuchte, seine internationale Vormachtstellung zu erhalten. So bestanden bis 1824 Auswanderungsverbote für bestimmte Fachkräfte, seit 1800 war selbst die Besichtigung von Fabriken durch Ausländer untersagt, erst 1842 wurden bis dahin bestehende Maschinenausfuhrverbote aufgehoben.
     Diese Maßnahmen konnten den Technologietransfer zwar empfindlich erschweren, aber nicht verhindern.
     Seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts reisten in wachsender Zahl Staatsbeamte und Gewerbetreibende nach England, um Informationen zu sammeln. Sie bemühten sich mit allen erkennbaren Mitteln, Maschinen und Maschinenmodelle aufzukaufen und außer Landes zu bringen, Fachkräfte zur Übersiedlung nach Preußen zu veranlassen, in Fabriken mit dem Ziel zu arbeiten, Kenntnisse im Maschinenbau und bei der Wartung und Bedienung der Maschinen zu erlernen, Konstruktionsunterlagen zu kaufen bzw. heimlich anzufertigen. Dieses Tun war zwar in der Regel ungesetzlich, aber durch Täuschung bzw. Bestechung durchaus realisierbar. Auf diesen Wegen ge-
Karl Lärmer
Die Cockerills
in Berlin

Im Verlauf der zweiten Hälfte der Regierungszeit Friedrichs II. (1712–1786 regierte seit 1740), wuchs in Preußen die Einsicht, daß der Staat u. a. nur dann seine Stellung in Europa bewahren und ausbauen könne, wenn es gelingt, das Land an den produktionstechnischen Standard Westeuropas und besonders Großbritanniens heranzuführen.
     Während im ausgehenden 18. Jahrhundert in Preußens Textilbranche die Handarbeit dominierte, die Verhüttung der Erze auf Holzkohlenbasis erfolgte, die Wasserhaltung in den Schächten auf der Basis natürlicher Energieträger (Muskelkraft, Wasserkraft und Luftströmung) bewältigt werden mußte, hatte in England die Mechanisierung der Textilproduktion schon weit um sich gegriffen, war in den Hütten an die Stelle der Holzkohle Koks getreten, wurden die Bergwerke mit Hilfe von Dampfpumpen vom Grundwasser freigehalten. Folgerichtig – und wiederum im Gegensatz zu Preußen – verfügte die englische Wirtschaft über eine stattliche Zahl kreativer Techniker und Maschinenbauer.
     Diese Überlegenheit machte sich auf den

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lang es, auch mit direkter Hilfe des preußischen Konsulats und der Filiale der preußischen Staatsbank in London, den Technologietransfer allmählich zu einer gewichtigen Säule der Gewerbepolitik auszubauen.
     Dennoch blieb diese Form der Informationsbeschaffung voller Risiken und Unsicherheiten. Deshalb versuchten die preußischen Behörden, auch in anderen Ländern, so u. a. in Belgien, moderner Produktionstechnik, die letztlich britischen Ursprungs war, habhaft zu werden. Als besonders effektiv erwies es sich, als es gelang, die Söhne des aus England stammenden William Cockerill (1754–1832), er hatte sich in Belgien niedergelassen, für eine Übersiedlung nach Preußen zu gewinnen.
Das rückständige Preußen –
ein zukunftsträchtiger Markt

1797 verließ William Cockerill, Mechaniker und Inhaber einer Flanellfabrik, mit seinen Söhnen William (1784–1847) und Charles-James (1789–1837) seine Heimat, um in Schweden seine Kenntnisse im Textilmaschinenbau zu nutzen. Da die Auftragslage nicht seinen Erwartungen entsprach, siedelte er 1789 in das belgische Verviers über, um dort Spinnmaschinen »englischer Art« zu bauen. 1802 holte er seine Familie, darunter den Sohn John (1790–1840), nach Belgien und richtete 1807 in Lüttich eine Maschinenbauanstalt ein. In wenigen Jahren stieg er zum bedeutendsten Textilmaschinenbauer im belgisch-niederländischen Wirtschaftsraum auf.

