Synagogenverein "Thorat-Chessed e. V."

Charlottenburg,
Kantstraße 125.

Dia-Serie Synagogenverein 1908 wurde von Angehörigen des orthodoxen jüdischen Glaubens im Gebäude auf dem zweiten Hof des Grundstücks Kantstraße 125 der S. gegründet und durch Alfred Schrobsdorff (1861-1940) eine hier bestehende Glaserwerkstatt zur Privatsynagoge Beth Jitzchok umgebaut. Wahrscheinlich von denselben Mitgliedern geschaffen und unterhalten, war in der nahegelegenen Leibnizstraße 22 der Talmud-Thora-Verein Thorah-Chessed ansässig. Bei den Mitgliedern handelte es sich vor allem um osteuropäische Juden des Mittelstandes. Eingerichtet wurde die Synagoge in der Kantstraße in der Tradition eines polnischen Stibl. Insgesamt konnte der zweigeschossige Betraum etwa 280 Personen aufnehmen. Während das Erdgeschoss über 160 Plätze für die Männer verfügte, befanden sich auf einer Empore im ersten Obergeschoss etwa 120 Plätze für Frauen. Seit dem Umbau im Jahre 1919 befand sich an der Ostseite der Synagoge ein 3,65 m x 1,50 m großer nischenartiger Altarvorbau, der als Platz für das Rednerpult diente. Die heute noch vorhandene große Eingangstür an der Nordseite wurde nur zu besonderen Feierlichkeiten geöffnet, ansonsten betrat man die Synagoge durch den heute zugemauerten Eingang im Erdgeschoss des Treppenhauses. Dass die Synagoge im Jahre 1938 nicht das Schicksal vieler anderer Synagogen Berlins teilen musste, die in der Nacht von 9. zum 10.11. infolge des organisierten Terrors des NS-Regimes ein Raub der Flammen wurden, ist dem Umstand zu verdanken, dass sie inmitten von Wohngebäuden stand. Angesichts der immer unerträglicher werdenden Situation für die Juden in Deutschland musste der Synagogenverein Thorat-Chessed im Januar 1939 den Bet- und Versammlungsraum aufgeben. Danach wurden in ihm Büro- bzw. Lagerräume eingerichtet. In den letzten Kriegstagen verschanzte sich die SS in dem ehemaligen Synagogengebäude und lieferte sich mit Teilen der Roten Armee, die über den angrenzenden S-Bahnkörper vorrückten, heftige Feuergefechte. Die heute noch sichtbaren Einschüsse auf den Mauern des Gebäudes zeugen davon. Heute bietet das Haus dem Kulturverein Charlottenburg eine Heimstatt.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Charlottenburg, Nachama, ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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