110   Dokumentiert November 1997  Nächste Seite
Aus einer Senatsvorlage von Bausenator Jürgen Klemann (CDU) ist zu erfahren, daß in den Jahren von 1991 bis 1996 insgesamt 89 100 Menschen die Stadt verlassen haben, aber nur 41 500 Personen hinzugezogen sind.

5. November
Zu einem öffentlichen Diskurs
über die Inhalte, die das 21. Jahrhundert bestimmen werden, fordert Bundespräsident Roman Herzog in seiner Rede zur Bildungsreform auf.
     Im Prozeß um das schwere Flugzeugunglück bei Schönefeld im Jahre 1989 wird der 54jährige Bordingenieur vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung durch das Berliner Landgericht freigesprochen.
     Das Unglück forderte 21 Tote und 29 Verletzte.
     Die Zahl der Arbeitslosen im Oktober wird bekanntgegeben. Gegenüber September stieg sie um weitere 500 an. Arbeitssenatorin Christine Bergmann führte das auf die Einsparungen von ABM-Stellen zurück. Es gab 5 000 Stellen weniger als im Vorjahr.

6. November
Die Musiksammlung
der Berliner Staatsbibliothek ist wieder im Gebäude Unter den Linden vereinigt. Die Bestände waren nach ihrer kriegsbedingten Auslagerung vor gut fünf Jahrzehnten getrennt in West- und Ost-Berlin aufbewahrt worden.
     Der Berliner Schriftsteller Bernhard Kegel wird in Potsdam mit dem Erwin-Strittmatter-Preis ausgezeichnet. Kegel erhielt den mit 10 000 DM dotierten Preis für seinen Science-fiction-Roman »Wenzels Pilz«, der sich mit der Genmanipulation auseinandersetzt.

7. November
Umweltsenator Peter Strieder
kündigt an, daß Berlin bis zum Jahr 2010 den Ausstoß von Kohlendioxid halbieren will. Im Jahr 1998 sollte eine Verminderung um 15 % möglich sein, wenn

Es geschah gestern in Berlin
November 1997

Was gestern noch Schlagzeilen machte, ist heute fast schon wieder in Vergessenheit geraten. Wir dokumentieren deshalb Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit.

1. November
Die vierte Opern-Gala
zugunsten der Aids-Hilfe findet in der Deutschen Oper (Charlottenburg) statt. Vicco von Bülow, alias Loriot, moderiert die Veranstaltung.

2. November
Ein ausgemusterter Schleppdampfer
wird in der Nacht zum 2. November aus dem Landwehrkanal gehievt. Die 96jährige »Kurt Heinz« wurde in das Deutsche Technikmuseum Berlin transportiert und gehört seitdem zu den Exponaten des Museums.

3. November
Richtfest
für seine über 300 Millionen DM teure Tabakaufbereitungsanlage in Neukölln feiert der internationale Zigaretten-Konzern Philip Morris. Weitere 200 Millionen Mark sollen zum Aufbau der größten Zigarettenfabrik in Deutschland investiert werden.
     Anwohner der Finowstraße in Friedrichshain entdecken auf dem Schaufenster eines leerstehenden Ladens einen großen, weißen Davidstern und darunter mit dicken Strichen die Worte »Achtung Jude«.

4. November
Ein Sprecher der Berlin Tourismus Marketing GmbH
schätzt die Zahl der Berlin-Touristen bis zum Jahresende auf annähernd zehn Millionen ein. Das wären eine halbe Million mehr als im bisherigen Rekordjahr 1989, dem Jahr des Mauerfalls.

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   111   Dokumentiert November 1997  Vorige SeiteNächste Seite
das Heizkraftwerk Mitte 90 % seiner Leistungsfähigkeit erreicht hat.
     Die Straße zwischen Spandau und Hennigsdorf wird acht Jahre nach dem Mauerfall wiedereröffnet. Parallel dazu nahm die BVG den Betrieb der Buslinie 136 zwischen dem Spandauer Rathaus und dem Hennigsdorfer Ortszentrum auf.

8. November
In der Domäne Dahlem
beginnt der zweitägige 9. Berliner Textilhandwerksmarkt. 50 Handwerksbetriebe boten selbstgefertigte Produkte an.

9. November
Zum achten Jahrestag des Mauerfalls
wird in der Bernauer Straße (Mitte) mit dem Bau der Mauergedenkstätte begonnen. Gleichzeitig wurde das Konzept für ein Dokumentationszentrum vorgestellt.
     Unter starkem Polizeischutz findet im Zentrum der Jüdischen Gemeinde in der Fasanenstraße (Charlottenburg) eine Gedenkveranstaltung anläßlich der Pogrome in der sogenannten Reichskristallnacht statt.
     Auf dem CDU-Parteitag zur Bezirksgebietsreform wird mit knapper Mehrheit beschlossen, die 23 Stadtbezirke mindestens um ein Drittel zu reduzieren. Der Landesvorsitzende Eberhard Diepgen hatte mit dem Koalitionspartner SPD vereinbart, sie zu zwölf Stadtbezirken zusammenzuschließen.

10. November
Vor dem Berliner Kammergericht
beginnt der Prozeß gegen einen 53jährigen Berliner, der angeklagt wird, ab 1977 auf dem Transit etwaige Fluchthilfe-Fahrzeuge beobachtet und seine Erkenntnisse an den DDR-Geheimdienst weitergegeben zu haben.
     Die erste Notunterkunft für obdachlose Menschen, die während des Winters ein Quartier suchen, wird vom Deutschen Roten Kreuz in der Kuglerstraße 100 (Prenzlauer Berg) eröffnet.

11. November
Die diesjährige Karnevalsaison
in Berlin beginnt mit dem »Sturm« des Roten Rathauses in Mitte.
     Um 15.00 Uhr startete die Prunksitzung im Max-Beckmann-Saal in der Luxemburger Straße 20 (Wedding) mit dem Prinzenpaar Christine und Michael an der Spitze.
     Ein Disziplinarverfahren gegen einen 23jährigen Obergefreiten der General-Steinhoff-Kaserne auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow wird eröffnet.
     In seinem Spind waren rechtsradikale Schriften, Kassetten und ein Ausweis als »Sturmbannführer« entdeckt worden.

12. November
Der Senat
stellt die Betriebskosten für das Olympiastadion für 1998 in Höhe von 10,3 Millionen DM noch einmal zur Verfügung, teilt Senatssprecher Michael-Andreas Butz mit. Die Sanierung und Modernisierung des Stadions sollte der Bund tragen.

13. November
Ehrhart Körting
(SPD) wird vom Senat zum neuen Justizsenator gewählt. Er trat die Nachfolge von Lore Maria Peschel-Gutzeit an, die in den rot-grünen Senat von Hamburg überwechselte. Körting war früher Vizepräsident des Berliner Verfassungsgerichtshofes.

14. November
Wolf Biermann
wird von der Deutschen Nationalstiftung mit dem diesjährigen Nationalpreis ausgezeichnet. Der Berliner Liedermacher und Lyriker habe »auf seine Weise zum Zusammenwachsen beider Teile Deutschlands beigetragen«.
     Das Berliner Verwaltungsgericht gibt der Klage des Spandauers Gernot Holstein gegen das Land Berlin statt und stoppt damit die umstrittene Rechtschreibreform erstmals in Deutschland in einem Hauptsacheverfahren.

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   112   Dokumentiert November 1997  Vorige SeiteNächste Seite
Das Amtsgericht Tiergarten verurteilt die ehemalige stellvertretende PDS-Vorsitzende Angela Marquardt zu einer Geldstrafe von 1 000 DM. Sie hatte auf ihrer Homepage im Internet die Anklageschrift eines inzwischen abgeschlossenen Verfahrens veröffentlicht.

15. November
Die Landessynode
der Evangelischen Kirchen Berlin-Brandenburg spricht sich in Spandau für 40 statt der bisher 58 Kirchenkreise aus. Bischof Wolfgang Huber hatte den Abbau von weiteren 1 500 Stellen gerechtfertigt.

16. November
Das Bauvorhaben
»Medienhaus am Deutschen Theater« wird im Berliner Hotel Adlon präsentiert. Für den Investor entwarfen die Berliner Architekten »Kny und Weber« ein siebengeschossiges Gebäude, das »eine Perle im Gefüge der Stadt« werden soll.

17. November
Nach einer Meldung
des Statistischen Landesamtes wuchsen im letzten Jahr in Berlin orthodoxe Kirchen, die Islamische Gemeinde und die Jüdische Gemeinde am stärksten. Unter 183 048 Muslimen in Berlin waren 36 000 Deutsche.
     Sein 100jähriges Bestehen begeht der Verband Berlin-Brandenburger Wohnungsunternehmen (BBU) mit einem Festakt. Der BBU war der erste Verband der Wohnungsbaugenossenschaften und gemeinnützigen Wohnungswirtschaft in Deutschland.

18. November
Der Londoner Architekt David Chipperfield
erhält den Zuschlag für den Wiederaufbau des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel (Mitte). Grundlage seines Entwurfs war der Respekt vor der historischen Bausubstanz.
     Im Berliner Landgericht beginnt der Prozeß gegen fünf Angeklagte wegen des Anschlags auf die Schöne-

berger Diskothek »La Belle« im April 1986. Die Opfer des Anschlags hatten den libyschen Staat auf Schadensersatz verklagt.

19. November
Der Hauptausschuß des Senats
streicht mit den Stimmen der SPD und der Opposition den öffentlichen Finanzierungsanteil für das kulturelle Rahmenprogramm der Feier zur Jahrtausendwende in Berlin.
     Der Elefantenbulle Kiba aus Houston im US-Bundesstaat Texas trifft mit einer Lufthansa-Maschine in Frankfurt am Main ein und wird per Lkw nach Berlin transportiert. Er soll im Zoo den vor einem Jahr verstorbenen Benjamin Blümchen ersetzen.