     1815 begann sein technisch besonders begabter und kaufmännisch cleverer Sohn John u. a. mit dem Bau Wattscher Dampfmaschinen. Vom Erfolg der Cockerills zeugt, daß sie 1817 in der Lage waren, vom niederländischen König das Schloß in Seraing zu kaufen und auf dem Gelände eine großzügig

 

Wattsche Dampfmaschine

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   27   Probleme/Projekte/Prozesse Die Cockerills in Berlin  Vorige SeiteNächste Seite
angelegte Maschinenbauanstalt zu schaffen, deren technische Leitung John Cockerill übernahm. Zu diesem Betrieb gehörten eigene Kohle- und Erzgruben, Hüttenanlagen und jene Einrichtungen, die zur Weiterverarbeitung des Roheisens notwendig waren. Bald waren die Cockerills auch die leistungsstärksten Schwerindustriellen des Landes.1)
Das Wirken der Cockerills konnte unter diesen Umständen in Preußen nicht unbemerkt bleiben. 1805/06 knüpfte Minister Freiherr vom Stein (1757–1831) über eine preußische Sachverständigengruppe erste Kontakte. Als 1810 erneut preußische Abgesandte die Cockerills aufsuchten, erklärten diese sich bereit, bei »angemessenen Vergünstigungen« ihr Können und Teile ihres Kapitals in den Dienst Preußens zu stellen. Bedingt durch die Kriegswirren jener Jahre, kam es erst 1814 im Zusammenhang mit einer Westeuropareise preußischer Fabrikanten wieder zu Gesprächen, in deren Verlauf die Cockerills wiederum ihre Bereitschaft bekundeten, in Berlin eine Maschinenspinnerei mit angeschlossener Maschinenbauabteilung einzurichten und zu betreiben. Für diese Entscheidung war maßgeblich, daß die Cockerills in dem produktionstechnisch rückständigen Preußen einen zukunftsträchtigen Markt für ihre Produkte sahen. Die preußische Seite versprach sich von der Etablierung der Cockerills nicht nur den Zugewinn eines moder-
nen Wollverarbeitungsbetriebes, sondern nicht minder die Schaffung eines sogenannten Musterbetriebes, der es einheimischen Gewerbetreibenden erlaubte, sich mit der maschinellen Wollverarbeitung vertraut zu machen. Im Frühjahr 1815 begannen John und Charles-James Cockerill mit dem Aufbau der Fabrik. Für die Modernisierung der Wollverarbeitung Preußens war es hohe Zeit, denn mit der Aufhebung der von Napoleon Bonaparte (1769–1821, Kaiser 1804–1814) verhängten Kontinentalsperre (1806–1815), die u. a. jeden Wirtschaftsverkehr mit Großbritannien verbot, begannen erneut englische Maschinengarne auf den preußischen Markt vorzudringen.

Dampfheizung und Gasbeleuchtung
in der Neuen Friedrichstraße

Der Betrieb bestand aus drei Fertigungsbereichen, der Wollspinnerei, der Wollweberei und der Maschinenbauabteilung. Schon 1816 galt die Fabrik als die bedeutendste Anstalt in Berlin, wurden die hier produzierten Maschinen als hervorragend klassifiziert.2) Die Basis dieses raschen Erfolges bildete natürlich die Qualifikation ihrer Inhaber, aber auch die Rahmenbedingungen, die ihnen die Staatsbehörden für ihre Arbeit geschaffen hatten. Den Cockerills war nicht nur die zollfreie Einfuhr der für die technische Grundausstattung der Fabrik notwendigen Maschinen, darunter eine 12-PS-Dampf-

