Singer, Kurt

* 11.10.1885 Berent/Westpreußen,
† 7.2.1944 Theresiensstadt,
Mediziner, Dirigent.

S. studierte Medizin an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Nebenbei nahm er privaten Musikunterricht in den Fächern Violine, Theorie und Musikgeschichte. 1908 promovierte er zum Dr. med. S. war ab 1910 Musikkritiker der "Allgemeinen Musik-Zeitung" und des "Berliner Börsen-Couriers". 1913 gründete S. den Berliner Ärztechor, dessen Dirigent er bis 1933 war. Er leitete ihn bis 1938. Als Musikredakteur schrieb er ab 1919 auch für den "Vorwärts". Seinen Lebensunterhalt verdiente er bis etwa 1927 als Psychiater. Von 1923 bis 1933 hielt S. als Dozent Vorlesungen über Berufskrankheiten von Musikern und über Musikästhetik an der  Kontext zu: Hochschule fuer Musik und DarstellendeHochschule für Musik. Von 1927 bis 1930 war er zuerst stellvertretender Intendant der Städtischen  Kontext zu: Deutsche Oper Berlin(Deutschen) Oper Charlottenburg, ab 7.11.1930 Intendant. In seine Zeit als Intendant fielen solch berühmte Aufführungen wie "Armer Columbus", "Das Spitzentuch der Königin" u. a. Im Mai 1931 wurde S. abgelöst. In seiner Wohnung in der Knesebeckstraße 28 wurde am 15.7.1933 der  Kontext zu: Kulturbund Deutscher Juden ehemKulturbund deutscher Juden gegründet, der sich aufgrund einer Anordnung des Polizeipräsidenten ab April 1935 Jüdischer Kulturbund nennen musste. Ab 1935 hatte der Bund ein eigenes Theater in der Kommandantenstraße in Mitte. Von August 1935 bis 1938 war S. Leiter des Kulturbundes. Er hatte, obwohl jüdischer Bürger, noch einen Pass und durfte ins Ausland, u. a. in die USA reisen. Er nutzte die dortigen Verbindungen, um Gelder zu sammeln, damit jüdische Mitbürger aus Deutschland emigrieren konnten. 1939 blieb S. nach einer Warnung vor seiner Verhaftung in Deutschland in den Niederlanden. Als die deutschen Truppen 1940 in das Land einmarschierten, wurde er verhaftet und später in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er aufgrund der Haftbedingungen verstarb. Gedenktafeln in der Bismarckstraße/Richard-Wagner-Straße 10 und der Mommsenstraße 56 erinnern an S.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Wer ist's ? 1928/1935, Winninger, Exiltheater, Wörmann ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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