20. November
Die Daimler-Benz AG
stellt ihre Kunstkonzeption für den Potsdamer Platz vor. Neben der Architektur sollen auch international renommierte Künstler das Gesicht der Stadt in diesem Areal mitprägen.
     Das Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie wird an der Wuhlheide (Köpenick) eröffnet. Hier sollen zukunftsorientierte Unternehmen angesiedelt werden, um den Wegfall von Industriebetrieben mit 25 000 Arbeitsplätzen zu kompensieren.

21. November
Eine Vereinbarung
über den Finanzausgleich zwischen Berlin und Brandenburg für die brandenburgischen Gastschüler wird im Roten Rathaus unterzeichnet. Brandenburg verpflichtete sich zur Zahlung von 31 Millionen DM bis zum Ende des Jahres 2001.

22. November
Am Rathaus Spandau
wird einem Busfahrer sein Gefährt entführt, als er gerade das Örtchen benutzte. Ein 41jähriger Mann war mit dem Doppeldecker davongebraust. Als die Polizei ihn stoppen wollte, rammte er einen Streifenwagen.

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Uwe Lehmann-Brauns wird zum neuen Vorsitzenden der Zehlendorfer CDU gewählt. Sein Amtsvorgänger, Bausenator Jürgen Klemann, konnte nicht mehr mit einer Mehrheit rechnen und verzichtete auf eine erneute Kandidatur.

23. November
Ein leerstehendes Fabrikgelände
an der Lehderstraße in Weißensee gerät auf 1 000 Quadratmetern in Brand. Erst nach mehreren Stunden brachte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle.

24. November
Das Berliner Landgericht
verurteilt den Pankower Exrichter Ronald Mielich wegen Rechtsbeugung zu zwei Jahren Gefängnis. Er hatte DDR-Bürger, die an der Grenze ihren Ausweis zeigten und ausreisen wollten, zu Gefängnisstrafen verurteilt.
     Die diesjährigen Weihnachtsmärkte werden am Nachmittag auf dem Alexanderplatz (Mitte) und an der Gedächtniskirche (Charlottenburg) eröffnet. Als der Weihnachtsmann am Alex auf den Knopf drückte, erstrahlten an der 137jährigen Fichte 5 000 Lichter.

25. November
In einem Bus der BVG
in der Karl-Marx-Allee (Friedrichshain) greift ein 26jähriger Rechtsextremist aus Hellersdorf zwei peruanische Insassen an. Fahrgäste hatten über den Fahrer die Polizei alarmiert, so daß der Täter festgenommen werden konnte.
     Auf Antrag der Staatsanwaltschaft stellt das Berliner Landgericht das Ermittlungsverfahren gegen den letzten DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz wegen Wahlfälschung ein. Auch das Verfahren gegen Günter Schabowski wurde eingestellt.

26. November
Auf der Baustelle
des Bahnhofs Friedrichstraße (Mitte) verunglückt ein 47jähriger Bauarbeiter tödlich. Er wurde von einem Stahlträger erschlagen.

27. November
Im Haus der Kulturen der Welt
(Tiergarten) beginnt die 6. Europäische Wohnbund Konferenz zum Thema »Migration – Stadt im Wandel«. Teilnehmer aus 10 europäischen Ländern waren beteiligt.
     Der Verlauf der ehemaligen Mauer soll komplett markiert werden. Wie Bausenator Jürgen Klemann ankündigt, werden dafür 600 000 Mark veranschlagt. Für den Bau der Gedenkstätte 17. Juni 1953 soll eine Millionen Mark zur Verfügung stehen.

28. November
Die Kölner Fundus-Unternehmensgruppe
teilt mit, daß sie die Spielstätte des Berliner Grips-Theaters in Tiergarten erwerben will. Es wurde über einen Mietvertrag für die nächsten 20 Jahre verhandelt.
     Neue Bettenstationen werden an die Robert-Rössle-Klinik in Berlin-Buch übergeben. Sie wurden mit einer Spende in Höhe von sechs Millionen Mark von der Deutschen Krebshilfe finanziert.
     Der Deutsche Zukunftspreis wird erstmals vom Bundespräsidenten Roman Herzog an den Geraer Christhard Deter verliehen; der Ingenieur arbeitet an einem Laserprojektor, der die Fernsehbildröhre durch ein großformatiges Heimkino ersetzen wird.

29. November
Geringere Umsätze
als im Vorjahr verzeichnen die Berliner Geschäftsleute am ersten Adventssonnabend.

30. November
Bei einer Spendenaktion
zum Welt-Aids-Tag kommen in Berlin rund 50 000 Mark zusammen. Etwa 400 Helfer waren mit Spendenbüchsen unterwegs gewesen.
     

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