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   28   Probleme/Projekte/Prozesse Die Cockerills in Berlin  Vorige SeiteNächste Seite
maschine, zugestanden worden, sondern man hatte ihnen die ehemalige Kaserne des Infanterie-Regiments von Kühnheim in der Neuen Friedrichstraße 26–28 zur kostenlosen Nutzung überlassen. Dagegen waren die Verpflichtungen der Cockerills, wenn man überhaupt von Verpflichtungen sprechen kann, minimal. Von ihnen wurde erwartet, daß sie die Fabrik zehn Jahre betreiben, bevor das Grundstück in ihr Privateigentum überging. Sie waren gehalten, alle Arten von Wollverarbeitungsmaschinen herzustellen und vorzuführen.
     Die ehemalige Kaserne bestand aus dem Hauptgebäude und zwei Seitenflügeln.
     Beherbergte das Hauptgebäude die Spinnerei und die Weberei, so befanden sich in den Seitenflügeln u. a. die Maschinenbauabteilung, die Schmiede, die Tischlerei, Lagerräume und jene Anlagen, die für die Beheizung und Beleuchtung der Fabrik sorgten. Die Dampfmaschine war in einem besonderen Kesselhaus untergebracht. 1817 erreichte der Energiebedarf bereits eine Höhe, die die Ersetzung der ersten Dampfmaschine durch ein leistungsstärkeres Aggregat notwendig machte. Die neue Dampfmaschine, sie entsprach besten britischen Fabrikaten, leistete 30 PS. Sie kam aus dem belgischen Stammwerk der Cockerills. Auch die technische Ausstattung der Spinnerei und der Weberei genügte modernen Ansprüchen. Die Cockerills hatten es vermocht, was keineswegs schon die Regel
war, die einzelnen Verarbeitungsstufen der Wolle optimal zu mechanisieren. Besonders deutlich wird das am Maschinenbesatz der Spinnerei. Sie verfügte 1818 über zehn bis zwölf sogenannter Assortiments. Ein solches Assortiment, heute würde man von einem Maschinensystem sprechen, bestand aus einer Schrobbelmaschine, einer Streichenmaschine, einer Vorspinnmaschine, drei Ausspinnmaschinen und einer Haspel. Beschäftigte die Fabrik 1818 120 Arbeitskräfte, so lag deren Zahl 1825 bei 150 bis 180.3)
Völlig neu für Preußen war die Ausstattung der Räumlichkeiten mit einer Dampfheizung, die gleichmäßige Temperaturen gewährleistete, und einer Gasbeleuchtung, die aus England kam und im Vergleich zur üblichen Ölbeleuchtung nicht nur bessere Lichtverhältnisse schuf, sondern eine Kostensenkung um etwa 20 Prozent bewirkte.
     Von besonderer Wichtigkeit für den beginnenden Übergang von der Handarbeit zur maschinellen Wollverarbeitung erwies sich die Maschinenbauabteilung. Sie verfügte u. a. über Drehbänke und Bohrmaschinen und fertigte eine breite Palette von Textilmaschinen, besonders für die Tuchproduktion. Zum anderen schuf die Berliner Fabrik eine unmittelbare Verbindung zum belgischen Stammwerk, in dem, wie bereits gesagt, Dampfmaschinen hergestellt wurden. Der daraus entstehende Vorteil
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Cockerillsche Maschinenbau- und Spinnfabrik in Berlin
für preußische, aber auch z. B. sächsische
Interessenten, bestand darin, daß sie sich vor dem Kauf in Berlin ebenso eingehend über die Funktionsweise informieren konnten wie über die Geschäftsbedingungen.
Zum anderen standen bei Störungen in Berlin kurzfristig versierte Fachkräfte zur Verfügung. Hatten zunächst die Auftraggeber die Reise- und Lohnkosten der Monteure zu tragen, so übernahmen ab 1819 bei
