Spedition Hertling

Charlottenburg,
Sophie-Charlotten-Straße 15.

Die S. wurde von Emil Hertling (1838-1898) gegründet. Der Sohn eines Landwirts aus Bärenklau hatte in einer Materialwarenhandlung für landwirtschaftliche Artikel in Nauen eine Lehre abgeschlossen und vertrieb danach für diese Firma in der Mark Brandenburg land- und hauswirtschaftliche Artikel. Die günstige Lage Charlottenburgs zwischen Berlin und Spandau veranlasste ihn, sich hier selbständig zu machen. Für den Aufbau einer Kolonialwarenhandlung erwarb er 1865 in der Berliner Straße 52 (heute Otto-Suhr-Allee) ein Grundstück. Im gleichen Jahr erhielt er den Gewerbebrief. 1870 wurde eine Baustoffwarenhandlung angegliedert. Ab 1883 wandte sich Hertling dem Transportwesen zu. 1889 verkaufte er sein Anwesen in der Berliner Straße und erwarb ein ca. 3 000 m² großes Baugrundstück in der Sophie-Charlotten-Straße 15 und 15 a, dem heutigen Firmensitz. Hier entstanden ein fünfgeschossiges Wohnhaus (zerstört) mit Vorder- und Quergebäude, ein Stall für 30 Pferde nebst Wagenremise, Göpelwerk und zwei Kontorräume. Nach dem Tode von Emil Hertling wurde das Geschäft ab 1898 von seinen Söhnen Albert Hertling(1872-1941) und Friedrich Hertling (1874-nach 1965) weitergeführt. Das Nachbargrundstück (Nr. 16) und die hoch verschuldete Bahnspeditionsfirma W. Albrecht wurden erworben und das alte Betriebsgrundstück bis 1913 weiter ausgebaut. Schwertransporte, Spedition und Möbeltransporte gehörten zum Kern des Unternehmens. Nach 1918 wurde die Baustoffhandlung eingestellt, die Bahnspedition abgetrennt. Der alte Firmenname blieb vorerst als Grundstücksverwaltungsgesellschaft bestehen. Die Firma wurde am 29.9.1919 in eine Gesellschaft umgewandelt und nannte sich seitdem Gebr. Hertling GmbH. Ab 1935 ist das Unternehmen rechtlich als OHG geführt worden. 1943 fiel das Betriebsgrundstück einem Bombenangriff zum Opfer. Ein Geschäftshaus in der Leibnizstraße 18 musste als Ersatz dienen, ist aber beim Einzug der Roten Armee am 1. Mai 1945 ebenfalls zerstört worden. Gleich nach Kriegsende begann der Wiederaufbau der Firma. Nach Währungsreform und Blockade erfolgte ein kontinuierlicher Wiederaufstieg des Betriebes. 1951 wurde Emil Hertling, ein Sohn von Friedrich Hertling und Enkel des Firmengründers Emil Hertling, Gesellschafter des Unternehmens, das ab 1954 mit seinen Büroräumen wieder in die Sophie-Charlotten-Straße 15 umziehen konnte ( Kontext zu: Hertling HausHertling-Haus). Heute beschäftigt der Betrieb ca. 120 Mitarbeiter.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Hertling Betriebschronik ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon