Seeler, Moritz

* 1.3.1896 Greifenberg/Pommern,
verschollen im Ghetto Riga, Regisseur, Theaterleiter.

S. gründete 1922 in Berlin die "Junge Bühne", ein Theater ohne festes Ensemble und eigenes Haus. Die großen Berliner Schauspielhäuser stellten der "Jungen Bühne" ihre Theater für Sonntagsmatineen zur Verfügung und gaben damit jungen Autoren die Chance, ihre Stücke in Berlin vorzustellen. Die erste Inszenierung Berthold Viertels (1885-1953) von Arnolt  Kontext zu: Bronnen ArnoltBronnens "Vatermord" am Deutschen Theater (Mitte) löste im Mai 1922 einen Skandal aus und machte die "Junge Bühne" in der Öffentlichkeit bekannt. Es folgten weitere nicht weniger brisante Inszenierungen, u. a. 1925 Carl  Kontext zu: Zuckmayer CarlZuckmayers "Pankraz erwacht oder die Hinterwäld(l)er" am Lessing-Theater und am Deutschen Theater in der Regie von Bertolt  Kontext zu: Brecht BertoltBrecht 1926 dessen Stück "Baal". Daneben arbeitete S. an Berliner Kabaretts. Für die Spielzeit 1928/29 ging er als stellvertretender Direktor an das Lessing-Theater und produzierte mit seiner eigenen Firma 1929 den Film "Menschen am Sonntag". Der Gedichtband "Die Flut" von 1937 ist seine einzige Buchveröffentlichung. S. emigrierte 1933 nach Prag und Österreich, kehrte aber 1935 zurück nach Deutschland. Bevor S. 1941 und 1942 auf der Deportationsliste nach Auschwitz stand und zweimal zurückgestellt wurde, war er in Berlin zwangsweise als Kohlenarbeiter verpflichtet. Die Gestapo deportierte ihn am 15.08.1942 in das Ghetto Riga. In der Brandenburgischen Straße erinnert eine Gedenktafel daran, dass S. hier von 1916 bis Mitte der 1920er Jahre wohnte.

Quellen und weiterführende Literatur:
Literatur[ Emigration, DBE ]

 

© Edition Luisenstadt, 2005    Stand: 3. Jan. 2005
Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf
www.berlingeschichte.de/Lexikon