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   30   Probleme/Projekte/Prozesse Die Cockerills in Berlin  Vorige SeiteNächste Seite
gleichzeitiger Senkung der Maschinenpreise die Cockerills diese Aufwendungen. Schon 1820 stellte der preußische Gewerbepolitiker Beuth (1781–1853) bei einer Reise durch verschiedene Städte des Landes fest, daß die Mehrzahl der genutzten Dampfmaschinen Cockerillscher Bauart war.
     Zweifelsfrei kamen die Cockerills ihrer Verpflichtung, den Maschinenbau für die Wollverarbeitung voranzutreiben, mit Erfolg nach. Dagegen legten sie sich wohl Zurückhaltung auf, wenn es galt, einheimischen Technikern und Maschinenbauern Einblick in die konstruktive Gestaltung ihrer Maschinen und in ihre Fertigungsmethoden zu gewähren. Offenbar unterschieden sie zwischen Besuchern, in denen sie potentielle Käufer sahen, und jenen, in denen sie mögliche Konkurrenten witterten. Einerseits berichtete der Königlich-Preußische Fabriken-Commissions-Rath Heinrich Weber, die Cockerills gestatteten »einem jeden ihnen bekannten oder empfohlenen Fremden den Eintritt in diese schöne Anstalt mit der größten Bereitwilligkeit ...«4) Umgekehrt sprechen u. a. folgende Vorgänge gegen eine solche Bereitwilligkeit: Als Mitte des zweiten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts die Königliche Eisengießerei in Berlin den staatlichen Auftrag erhielt, zwei Dampfmaschinen zu bauen, versuchten die mit dem Bau beauftragten Techniker, die Cockerillsche Dampfmaschine zu Studienzwecken zu besichtigen. Sie wurden abgewiesen.5)
Auch privaten Maschinenbauern wurde der Zutritt verwehrt. So schrieb ein Maschinenbauer aus Finsterwalde u. a.: »Die Gründung meiner Selbständigkeit (um 1820, K. L.) fiel in die Periode, wo die bekannten Engländer Cockerill die Tuchfabrikationsmaschinenkunde gewissermaßen noch für sich monopolisierten und durch strenges Abschließen dem deutschen Maschinenbauer noch möglichst unzugänglich machten.«6)
Es ist denkbar, daß die Behörden solche Verhaltensweisen hinnahmen, weil sie Konflikte mit den Inhabern eines Betriebes, dem sie einen außerordentlich hohen technisch-ökonomischen Stellenwert einräumten, zu vermeiden suchten. Dies um so mehr, weil die Cockerills 1816 sowohl in Guben und Cottbus, als auch in Kutzeburg bei Cottbus (1821) und im schlesischen Grünberg Wollverarbeitungsfabriken, die z. T. ebenfalls mit Maschinenbauabteilungen gekoppelt waren, betrieben.7) Außerdem betätigten sie sich in und um Aachen in der Textilbranche, vor allem aber im Maschinenbau, im Steinkohle- und Erzbergbau und in der Metallurgie. Ihre Aktivitäten in den verschiedenen Landesteilen trugen wesentlich dazu bei, erste industrielle Kerne in Preußen zu schaffen.
     Aus Berlin zogen sich die Cockerills allerdings zurück, als Ende 1830 ihre Fabrik niederbrannte. Ihr Versuch, auf dem Gelände eine Dampfmühle ins Leben zu rufen,
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   31   Probleme/Projekte/Prozesse Die Cockerills in Berlin  Vorige SeiteNächste Seite
scheiterte am Votum des Polizeipräsidiums. Als sie sich daraufhin entschlossen, erneut eine Wollspinnerei einzurichten, zogen sich die Verhandlungen um die Baugenehmigung und das Genehmigungsverfahren derartig lange hin, daß die Cockerills auch dieses Vorhaben aufgaben und 1836 das Grundstück verkauften.8)

