Seghers, Anna

(eigtl. Netty), geb. Reiling, verehel. Radványi
* 19.11.1900 Mainz,
† 1.6.1983 Berlin,
Schriftstellerin.

Dia-Serie Seghers, Anna S. studierte ab 1919 an den Universitäten Heidelberg und Köln Philologie, Sinologie, Geschichte und Kunstgeschichte. 1924 wurde sie an der Philosophischen Fakultät der Heidelberger Ruprecht-Karl-Universität promoviert. Sie lebte dann in Berlin und wohnte bis 1933 in der Helmstedter Straße 24. Für ihre erste Erzählung "Der Aufstand der Fischer von St. Barbara", publiziert unter dem Pseudonym "Rembrandt Seghers" (so nannte sie sich nach dem niederländischen Meister), erhielt sie 1928 den Kleistpreis. Die Erzählung wurde 1931 verfilmt. 1928 trat sie der KPD bei und gehörte im gleichen Jahr mit Johannes R. Becher (1891-1958) u. a. zu den Gründungsmitgliedern des Bundes Proletarisch Revolutionärer Schriftsteller (BPRS). Sie publizierte in der "Linkskurve", dem Organ des BPRS, in der "Roten Fahne" und in anderen links orientierten Zeitschriften. S. nahm im November 1930 an der II. Internationalen Konferenz proletarischer und revolutionärer Schriftsteller in Charkow teil. Im selben Jahr erschien ihr Novellenband "Auf dem Wege zur Amerikanischen Botschaft". 1933 kurzzeitig inhaftiert, emigrierte sie nach Frankreich. Dort gründete sie in Paris am 11.3.1933 mit Rudolf  Kontext zu: Leonhard RudolfLeonhard, Alfred Kurella (1895-1975) und anderen den Schutzbund Deutscher Schriftsteller (DSB) neu. Mit ungefähr 130 anderen deutschen Schriftstellern wurde sie in Deutschland auf die Schwarze Liste des Börsenblattes gesetzt, was sowohl als Publikationsverbot galt als auch die Entfernung ihrer Bücher aus den öffentlichen Bibliotheken zur Folge hatte. S. war Mitherausgeberin der in Prag im Herbst desselben Jahres gegründeten "Neuen Deutschen Blätter". 1940 floh sie in das noch unbesetzte Südfrankreich. 1941 gelang ihre Überfahrt nach Mexiko, wo sie Vorsitzende des antifaschistischen Heinrich-Heine-Clubs war. 1942 erschien ihr Roman "Das siebte Kreuz", der in viele Sprachen der Welt übersetzt wurde. 1944 erschien ihr Roman "Transit", in dem sie das Schicksal des Schriftstellers Ernst  Kontext zu: Weiss ErnstWeiss verarbeitete. 1947, nach Deutschland zurückgekehrt, wurden ihr für ihr literarisches Werk der Georg-Büchner-Preis und 1951 der Nationalpreis der DDR sowie der Stalinpreis verliehen. S. war Mitglied des Präsidiums des Weltfriedensrates und gehörte als Vizepräsidentin dem Kulturbund zur demokratischen Erneuerung an. Sie trat der SED bei. S. war Mitglied des P. E. N.-Clubs. 1950 gehörte S. zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Akademie der Künste (ab 1974 Akademie der Künste der DDR). Von 1952 bis 1978 war sie Präsidentin und ab Mai 1978 Ehrenpräsidentin des im Juli 1950 gebildeten Deutschen Schriftstellerverbandes (ab 1973 Schriftstellerverband der DDR). Sie wohnte seit ihrer Rückkehr aus dem Exil in der Treptower Volkswohlstraße, heute Anna-Seghers-Straße. Im November 1975 wurde sie als Berliner Ehrenbürgerin geehrt. An dem Wohnhaus Helmstedter Straße 24, wo S. von 1928 bis 1933 gelebt hat, erinnert eine Gedenktafel an sie. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Dortheenstädtisch- Friedrichwerderschen Friedhof I, Chausseestraße 126 (Mitte).

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Wer ist wer? 1955, DBE, Emigration, Voß, Killy, Wininger, Overesch/Saal Weimar u. III. Reich Wer war wer DDR, September 1992 ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
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