Boxhagen (Vorwerk und Kolonie)

Friedrichshain.

Die einstige Kolonie erstreckte sich entlang der heutigen Boxhagener Straße Nr. 68 bis 89 und Nr. 70, dazu das Areal des heutigen Wismarplatzes, nördlich begrenzt durch die Weserstraße und die Neue Bahnhofstraße. Das ehemalige Vorwerk lag südlich des Wismarplatzes an der heutigen Gryphiusstraße. Eine erste urkundliche Erwähnung des Vorwerkes Boxhagen gab es 1543. Als Berliner Magistratsmeierei wurde es erstmals 1591 genannt. Nach der Vermessung von 1754 bestand das Vorwerk aus Wohnhaus, Kuh-, Pferde- und Ochsenstall, Scheune, Hirtenhaus, altem und neuem Brunnen. Über die Jahrhunderte war es zumeist in Pacht an Berliner Bürger (Johann Gottfried  Kontext: Sonntag, Johann GottfriedSonntag) vergeben. Als Friedrich II. (1712–1786) um 1770 gezielt Einwanderer anwarb, die die Sandflächen rund um Berlin landwirtschaftlich nutzbar machen sollten, kamen im Juli 1771 acht böhmische Familien, die sich als Gärtner ansiedelten. Die Grundstücke und vier Gehöfte nördlich des Vorwerks an der Boxhagener Straße wurden ihnen in Erbpacht überlassen und bildeten den Grundstock der Kolonie Boxhagen. Trotz der gewährten materiellen Vergünstigungen verhinderte die schlechte Bodenqualität den Erfolg der Ansiedlung. Sowohl das Vorwerk als auch die Kolonie waren in diesen Zeiten für Berlin relativ bedeutungslos, 1797 lebten hier noch acht Personen. 1808 kamen die Kolonie B. und das Vorwerk als Berliner Exklave mit dem Ortsverband B. und dem Etablissement Rummelsburg zum Landkreis Niederbarnim. 1861 entstand hieraus der Gutsbezirk B., der 1889 aufgelöst wurde. Mit dem Lichtenberger Kiez, mit einer Stralauer Exklave und verteilten Stücken der Friedrichsfelder Gemeinde wurde die Landgemeinde Boxhagen-Rummelsburg gebildet. Der Parzellierung um die Jahrhundertwende fielen das Vorwerk und dessen landwirtschaftliche Bauten zum Opfer, mit der um 1905 einsetzenden Bebauung südlich der Frankfurter Allee verschwanden die Kolonistenhäuser an der Boxhagener Straße. 1912 kam die Gemeinde an die Stadt Lichtenberg und war ab 1920 Ortsteil dieses Bezirks. Mit der Neugliederung der Berliner Verwaltungsbezirke am 01.04.1938 erhielt Friedrichshain die ehemalige Kolonie B. sowie Teile der Gemeinde Boxhagen-Rummelsburg, gab aber das Gelände des Zentral-Vieh- und Schlachthofes an den Bezirk Prenzlauer Berg ab. Spuren des einstigen Vorwerks und der Kolonie Boxhagen sind heute im Stadtbild nicht mehr auszumachen. Eisenbahnbau, Industrialisierung und Wohnungsbau haben sie getilgt. Einziges Zeugnis dieses Umfeldes aus dem 19. Jahrundert ist das  Kontext: Haus Boxhagener Straße 70-72Haus Boxhagener Straße 70-72.

© Edition Luisenstadt, 2002
Stand: 21. Okt. 2003
Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg
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