Pro Woche rund 40 Zentner
gewaschene und gefärbte Schafwolle

Es zeugt von der Kompetenz, vom Spürsinn und von der Beharrlichkeit preußischer Gewerbepolitiker, die Bedeutung der Cockerills erkannt und für die Industrialisierung Preußens nutzbar gemacht zu haben. Dies in Zeiten von Kriegen und gesellschaftlichen Umbrüchen, in einer Zeit auch, in der sich die Wollverarbeitung in Preußen noch in mittelalterlichen Bahnen bewegte.
     Das Verdienst der Cockerills bestand zunächst darin, daß sie in Berlin, in der Niederlausitz und zum Teil im Aachener Gebiet Grundlagen für die maschinelle Verarbeitung von Wolle, also eines einheimischen Rohstoffes, legten. Darüber hinaus beförderten sie im Umfeld Aachens die Entwicklung eines schwerindustriellen Wirtschaftssektors.
     Natürlich beschleunigten die Spinnmaschinen den Ruin zahlreicher Handspinner. Umgekehrt begünstigte der erhöhte Wollbedarf die Schafzucht. Zum anderen verbes-

serte der sogenannte »Cockerillsche Faden«, er wurde zum Qualitätsmerkmal, die Güte der Arbeit der Weber. Bald nach Aufnahme der Produktion in der Berliner Fabrik wurden wöchentlich etwa 40 Zentner gewaschene und gefärbte Schafwolle, sie kam vor allem aus der Provinz Brandenburg, zu Garn verarbeitet. Dieses Garn ging z. T. zurück in die Webereien der Provinz.
     Die Cockerills produzierten und lieferten nicht nur eine Vielzahl verschiedenster Wollverarbeitungsmaschinen, sondern ihre in Belgien hergestellten Dampfmaschinen waren für die Herausbildung der Fabrikindustrie Preußens ein gewichtiger Faktor.
     Ein Blick in die Ergebnisse der Dampfmaschinenzählung des Jahres 1830 bestätigt das insofern, als kein Hersteller so häufig erscheint wie die Cockerills. Ihre Dampfmaschinen arbeiteten in Berlin, Aachen, Stollberg, Guben, Cottbus und Grünberg.
     Von den damals 26 in Berlin in Betrieb befindlichen Dampfmaschinen stammten 15 von den Cockerills.
     Deshalb war es völlig zutreffend, wenn der schon genannte Heinrich Weber 1819 über die Bedeutung der Berliner Fabrik schrieb, sie habe »den Grund zur gänzlichen Umgestaltung, zur Wiedergeburt und zum Aufblühen der Tuch- und Wollzeug-Manufaktur im Preußischen Staat« gelegt.9)
Die Textilmaschinen lösten die Wollverarbeitung aus den Fesseln der Handspinne-
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   32   Probleme/Projekte/Prozesse Die Cockerills in Berlin  Vorige SeiteAnfang
rei, die Dampfkraft befreite die Produktion aus der Enge und der lokalen Gebundenheit der natürlichen Energiequellen.
     Der heute so bedeutende belgische Stahlkonzern Cockerill Sambre, mit Sitz in Lüttich, hat seine Wurzeln in der Anfang des 19. Jahrhunderts dort von den Cockerills gegründeten Maschinenbauanstalt. Die Nachfahren der Cockerills sind insofern erneut in Brandenburg tätig geworden, als der Konzern 1995 das ehemals volkseigene Eisenhüttenkombinat Ost in Eisenhüttenstadt aufkaufte, technisch nach modernsten Gesichtspunkten umgestaltete und damit den veränderten Marktbedingungen anpaßte.

Quellen:
1 Marinette Bruwier/Jan Dhont: Die industrielle Revolution in den Niederlanden (1700–1914), In: Europäische Wirtschaftsgeschichte. The Fontana Economic History of Europe in 4 Bänden, hrsg. von Carlo Cipolla, Deutsche Ausgabe hrsg. von K. Borchardt, Bd. 4: Die Entwicklung der industriellen Gesellschaften, Stuttgart/New York 1977, S. 73
2 Das Fabrikwesen Berlins in den Jahren 1805–1861, o. O., o. J., S. 5 ff.
     3 Ilja Mieck: Preußens Gewerbepolitik in Berlin 1805–1844, Berlin 1995, S. 105
4 Heinrich Weber: Der Vaterländische Gewerbsfreund. Ein Leitfaden zur Kenntnis der industriellen Geschäftigkeit im Preußischen Staate, Bd. 2, Berlin/Leipzig 1819, S. 44

5 Conrad Matschoß: Die Entwicklung der Dampfmaschine, Bd. 1, Berlin 1908, S. 166
6 Karl Lärmer: Maschinenbau in Preußen. Beitrag zur Problematik Staat und Industrielle Revolution, In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte (im folgenden: JfWG), hrsg. vom Institut für Wirtschaftsgeschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR, Teil 2, Berlin 1975, S. 19
7 Carola Möckel: Technologietransfer in der ersten Phase der industriellen Revolution. Die Cockerills in Preußen, In JfWG, Teil 3, Berlin 1987, S. 22 ff.
     8 Ebenda, S. 21 ff.
     9 Heinrich Weber, a. a. O., S. 141

Bildquelle:
Märkisches Birmingham – Deutsches Manchester, hrsg. vom Brandenburgischen Textilmuseum Forst, 1997

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