Simmel, Georg

* 1.3.1858 Berlin,
† 26.9.1918 Straßburg,
Soziologe, Philosoph.

Dia-Serie Simmel, Georg S. studierte seit 1876 an der Universität Berlin Geschichte, Völkerpsychologie, Kunstgeschichte und Philosophie. Im zweiten Anlauf wurde er 1881 in Berlin promoviert. 1883 bewarb sich S. bei der Philosophischen Fakultät in Berlin um die Zulassung zur Habilitation, die zunächst abgelehnt, dann aber vor allem durch die Unterstützung Wilhelm Diltheys (1833-1911) gebilligt wurde. Mit seinen Studien "Über sociale Differenzierung" (1890), "Die Probleme der Geschichtsphilosophie" (1892) und "Einleitung in die Moralwissenschaft" (1892/93) fand S. über die Grenzen Deutschlands hinaus Anerkennung. Vorbehalte gegen die junge Disziplin Soziologie, erstarrtes Ressortdenken an der Berliner Universität und antisemitische Ressentiments behinderten seine akademische Karriere. Erst 1898 wurde S. von der Berliner Fakultät zum Extraordinarius für Sozial- und Geschichtsphilosophie vorgeschlagen und dann - nach einer ersten Ablehnung durch das Ministerium - 1900 ernannt. S. hatte in Berlin einen außergewöhnlichen Lehrerfolg; seine Vorlesungen galten als gesellschaftliche Ereignisse. Um die Jahrhundertwende wurde S. mit seiner "Philosophie des Geldes" (1900) und seiner "Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung" (1908) zu einem der Begründer der modernen formalen Soziologie und erhielt 1911 die Ehrendoktorwürde der Staatswissenschaften der Universität Freiburg im Breisgau. Angebote, in den USA zu lehren, ließen sich nicht realisieren. 1914 erhielt S. ein Ordinariat an der Universität Straßburg. Im Ersten Weltkrieg zunächst ein führender Vertreter der deutschen Kriegsideologie, wurde S. nach 1917 ein scharfer Kritiker der Politik unter Wilhelm II. (1859-1941), von der er den Ruin des Bismarck-Reiches erwartete. S. starb wenige Monate vor dem Kriegsende und der Auflösung der Reichsuniversität Straßburg an Lungenkrebs. S. wohnte in der Nußbaumallee 14 in  Kontext zu: WestendWestend, woran eine Gedenktafel erinnert. Sein Haus galt damals in Berlin als ein geistig-kulturelles Zentrum.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Wer ist's? 1909, DBE, Eisler, Thieme/Becker, Wininger ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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